Vater nach Jahren mit wenig Kontakt zur Hochzeit einladen?

vom 25.04.2013, 09:00 Uhr

Ich habe in diesem Beitrag schon beschrieben, dass mein Vater seit 20 Jahren nicht viel getan hat, um den Kontakt zu seinen Kinder aufrechtzuerhalten. Seit der Trennung haben wir ihn eigentlich nur gesehen, wenn wir seine Eltern besucht haben, bzw. dann auf deren Beerdigungen. Er hat meiner Mutter auch finanziell nicht geholfen. Ein, zwei Jahre nach der Trennung ist er damit baden gegangen, sich als Immobilienmakler selbständig zu machen und ist seitdem arbeitslos. Vielleicht hat er wirklich keinen Job mehr gefunden, aber ich glaube auch nicht, dass er sich sonderlich bemüht hat.

Meine Schwester wird diesen Sommer heiraten und hat uns alle damit überrascht, dass sie unseren Vater auch eingeladen hat. Ihr Verlobter hat seinen Vater im Alter von 19 Jahren verloren. Die beiden haben sich wohl großartig verstanden und er vermisst ihn sehr. Daher hat er auf meine Schwester eingewirkt, den Kontakt zu ihrem Vater zu suchen. Er sei ja immerhin ihr Vater und er wäre glücklich auch nur einen weiteren Tag mit seinem Vater verbringen zu dürfen.

Ich finde aber, dass man das doch überhaupt nicht vergleichen kann. Es ist ja schön, dass er einen guten Vater hatte. Aber unserer war es nicht. Wo würde denn die Grenze des Verzeihbaren liegen? Gut, unser Vater hat uns nie geschlagen oder Schlimmeres. Aber auch dann wäre er unser Vater und wir sollten Kontakt zu ihm halten? Ich finde seine Argumentation einfach nicht rational. Er hat ihn sogar um die Hand meiner Schwester angehalten - nur am Telefon, auch ein bisschen als Scherz. Aber ich finde es trotzdem total daneben. Dieser Mann hat doch dazu gar nichts zu sagen.

Meine Mutter ist ziemlich verletzt, auch wenn sie sich bisher nichts anmerken lässt. Sie hat uns fünf Kinder alleine großgezogen und gerade bei den zwei Jungs hätte sie die Hilfe des Vaters gut gebrauchen können. Mittlerweile ist unser Verhältnis zu unserer Mutter etwas gespannt, weil sie Veganerin ist und sich durch ihr Verhalten nicht gerade beliebt macht. Zur Hochzeit meines Bruders wollte sie fast nicht gehen, weil es dort Spanferkel gab. Mein Bruder meinte damals, dann solle sie halt nicht kommen, es wäre ihm egal. Meine Schwester wird auf ihrer Hochzeit auch Fleisch servieren und sagt, unsere Mutter soll halt nicht kommen, wenn es sie stört.

Aber warum wird denn eine Mutter, die sich jahrelang und auch heute noch immer um uns kümmert, ohne schlechtes Gewissen vom "wichtigsten Tag" ausgeladen, aber dieser Mann, dem wir 20 Jahre lang egal waren, muss unbedingt kommen? Wer weiß, was mein Vater für einen Bockmist veranstaltet hätte, wenn er in der Erziehung mitgewirkt hätte. Er konnte keine Fehler begehen wie meine Mutter, weil er einfach nicht da war.

Wie seht ihr das? Würdet ihr so einen Vater überhaupt dabei haben wollen? Hat der Verlobte meiner Schwester recht und der Vater sollte unbedingt dabei sein? Hat mein Vater sogar das Recht auf eine Einladung? Oder hat er dieses Recht vor langer Zeit verwirkt? Ist ihm mit der Einladung alles verziehen?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich musste mir damals von meinem Verlobten auch anhören, dass ich es bereuen würde, keinen Kontakt zu meinem Vater aufgebaut zu haben oder zumindest die Aussprache gesucht zu haben, wenn mein Vater irgendwann verstorben und es dann zu spät ist, ihn wieder zu sehen.

Natürlich kann man die Geschichten nicht vergleichen. Der eine hat seinen Vater verloren und anscheinend hatten sie einen guten Kontakt und die andere hätte gerne einen guten Kontakt zu ihrem Vater gehabt, seit Kind auf an und der Vater zeigt aber kein großes Interesse.

Und natürlich würde der zukünftige Mann von deiner Schwester alles für ein Treffen mit seinem verstorbenen Vater geben, immer hin hatten sie anscheinend auch einen guten Kontakt, bevor der Vater verstorben ist. Wer würde nicht alles dafür geben, noch einmal eine geliebte und verstorbene Person noch einmal zu treffen und sehen zu dürfen. Aber definitiv kann man die beiden Erlebnisse nicht miteinander vergleichen.

Dass deine Mutter etwas verletzt ist, kann ich schon ein bisschen nachvollziehen. Immer hin hat euer Vater sich nicht für euch Kinder interessiert und deine Mutter musste euch ganz alleine großziehen, was ich mir bei fünf Kindern sicherlich schwierig vorstelle. Aber, wenn deine Schwester es so möchte, muss sie da wohl oder übel durch, würde ich mal sagen.

Natürlich kann es auch sein, dass dein Vater in Zukunft den Kontakt zu euch Kindern suchen wird und vielleicht auch halten wird, weshalb du deinem Vater schon eine Chance geben solltest. Und, wenn deine Schwester ihn auf ihrer Hochzeit haben möchte, dann ist es halt so. Auch, wenn er sich nicht um euch gekümmert hat.

Und natürlich ist mit einer Einladung nicht gleich alles vergessen und vergeben. Man sollte sich schon einmal aussprechen. Aber deine Mutter wollte, wie ich aus dem Text lesen kann, auch nicht zur Hochzeit von deinem Bruder gehen, weil es dort Spanferkel gab. Die Reaktion finde ich persönlich auch etwas übertrieben. Nur weil sie Veganer ist und auf der Hochzeit Fleisch serviert wird, ist es doch kein Grund eine Hochzeitseinladung seines eigenen Kindes nicht nachzukommen.

Also kann ich die Reaktion deiner Schwester schon verstehen, dass sie ihren Vater dabei haben möchte, um den Kontakt in Zukunft vielleicht aufrechtzuerhalten. Und das sie sagt, dass es egal ist, ob deine Mutter kommt oder nicht, weil deine Mutter es nicht mag, wenn Fleisch serviert wird.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich glaube, hier geht es um zwei Dinge: einerseits die Tatsache, dass der Vater zur Hochzeit eingeladen wurde und andererseits, dass er kein guter Vater war. Aber diese Tatsache, also dass er kein guter Vater war, ist für mich kein Grund, ihn nicht einzuladen. Er ist der Vater und normalerweise möchte man seine Eltern doch bei so einem wichtigen Anlass dabei haben, oder etwa nicht?

Nur weil man den Vater einlädt, heißt das nicht, dass alles vergessen und vergeben ist. Das eine hat doch mit dem anderen rein gar nichts zutun. Es geht nur darum, dass man den Vater gern bei diesem großen Tag dabei haben möchte und das finde ich gut. Ich heirate im Juni und es gibt einige Verwandte zu denen ich kein so gutes Verhältnis habe, aber ich lade sie trotzdem ein. Auch weil ich die Familie gern zusammen haben möchte. Das würde ich auch in dem Fall so machen.

Dass man natürlich zur Mutter sagt, dass sie sich anpassen soll, auch wenn es Fleisch gibt und wenn sie es nicht möchte, soll sie nicht kommen, finde ich schon etwas hart. Wir haben es so gemacht, dass es auch für Vegetarier etwas gibt und als Veganer kann man sicherlich Gemüse essen. Aber jemand der vegan lebt, kann nicht erwarten, dass man auf seiner Feier gar keine tierischen Produkte anbietet, wenn alle anderen oder der Großteil davon eben normal isst. Somit sollte die Mutter sich halt auch ein wenig anpassen und nicht immer Extrawürste für sich verlangen.

Ich finde es normal den Vater einzuladen, auch wenn er eben nichts besonderes zur Erziehung geleistet hat. Er ist der Vater und fertig. Und wenn jemand seinen Vater mit 19 Jahren verloren hat, kann ich gut verstehen, dass dieser kein Verständnis dafür hat, warum man so hart ist wenn man noch einen Vater hat. Ich habe meinen mit 17 verloren und wünschte mir, er könnte dabei sein wenn ich heirate.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Trotz alledem ist es immer noch euer Vater. Und auch wenn er nichts von der Hochzeit weiß, würde ich ihn dennoch anrufen, insofern eine Telefonnummer vorhanden ist, um ihn aufzuklären. Es muss ja kein Alles-klärendes, intensives und langes Gespräch stattfinden. Nur dass er Bescheid weiß und es sich überlegen kann.

Wer weiß was in den letzten Jahren passiert ist? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es immer zu spät sein kann und man es dann bereut seinen Vater nur so schlecht gekannt zu haben beziehungsweise nicht viel mit ihm gemacht zu haben.

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wisst ihr denn ganz sicher, dass es an eurem Vater lag, dass kein Kontakt bestand? Die Gesetze waren vor 20 Jahren noch etwas anders und es kann auch sein, dass deine Mutter da eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. Von daher sollte vielleicht auch die Vergangenheit mal aufgearbeitet werden. Ich hatte in meiner eigenen Familie einen ähnlichen Fall.

Da hat der Vater seine Tochter, sowie die Stieftochter belogen. Erst mal haben sich die beiden Damen natürlich zerstritten und als sie wieder aufeinander zugegangen sind, kam auch raus, dass da eben der Vater ganz geschickt die Fäden gezogen hat. Die Stieftochter hatte in ihm eh nie einen Vater gesehen, da sie schon erwachsen war, als er in die Familie kam.

Die Tochter hat sich von ihm losgesagt und es bis heute nicht bereut, dass nie wieder Kontakt bestanden hat. Allerdings war da eben die Tochter damals auch schon erwachsen. Ihr dagegen wart Kinder und habt da sicherlich auch viele Dinge gar nicht mitbekommen.

Und ich glaube kaum, dass dein zukünftiger Schwager deine Schwester gezwungen hat den Kontakt zu suchen. Wobei ich seine Argumente gar nicht so verkehrt finde, dass sie vielleicht später bereut keinen Kontakt mehr gesucht zu haben. Da es auch nicht deine Hochzeit ist, kannst du da schlecht reinreden. Vor allem auch bei der Einstellung, dass niemand kommen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ehrlich gesagt würde ich persönlich nur die Leute zu meiner Hochzeit einladen, die mir wichtig sind und die für mich da waren - was Eltern betrifft einen Großteil meines Lebens.

Ich denke auch, dass es zwei paar Schuhe sind, was deine Schwester und ihren Verlobten angeht: Die eine hat ihren Vater nicht verloren und schlechten Kontakt, der andere hat "verloren" und vermutlich relativ guten Kontakt gehabt. Das ist überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Und ich finde die Argumentation, dass man es im Nachhinein bereuen könnte irgendwie nichtssagend. Ich könnte es in meinem Leben auch mal bereuen, dass ich anstatt links abzubiegen gerade aus weiter gelaufen bin, aber dann ist das auch zu spät. Natürlich hinkt dieser Vergleich, weil es hier um etwas zwischenmenschliches geht, aber ich finde, nur weil jemand ein Kind in die Welt setzt ist man noch lange nicht "Vater". Wenn man seine Kinder im Stich lässt, dann sollte man sich nicht wundern, wenn man nicht zu eben jener Hochzeit eingeladen wird.

Deine Schwester sollte differenzieren, ob sie ihn für sich oder für ihren Verlobten einlädt. Es kann sein, dass deine Schwester und euer Vater durch ihren Verlobten wieder regelmäßigen, guten Kontakt hat. Da ist eine Einladung auch gerechtfertigt, finde ich. Aber wenn sie kaum bis mäßigen Kontakt hat, würde ich mir das nochmal überlegen.

Was eure Mutter angeht: da bin ich etwas zwiegespalten. Ihre Kinder lassen ihr die Wahl, ob sie kommen will oder nicht. Sie laden sie ja nicht aus, sondern bieten ihr sozusagen nur an, ob sie kommen kann, wenn sie möchte oder eben nicht, wenn es ihr zuwider sei.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn deine Schwester euren Vater aus Überzeugung einlädt, ist das ihre Sache. Aber wenn sie es nur ihres Verlobten zuliebe macht, würde ich es lieber lassen. Denn gleichzeitig hört man ja von ihr, dass die Mutter, die alle fünf Kinder großgezogen hat zu Hause bleiben sollte, wenn es ihr nicht passt, dass es Fleisch zur Hochzeit gibt. Kann man das der eigenen Mutter nicht anders beibringen, dass sie selbstverständlich auch ein veganes Gericht zur Hochzeit bekommt?

Auch dein Bruder, bei dem es Spanferkel auf der Hochzeit gab, hätte mit deiner Mutter vernünftig sprechen können. Dass deine Mutter von deiner Schwester nun sehr enttäuscht ist, kann ich mir gut denken. Ihr sagt man praktisch, dass sie nicht kommen muss, aber der Vater ist herzlich willkommen, obwohl er sich nie um seine Kinder gekümmert hatte, unfassbar für die Mutter. Wenn deine Schwester euren Vater aus Überzeugung einlädt, ist das ihre Sache. Aber wenn sie es nur ihres Verlobten zuliebe macht, würde ich es lieber lassen. Denn gleichzeitig hört man ja von ihr, dass die Mutter, die alle fünf Kinder großgezogen hat zu Hause bleiben sollte, wenn es ihr nicht passt, dass es Fleisch zur Hochzeit gibt. Kann man das der eigenen Mutter nicht anders beibringen, dass sie selbstverständlich auch ein veganes Gericht zur Hochzeit bekommt?

Auch dein Bruder, bei dem es Spanferkel auf der Hochzeit gab, hätte mit deiner Mutter vernünftig sprechen können. Dass deine Mutter von deiner Schwester nun sehr enttäuscht ist, kann ich mir gut denken. Ihr sagt man praktisch, dass sie nicht kommen muss, aber der Vater ist herzlich willkommen, obwohl er sich nie um seine Kinder gekümmert hatte, unfassbar für die Mutter.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Man kann im Leben schon ziemlich stur sein und dies auch lange Zeit bleiben, aber wenn man einen Vater nicht zu der Hochzeit eingeladen hat, kann man sich eben auch nie richtig mit ihm vertragen. Im Leben kann man viele Fehler machen und sich falsch verhalten, aber trotzdem ist es der Vater und das ist ein Posten, den man nicht mal eben abgeben kann.

Ich würde mir nicht irgendwann vorwerfen wollen, dass ich etwas falsch gemacht habe und ich denke, dass der erste Schritt zur Versöhnung eben diese Einladung sein kann. Der Vater wird ja auch seine Gründe haben, warum das so passiert ist, aber ich denke, dass man auch irgendwann Nachsicht haben sollte und sich vertragen sollte.

Zur Hochzeit würde ich meinen Vater immer einladen und da kann passiert sein, was will. Er war nicht für euch da, das ist schlecht, aber man hat nur einen Vater und der lebt ja auch nicht ewig. Ohne ihn wärt ihr nicht da. Das musst du ja auch mal so sehen.

Dennoch sollte man zu dem Thema schon eine eigene Meinung haben und sich nicht überreden lassen zu einer Entscheidung, weil es ja immer noch der Hochzeitstag ist und man dem im Idealfall nur ein Mal hat. Wenn sie aber im Inneren die Versöhnung möchte und er das von ihr weiß, ist es in Ordnung.

Was ich absolut nicht verstehen kann ist deine Mutter. Sie kommt nicht zur Hochzeit der Tochter, weil das Essen nicht das Richtige ist? Was ist denn das für eine Einstellung? Schon sehr heftig. Man kann sich doch nicht nur nach ihr richten. Sicherlich war sie gut zu euch, aber sie stellt sich ja mehr an als der verhasste Vater.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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