Inwieweit sollte uns der Staat bei Medien bevormunden?

vom 26.04.2013, 21:06 Uhr

Wir haben im Deutschunterricht derzeit das Thema Debatte und wir führen nun Debatten über die unterschiedlichsten Themen durch. In der nächsten Stunde wohlen wir uns über die Pro- und Contra-Argumente zu der Frage unterhalten, inwieweit der Staat uns bevormunden sollte. Wir haben uns dabei auf die Altersbeschränkung bei Unterhaltungsmedien beschränkt, also zum Beispiel die sehr umstrittenen „Killerspiele“, aber auch Kinofilme.

Ich gehe in eine Klasse mit Jungs, die gerne diese Sorte von Spielen spielen, daher werden wohl alle dafür plädieren, dass der Staat uns da keine Vorschriften machen sollten. Ich würde auch nie sagen, dass irgendeiner meiner Klassenkameraden das Potential zu einem Amokläufer hat oder gewalttätig ist, weil er diese Spiele spielt. Auch mein Freund spielt solche „Killerspiele“ und er ist ganz bestimmt nicht gewalttätig, ganz im Gegenteil, er ist mehr als harmlos.

Aber nichtsdestotrotz finde ich es gut, dass es Altersbeschränkungen gibt. Ich kann mich noch an einige Abende erinnern, in denen ich jung war und spät abends mit meinen Eltern Fernsehen geschaut habe. Wenn dann ein Film kam, in dem es Gewaltszenen gab oder gar jemand gestorben ist, dann hat mich das meistens tagelang nicht in Ruhe gelassen und einschlafen konnte ich in einer solchen Nacht dann sowieso nicht.

Wenn ich mir denke, dass die Altersbeschränkungen gelockert werden würden oder gar ganz abgeschafft werden würden, dann wäre mir dabei nicht ganz wohl. Ich orientiere mich danach auch ab und zu, ob der Film etwas für mich sein könnte oder nicht. Ich bin zwar schon achtzehn Jahre alt, aber Filme die eine Altersbeschränkung von achtzehn Jahren haben, schaue ich für gewöhnlich nicht an, die sind mir dann wirklich zu brutal. Ich denke, für Eltern ist es auch immer ein guter Hinweis, ob das Spiel oder der Film für ihre Kinder geeignet ist oder nicht.

Wir müssen uns aber auf beide Seiten vorbereiten, also wir müssen Pro- und Contra-Argumente sammeln. Daher würde mich mal eure Meinung interessieren. Wie steht ihr zu der Sache? Sollte uns der Staat bevormunden was die Altersbeschränkung von Unterhaltungsmedien angeht oder sollte jeder für sich selbst entscheiden, welches Spiel beziehungsweise welcher Film zu brutal ist und welcher nicht?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Kann ein Kind wirklich selbst entscheiden? Das ist die Frage, die mir spontan eingefallen ist. Denn die Altersbeschränkungen auf Filme und Computerspiele gibt es nicht um dem Bürger zu sagen was er sehen darf, sondern um Kinder vor gefährlichen Inhalten zu schützen.

Meiner Erfahrung nach, würden viele der männlichen Teenager, die quasi schon im Wettkampf darum liegen, wer das brutalste Spiel hat, im geheimen Kellerchen zu geben, dass es schon Situation in den Spielen oder auch in Filmen gab, die er nicht verarbeiten konnte oder die ihm Angst gemacht haben.

Schon in meiner Kindheit gab es Altersbeschränkungen für Filme. Klar haben wir auch damals schon manche Beschränkung für ziemlich daneben gehalten. Und klar haben auch wir Filme gesehen, die wir laut Altersbeschränkung gar nicht hätten sehen sollen. Wobei damals, Ende der 80er Jahre, sogar eine Folge der Schwarzwaldklinik für Aufruf sorgte, weil es da um Vergewaltigung ging und die Serie im Vorabendprogramm lief, bei der auch Teenager hätten zuschauen können.

Im Endeffekt entscheiden Eltern, was ihre Kinder schauen dürfen. Viele Eltern können aber manches Mal einfach nichts mit Filmtiteln oder den Namen von Computerspielen anfangen und können sich mit der Altersfreigabe immerhin informieren, ohne das sie nun den Film schauen müssen oder das Spiel spielen müssen.

Auch wenn du Killerspiele für harmlos hältst. Ich habe bewusst noch keines dieser Spiele gespielt. Ich will solche Spiele auch nicht spielen. Ein Grund dafür ist, dass ich es nicht gut finde, wie dort verharmlost wird, dass man auf Menschen schießt und sie damit tötet. Das es verharmlost wird, dass man darum kämpft, wer am meisten Menschen, wenn auch virtuelle, getötet hat. Und ja ich finde den Griff zu einer echten Waffe kann da schon nur noch ein kleiner Schritt sein. Es wird doch in der Computerspielwelt als Normalität angesehen Menschen zu töten. Was macht den Unterschied zur Realität? Ich befürchte, mancher Jugendliche, der mit dieser Welt aufgewachsen ist, kann das nicht mehr wirklich trennen.

Als Anfang der 90er Kindertrickfilme aufkamen, in denen viel Gewalt vor kam, kam keiner auf die Idee, diese Serien zu zensieren. Die liefen frei zugänglich im Morgenprogramm, vor dem die Kinder oftmals geparkt wurden. Ich kenne Kinder, die aufgrund dieser Serien Alpträume hatten. Keine harmlosen Träume, sondern richtig schlimme Träume. Auch damit kann man Kinderseelen schaden. Ein weiterer Grund für mich, bestimmte Filme, Serien und Spiele zu zensieren.

Ich kann mich dunkel erinnern, dass mein Bruder auch Filme hatte, die er nicht hätte haben dürfen. Der Videorekorder stand im Wohnzimmer und so blieb es nicht aus, dass auch ich dazu kam. Mein Bruder ist jünger als ich. Bei einem Film sagte er, als ich die Tür rein kam, ich soll besser weg schauen, das wäre nichts für mich. Und er hatte Recht!

Klar reizt das Verbotene. Aber es schützt auch manche Kinderseele. Nehmen wir an, alle Filme wären ohne Altersbeschränkung. Dann wären viele Sender bereit, die Filme tagsüber zu zeigen, unter anderem um die Werbeeinnahmen zu steigern. Aber damit wäre auch die Gefahr groß, dass der siebenjährige Hans den Film sieht und Schaden nimmt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Bevormundung ist so ein Thema. Als Erwachsener will man sagen, dass der jüngere nicht in der Lage ist Gefahren und Einfluss auf die Psyche einzuschätzen, der jüngere hingegen sagt das Gegenteil.

Als Jugendlicher habe ich auch sehr gerne Ego-Shooter gespielt. Nach der Schule heimgekommen, Tasche hingeworfen, Laptop angeworfen und los gehts. Das ging dann teilweise 4 Stunden aufwärts, 7 Tage die Woche. Es hat ja auch fürchterlich Spaß gemacht. Es gab ein globales Ranking, bei dem ich mich mal für eine ganze Woche bei einer unzähligen Menge von Spielern auf Platz 1 aufhielt. Das war natürlich schon was tolles, aber so ging es natürlich nicht ewig. Ob ich süchtig war? Kann ich nicht sagen.

Nach ein paar Jahren hat sich das irgendwie gelegt, ich hatte keine Zeit mehr zu spielen, und ich bereue es mittlerweile nicht. Hätte ich das Spiel erst angefangen zu spielen, wenn ich altersmäßig dazu befähigt wäre, würde ich wahrscheinlich niemals zum Spielen kommen. So bleiben schöne Erinnerungen an Abende mit Freunden, wo man via Internettelefonie in Gruppen versucht hat die Gegner zu bezwingen. Meinen Schulleistungen hat es vielleicht nur bedingt geschadet, oder es interessiert zumindest niemanden wie ich in der 7-ten Klasse drauf war.

An für sich finde ich zwar schon, dass Grenzen sinnvoll wären, wenn ich mir die heutigen Kinder so anschaue, aber das bringt nichts. Als Onlinehändler muss man sich mit dämlichen Versandregelungen herumschlagen, als Kunde muss man oft das 5-Fache des Warenwertes für den besonders sicheren Versand zahlen, damit ja kein 17-Jähriger ein Spiel oder einen Film ab 18 bekommt. Dazu mal eine grundlegende Frage: Wie schafft man es das einzuhalten? In dem man es Kindern nicht verkauft? Also bitte - Für wie dämlich halten die jeweils zuständigen Behörden / Vereine die Bürger? Besonders elektronische Ware lässt sich ohne große Schwierigkeiten beschaffen, zur Not auf rechtswidrigem Wege.

Auch gibt es andere Dinge, die für mich ziemlich Fragwürdig sind. Importspiele vom Niveau her wie z. B. SuperMario sind in Deutschland gesetzlich als USK-18 gesehen, da sie nicht geprüft wurden. In England für 16-Jährige erklärte Spiele, habe in Deutschland ebenfalls ein Siegel ab 18, oder sogar umgekehrt. Ich denke nicht, dass man hier zu einer sinnvollen Lösung kommen kann.

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» Zollstock » Beiträge: 338 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage, wie ich ohne Altersbeschränkung überhaupt wissen würde, welches Spiel oder welcher Film zu brutal wäre. Also müsste es ja auch weiterhin irgendeine Art der Kennzeichnung geben. Man kann ja nicht erwarten, dass sich der Kunde vor jedem Kauf erst mal mit den Inhalten beschäftigt, gerade bei Filmen fängt man sich so unter Umständen ja auch Spoiler ein und dann ist die Überraschung futsch.

Wenn diese Kennzeichnung aber unverbindlich wäre und nicht auf irgendwelchen staatlichen Richtlinien beruhen würde, hätte sie ja absolut keine Aussagekraft. Es ist ja jetzt schon so, dass Filme neu geschnitten werden, damit sie keinen "ab 18" Stempel verpasst bekommen, was schlecht fürs Geschäft ist, und wenn die Hersteller sich selber eine Kennzeichnung geben könnten kann man davon ausgehen, dass sie sich freiwillig keine "ab 18" verpassen würden.

Generell bin ich absolut dagegen, dass der Staat meint das Denken für seine Bürger übernehmen zu müssen, bzw., dass viele Leute das sogar von ihrem Staat erwarten. Der Staat kann und sollte den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen. Als erwachsener Mensch sollte man selber in der Lage bei den Medien die richtige Auswahl zu treffen und wenn man Kinder in die Welt gesetzt hat, hat man die Aufgabe bei seinen Kindern darauf zu achten. Allerdings sehe ich im konkreten Fall eben nicht, wie man das ganze System ändern könnte, so, dass man als Konsument immer noch eine Orientierungshilfe hat, auf die man sich verlassen kann.

Den anderen Punkt, den du noch genannt hast, war ja die Lockerung der Altersbeschränkung. Die kommt ja von alleine, weil sich die Ansichten, was man welcher Altersgruppe zeigen kann, ständig ändern. Hitchcock musste mit mit diversen Tricks arbeiten um einen Kuss in der gewünschten Länge in einem Spielfilm zeigen zu dürfen - heute sieht man Sexszenen in irgendwelchen Soaps im Vorabendprogramm. Ich denke, dass man diese Entwicklung nicht irgendwie künstlich vorantreiben muss, weil die Altersbeschränkungen ja die aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft wiedergeben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das von dir gewählte Beispiel ist schon eher lustig, weil es hier gar nicht um die Bevormundung von "uns" geht. Viel mehr geht es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen - denn wenn du volljährig bist, kannst du dir ja "Killerspiele" kaufen, ohne "bevormundet" zu werden. Wenn doch "Killerspiele" tatsächlich verboten werden (nicht "Indiziert"!), dann hat das andere Gründe - z.B. werden andere Rechte oder Gesetze verletzt und diese haben nicht wirklich was mit den Killerspielen zu tun.

Auch bei der Bewertung der Filme handelt es sich nicht um eine Bevormundung. Es ist die freiwillige Selbstkontrolle und kein Film kann zu brutal oder zu viel Pornografie enthalten, als das Eltern sie den Kindern nicht zeigen dürften. Das bleibt eben den Eltern überlassen - der Staat selbst aber sieht sich hier in der Pflicht, Kinder und Jugendliche zu schützen. So dürfen sich Jugendliche eben nicht Zugang zur Pornografie beschaffen. Wenn es die Eltern (für die eigenen Kinder) machen, ist der Staat machtlos!

Ebenso geht der Staat ja bei der "Bevormundung" so weit, dass Kinder nicht arbeiten dürfen. Es ist seltsam, das hier jeder den Schutzcharakter erkennen kann. Ehrlich gesagt fällt mir ein echtes Beispiel für Bevormundung von Erwachsenen nicht ein. Man kann jetzt natürlich den Drogenkonsum anführen, ebenso den Besitz von illegaler Pornografie oder aber die Verpflichtung, für diverse Tätigkeiten eine Lizenz erwerben zu müssen (Waffenscheine, Führerscheine usw.). Aber auch hier geht es nicht um Bevormundung, sondern um Schutz. Intention: Man schützt nicht den, der Autofahren will - sondern die anderen indem man verlangt, dass der Autofahrer vorher eine Prüfung besteht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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