Gab es jemanden zu Schulzeiten zu dem ihr jetzt netter wärt?

vom 01.05.2013, 19:54 Uhr

Ich habe letztens darüber nachgedacht, wen es so in meiner Grundschulzeit (da ich ja noch zur Schule gehe) gab, zu dem ich hätte netter sein sollen. Da ist mir ein Schüler eingefallen, der in meine Klasse ging. Ich war noch ein kleiner Bub, und habe mich von meinen Mitschülern mitreißen lassen. Diese haben ihn manchmal geärgert, und ich habe, so dumm ich war, mitgemacht. Heute könnte ich mich dafür ärgern.

Natürlich kann man den Gedanken noch weiterführen. Es kann auch ein Mitschüler gewesen sein, zu dem ihr nicht nett gewesen seid, der heute berühmt ist. Jetzt bereut ihr es, weil ihr keinen Kontakt mehr zu dieser Person hegen könnt. Gibt es so etwas in eurer Vergangenheit? Könnt ihr sagen, dass es Mitschüler gab, zu denen ihr hättet netter sein können? Wenn ja, was hat euch damals daran gehindert, es nicht zu sein? Was würdet ihr jetzt anders machen?

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» Owlytic » Beiträge: 534 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Da Kinder anders denken und reagieren als Erwachsene, ist die Frage müßig, was man anders gemacht hätte. Man hätte nichts anders gemacht, weil man eben noch ein Kind war. Man kann als Erwachsener eigentlich gar nichts bereuen, was man als Kind getan hat oder eben nicht.

Abgesehen davon habe ich, soweit ich mich erinnern kann, keine Mitschüler schlecht behandelt, höchstens meine Geschwister. Aber das hat sich ausgeglichen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich war vor zwei Jahren zu der Hochzeit einer guten Freundin eingeladen. Diese Freundin war schon auf der Realschule, auf der ich auch war, aber da hatten wir überhaupt nichts miteinander zu tun. Wir waren in unterschiedlichen Klassen und hatten unterschiedliche Freunde. Sie war eine ganz Brave und ich hatte halt so meine Phasen. :D Als ich aber auf´s Gymnasium wechselte, war sie in meiner Klasse. Die nächsten vier Jahre sind wir jeden Tag gemeinsam morgens eine Stunde hin und nachmittags eine Stunde zurück gefahren.

Dann kam also der Tag ihrer Hochzeit. Da wir, wie gesagt, gar keine gemeinsamen Freunde haben, hat sie mich trotzdem an den Tisch gesetzt, an dem ihre Freunde aus Realschulzeiten saßen. Und wer sitzt da? Ein Junge aus der Realschule, der damals der absolute Vollidiot war. Leider fand das die ganze Schule. Er war halt der typische "Bauerntrottel", bisschen langsam, sprach mit starkem bayerischen Dialekt, bisschen zu dick und auch noch mit derbem Humor. Ich kannte keinen, der ihn mochte.

Da wir die einzigen Raucher an unserem Tisch waren, landeten wir zwangsläufig gemeinsam auf der Terrasse und kamen ins Reden. Ich hab ja ein Gedächtnis wie ein Sieb und da er gar nicht in meiner Klasse war, kann es auch gar nicht so viele Situationen gegeben haben, in denen ich gemein zu ihm war. Aber er hat mir irgendwann erzählt, dass er höllisch Angst vor mir hatte. Ich hab mich nur gefragt, warum er nicht Angst vor meiner besten Freundin hatte. Die war nämlich zwei Köpfe größer als ich, drei Köpfe, wenn man ihren Irokesenhaarschnitt mitzählt, immer schwarz angezogen, sozusagen immer schlecht gelaunt. Aber an sie konnte er sich gar nicht erinnern.

Es war ein lustiger Nachmittag/Abend, auch wenn ich ihn immer noch bauernhaft fand. Ihm hat diese Friedenspfeife richtig was bedeutet. Kann aber auch am Alkohol gelegen haben. Ich hab mich zwar bei ihm entschuldigt, aber hab auch gesagt, dass ich nun mal jung und dumm war. Toleranz muss man auch erst lernen.

Aber auch wenn der - für was auch immer; vielleicht als Schlagersänger - berühmt geworden wäre, hätte ich mich nicht dafür in den Arsch beißen mögen, dass ich nicht netter gewesen bin. Wenn ich jemanden nicht mag, erwarte ich auch nicht, dass er durch Ruhm interessanter wird. Ganz im Gegenteil. Ich hab keinerlei Interesse an Kontakt zu berühmten Personen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Kinder und vor allem auch Jugendliche denken tatsächlich anders. Das hat anlupa gut beschrieben. So war es auch bei uns in der Klasse so, dass vor allem die Jungen immer einen Jungen geärgert und gehänselt haben, der eben nicht so ganz zu ihnen gepasst hat und anders war als sie. Diesen Jungen habe ich weder gemocht noch irgendwie gehasst und trotzdem habe ich wohl auch manchmal anders auf ihn reagiert wie ich es bei anderen Mitschülern gemacht habe.

Im Nachhinein weiß ich eigentlich nicht, warum Leute so handeln und andere ärgern müssen. Ich weiß nur, dass es damals eben so üblich war, wenn man es so möchte, dass dieser Junge eben so behandelt wird, wie er es wurde. Da wollte keiner etwas anderes sagen oder tun. Man ist praktisch mit der Masse mitgeschwommen. Dem Jungen selber hat es zwar nicht so viel ausgemacht, aber im Nachhinein hätten wir doch alle etwas netter sein sollen.

Diesen Jungen bzw. inzwischen gestandenen Mann, habe ich neulich erst getroffen und wir haben uns super verstanden und uns sehr gut unterhalten. Irgendwann wird man einfach erwachsener und reifer und auch die Zeit heilt Wunden bzw. lässt Dinge vergessen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja, da gibt es wohl einige, aber als Kind habe ich einfach anders gedacht als jetzt, und da ich eigentlich mit sehr vielen Leuten aus meiner Schulzeit noch Kontakt habe, kann ich nicht so schlimm gewesen sein. :D

Ich kenne aber eine sehr tragische Geschichte, die sehr gut zu dem Thema passt. Ein Junge wurde in seiner Grundschulzeit immer aufgrund seines Aussehens (das eigentlich gar nicht besonders war) und seiner Art von anderen aufgezogen. Trotzdem wirkte er auf andere fröhlich und lebensfroh. Im Teenageralter hat er sich allerdings erhängt und einige Leute haben danach gedacht, dass sie vielleicht netter zu ihm sein hätten, sollen. Natürlich muss das nicht der Grund für den Suizid gewesen sein, aber trotzdem haben sich einige Vorwürfe gemacht. Verständlich!

» Sternilu » Beiträge: 305 » Talkpoints: 55,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Da kann ich ganz bestimmt nein, absolut nicht, sagen. Ich habe nie gemobbt oder andere schlecht behandelt. Ich habe nie blöde Sprüche im Unterricht gebracht oder versucht, jemanden auszuschließen. In der Grundschule hatte man mich selber wegen meines Gewichts aufgezogen, daher wusste ich, wie schlimm es sein kann, jemanden abfällig zu behandeln. Außerdem halte ich Dinge wie Ärgern oder sogar Mobbing für Dinge, die der Verursacher tut, um sich selber besser zu fühlen oder um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich hatte keines von beiden nötig, deswegen habe ich immer alle, sofern sie auch nett zu mir waren, nett behandelt.

Im Nachhinein würde ich eher sagen, ich hätte etwas fieser zu dem einen oder anderen sein sollen. Beispielsweise hatten wir regelmäßig Außenseiter in der Klasse, die ich gerne mal in Schutz nahm. Aber bei einem kam es doch tatsächlich vor, dass dieser undankbare Idiot auch noch fies zu mir wurde! Den hätte ich mal lieber mitmobben sollen, denke ich mir im Nachhinein. Na ja, wenigstens habe ich ein reines Gewissen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Vor allem auf der weiterführenden Schule habe ich viele Mitschüler geärgert und ausgegrenzt. Bei Gruppenarbeiten mit einem Kevin, der für seinen Mundgeruch bekannt war, habe ich extra laut gerufen "Kevin, geh dir deine Zähne wenigstens einmal in der Woche putzen! Das riecht ja schrecklich." damit alle lachen. So etwas bereue ich heute und habe schon später auf dem Berufskolleg damit angefangen, Leute nicht mehr auszugrenzen, sondern in die Aufgaben mit zu integrieren.

Das macht meine Taten zwar nicht ungeschehen aber einem geht es dann doch besser.

» Gamer » Beiträge: 432 » Talkpoints: 2,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mittlerweile muss ich sagen, dass ich wohl zu jedem aus meiner Klasse netter wäre. Einfach weil ich denke, dass es eben besser ist, wenn man ein netter Mensch ist und jemanden nicht ärgern sollte, nur weil er eben von anderen nicht gemocht wird oder man ihn selber vielleicht auch nicht so sehr mag. Da sollte man sich immer neutral verhalten und nicht gemein der Person gegenüber werden. Aber wenn die Sachen vergangen sind, ist es natürlich immer leichter, so etwas zu sagen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich wäre zu einer ganzen Menge an ehemaligen Mitschülern wesentlich netter als zu Schulzeiten. Und zu einigen anderen wäre ich sicherlich nicht mehr so nett, wie ich es gewesen bin.

Zu meiner Schulzeit kam ja gerade der Begriff des Mobbings auf und ich muss zugeben, dass ich in dieser Hinsicht ganz sicher kein unbeschriebenes Blatt bin. Ganz getreu dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung habe ich ganz schön ausgeteilt und einige meiner Freunde ebenfalls. Aber eben erst, nachdem ein Paar Kommentare bezüglich meiner Person gefallen sind. Als Mobbing würde ich die nicht bezeichnen, nicht einmal als Beleidigung, aber wer gegen mich austeilt, der muss auch was einstecken können. Umgekehrt ist es ja auch genauso. Aus den ursprünglichen Feinden wurden dann Verbündete und das Ganze zog weitere Kreise.

Zu all denen, die wir damals so angegangen sind, würde ich nun natürlich viel netter sein. Und zuerst einmal würde ich mich auf jeden Fall entschuldigen. Vor allem bei Bianka und Mareike, meiner besten Freundin. Die beiden haben tatsächlich extrem unter mir beziehungsweise unter uns gelitten. Vorzugsweise unter mir.

Vielen meiner damaligen Freunde würde ich aber auch meine jetzige Meinung mitteilen und wenn sie es nicht einsehen würden, dass wir damals Mist gebaut haben, dann würde ich sie meine Abneigung spüren lassen und nicht wie früher auf Einigkeit und recht und Freiheit plädieren.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich mich eigentlich immer sehr moralisch gut vertretbar als Kind und Jugendlicher verhalten habe. Ich habe nie jemanden gemobbt und war nie böse und gemein zu meinen Mitschülern oder den anderen Kindergartenkindern, ich wüsste nicht wann. Im Gegenteil, ich habe mich eigentlich immer eingesetzt für die Schwächeren.

Aber ich erinnere mich noch an eine Situation, die tut mir heute noch Leid. Erst heute Nacht habe ich mal wieder von dieser Person geträumt, obwohl ich ewig nicht an sie gedacht habe. Es geht um meine Englischlehrerin am Gymnasium, ich war neunte Klasse, es war kurz vor den Sommerferien, kurz bevor ich eine andere Schule aufsuchen sollte/wollte.

Ich weiß noch, dass es sehr warm draußen war und dass sie mich aufgerufen hatte. Ich sollte irgendwelche Fragen im Lehrbuch beantworten, aber ich hatte irgendwie keine Nerven dazu. Mir war zu warm, ich hatte keine Lust mehr, ich war genervt davon, dauernd dran zu sein, ich hatte es einfach satt. Ich weiß noch, wie ich kaum überlegt habe, um auf die Lösungen zu kommen, ich sagte einfach, ich könnte jetzt nicht. Die Lehrerin wollte wissen wieso, ich sagte keine Ahnung, mir sei zu warm, ich wäre fertig.

Man muss sich die Lehrerin wie folgt vorstellen, sie war ganz schüchtern, ganz klein und zierlich, konnte sich immer schlecht durchsetzen und einige Monate später begann sie einen Suizidversuch, sie raste mit ihrem Auto mit voller Wucht gegen einen Baum und zertrümmerte sich das Becken, überlebte aber. Und da kam ich damals und habe ihr das Leben in dem Moment noch unnötig schwer gemacht. Anstatt mir bisschen Mühe zu geben in dem Moment, hab ich einfach gesagt, ich kann nicht, geht nicht, ich hab einfach ihre Autorität untergraben, noch mehr als sie eh schon war. Das war total blöd von mir und wenn ich könnte, würde ich diesen Moment rückgängig machen. Das war gemein.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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