Ist es angebracht, dass Ablösesummen immer höher werden?

vom 27.04.2013, 12:34 Uhr

Die Ablösesummen im Fußball werden immer höher. Das ist mir erneut wieder vor einigen Tagen aufgefallen, als der Transfer von Mario Götze von Borussia Dortmund zum FC Bayern München bekannt wurde. Ganze 37 Millionen Euro soll der FC Bayern für ihn bezahlt haben. Ein anderes Beispiel ist der Wechsel von Christiano Ronaldo von Manchester United zu Real Madrid: Madrid hat die bisher höchste Ablöse der Geschichte für ihn bezahlt; sage und schreibe 94 Millionen Euro. Und das obwohl der Club hoch verschuldet ist, mit über 500 Millionen Euro.

Wenn ich mir diese Zahlen so anschaue denke ich, dass so etwas eigentlich passieren darf. Ein Beispiel: Wenn Herr XY einen Kredit über 10 000 Euro will, bekommt er diesen aufgrund eines Schufa-Eintrages gar nicht oder nur mit extrem hohen Zinsen. Ein Fußballclub, der hoch verschuldet ist, bekommt trotzdem Beträge in Millionenhöhe um sich neue Spieler kaufen zu können. Noch einen Schritt weiter gedacht: Auf unserer Welt gibt es über 1 Milliarde Menschen, die keinen Zugang zu Nahrung oder zu frischem Wasser haben. Parallel dazu schieben die Fußballvereine in Europa die Millionen hin und her. Wäre es denn nicht angebracht, die Ablösesummen um 90% zu verringern und das Geld das übrig bleibt als Entwicklungshilfe zu spenden?

Wie seht ihr das Ganze? Findet ihr die Ablösesummen noch gerecht und angebracht? Oder denkt ihr eher, dass man den Transfermarkt regulieren sollte?

» 1899Silvester » Beiträge: 28 » Talkpoints: 10,22 »



Das gleiche passiert mit den Verdiensten von Schauspielern in USA. Die Summen sind auch absolut horrend. Das passiert einfach mit der Zeit, denke ich. Wenn heutzutage ein Fussballclub einen Spieler einkaufen will oder ein Regisseur will eine bestimmte Schauspielerin für eine Rolle, dann verweisen die einfach auf Ablösesummen und Gehälter, die andere vor ihnen bekommen haben. Und diese müssen dann immer überboten werden, weil sie ja besser und schneller oder hübscher oder talentierter sind. Das ist also eine Ego-Sache. Und so steigert sich der Preis immer mehr.

Dass selbst verschuldete Fussballclubs so viel Geld zur Verfügung haben, ist natürlich schon krass. Andererseits nimmt so ein Club auch sehr viel Geld ein. Mit ein bisschen Kostenkontrolle wäre es bei dem ein oder anderen Club bestimmt möglich, diesen aus der Schuldenfalle zu holen. Bei Hernn XY ist das nicht so einfach zu sagen. Und Herr XY hat vielleicht auch keine Rücklagen, die ein Fussballclub in Form seiner Spieler, die verkauft werden können hat. Also so einfach lässt sich das nicht vergleichen.

Aber ich muss dir schon recht geben. Die Summen sind pervers und würden woanders dringend gebraucht. Aber wie gesagt, verdient man mit Fussball auch sehr viel. Es zieht nun mal eine große Menge Menschen an, die Tickets, Fantrikots und den WM-Ball kaufen und die man während des Spiels mit sehr viel Werbung berieseln kann. Und somit ist Fussball einfach ein Unternehmen. Es hat etwas zu bieten und verkauft sein Produkt. Eine Regulation halte ich demnach für Eingreifen von außen.

Aber als großes Unternehmen, das vor allem auch viele Kinder und Jugendliche beeinflusst, haben sie eine gewisse moralische Verpflichtung und Vorbildfunktion. Ich finde, sie sollten vor allem in Projekte, die sich um Problemjugendliche kümmert und diese von der Straße holt, investieren. Sie könnten Fussballplätze in Problemvierteln spenden oder Schulmannschaften Trikots spendieren. Zum Teil machen die Clubs das ja. Aber oft nur in Hinsicht auf Nachwuchsförderung für die Bundesliga. Ich finde, sie könnten es intensiver und weltweit machen. Die Mannschaften sind doch schon international gemischt.

Zu dieser Verpflichtung können aber vor allem die Fans sie ermahnen. Sie sind die Verbraucher, von denen die Clubs abhängen. Also haben sie auch eine gewisse Macht. Und leider sind Fussballfans im Allgemeinen keine Menschen, die sich für die armen Kinder in Afrika interessieren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Zunächst ist es ja so, dass die Ablösesummen nicht grundsätzlich höher werden. Der Fall Götze (aber auch vorher Martinez, Robben, Ribery, Gomez usw.) ist ein Sonderfall für sog. Topspieler. Auch für Lewandowski der jetzt wieder im Gespräch ist. Wenn eine generelle Teuerung zu verzeichnen wäre, dann wohl "inflationsbedingt". Dazu muss man sich bloß anschauen, wo die Transfermillionen bezahlt werden. Auch wenn z.B. in Deutschland die Gesamtkosten kontinuierlich steigen, stellt man regelmäßig fest, dass es immer die gleichen Vereine sind, die wirklich diese Rekordsummen bezahlen. Die anderen Vereine profitieren höchstens davon, mal einen Spieler teuer abgeben zu können. Selber aber bezahlen sie keine astronomischen Ablösesummen - schon auf Grund der Tatsache, dass das Geld fehlt!

Wenn man jetzt ein Beispiel wie den FC Augsburg nimmt, dann ist dort für keinen Spieler mehr als 700000 Euro bezahlt worden. Auf der anderen Seite hat man Spieler auf für Ablösesummen wie 10'000 Euro gehen lassen. Das sind jetzt keine wirklichen Unsummen.

Der Vergleich zwischen einem Verein (also einer Firma) und einer Privatperson hinkt dann auch schon ein wenig, weil ein Verein u.U. noch über andere Sicherheiten verfügt, als eine Privatperson. Und was die Bezugnahme auf das Elend der Welt angeht, sollte man vorher vielleicht den Blick darauf werfen, dass es bei uns in den Supermärkten mehr als 20 verschiedene Sorten an Katzenfutter gibt, obgleich auf der anderen Seite immer noch Menschen an Hunger sterben. Da sind die Ablösesummen, so astronomisch sie auch sein mögen, doch nur ein Klacks.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Da trittst du aber eine große und grundsätzliche Diskussion los. Dass die Spieler immer teurer werden lässt sich in einem gewissen Maßstab zwar durchaus feststellen, aber das liegt wohl daran, dass die Wirtschaftskraft der Vereine und des Fußballs allgemein gestiegen sind. Ich rede hier von einem Maßstab, der aus Jahrzehnten besteht. Aktuell liegen die hohen Preise innerhalb der Bundesligatransfers wohl schlichtweg daran, dass wir aktuell eine goldene Generation des deutschen Fußballs erleben dürfen. Mario Götze gilt als ein Jahrhunderttalent und da ist sein Preis, gemessen an anderen Spielern, vollkommen in Ordnung!

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Ablösesummen entstehen ja durch ganz normale Marktbedingungen. Es gibt ein Angebot und eine Nachfrage, dadurch wird der Preis bestimmt. So gesehen sind die Ablösesummen immer angemessen, da immer jemand da ist, der so viel Geld für die Spieler ausgeben will.

Auch Schulden sind dabei kein Problem, solange es jemand gibt, der bereit ist, sein Geld an den Verein zu leihen. Und gerade bei erfolgreichen Spitzenvereinen braucht man sich da eigentlich wenig Sorgen machen. Da gibt es immer genügend Geldgeber. Gefährlich wird es erst dann, wenn der Verein erfolglos ist und damit auch potentielle Geldgeber den Hahn zudrehen. Der Kauf von Topspielern macht das aber relativ unwahrscheinlich. Es ist also so gesehen eine rationale Investition.

Die Ablösesummen sind ohne Zweifel sehr hoch, aber es kommt auch auf die Relation an. Es gibt Wirtschaftszweige, in denen ein paar Hundert Millionen nichts als Peanuts sind.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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