Erzielen Plakate in Arztpraxen wirklich eine Wirkung?

Ich war neulich bei meinem Hausarzt und hatte während meinem Aufenthalt im Wartezimmer genügend Zeit, die Plakate an den Wänden ausgiebig zu studieren. Auch im Behandlungszimmer musste ich eine Weile auf den Arzt warten und habe mir auch dort die an den Wänden hängenden Plakate angezeigt. Dabei handelte es sich überwiegend um Plakate, die den Arztbesucher warnen sollten.

So hing im Wartezimmer beispielsweise ein Plakat, auf dem die gesundheitlichen Fortschritte des Körpers nachdem man mit dem Rauchen aufhört dokumentiert waren. Es hieß zum Beispiel, dass sich nach einem halben Jahr das Risiko eines Schlaganfalls halbiert und dass die Lunge nach zehn Jahren fast wieder so gesund ist wie die eines Nichtrauchers. Das Plakat im Behandlungszimmer zeigte verschiedene Nahrungsmittel und deren Fett- und Zuckeranteil. So sah man zum Beispiel anhand von aufgemalten Zuckerwürfeln wie viel Zucker in einem Schokoriegel oder in Gummibärchen steckt.

Ich war erstaunt zu sehen, dass gerade in Lachgummi, das viele Vitamine enthalten soll und daher prima für Kinder geeignet sein soll, am meisten Zucker steckt. Auch Kinder Schokolade ist eine echte Zuckerbombe, woran ich mich sicherlich erinnern werde, wenn ich das nächste Mal eine Packung Kinder Schokolade aus dem Regal nehmen will.

Hängen in eurer Hausarztpraxis auch solche Plakate an den Wänden? Denkt ihr, dass solche Plakate wirklich eine Wirkung bei den Patienten erzielen, wenn diese sie lesen? Habt ihr durch die Plakate in Arztpraxen auch schon mal was dazu gelernt und vielleicht sogar etwas Ungesundes abgestellt?

Ich würde sagen ja, sie regen dazu an, nachzudenken über die verschiedensten Sachen, wie zum Beispiel die Kinderschokolade, die du angesprochen hast. Selbst du warst erstaunt, dass ein Schokoriegel oder die Kinderschokolade so viel Zucker enthalten. Wenn du dir demnächst mal Lachgummi kaufst, wird deine Hand sehr zögerlich zugreifen, weil du gesehen hast, wie viel Zucker dieses Gummizeugs enthält.

Wo ich allerdings Zweifel hege, dass Kettenraucher sich von einem solchen Plakat beeindrucken lassen. Wenn sie soweit sind, dass sie immer und immer Zigaretten rauchen müssen, hält sie solch ein Plakat nicht davon ab. Sie denken sich höchstens, dass das Plakat nichts Neues für sie ist, weil sie es schon hundertmal gesehen haben.

Auf jeden Fall sind die Plakate eine Information. Auch wenn der Patient, den es betrifft, schnell wo anders hinsieht, weil die Plakate manchmal auch sehr unästhetische Bilder zeigen, zum Beispiel die einer zerfressenen Lunge.

Meine Ärztin hat solche Plakate nicht aufgehängt. Warum nicht, weiß ich nicht. Aber ich halte es schon für wichtig, immer mal wieder an solche Dinge zu erinnern.

Bei meinem Arzt hängen auch solche Poster herum. Für mich gab es noch keine neue Information, die ich dadurch erhalten hätte, aber an sich finde ich diese Informationsplakate dennoch nützlich, denn sicherlich lernen viele Menschen dadurch noch dazu. Sei es, wie die Lunge eines Rauchers aussieht, oder eben, wie viel Zucker in einzelnen Speisen enthalten ist, oder aber, wie es bei einem Plakat bei meinem Arzt der Fall ist, wie mutierte Melanome, die sich auf dem Weg zum Hautkrebs befinden, aussehen. Wenn Menschen etwas Sinnvolles daraus lernen, kann ich die Aktion definitiv gutheißen.

Gut durchdacht ist sie ja eigentlich auch. Schließlich langweilen sich viele Menschen im Wartezimmer und lange Wartezeiten lassen sich leider nicht immer verhindern. Und in der Langeweile lesen viele Menschen ja alles mögliche durch, selbst Dinge, die sie wohl sonst eher als langweilig bezeichnen und nicht einmal anschauen würden. So werden dann natürlich auch gesundheitliche Informationsplakate angeschaut. Ob man sich im Nachhinein gesünder verhält, ist natürlich noch einmal eine andere Frage, aber zumindest die dazu notwendigen Informationen sind schon einmal im Gehirn gelandet.

Bei meinem Hausarzt hängen eigentlich immer nur Poster von Veranstaltungen aus und auch für Vorsorgetermine. Ansonsten gibt es aber keine Plakate, die vor irgendetwas warnen, dass macht er aber selber gerne mal. Ich denke aber, dass das durchaus etwas Gutes hat, wenn solche Plakate da hängen, weil man ja darüber nachdenkt. Man sieht sie ja automatisch, weil man sich beschäftigen muss und deswegen wird man dann auch die Zeit finden darüber nachzudenken, eigentlich gar nicht so blöd gemacht.

Ich finde es auch gut, wenn ein Arzt eben ein Statement bezieht und nicht nur einfach sein Ding macht. Wenn Ärzte so ihre Patienten auf Sachen hinweisen sind sie eben auch daran interessiert, dass es den Menschen besser geht und hausgemachte Probleme beseitigt werden.

Bei Rauchern ist es aber immer so eine Sache. Wer raucht, macht das anfangs doch sehr bewusst und dann ist es eben eine Sucht. Man wird so einen Raucher nicht mit einem Plakat umstimmen können, weil es eine Sucht ist. Jedoch finde ich hierbei drastische Bilder ganz gut, weil das ja oftmals verdrängt wird.

Ich glaube, dass sich jeder Raucher bewusst ist, dass das Rauchen nicht gesund ist. Dennoch wird das kaum jemanden bewegen, mit dem Rauchen aufzuhören, sei es, dass eine Sucht vorliegt, oder, dass dem Raucher es einfach völlig egal ist, welche gesundheitlichen Schäden sein Verhalten anrichten kann. Auch, wenn das auf den ersten Blick vielleicht komisch wirkt, so kann man es vielleicht ein wenig mit der Tatsache vergleichen, dass zunehmend Menschen Solarien exzessiv und hautschädigend nutzen. Sicher wissen sie, dass das Hautkrebs verursachen kann, aber es ist ihnen gewöhnlich schlichtweg egal, oder sie reden sich ein, sie würde es ja schon nicht treffen. Auch Fälle von Sucht gibt es in dem Bereich mittlerweile.

Bei allen positiven Aspekten, die Plakate in Arztpraxen, die auf gesunde Verhaltensweisen oder verschiedene Alarmzeichen, bei denen man seinen Arzt konsultieren sollte, hinweisen, habe ich mich gestern aber auch noch gefragt, ob bestimmte Plakate nicht vielleicht auch abschreckend auf den Betrachter wirken könnten. Nehmen wir mal als Beispiel abschreckende Fotos, beispielsweise von einem Raucherbein. Egal, ob dies nun ein Raucher oder ein Nichtraucher im Wartezimmer betrachtet, so könnte es doch sein, dass das Bild einfach Übelkeit erregend und abstoßend wirkt. Haltet ihr es für möglich, dass das möglicherweise der Arztpraxis schadet, weil einige Patienten sich wegen der abstoßenden Bilder im Wartezimmer angeekelt fühlen und sich daher einen anderen Arzt suchen?