Ist die Essenszubereitung heutzutage mehr Arbeit als früher?

vom 28.04.2013, 16:32 Uhr

Manchmal denke ich mir, dass die tägliche Nahrungszubereitung vor fünfzig Jahren weniger Mühe gemacht hat als heutzutage. Meine Mutter hatte nicht allzu viele Auswahlmöglichkeiten. Es gab zu bestimmten Jahreszeiten bestimmte Dinge und die wurden dann halt gekocht.

Eigentlich war das Essen in meiner Kindheit wenig abwechslungsreich. Es gab als Beilage immer Kartoffeln, dann ein Gemüse dazu oder Salat und sonntags Fleisch (was ich aber eh nicht gemocht habe). Mein Vater bekam während der Woche manchmal eine gebratene Blutwurst oder Frikadellen. Ab und zu gab es Mehlspeisen oder Süßspeisen zum Mittagessen. Ausländische Essen waren zumindest in unserem Dorf noch ziemlich unbekannt. Ich kannte niemanden, der Pizza oder gar Sushi zubereitete.

Heutzutage hat man viel mehr Auswahl. Ich verbringe jeden Tag Zeit damit, mir zu überlegen, was ich koche. Ich glaube nicht, dass sich meine Mutter darüber Gedanken machen musste. Es gab relativ einfache Essen, die schnell zubereitet wurden. Ich probiere oft neue Rezepte aus und brauche entsprechend viel Zeit dazu.

Was meint ihr dazu? War die Essenszubereitung früher (vor ca. 50 Jahren) einfacher als heute, oder zumindest mit weniger geistiger Arbeit verbunden?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das ist wirklich eine interessante Überlegung, der ich so schon zustimmen kann. Auch bei mir zuhause gab es früher, vor allem bei meiner Großmutter, einige Standardgerichte, die sich eben immer wiederholt haben. Geschmeckt hat es uns trotzdem!

Heute steckt da eine ganze Industrie dahinter: Die unzähligen Kochsendungen, die riesigen Supermärkte, in denen man auch das exotischste Gewürz bekommt, Kochbücher zu jedem erdenklichen Thema... Da fühlt man sich schon ein bisschen unter Druck gesetzt, sein persönliches Repertoire als Koch zu erweitern und auch man ausgefallenere Sachen auszuprobieren, gerade wenn man für Gäste kocht.

Ich persönlich koche sehr gerne und versuche mich gern an neuen Gerichten, mit kommt diese Entwicklung also eigentlich sehr entgegen. Aber ich finde auch, dass man es nicht übertreiben muss - ich habe durchaus meine Lieblingsgerichte, die es dann auch mindestens einmal die Woche gibt, und von vielen allzu aufwendigen neumodischen Gerichten lass ich lieber die Finger. Schon allein, weil ich es zu zeitaufwendig finde, die gefühlt zwei Dutzend Zutaten in drei verschiedenen Läden zusammenzusuchen!

» Margarite » Beiträge: 56 » Talkpoints: 1,14 »


Es ist doch eher so, dass man heute die Wahl hat. Man kann sich selber aussuchen, wie viel Zeit man mit dem Kochen verbringen möchte und ob man überhaupt Zeit damit verbringen möchte, und diese Möglichkeit hatten die Leute früher nicht.

Wenn man möchte, kann man sehr viel Zeit mit Kochen verbringen und sehr außergewöhnliche und exotische Speisen kochen, wenn man darauf aber keine Lust hat kann man sich auch einfach eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben. Und selbst darauf kann man verzichten, wenn man sich statt dessen einen Döner, eine Currywurst oder einen fertigen Salat kauft. Die Möglichkeit hatte man ja früher auch nicht, dass man bei einem Imbiss etwas zu Essen kaufen konnte, was kaum mehr kostet als wenn man selber kocht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Nein, ich finde nicht, dass die Zubereitung an sich sehr viel Mühe macht. Binnen weniger Minuten kann man etwas auf dem Teller zaubern, wenn man nicht gerade frisch kocht. Ansonsten funktionieren Herd und Mikrowelle ja auch noch, was man früher nicht so zur Verfügung hatte. Und allein schon deshalb war es früher aufwendiger, zu kochen. Man kann sich heute auch nur schnell etwas in die Pfanne hauen, früher musste man unter Umständen das Fleisch selbst auslösen und beim Gemüse konnte man nicht auf die Tiefkühlvarianten zurückgreifen, die es jetzt küchenfertig gibt.

Man hat es vielleicht schwerer bei der Auswahl der Gerichte, ja, aber wenn man sich einen Plan erstellt, nach Jahreszeiten kocht, also was gerade Saison hat, ist man doch auf der besseren Seite, wie ich finde. Man kann sich von allen Seiten inspirieren lassen, man kann sich auch neues ausdenken, man kann andere Garmethoden überdenken. Aber ich finde nicht, dass es mehr Mühe macht. Irgendwie setzt man sich doch selbst unter Druck, wenn man möglichst viel Abwechslung bei den Gerichten haben möchte.

Da ich derzeit auch immer mal überlegen muss, was ich koche, weiß ich, dass es anstrengend sein kann. Allerdings variieren die Gerichte an sich immer nur mit unterschiedlicher Zubereitung der gleichen Zutaten. Ich mische oft Kartoffeln mit Fleisch und Sauce, als auch Gemüse, abwechselnd mit Reis und Nudeln, wobei Nudeln auch ohne Fleisch ein Gericht ist. Früher gab es eben oft nur Kartoffelgerichte, an die kann ich mich auch erinnern, aber ich würde eben nun nicht jeden Tag Kartoffelgerichte zu mir nehmen wollen und können.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, was meine Oma so gekocht hat und ich glaube, sie hat ziemlich abwechslungsreich und auch sehr üppig gekocht. Natürlich war das auch schon eine andere Generation, als ganz früher, als ich noch nicht auf der Welt war. Aber ich denke schon, dadurch, dass man viel eingeweckt und gelagert hatte, war das Essen ebenfalls sehr abwechslungsreich.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde auch, dass heute das Kochen viel einfacher und vor allem vielseitiger geworden ist. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, da sah das noch ganz anders aus. Meine Mutter hatte schätzungsweise so maximal zehn Kombinationen, die es quasi im Wechsel gab. Was irgendwann einfach langweilig wurde. Wobei es manche Speisen nur an bestimmten Tagen gab.

Auch war die Beschaffung der Zutaten früher viel schwieriger. Fleisch und Wurst gab es beim Metzger. Gemüse und Obst beim Gemüsehändler oder auf dem Wochenmarkt, der oftmals maximal zweimal die Woche statt fand. Sättigungsbeilagen wie Reis und Nudeln gab es im Tante-Emma-Laden, später in Supermärkten. Wobei es ja auch Zeiten gab, da hat man Nudeln nicht gekauft, sondern selbst gemacht.

Gewürze gab es nur in sehr kleiner Auswahl in den gängigen Geschäften. Ausgefallene Gewürze gab es nur in Fachgeschäften oder Delikatessläden. Wobei man früher eh meistens nur Salz, Pfeffer, Muskat und eventuell Paprika daheim hatte. Heute ist die Auswahl größer, ohne das die Auswahl ausgefallen ist. Und man bekommt fast alle Gewürze die heute als Grundgewürze gesehen werden, für kleines Geld im Discounter. Und auch für ausgefallenere Gewürze muss man heute nicht mehr so sehr lange Geschäfte abklappern.

Noch dazu hat sich die Kocherei entwickelt. Früher hätte keiner Spinat oder Pilze erwärmt. Somit kann man heute auch gut für zwei Tage kochen, selbst wenn man Spinat oder Pilze im Essen hat. Das ist alles, aufgrund der heutigen Kühlmöglichkeiten, wesentlich einfach geworden. Und die heutigen Kühl-und auch Gefriermöglichkeiten sind heute viel besser als früher und erleichtern das Kochen ungemein.

Konserven, wie man sie heute kennt, kannte man früher gar nicht. Beziehungsweise hat man die früher eben selbst eingekocht. Was damals ja auch viel Zeit in Anspruch nahm. Mal abgesehen davon, dass man das früher oft nur mühselig machen konnte.

Alles in allem ist die Essenszubereitung heute wesentlich einfach als früher und noch dazu abwechslungsreicher. Fehlt eine Zutat, kann die leicht ersetzt werden oder leicht besorgt werden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wenn ich allein bedenke wie viel Zeit es früher in Anspruch genommen hat Nudeln oder Klöße selbst zu machen, dann ist es heute wesentlich einfacher. Wir machen zwar die Klöße auch noch selbst, aber haben eine Reibe wo man nur die Kurbel betätigen muss. Wenn man die Kartoffeln dann noch per Hand über das Reibeisen führen muss, dann sitzt man da schon eine Weile.

Mach heute mal Fisch. Selbst, wenn man diesen direkt im Fachhandel kauft, kann man ihn zu Hause sofort verarbeiten. Früher war da die Auswahl wesentlich geringer und man durfte zu Hause noch selbst ausnehmen und Filets schneiden. Und wie LittleSister schon geschrieben hat, war es früher schon wesentlich umständlicher die Nahrungsmittel zu beschaffen.

Heute reicht da meist schon ein Besuch in einem Supermarkt und schon hat man alle Zutaten zusammen, die man benötigt. Zumal man eben auch fast alles an Gemüse das ganze Jahr hindurch bekommen kann. Wenn es nicht frisch zur Verfügung steht, wie zum Beispiel Spargel, dann kann ich auf Konserven oder Frostware zurück greifen. Auch das war früher nicht so gegeben und dadurch die Auswahl wesentlich geringer.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also die Essenszubereitung von heute kann man wohl kaum mit damals vergleichen um mal die Kirche im Dorf zu lassen. Ich habe damals noch bei meiner Großmutter das kochen gelernt und bin dafür sehr dankbar! Ich weiß noch was es für eine Arbeit war ein schönes Mahl auf den Tisch zu bekommen Angefangen vom Salat den man damals noch vom Feld frisch geholt hat, ausgewaschen hat und dann die Blätter einzeln gerupft hat, eine passende Soße dazu gemacht hat. Heute kauft man sich einfach eine Salat Box, wirft die passenden Teile zusammen und macht die Soße drauf.

Dann die Kartoffeln oder Nudeln, alles selbst gemacht, keine Tüten oder Dosenware. Das war auch echt ordentlich Arbeit! Heute schnappt man sich einfach eine Tüte Nudeln setzt Wasser auf und nach knapp 10 Minuten hat man perfekte Nudeln auf dem Tisch wo eine wie die andere aussieht.

Das Fleisch wurde damals vom Bauern nebenan geholt und 1-2 Tage vor der Zubereitung eingelegt. Am Fleischbraten hat sich ja zum Glück nicht so viel getan, wobei das mit der Hitzeregulierung am Holzofen schon so eine Sache ist muss ich sagen.

Also alles in allem hat das Essen machen damals locker mal einen halben Tag in Anspruch genommen, wofür ich heute mal eben nur noch eine halbe Stunde im Zweifel brauche um Vorspeise, Hauptgericht und Dessert auf den Tisch zu bringen.

» Yalcinator » Beiträge: 450 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wie hier schon bereits mehrfach erwähnt wurde, kann diese Frage jeder für sich selbst beantworten. Wenn man viel und gerne beziehungsweise gerne ausgefallen kocht, so bekommt man im Internet, im Fernsehen und in sämtlichen Kochbüchern genügen Hilfestellung dazu. Wenn man dagegen nicht so gerne kocht, so kocht man halt einfach seine Standardgerichte beziehungsweise das was man gerade gerne hätte. Viel anders ist es bei meiner Großmutter damals auch nicht abgelaufen!

Generell lässt sich aber trotzdem sagen, dass die heutigen Medien, insbesondere das Internet, dem Hobbykoch von heute im Allgemeinen weitaus mehr Vorteile verschaffen, als es damals überhaupt möglich war. Auch Supermärkte locken praktisch mit exotischen Früchten, Gewürzen und kuriosen beziehungsweise ausgefallenen kulinarischen Speisen und Gerichten zum Kaufen und Ausprobieren.

Insgesamt erstreckt sich der potentielle Aufwand für ein Gericht heutzutage über eine viel größere Skala, doch heute kann man sich aufgrund der gebotenen Vielfalt viel eher aussuchen, was man denn kochen beziehungsweise essen möchte. Somit ist man nicht mehr an das gebunden, "was erhältlich ist", sondern nur noch an die eigene Lust zum Kochen beziehungsweise den eigenen Geschmack! :)

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die Zeit, die unsere Eltern und Großeltern brauchten, um ein ordentliches Essen vorsetzen zu können, war mit Einkaufen und Kochen schon sehr lang. Um in den entsprechenden Läden einkaufen zu können, musste ein längerer Weg zurückgelegt werden als heute. Durch die verschiedenen Spezialgeschäft bedingt, gab es nicht an jeder Ecke jedes Geschäft. Alleine das Gemüse zu bearbeiten, dauerte eine Weile.

Der Unterschied zu heute war, dass die Frauen und Mütter nicht arbeiteten, sonst hätte ihnen die Zeit zum Essen bereiten gefehlt. Heute kommt den Menschen zugute, dass die meisten Lebensmittel bereits vorbereitet sind. Die Fertigstellung geht dann schnell. Meist ist ein Supermarkt in der Nähe, wo man alles bekommt und nicht hinter jedem Teil herlaufen muss.

Anlupa, ich koche nicht gerne. Trotzdem ist das Überlegen, was gekocht wird und allen schmeckt, keine geistige Arbeit. Wie kommst du darauf?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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