Kriegsberichterstattung - mutig oder sinnlos?
Heute erschien auf spiegel.de das erste Interview mit dem ARD-Reporter Jörg Armbruster. Er war vor einigen Wochen lebensgefährlich verletzt worden als er in Aleppo war, um vor Ort über den Krieg in Syrien zu berichten.
Ich finde es ausgesprochen heldenhaft, in so eine Krisenzone zu reisen, um den Menschen in anderen Teilen der Welt von der Not der Einwohner dort zu erzählen. Und ich finde es auch sehr, sehr wichtig, dass es getan wird. Wenn das niemand machen würde, wüssten wir zwar trotzdem, dass es in dem Gebiet Schwierigkeiten gibt. Aber Fotos zu sehen ist doch etwas ganz anderes. Und diese Fotos sind dann auch sicher nicht gefälscht. Wenn man sich nur auf inländisches Material verlässt, kann man doch nie sagen, ob da nicht die eine Seite versucht, der anderen etwas unterzuschieben und alles drastischer darzustellen.
Ich glaube auch, dass die Menschen, die in ihrem sicheren Heim dann diese Artikel lesen und die Fotos sehen - und dazu gehören ja auch Entscheidungsträger in Regierungen, die helfen können - erst durch diese Fotos die wahren Schrecken sehen. Ohne Namen oder Bilder bleibt es doch nur ein Krieg in einem weit entfernten Land. Aber mit Fotos realisiert man, dass es dort um Mütter, Väter, Söhne und Töchter von jemanden geht, genauso wie man selber Mutter, Vater, Sohn oder Tocher ist.
Im Forum unter dem Artikel stehen aber auch ganz andere Meinungen. Einer sagt, dass erst die Berichterstattung dazu führt, dass der Krieg überhaupt geführt wird. Und dass die offiziellen Berichte der NATO ausreichen würden. Aber stützen die sich nicht auch auf Berichte von Journalisten? Wenn nicht auf die ausländischer, dann doch auf die inländischer Journalisten. Oder sollten die ihre Arbeit auch einstellen, weil es zu gefährlich ist? Und sind Journalisten nicht viel objektiver als die NATO oder jede andere von einer Regierung bezahlte Statistik?
Was denkt ihr über Reporter in Kriegsgebieten? Setzen Sie sich unnötig einer Gefahr aus? Reichen die offizielle Berichte der NATO? Oder haltet ihr ihre Arbeit für wichtig?
Wer glaubt sich auf die Berichte von Nato und Co. verlassen zu können der ist sicherlich auf dem falschen Dampfer angelangt. Wir wissen doch mittlerweile das hier vieles schöngeredet wird, und teilweise Details einfach ausgelassen werden. Da ist eine entsprechende Berichterstattung durchaus angebracht. In wie weit sich ein Reporter dabei aber selbst in Gefahr bringt ist ja jedem selbst überlassen.
Natürlich ist der Druck in solchen Kreisen hoch, immer weitere Sensationen aufzudecken, und immer bessere Bilder zu bekommen. Je elendiger die Kriegsopfer, und je schlimmer die Bombeneinschläge umso mehr kann man damit verdienen, und umso berühmter kann man werden. Jörg Armbruster ist in dieser Sache ein sehr bekannter Reporter, und auch in Syrien, wo relativ wenig berichtet wird, und kaum interveniert wird, kann man sich nochmal einen großen Namen machen.
Ich denke diese Reporter sind sich durchaus bewusst in welches Risiko sie sich begeben. Die Berichterstattung an sich ist wichtig, aber das notwendige Risiko ist hoch. Jeder muss selbst entscheiden ob es das wert ist, oder nicht, eine unabhängige Berichterstattung erfordert aber immer wieder Risiken. Im Sinne der Wahrheit ist es aber wichtig.
Natürlich reichen die "Berichte" der beteiligten Kräfte nicht aus. Wenn z.B. die NATO ihre Sicht der Sache darstellt, dann ist das Teil des Kriegs. Hier wird natürlich Propaganda gemacht und es ist undenkbar, dass wir den Begriff "Kollateralschaden" jemals zu Hören bekommen hätten, wenn nur die NATO von dem Ergebnis von "gezielten Tötungen" berichtet. Ebenso ist es ja gerade den Militärs untersagt, die Zahl der eigenen Toten zu nennen.
Das ist dann immer nur eine persönliche Angelegenheit der Angehörigen. Wenn man aber die Zahl der eigenen Gefallenen nennt und diese "hoch" ist, so ist dies als Störung an der "Heimatfront" zu werten, was es zu verhindern gibt. Gerade seit Vietnam weiß man im Westen, was es bedeutet, wenn zu viel "Wahrheit" nach Hause dringt. Dann verliert man Kriege eben nicht an der Front, sondern im eigenen Land.
Übrigens sind auch die "freien" Reporter allein nicht Garanten einer echten, unvoreingenommenen Wahrheit. Auch hier besteht die Gefahr, dass sich diese Reporter instrumentalisieren lassen. Doch das lässt sich einfach nicht vermeiden. Hier kann man nur auf die Vielzahl setzen, so dass Versuche der Manipulation möglichst bald auffallen. Ob das immer klappt, ist natürlich fraglich. Aber einen besseren Weg als den jetzigen wird man wohl nicht finden.
Zunächst einmal halte ich prinzipiell jeden Bericht, der über so etwas ernsthaft aufklären will, für unglaubwürdig, solange irgendjemand auch nur im Entferntesten daran beteiligt ist, der einen Nutzen aus einer bestimmten Darstellung des Konfliktes ziehen könnte. Das ändert aber zunächst noch nichts daran, dass ich es mutig finde, bei so einem Job sein Leben zu riskieren.
Die andere Seite ist, dass man dadurch, dass man es zu einem Medienereignis macht, den Krieg rechtfertigt, der Profit eine Rolle beim Krieg spielt (und das eben nicht nur durch Rüstungsindustrie und politische Interessen, sondern direkt durch die Masse) und dass man dadurch Soldaten, also Menschen, die für das Leid bezahlt werden, als Helden betrachtet.
Auch unsere Bundesregierung zieht vieles in das falsche Licht. Das weiß ich spätestens seitdem ich bei der Bundeswehr gewesen bin. Vieles was in Afghanistan passiert wird in unseren Medien nicht oder falsch/verfälscht wiedergegeben. Wenn einer von uns im Krieg getötet wird war es plötzlich nur ein trauriger Unfall.
Gleiches gilt sicher auch für Berichterstattungen der NATO. So lange jemand einen Nutzen ziehen will, ob PR, Propaganda, Geld oder was auch immer, ist diesem Bericht erst mal nur liebäugelnd zu glauben. Unabhängige, private und anonyme Kriegsberichterstatter sind glaubwürdiger, als noch so jede namensstarke Unternehmung.
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