Wo fängt gesunder Ehrgeiz an und wo hört er auf?
Ich habe ja bereits von meinem sehr fleißigen und auch ehrgeizigen Jungen erzählt, der auch in der Schule wirklich gut ist. Zwischendurch hatte er mal einen kleinen Durchhänger. Aber als er dann die Noten gesehen hat, ist er so ehrgeizig geworden, dass er mit Hilfe meiner Schwester, die ihm das genau erklärt hat wieder Klassenprimus. Er will einfach der Beste sein und zu hause will er auch alles können und alles machen. Ich stoppe ihn schon oft. Aber sein Ehrgeiz ist schon enorm.
Bei meiner Schwester und ihrer Tochter ist es so, dass sie überhaupt nicht ehrgeizig ist. Sie ist bei meinem Sohn in der Schule eine Klasse tiefer und ihr ist es egal, wie die anderen sind und will auch nicht besser sein als irgendjemand, den sie sich vielleicht zum Vorbild nimmt. Sie meint, dass sie das schon irgendwie schafft.
Natürlich ist der Mittelweg wahrscheinlich der Beste. Aber wo fängt gesunder Ehrgeiz an und wo hört er auf. Wie war oder ist es bei euch? Seid ihr gesund ehrgeizig oder seid ihr gar nicht ehrgeizig oder seid ihr einfach viel zu ehrgeizig? Welche Problematik seht ihr, wenn jemand zu ehrgeizig ist oder zu wenig ehrgeizig ist?
Ich denke, dass man gerade bei schulischen Sachen nicht ehrgeizig genug sein kann und man da auch nicht von einem ungesunden Ehrgeiz sprechen kann. Natürlich sollte man sich nicht überfordern, wenn dein Sohn aber gute Noten anstrebt und da auch viel für macht, ist das in Ordnung. Jedoch sollte er nicht nur am Lernen sein und auch mal Freunde treffen.
Ich denke, dass ich schon sehr ehrgeizig bin und meine Ziele im Leben erreichen möchte. Ich hatte auch Zeiten, in denen das nicht so war, aber mittlerweile sehe ich ein, dass man nur mit Ehrgeiz weiter kommt. Deswegen lerne ich nun auch viel und nehme meinen Schulabschluss sehr Ernst.
Zu viel Ehrgeiz macht krank, besser ist es, Freude an seiner Arbeit zu finden.
Oft muss man sich selber fragen, warum man sich dermaßen unter Druck setzt und sich pushen muss - falscher Ehrgeiz entspringt aus einer ungesunden inneren Einstellung. Da muss man viel Selbstarbeit leisten und zugestehen, dass man nun mal nicht Superman und auch nicht perfekt ist.
Gerade die Schule vermittelt gerne, dass gute Noten auch gut sind. Seitdem ich studiere, muss ich sagen, dass die Schule einem nichts fürs Leben lernt. Erst nach der Schule, der Einstieg in die Arbeitswelt zeigt, was wirklich von Nöten ist. Es gilt grundsätzlich, immer sein Bestes zu tun, schnell zu arbeiten, effizient und maschinell zu sein. Aber genau das ist es, das uns krank macht, wenn wir es übertreiben.
Man muss den Schülern zeigen, dass ihre Persönlichkeit wichtig ist, dass es um die Entfaltung der verschiedenartigen Talente geht und der Spaß an der Freude. Wenn die Freude fehlt und man den Gedanken hat, man muss es schaffen, dann scheitert man erfolgreich.
Überspitzt kann man zu Recht sagen: Die ehrgeizigen Schüler von heute sind die kranken Erwachsenen von morgen. Sie sind jung und leiden schon an schweren Depressionen und haben das Burnout-Syndrom. Und wahrscheinlich sind sie bereits in Frühpension. Zu viel Ehrgeiz macht krank, denn er vermittelt uns falsche Werte. Man muss noch viel an sich arbeiten und viel Korrektur vornehmen, bevor man in ein gesundes Leben startet bzw. starten kann.
Davon kann ich nur ein Liedchen singen, denn ich bin eben so einer, der genau so ehrgeizig ist. Bei mir kommen sogar schon teilweise die Lehrer und sagen mir ich soll mal einen Gang zurückfahren. So bekomme ich jetzt in der mündlichen Mitarbeit in einem Leistungskurs trotzdem die 1, soll mich dafür aber bitte nicht mehr melden, sondern den anderen Schülern mal die Chance geben zu Wort zu kommen. Ein anderer Lehrer meinte, ich sollte nicht für die Schule leben, was mich auch irgendwie nachdenklich gemacht hatte, da ich zunächst einen Abiturdurchschnitt von mindestens 1,5 haben wollte. Irgendwann habe ich den auf 1,2 hochgesetzt, da ich 1,5 ohne Probleme schaffe, dem bisherigen Stand der Dinge nach zu urteilen.
Mittlerweile frage ich mich aber auch wozu ich das brauche. Ich hab einen festen Plan von dem was ich später machen möchte und dafür brauche ich keinen Abiturdurchschnitt von 1,2. Allein deshalb sehe ich das mittlerweile auch etwas lockerer und mach einfach meine Hausaufgaben schön ordentlich, arbeite sehr gut mit und sobald eine Klausur oder Ähnliches ansteht, so wird der Ehrgeiz wieder ausgekramt, denn den brauche ich dann!
Ansonsten lebe ich einfach in den Tag hinein und mach das was ich gerade Lust hab, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist! Einerseits sollte man verantwortungs- beziehungsweise leistungsbewusst und leistungsorientiert arbeiten, aber andererseits sollte man nicht vergessen, dass man später noch genug Zeit im Beruf verbringt und seine jungen Jahre auch ein wenig auskosten sollte.
Wenn ich mir beispielsweise ein Mädchen aus meiner Stufe anschaue, die wirklich nur lernt und alles auf Schule setzt, muss ich ganz klar sagen, dass das für mich kein Leben wäre. Wo bleibt der Spaß und wann endet auch dieser Ehrgeiz? Und vor Allem: Was bringt mir das, wenn ich eine tolle Leistung erziele, dennoch aber kaum bessere Chancen wie ein Anderer habe, der sein Leben genießt und einen gesunden, sozialen Kontakt- beziehungsweise Freundeskreis aufgebaut hat und pflegt? Es gibt wichtigeres als Schule, was aber nicht heißt, dass Schule unwichtig ist. Die Mischung und das gesunde Maß macht hier einfach den Unterschied zwischen "genial" und "krank".
Grundsätzlich ist es nicht schlecht, ehrgeizig zu sein. Ehrgeizige Menschen haben es im Leben meistens einfach leichter, da sie den Willen haben, etwas für ihren Erfolg zu tun. Sie wollen nicht auf der faulen Haut liegen und sich entspannen, während sie wissen, dass sie die Zeit auch deutlich sinnvoller nutzen könnten. Dabei haben solche Menschen auch den Willen, zu den besten zu gehören und ich finde es eigentlich gut, wenn man bereits in der Grundschule oder im Kindergarten Ehrgeiz zeigt und auch von selbst etwas lernen möchte.
Wächst man so auf, dann muss man sich nicht erst später dazu motivieren, etwas zu tun. Stattdessen strengt man sich dann schon die ganze Zeit an und man bleibt eben immer auf dem gleichen Level. Auf diese Weise erleidet man dann auch keinen Durchhänger. Außerdem fällt einem die Schule auch allgemein leichter, wenn man gute Noten schreibt und man hat dann auch bessere Chancen, einen guten Job zu bekommen. Von daher ist Ehrgeiz schon von der Schule an sehr wichtig.
Gesunder Ehrgeiz heißt für mich, dass man auch bereit dazu ist, etwas für den eigenen Erfolg zu tun. Ehrgeizig ist für mich jemand, der nicht nur das Nötigste tut, sondern sich auch darüber hinaus dem widmet, worin er besser werden möchte. Für mich ist auch eine Person ehrgeizig, die sich bewusst in ihrer Freizeit einschränkt, um noch mehr leisten zu können. Trotzdem sollte die Freizeit natürlich nicht ganz wegfallen, wobei man jedoch auch nicht den ganzen Tag faul vor dem Fernseher sitzen sollte. Stattdessen sollte man auch auf freiwilliger Basis etwas tun und ein Schüler hat für mich beispielsweise dann einen gesunden Ehrgeiz, wenn er sich auch in den Ferien ab und zu an den Schreibtisch setzt, um ein wenig zu lernen.
Zu ehrgeizig ist jemand, wenn er komplett auf die eigene Freizeit verzichtet, nur um sich einer wichtigen Sache widmen zu können. Wenn man komplett auf den eigenen Spaß verzichtet und sich selbst nichts Gutes mehr tut, dann ist man zu ehrgeizig. Genauso ist ein Schüler zu ehrgeizig, wenn er täglich nur noch am Schreibtisch sitzt und nichts anderes mehr macht und sogar in den Ferien täglich lernt. Immerhin ist es wichtig, sich trotzdem selbst noch etwas Gutes zu tun und sich selbst auch seine Freizeit zu lassen. Nur so kann man auf Dauer auch glücklich werden und der Ehrgeiz hält auch länger an, wenn man einen entspannenden Ausgleich hat. So belastet man sich dann auch nicht so stark und kann das auch auf Dauer aushalten.
Es gibt vieles, das man in beide Richtungen hin übertreiben kann und ich denke, dass das beim Ehrgeiz genauso ist. Man kann viel zu ehrgeizig sein und man kann aber auch zu wenig ehrgeizig sein. Ein "zu viel" ist für mich dann vorhanden, wenn man sich so sehr unter Leistungsdruck setzt, dass man schon körperliche Beschwerden wie Schlafprobleme, Nervosität und vielleicht sogar Burnout entwickelt. Aber so lange man einen "gesunden" Ehrgeiz entwickelt, seine eigenen (Grund-)Bedürfnisse nicht vernachlässigt und sich nicht selbst zu sehr unter Leistungsdruck setzt, sehe ich da kein Problem.
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