Chef klaut - wie würdet ihr handeln?

Ihr habt gerade einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Dort arbeitet ihr erst seit wenigen Tagen. Die Stimmung ist in Ordnung, die Kollegen sind bisher nett und die Arbeit macht euch so weit Spaß. Ihr wart vorher lange arbeitslos und seid natürlich froh, einen neuen Arbeitsplatz gefunden zu haben.

Nun seht ihr, wie euer Vorgesetzter was aus dem Lager mitnimmt und das nicht austrägt. Ihr habt klare Anweisungen erhalten, dass jede Entnahme dokumentiert werden muss, damit die Inventur stimmt und damit man rechtzeitig nachbestellen kann. Nur um ein Beispiel zu nennen. Andere Situationen, in denen ein Vorgesetzter was mitnimmt und nicht bezahlt, könnt ihr euch selbst vorstellen.

Mir geht es hier nun nicht um den rechtlichen Rahmen. Ganz klar ist Diebstahl nicht in Ordnung. Mir geht es mehr um die moralische Seite und das eigene Abwägen. Wie verhält man sich in der Situation? Den Vorgesetzten ansprechen und damit eventuell den Arbeitsplatz riskieren? Den Vorgesetzten des Vorgesetzten ansprechen? Oder den Mund halten, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren?

Ich würde in dem Fall meinen Mund halten, um das offensichtlich gute Betriebsklima nicht zu gefährden. Du weißt ja gar nicht, ob dein Vorgesetzter das darf. Vielleicht hat er die Gegenstände ja sogar bezahlt und hat sie sich jetzt erst geholt. Da wäre ein Ansprechen des Themas mit falschem Verdacht peinlich. In diesem speziellen Fall würde ich nichts sagen, bis ich die genaue Situation einschätzen kann.

Wenn ich in dem Betrieb erst seit wenigen Tagen arbeiten würde, dann würde ich auch erst mal nichts sagen. Den Vorgesetzten, der die Sachen genommen hat, würde ich wohl sowieso nicht ansprechen, weil ich fürchte, dann schlechter behandelt oder sogar entlassen zu werden. Auch den Chef von meinem direkten Vorgesetzten würde ich in einer solchen Situation nicht ansprechen. Das sieht dann so aus, als wenn man sich als neuer Mitarbeiter direkt durch petzen hervortun möchte und auch das dürfte bei allen Seiten eher schlecht ankommen.

Ich denke, dass ich erst mal weiter beobachten würde, wie der Chef sich verhält. Natürlich müssen die Sachen ausgetragen werden, das ist klar, aber solange der Chef nicht mein Eigentum klaut, würde ich erst mal den Ball flach halten. Wenn ich dann irgendwann mal genug Vertrauen zu einem meiner Kollegen habe und ein derartiges Verhalten des Chefs noch häufiger beobachtet habe, dann würde ich den Kollegen mal ansprechen, ob diesem das auch schon aufgefallen ist und ob das bei dem Chef normal ist. Vielleicht gibt es ja eine einfache Erklärung dafür oder wir könnten eben gemeinsam mit anderen Kollegen etwas unternehmen.

Wenn ich noch nicht lange in diesem Betrieb bin, würde ich kündigen, ansonsten würde ich das anonym melden. Wäre das Betriebsklima bereits im Keller, dann würde ich ohne schlechtes Gewissen das Unternehmen verlassen, weil ein Chef der klaut, muss ebenso ein unehrlicher Mensch sein und mit so einem Menschen möchte ich nichts zu tun haben, vor allem, weil es der Chef ist.

Wenn die Meldung nicht ernst genommen würde, dann kündigte ich. Wird sie allerdings ernst genommen, dann mal schauen, wie es weiter geht. Der Chef muss auf jeden Fall Konsequenzen ziehen, ungestraft darf der nicht davon kommen.

Ich glaube, wenn man das den anderen Mitarbeitern sagt und man mit dieser Vermutung alleine dasteht ohne den Rücken gestärkt zu bekommen, dann ist man verloren und wird als Lügner hingestellt und alles wäre ergebnislos. Deshalb würde ich das anonyme Petzen vorziehen.

Wenn der Vorgesetzte etwas aus dem Lager nimmt, ohne es auszutragen liegt natürlich der Verdacht schon nahe, dass es sich hierbei um Diebstahl handelt. Zunächst einmal würde ich abwarten und den Mund halten, wenn ich dies nur ein mal beobachtet habe. Irgendwo ist man ja auch froh, dass man eine neue Arbeitsstelle hat und ein angenehmes Klima unter den Kollegen. So etwas setzt man in so einer Situation natürlich ungern aufs Spiel. Es kann aber auch sein, dass er es beim zweiten Gang ins Lager einträgt. Vielleicht wollte er ersteinmal sehen, ob das Teil auch passt, bevor er es austrägt. Das wäre so mein Gedankengang am Anfang.

Nehmen wir mal an er bedient sich regelmäßig an den Sachen im Lager und kann es definitiv als Diebstahl bezeichnen, dann würde ich wohl trotzdem zunächst einmal die Füße still halten. Im Falle einer Inventur ist dann natürlich der kleine Arbeiter Schuld an der ganzen Sache. So ist es doch immer, nicht wahr? Ich würde aber auf jeden Fall irgendetwas unternehmen wollen, weil es einem irgendwann auf die Füße fällt. Da man noch neu ist kann man natürlich schlecht einschätzen, wen man entsprechendes Vertrauen entgegen bringen kann.

Mir kommt der Vorschlag mit der anonymen Meldung an sich nicht schlecht vor, aber irgendwann wird das öffentlich angesprochen und als neuer Mitarbeiter ist man da immer verdächtig, weil sich die anderen in der Regel schon sehr gut kennen. Auch wenn der Verdacht nicht gleich auf einen fällt schaut man sich doch in dem Moment, wenn es verkündet wird, gegenseitig an und fragt sich wer das gewesen ist. Bei den Blicken würde mir unwohl werden, weil ich so etwas nur schwer verbergen kann. Aber ich würde diesen Weg wohl trotzdem versuchen, weil es nicht sein kann, dass man sich am Lagerbestand bereichert.

Mit solchen Anschuldigungen würde ich sehr vorsichtig umgehen. Du weißt nicht, warum er Sachen aus den Regalen genommen hat, was er damit vorhat oder ob er sie später wieder zurücklegt, weil er sie nur überprüfen wollte. Alles kann möglich sein und wiederum auch nicht. Du kannst deinen Ärger hinunterschlucken und ihn weiterhin beobachten.

Was du machen solltest, alle Vorfälle genau mit Datum und Uhrzeit notieren. Bei Bedarf kannst du dann genau sagen, wann und wo etwas entwendet wurde. Was wurde denn überhaupt entwendet? Handelt es sich um verderbliche Waren oder sind es Sachen, die man nach Gebrauch wieder als neuwertig verkaufen kann? Dann könnte er sich die Sachen nur mal ausgeliehen haben.

Wenn man es selbst beobachtet hat, sollte man das Gespräch unter vier Augen suchen. Man kann ja nachfragen, ob man zu dem Zeitpunkt vielleicht mit den Gedanken woanders war und es schlichtweg vergessen hat die Eintragung vorzunehmen. Damit bezichtigt man den Menschen, ob nun Vorgesetzter oder normaler Mitarbeiter, nicht direkt des Diebstahls, sondern schiebt Vergesslichkeit oder dergleichen vor.

Immerhin besteht ja auch die Möglichkeit, dass dies die wirkliche Ursache für das Handeln ist. Es gleich als Diebstahl hinzustellen, halte ich da für vermessen. Hat man allerdings von der Sache nur über Kollegen erfahren, würde ich den Rat geben, dass Gespräch mit der betroffenen Person zu suchen. Selbst würde ich es nicht sagen, da man ja auch recht schnell einem Gerücht aufgesessen sein kann.

Wenn man das genauestens im Blick haben soll, würde ich mir zumindest eine Notiz machen, dass der Chef das eben genommen hat und wann. Ansonsten kann man ihn ja auch mal direkt darauf ansprechen, wenn das mal wieder passiert und nachfragen, ob das so auch in Ordnung ist. Eigentlich würde das ja nur zeigen, dass man seinen Job auch Ernst nimmt. Als Dieb würde ich ihn dann aber im Gespräch nicht bezeichnen, sondern eher freundlich nachfragen. Man sollte aber freundlich bleiben und nichts falsches unterstellen. Gerade nach wenigen Tagen kann man die Abläufe ja aber auch noch nicht so gut kennen und deswegen macht eine Nachfrage Sinn.

Das ist eine sehr schwierige Frage, weil wenn man seinen Chef verpetzt und der Chef dann nicht gefeuert wird, dann wird der Chef dich immer ärgern und dir Überstunden geben. Sich mit dem Chef anzulegen ist so ziemlich das dümmste was man in dieser Situation machen kann. Es ist zwar nicht richtig, das der Chef etwas klaut, aber ein Chef ist eine sehr hohe Person. Ich würde es aber nicht petzen, wenn er nur einmal etwas klaut, wenn der Chef aber öfters klaut, dann würde ich das auf jeden Fall jemanden sagen, weil ein Chef ist auch nur ein Mensch.

Ich würde es aber sofort jemanden sagen, wenn ein Chefarzt Medikamente klaut. Ich würde das erstens sagen, weil Medikamente sehr teuer sind und zweitens kann der Arzt ja auch Medikamenten süchtig sein, dann würde ich ihn sogar helfen, wenn ich es sagen würde. Außerdem könnte der Arzt auch seine Partienten in Gefahr bringen, wenn er gerade operiert und davor hat er dann auch noch sehr viele Tabletten geschlugt. In diesem Fall kann der Arzt dann nicht mehr gut nachdenken und er könnte sogar Menschen töten. Also in manchen Fällen würde ich ihn verpetzen und in manchen nicht.

Kann man hier überhaupt von Diebstahl sprechen? Kann man sich denn selbst beklauen? Der Chef wird ja wohl der Eigentümer der Sachen sein, die im Lager sind. Zumindest, je nach dem, welche Firma es ist. Deswegen würde ich überhaupt nicht davon ausgehen, dass es ein Diebstahl ist.

Mal ehrlich, kann der Chef in seiner eigenen Firma nicht machen was er will? Kann er mit seinen Sachen in der Firma nicht machen was er will? Sicher ist es dumm, wenn die Inventur nicht stimmt, weil etwas nicht ausgelagert ist. Aber im Grunde ist es die Firma des Chefs und er muss das verantworten.