Gilt es aus Anstand zur Beerdigung zu gehen?
Folgendes hat sich zugetragen. Mein Onkel ist am Montag morgen gestorben. Er ist 64 Jahre alt geworden, hatte eine Lungenentzündung und noch mehr, es hätte ein Luftröhrenschnitt gemacht werden müssen, was er nicht machen ließ und die Lunge hat sich zersetzt. Nun wurden die Geräte abgestellt, da er eine Lebenserhaltenden Maßnahmen wollte. Mein Onkel ist der Bruder meiner Oma. Mit meiner Oma habe ich seit einem Jahr keinen Kontakt mehr. Meine Mutter hatte mir mitgeteilt, dass mein Onkel gestorben ist, zu der ich sonst auch keinen Kontakt habe. Mit der ausdrücklichen Aussage, dass es doch meine Pflicht wäre, solange ich noch Anstand besitze, dass ich zur Beerdigung komme.
Zu meinem Onkel habe ich mit Sicherheit seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr. Das letzte zusammen Treffen war, als meine Uroma gestorben ist und da hat er Karten gespielt und sehr viel getrunken, also sonderte ich mich dort auch ab. Ist das Anstand oder Heuchelei nun zur Beerdigung zu gehen? Meine Oma und Mutter hatten auch lange nicht viel Kontakt, Aufgrund eines hohen Alkoholkonsum, verschiedene Frauen und eben alles was dazu gehört. Am Ende hatten sie nun wieder Kontakt. Ich muss im Kleinkindalter sehr dicke mit ihm gewesen sein, doch diese Zeiten sind lange vorbei. Bisschen traurig war ich schon, doch an ihn denken kann ich auch alleine.
Vor allem muss ich nicht wegen einer oder zwei Stunden über 200 Kilometer fahren um mit jedem zusammen zu Treffen mit dem ich sonst keinen Kontakt habe. Meine Tante wird da sein, die Kinder von ihm, meine Mutter, Oma und noch weitere. Zu vielen habe ich fast nie oder sehr lange keinen Kontakt mehr. Wie stelle ich es an, dass man mir nicht nachsagt, dass ich keinen Anstand habe? Auch wenn es mir egal sein könnte, so ist es mir eben nicht egal.
Sehr schwierige Situation. Eigentlich solltest du natürlich das tun, was du in der Situation tun willst. Wenn du um deinen Onkel trauerst und ihm gerne das "letzte Geleit" geben willst, dann fahr hin. Wenn du es nicht brauchst und auch nicht glaubst, dass er sein ganzes ewiges Leben in der Hölle/im Himmel sauer auf dich sein wird, dann lass es.
Bei dir kommt aber erschwerend hinzu, dass der Rest deiner Familie da ihre eigenen Gedanken dazu haben. Dass es dir nicht egal ist, was sie denken, verstehe ich. Aber du musst dich entscheiden. Zwischen zwei Optionen.
Wenn du hingehst, gehst du nicht einfach nur zu einer Beerdigung. Du wirst dort auf viele Menschen treffen, die du wahrscheinlich aus guten Gründen nicht treffen willst. Es wird Diskussionen, Anfeindungen, böse Blicke, Verurteilungen und sonstige Dinge geben. Da werden alte Wunden aufgerissen und du wirst dich in dem Rahmen diesen ganzen Anfeindungen und Verurteilungen nicht stellen können. Es wird alles mehr oder weniger versteckt bleiben und nicht ausgesprochen werden. Dafür ist es einfach nicht der richtige Tag. Wenn du mit diesen Menschen Probleme aufarbeiten willst, dann an einem anderen Tag und vor allem einzeln und nicht du gegen eine ganze Horde. Dass du so anständig warst zu kommen, wird wahrscheinlich keiner erwähnen. Und wenn dann mit einem "wenigstens", also auch versteckter Kritik.
Wenn du nicht hingehst, denken Menschen, mit denen du eh nicht redest, du hättest keinen Anstand. Und daran kann wahrscheinlich auch nichts etwas ändern.
Ich denke, wie du es machen wirst, es wird sozusagen falsch sein. Aber die für dich sehr viel angenehmere Variante ist wohl daheim zu bleiben. Für deine Verwandten wäre es letztlich auch besser, wenn sie sich auf der Beerdigung auf deinen Onkel konzentrieren. Und für deinen Onkel ist es so gesehen auch besser, wenn auf seiner Beerdigung keine alten Familienstreitigkeiten ausgetragen werden. Mach, wie du es richtig hälst. Letzten Endes bist du nur dir Rechenschaft schuldig.
Ich würde hinfahren. Halte die vor Augen dass du nie wieder die Gelegenheit hast. Auch wenn ihr lange keinen Kontakt hattet, so hattet ihr ja doch wie es scheint mal eine tiefere Bindung. Und zur Familie gehörte er bzw. Gehörst du ja noch immer. Vielleicht ist das auch eine gute Gelegenheit, um mit dem einen oder anderen wieder in Kontakt zu kommen, falls du das möchtest. Meine Oma würde jetzt sagen: Freunde kommen und gehen, die Familie bleibt ein leben lang. Ich denke die 200km in Kauf zu nehmen ist unter Umständen deutlich leichter als dir vielleicht lange Jahre Gedanken oder Vorwürfe zu machen, ihm nicht wenigstens diese letzte Ehre erwiesen zu haben.
Das ist sicher keine leichte Entscheidung. Daher würde ich es auch einfach nach meinem Gefühl her entscheiden. Möchtest du dich gerne von deinem Onkel verabschieden und vielleicht weiteren Streitigkeiten mit der Familie aus dem Weg gehen, dann solltest du zur Beerdigung fahren. Es ist ja nur ein Tag und es scheint ja so, als hätte man dich gerne dabei. Deine Mutter hätte dich ja auch nicht anzurufen brauchen, um dir mitzuteilen, dass dein Onkel verstorben ist.
Du solltest dir in Ruhe überlegen ob du hinfahren willst. Vielleicht würdest du es bereuen, wenn du nicht zur Beerdigung gehst. Daher solltest du eben abwägen, was dir am wichtigsten ist.
Ist es nicht egal, was man dir nachsagt, zumal du ohnehin keinen engen Kontakt zu diesem Teil deiner Familie zu haben scheinst? Selbst wenn man dir fehlenden Anstand oder sonst etwas unterstellt, solltest du nicht allein deshalb zu einer Beerdigung fahren. Das finde ich sowohl dir als auch dem Verstorbenen gegenüber nicht fair. Es ist nicht aufrecht, nur bei der Beerdigung zu erscheinen, weil andere das vielleicht erwarten. Ich finde es auch etwas schäbig, Druck aufzubauen und die Leute auf ihre scheinbare Verpflichtung hinzuweisen, die Beerdigung auch bloß zu besuchen.
Falls du mit deinem Onkel praktisch nicht viel zu tun hattest und er dir auch nicht wichtig war, würde ich an deiner Stelle nicht zu der Beerdigung fahren. Natürlich wirst du später nicht mehr die Chance haben, diese Erfahrung nachzuholen, aber das muss vielleicht auch nicht sein. Es bestand ja scheinbar ohnehin kein richtiger Kontakt zwischen euch. Familie hin oder her, es zählt doch letztendlich, welchen Kontakt man untereinander hat und nicht, wer mit wem verwandt ist. Relevant sind in erster Linie die Menschen, die man gerne in seinem Leben hat. Wenn man mit Teilen der Familie nichts zu tun hat, muss man meiner Meinung nach auch nicht plötzlich an runden Geburtstagen oder bei Beerdigungen Familie spielen.
Glaubst du, dass du einen Abschluss finden musst? Hast du das Gefühl, dass du die Beerdigung für dich persönlich brauchst? Wenn du in diesem Punkt nicht zustimmen kannst, würde ich dir raten, nicht zu der Beerdigung zu fahren. Natürlich musst du damit rechnen, dass sich dadurch der Kontakt zu anderen Personen aus deiner Familie, zum Beispiel zu deiner Mutter, weiter verschlechtert. Bei einem ohnehin nicht guten Kontakt könnte dir das aber egal sein.
Wenn du mich fragst, dann ist dies keine Frage des Anstandes, sondern deines eigenen Gewissens. Es sollte bei einer Beerdigung nicht darum gehen, von den anderen gesehen zu werden, sondern vielmehr darum, den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu begleiten, sich an ihn zu erinnern, und sowohl die Tage des Glücks als auch die des Leids in Erinnerung zu rufen.
Das könnte dir insofern schwer fallen, als dass du kaum/keinen Kontakt mit ihm hattest. Natürlich kann man sich nun die Frage stellen: Was suche ich auf der Beerdigung eines Mannes, der zwar mein Onkel ist, den ich aber nicht kenne? Aber verwandt bleibt verwandt. Es ist eben kein Fremder, dem du da die letzte Ehre erweist - es ist dein Onkel. Allein deswegen würde ich schon auf die Beerdigung gehen. Insofern kann man von Anstand reden, wenn man die Beerdigung besucht.
Und, ganz ehrlich, welche Nachteile würdest du in Kauf nehmen, wenn du zur Beerdigung gehst? Sicher, es sind insgesamt 400 km, und ein ganzer Nachmittag ist somit sicherlich verplant, wenn nicht sogar mehr. Aber, wenn es dir darum geht, wie andere über dich denken, so ist das sicher die richtige Entscheidung. Letztlich bleibt es deine Wahl, ob du hingehst oder nicht. Ich würde es dir, zur Beruhigung deines eigenen Gewissens, empfehlen.
Warum solltest du dich den Ansprüchen in Sachen Anstand deiner Familie beugen? Und immerhin ist es ja nicht dein Onkel, sondern der Onkel deiner Mutter. Ich selbst hatte da auch schon einige Trauerfälle, wo ich seit Jahren keinen Kontakt hatte. Dazu waren es immer mehrere hundert Kilometer pro Strecke und ich habe für mich persönlich keinen Verlust gespürt, nachdem ich vom Tod der betreffenden Personen erfahren habe.
Da du aber doch scheinbar Trauergefühle für diesen Mann hegst, sollte dir die Meinung deiner Familie egal sein. Hast du das Bedürfnis im großen Rahmen Abschied zu nehmen, dann fahre zur Beerdigung. Mit deiner restlichen Familie musst du ja nicht reden, wenn du es nicht willst. Fehlt dir das Bedürfnis zur Verabschiedung, dann bleibe der Beerdigung fern.
Deiner Familie gegenüber musst du dich deswegen nicht rechtfertigen. Du bist alt genug um solche Entscheidungen selbst zu treffen und solltest dich dabei nur von deinen Gefühlen leiten lassen. Auch wenn deine Mutter und die Oma dann richtig sauer auf dich sein werden, wenn du der Beerdigung fern bleibst, sollte dich das nicht beeinflussen.
Ich finde es ganz schlimm, wenn deine Verwandten versuchen, Druck auf dich auszuüben. Das ist ein total unfaires Verhalten. Du alleine musst für dich entscheiden, ob du deinen Großonkel auf seinem Weg zu seiner letzten Ruhestätte begleiten willst. Ein Verabschieden in dem Sinne kann es nicht sein, weil er ja bereits nicht mehr unter den Lebenden weilt. Mit Pflicht und Anstand, wie deine Mutter meint, hat das nichts zu tun. Wenn du nach der Aussage deiner Mutter hinfahren würdest, wäre es nicht, weil du es im Herzen möchtest, sondern nur wegen deiner Verwandtschaft, was keineswegs für mich ein Argument wäre.
Du hast schon lange keinen Kontakt zu deinen Verwandten beziehungsweise deiner Familie. Warum solltest du gerade unter Druck Rücksicht auf einen von ihnen nehmen? Deine Familie wird so oder so über dich reden, ob du nun hinfährst oder der Beerdigung fern bleibst. Du musst dir alleine die Frage stellen, ob du hin möchtest oder nicht. Nur das zählt.
Ich finde, das man schon aus Anstand zur Beerdigung gehen sollte, auch wenn man diese Person, die gestorben ist nicht mag sollte man dennoch auf die Beerdigung gehen, weil man die Toten ja ehren soll und es währe keine Ehre, wenn man nicht auf der Beerdigung ist. Ich hatte auch mal einen Opa, den ich nicht mochte und der mich auch nicht mochte. Er war eben so ein richtiges Arschloch. Er hasste auf jeden Fall Kinder und da ich früher noch ein Kind war, hat er mich auch gehasst, obwohl ich mit ihm Verwandt war.
Ich war auch nicht oft bei ihm zu Hause, weil was sollte ich da, wenn er mich nicht mochte. Seine Nachbarn waren eine Familie mit kleinen Kinder und ihr Hobby war es Fußball zu spielen und natürlich ist der Fußball auch mal über den Zaun geflogen. Der Ball ist zweimal wirklich ausversehen rüber geflogen. Beim ersten Mal hat mein Opa die Kinder nur sehr doll angeschrien. Aber beim zweiten Mal hat er den Fußball vor den Augen der Kinder mit dem Hammer und einem Nagel zerstört.
Daraufhin waren die Kinder sehr traurig, aber mein Opa hat sich nicht einmal entschuldigt oder einen neuen Fußball gekauft. Also ein durch und durch böser Mensch. Ich bin zu seiner Beerdigung zu lieben meiner Oma gegangen, weil meine Oma wollte, das ich zur Beerdigung gehe und das habe ich auch getan.
Meine Oma auf jeden Fall war immer eine sehr nette Oma, deshalb war ich auch manchmal bei meinem Opa, also nur wegen meiner Oma, sonst hätte ich meinen Opa nie besucht. Meine Oma hat sich mit meinen Opa sehr gut verstanden, was ich eigentlich nicht verstehen konnte. Aber wie man ja so sagt, ziehen sich Gegensätze an. Der Spruch passt bei meinem Opa und bei meiner Oma sehr gut. Auf der Beerdigung habe ich keine einzige Träne vergossen. Ganz anders war es aber bei der Beerdigung meiner Oma. Auf der Beerdigung liefen schon einige Tränen, weil sie einfach so nett war und sie war auch sehr oft bei uns. Also egal was für ein Arsch der Verstorbene zu Lebzeiten war, sollte man dennoch auf die Beerdigung von ihm gehen.
Ich bin auch einigermaßen genervt davon, dass dich dein Verwandtenkreis unter Druck setzen will. Denn im Grunde sollte es deine Entscheidung sein, ob du die Beerdigung besuchen möchtest oder auch nicht. Eigentlich könnte dir die Meinung deiner Verwandten ja sonst wo vorbei gehen, denn einen wichtigen Teil deines Lebens stellen sie ja nicht dar. Falls du meinst deren Vorstellung von Anstand nachkommen zu müssen, geh zur Beerdigung, geh in die Kirche, laufe mit über den Friedhof, verabschiede dich und fahre nach Hause. Dann warst du da, musst dir die Band aber nicht beim Streuselkuchen-Essen anschauen. So halte ich das auch immer.
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