Grundschule - der harte Kampf um das Übertrittszeugnis

vom 30.04.2013, 20:44 Uhr

@Anemone: Bei den Ausbildungsbetrieben muss ich dir widersprechen. Da ist sogar ein entgegen gesetzter Trend vorhanden. Man hat sich bei vielen Betrieben schon davon verabschiedet nur Abiturienten ausbilden zu wollen. Einfach weil zu wenige Schulabgänger vorhanden sind. Daran kann es eigentlich nicht liegen.

Hat man vor ein paar Jahren die Wunschausbildung fast nur über Beziehungen bekommen, so wird heute den potentiellen Auszubildenden allerhand angeboten. Das geht beim Handy los und endet teilweise schon beim Firmenwagen, wenn sie volljährig geworden sind. Wo vor wenigen Jahren noch die Mitarbeiter von der Arbeitsagentur Klinken geputzt haben, dass man doch noch Ausbildungsplätze schaffen möge, kriegen sie heute Anfragen von den Firmen ob man noch Auszubildende beschaffen kann.

Von daher kann es kaum mit der beruflichen Zukunft zusammen hängen, wobei da Kinder in dem Alter nur selten genauere Pläne und Wünsche haben. Es sind viel mehr die Eltern, die zu viel fordern. Wir haben hier in der Klasse selbst solche Fälle, wo die Eltern einfach gewisse Entwicklungen vorantreiben. Egal, ob es das Kind wirklich so will. Da wird eben so lange Druck gemacht, bis das Kind sich in sein Schicksal fügt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb, was du beschreibst, ist durchaus möglich und ich kann statistisch auch nicht unbedingt das Gegenteil beweisen, es widerspricht aber dem, was ich vor einem Jahr erlebt habe, als ich selbst mit dem Abitur fertig war. Für mich selbst stand fest, dass ich ein Studium aufnehmen wollte, Andere wollten jedoch einfach eine Ausbildung anschließen, viele von ihnen hatten sich zwei Jahre zuvor mit der mittleren Reife schon einmal beworben.

Mag sein, dass man auch andere Bewerber genommen hätte, hätte es keinen mit Abitur gegeben, aber Letztere wurden immer bevorzugt behandelt, vielleicht auch ein Stück weit wegen des Alters; das erlebten meine Mitschüler, als sie nach der 10. Klasse eine Absage bekamen, und als sie nach ihrem Abitur immer eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekamen und beinahe immer auch genommen wurden. Selbst eine Abiturientin, die als Sprungbrett eine Ausbildung in einem Friseursalon machen wollte und bei der offensichtlich war, dass sie nicht dauerhaft in diesem Beruf arbeiten wolle, wurde mit Handkuss genommen, während andere jüngere Bewerber mit niedrigerem Schulabschluss abgelehnt wurden.

Mag sein, dass immer mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden, mag auch sein, dass man augenscheinlich auch Haupt- und Realschüler dafür in Frage kommen lässt, aber du unterschätzt, dass es inzwischen extrem viele Abiturienten gibt - der Schnitt liegt in unserem Bundesland bei etwa 50 % der Schulabgänger. Nimmt man diesen Anteil, von dem durchschnittlich nur etwa die Hälfte ein Studium aufnehmen möchte, und rechnet man zusätzlich noch die Realschüler hinzu, deren Anteil auch noch einmal bei etwa 25 % liegen dürfte, ist es für mich nicht weiter verwunderlich, dass die begehrten Ausbildungsplätze weiterhin eher aus diesen Reihen besetzt werden.

Das will nicht heißen, dass ein Hauptschulabsolvent keinerlei Chance hat, aber die Möglichkeiten sind eingeschränkt und da kann ich schon verstehen, dass Eltern teils Druck machen, um ihren Kindern alle Türen offenzuhalten - dass dieser Druck oft ungesund und hinderlich ist, will ich indes überhaupt nicht abstreiten.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Anemone: Ich weiß ja nicht, in welchem Bundesland du lebst. Aber ich kenne die Zahlen von Thüringen und Sachsen. Dort werden seit zwei bis drei Jahren mehr Auszubildende gesucht, wie eben Bewerber da sind. Erst im letzten Jahr habe ich hier von Firmen lesen können, dass sie ihren eigenen Anspruch an die Bewerber von Abiturienten auf Realschüler abgestuft haben. Eben weil sie sonst gar keine Auszubildenden bekommen würden.

Selbst in Berufen, wo man meint, dass diese weniger beliebt sind, weil je nach Saison auch die Wochenenden keine Freizeit mehr sind, gibt es zu viele Bewerber und man kann sich die besten dabei aussuchen. Ähnliches habe ich auch schon vor gut fünf Jahren in Hessen erlebt. Da hätte ich nie erwartet, dass der Bewerber überhaupt seine Wunschausbildung bekommt, weil ich das Zeugnis kannte. Und dann kamen mehr Zusagen auf die Bewerbungen, als Absagen.

Wenn ich mir dann noch die wöchentlichen Werbeblätter anschaue, wo gleichzeitig die Angebote für Ausbildungen dabei sind. Da wirbt man heute schon damit, dass alle Auszubildenden auch eine Übernahmegarantie bekommen. Was vor wenigen Jahren noch ein Glücksspiel war, dass man nach der Ausbildung dann auch eine Anstellung bekam.

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