System der Platzvergabe für Medien bei Verhandlung sinnvoll?

Das Debakel wegen der Platzvergabe beim Gerichtsprozess gegen Beate Zschäppe hat bestimmt jeder mitbekommen. Zunächst hatte keine einzige türkische Zeitung einen Platz bekommen. Das fand ich unmöglich. Es ist doch allein schon dringend notwendig für das deutsch-türkische Verhältnis, dass in der Türkei eine detaillierte Berichterstattung über diesen Prozess möglich ist.

Jetzt wurden die Plätze per Losverfahren neu vergeben, wobei 4 Plätze für türkische Medien reserviert wurden. Dadurch haben aber einige Zeitungen oder Sender, die zunächst einen Platz hatten diesen wieder verloren. Deren Enttäuschung kann ich auch gut verstehen. Außerdem sind einige wichtige Tageszeitungen leer ausgegangen, während die Brigitte aber einen Vertreter schicken darf.

Ich verstehe zum einen nicht, warum das Thema erst jetzt aufkommt. Gab es vorher noch nie Probleme? Oder haben sich die großen Zeitungen bisher immer rechtzeitig gekümmert und sich dem System so angepasst und daher gab es bisher keinen Grund für eine Beschwerde? Es gab aber doch schon viele Prozesse, an denen viele Zeitungen und Sender interessiert waren. Haben die sich bisher immer damit abgefunden, wenn sie nicht mehr reinkamen?

Zum anderen verstehe ich das System nicht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ist es nur das? An einem gewissen Tag werden die Schalter geöffnet und die Journalisten campieren davor wie Fans bei einem Kartenvorverkauf für ein Konzert? Wäre es nicht sinnvoller, die Medien in Gruppen einzuteilen? Genauso wie es jetzt vier Plätze für türkische Medien gab, könnte man doch immer alle Medien in Öffentlich-rechtliche Sender, Privatsender, Tageszeitungen und Boulevardpresse einteilen. Je nachdem wie viele überhaupt in der Gruppe vertreten sind oder wie viele sich aus der Gruppe beworben haben, wird dann die Anzahl der Plätze für diese Gruppe bestimmt.

Wie seht ihr das? Könnt ihr die Aufregung verstehen? Haltet ihr das bisherige System für sinnvoll und hättet schon das Losverfahren nicht zugelassen? Oder findet ihr das ganze System schlecht? Und wisst ihr von anderen Verhandlungen, bei denen es deswegen früher schon mal Probleme gab?

Die Einteilung in Mediengruppen finde ich eine sehr gute Idee! Das Problem ist allerdings, wie vermutlich immer im Leben, dass es immer jemanden gibt, der etwas zu meckern hat und gerade bei so etwas gibt es da doch viele Ansatzpunkte, denn wer will das schon beurteilen, welche Medien "wichtiger" für die Meinungsbildung sind oder wie sich eine ausgewogene Berichterstattung gewährleisten lässt. Zu diesen Aspekten gibt es einfach manchmal keine objektiven Gesichtspunkte. Okay zum Thema "Brigitte" werde ich mich hier nicht auslassen, obwohl...meine Oma würde die Berichterstattung bestimmt auch gerne in der Brigitte lesen.

Interesse werden bei so einem brisanten Thema sicherlich viele haben aber ich denke was auch zu diesem Unmut beigetragen hat, war die Tatsache, dass einige Medienvertreter später Nachricht erhielten als andere und so nicht die Chance hatten rechtzeitig einen Platz zu reservieren.