Kann nur ein Genie ein Abitur von 0,7 erreichen?

vom 23.04.2013, 18:24 Uhr

Nein, ich habe mich in der Überschrift nicht verschrieben. Ich meine wirklich 0,7. Als ich das erste mal davon gehört habe, dachte ich auch, dass das doch gar nicht möglich sein kann. Doch anscheinend ist es wirklich so. Hier ein Link aus einem Forum, wo das Ganze erklärt wird.

Ich persönlich kenne keinen im Freundeskreis, in der Bekanntschaft oder in der Familie, der so ein Abitur hingelegt hat. Ich finde das auch schon ziemlich krass, was diese Leute da leisten. Hier ein Beitrag von einem Abiturienten, der das geschafft hat. Kennt ihr jemanden, der so etwas, nahezu perfektes erreicht hat? Denkt ihr, man muss ein besonderes Genie sein, oder ist das auch durch Fleiß zu erreichen?

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» Owlytic » Beiträge: 534 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es möge mir bitte jemand einen Zusammenhang zwischen Schulnoten und Intelligenz beweisen... :lol: Klar, für so ein Abitur kann man nicht völlig doof sein, immerhin muss man sämtliche Klausuren sehr gut bestehen. Allerdings zählen ja zum Beispiel auch "mündliche Noten", sprich, ob man dem Lehrer immer ordentlich die Tür aufhält. Das bedeutet, die Endnote in einem Fach hat höchstens zur Hälfte etwas mit der tatsächlichen Leistung zu tun.

Mit dem Begriff "Genie" wäre ich übrigens auch vorsichtig. Gute Schulnoten bedeuten eben in erster Linie, dass man gut ist in genau den Dingen, die die Schule von einem verlangt: "Lernen und Auskotzen", "Tür aufhalten" und "nett lächeln". Das bedeutet nicht, dass man deswegen zwangsläufig in der Lage wäre, außerhalb der Schule etwas "geniales" zu leisten, sprich, ein geniales Buch zu schreiben, ein geniales Bild zu malen, eine geniale Erfindung zu machen, ... Ich denke, für Genialität muss man letztendlich auch kreativ sein, und genau das ist etwas, das in der Schule niemals abgetestet wird. (Im Gegenteil: kreative Aufgabenlösungen werden von Lehrern eher ausgebremst. Das stört ja.)

Natürlich ist es möglich, dass jemand, der ein so gutes Abitur hat, tatsächlich auch einen Funken von Genialität hat. Allerdings würde ich das eben nicht zwingend voraussetzen.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ein gewisses Talent benötigt man sicherlich, um so einen Notendurchschnitt zu erreichen. Wenn man dies und den Ehrgeiz hat, dann kann man das schon schaffen. Ob man das allein durch Lernen erreichen kann, halte ich dagegen für fraglich.

Wie arril schon geschrieben hat, muss das nicht unbedingt etwas mit Genialität zu tun haben. Wenn man das Auswendiglernen gut beherrscht, kann das schon der erste Grundstein sein. Dagegen haben andere berühmte Menschen eher mäßige Leistungen in der Schule erbracht; man denke beispielsweise an Albert Einstein, der kein so guter Schüler war und nachher trotzdem ein ganzes Forschungsgebiet revolutioniert hat.

» Ariola » Beiträge: 693 » Talkpoints: 4,96 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nein, ich glaube nicht, dass man ein Genie sein muss. Normale Intelligenz mal vorausgesetzt, kann sich jeder hinsetzen und lernen, lernen, lernen. Wie der Abiturient in dem Interview sagt: Schule war für ihn wie ein Job. Wenn man die Sache so angeht, kann man den Erfolg schon erzwingen.

Aber ganz ehrlich: so möchte ich meine Schulzeit nicht verbracht haben. Und wenn er so auch sein Studium verbringt, dann glaube ich nicht, dass aus ihm ein guter Mediziner wird. Zumindest keiner mit Kontakt zu den Patienten.

Zudem muss ich aus meiner Erfahrung sagen, dass Abitur nicht gleich Abitur ist. Eine meiner Mitschülerinnen hat Abi in Kunst gemacht. Sie konnte halt gut zeichnen und hat die volle Punktzahl bekommen. Ohne Lernen. Während meines Studiums hab ich Leute mit Einser-Abi kennengelernt, wo ich mich wochenlang gefragt hab, wie die das wohl geschafft haben. Bis ich jemand kennengelernt habe vom gleichen Gymnasium, der mir erzählt hat, dass 50% der Abiturienten dort ne Eins bekommen.

Die Unterschiede sind von Bundesland zu Bundesland und in denen ohne Zentralabitur auch noch von Schule zu Schule so verschieden, dass die Abiturnoten gar kein echtes Vergleichspotential haben. Aber sicher kriegt man ein 0,7-Abi nicht geschenkt. Aber den Preis finde ich zu hoch. Meine Mitschülerin mit der vollen Punktzahl in Kunst hatte übrigens auch sonst super Noten, aber war mit 19 Jahren immer noch ungeküsst. Nicht, dass ich Sex und jugendliches Rumknutschen überbewerten will, aber das fand ich schon sehr traurig.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ehrgeiz kann bei der ganzen Geschichte grundsätzlich schon einmal nicht schaden. Aber man muss auch ein sehr gutes Gedächtnis und ein gutes Verständnis für die Dinge vorweisen können, damit eine solche Leistung überhaupt erst möglich ist.

Nicht zu verachten ist auch, dass man ein wenig Glück braucht. Je nachdem wo man sein Abitur schreibt, wird man verschiedenen Anforderungen unterzogen und muss dementsprechend mehr oder weniger leisten. In Bayern ist das Abitur vergleichsweise recht schwer, weshalb die Abiturdurchschnitte auch im Vergleich recht schlecht sind. Das heißt aber nicht, dass man ein Genie sein muss. Wie bereits erwähnt wurde, ist ein Genie ein kreativer, anwendungsbezogener Mensch, der nicht nur sein Wissen ausspucken kann, sondern eben dieses auch im größeren Stil verknüpfen und anwenden kann. Die Transferaufgaben im schulischen Bereich sind dagegen noch ein Leichtes.

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nur mit Lernen bekommt man eine 0,7 nicht hin. Dazu muss man schon sehr intelligent und vor allen Dingen vielseitig begabt sein. Das heißt aber weder, dass ein Schüler mit schlechten Noten nicht genauso intelligent sein kann, noch, dass man mit einem Schnitt von 0,7 ungeküsst sein muss. Mein Sohn hat einen Freund mit 0,7, der jetzt Medizin studiert, völlig normal ist und bestimmt auch menschlich ein guter Arzt wird.

Dass Albert Einstein ein schlechter Schüler war, ist ein Gerücht. Er zeigte schon immer herausragende mathematisch-physikalische Leistungen. Er verließ seine ursprüngliche Schule deshalb, weil er keine Lust mehr auf den militärischen Drill hatte, und machte sein Abitur an einer anderen Schule, mit Einsen in Mathe und Physik (in der Schweiz mit 6 bezeichnet, vielleicht kommt daher das Gerücht).

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, dass zu solch einem Abiturschnitt auch viel Glück gehört, wobei ich die Leistung eines sehr guten Abiturs keinesfalls herabwürdigen möchte. Ich selbst habe einen mehr als ordentlichen Schnitt, hätte es aber keinesfalls geschafft, auf 0,7 zu kommen, obwohl ich in allen Fächern gut war, ganz einfach, weil auch ich einmal mit dem falschen Fuß aufgestanden bin oder eine einzelne Prüfung dann doch nicht ganz genau dem entsprach, was ich gelernt hatte. Wenn jemand immer die Anforderungen erfüllt, hat das sicherlich auch mit Intelligenz und hohem Durchhaltevermögen zu tun, wohl aber auch mit einer großen Portion Glück, die darin besteht, immer die richtigen Aufgaben zu bekommen und nie auf dem Schlauch zu stehen.

Davon abgesehen bin ich wie die Anderen auch der Meinung, dass es nicht unbedingt etwas mit Genialität zu tun haben muss, ein solches Abitur abzulegen, denke aber schon, dass eine Menge Intelligenz, Disziplin und Fleiß als Grundvoraussetzung auf jeden Fall vorhanden sein müssen. Ich denke aber auch, dass Genialität nicht unbedingt etwas mit Schulnoten zu tun haben muss, auch ein schlechter Schüler kann wunderbare Bilder zeichnen oder eine Inselbegabung in einzelnen Fächern haben.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich höre hier zum ersten Mal von einem Notendurchschnitt von 0,7. Im ersten Moment denk man natürlich, dass dies irgendwie gar nicht gehen kann, aber bei dem angegebenen Link wird das ganze sehr gut erklärt und es klingt auch mehr als nachvollziehbar. So ein Notendurchschnitt ist schon extrem außergewöhnlich, aber nicht ganz unmöglich. Das man damit keinen Studienplatz bekommt ist natürlich eine ganz üble Sache, aber hier kann man dann vielleicht eine andere Einrichtung aufsuchen, bei der man anfangen könnte. Es ist dann vielleicht nicht ganz so, wie man sich das vorgestellt hat, aber besser als nichts.

Ich kenne absolut niemanden, der einen besseren Notendurchschnitt als 1,0 hatte. Letzteres habe ich schon gerne mal gehört und so unüblich ist das ganze auch nicht, aber unter dem ist mir noch nie etwas zu Ohren gekommen. Es kann sein, dass mich meine Erinnerung etwas trübt, aber ich glaube, dass ich von dem verlinkten Abiturienten schon mal gehört habe. Es kann ein anderer Fall gewesen sein, aber ich glaube es war wirklich dieser junge Mann, der verlinkt wurde.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Zunächst einmal muss man sich überlegen, welche Fächer man am besten wählt bzw. abwählt, denn es gibt einfach Fächer, in denen es wesentlich einfacher ist die volle Punktzahl zu erreichen. Wenn ich in einer Mathearbeit alle Aufgaben richtig gelöst habe bekomme ich 15 Punkte, wenn ich aber einen sehr guten Aufsatz abliefere kann ein Lehrer immer einen Grund finden, warum er mir dafür nur 13 Punkte gibt.

Dann gibt es Fächer, bei denen die Abiturprüfung dadurch erschwert wird, dass man zwei Prüfungen ablegen muss. Das war zu meiner Zeit in Kunst, Musik und Sport der Fall, wo es neben der schriftlichen Prüfung auch eine praktische Prüfung gab. Und wenn man eine Fremdsprache als Leistungskurs gewählt hat hatte man auch bei konstanten Leistungen gute Chancen zusätzlich in die mündliche Prüfung geschickt zu werden, weil 25% dafür ausgelost wurden.

Das meiste, was in der Schule abgefragt wird, kann man sich ohne Probleme durch lernen aneignen. Selbst in Fächern, in denen es eigentlich eher um kreatives Denken geht, kommt man mit sturem lernen recht weit. Es gibt ja zum Beispiel zu den meisten Schullektüren diese Lektürenhilfen, in denen man sich dann die Textinterpretation von anderen Leuten zu Gemüte führen kann und in Kunst und Musik werden in der Oberstufe ja auch ganz normal Klausuren geschrieben, mit denen man dann auch als mittelmäßig Begabter noch zu einer ordentlichen Endnote kommt. Für so ein gutes Abitur muss man sicher kein Genie sein sondern eher kein Leben außerhalb der Schule haben und wahrscheinlich schadet es auch nicht, wenn man überergeizige Eltern hat.

Was für ein "Genie" unser 0,7er Abiturient ist zeigt sich übrigens daran, dass er anscheinend das Auswahlverfahren für Studienplätze nicht ganz verstanden hat. Und wer sich in so einem überlaufenen Studienfach wie Medizin nur an einer einzigen Uni bewirbt, dem ist eh nicht zu helfen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass man ein Genie sein muss, wobei jeder unter „Genie“ ja auch etwas anderes versteht. Aber ich glaube, man muss extrem vielseitig sein. Ich könnte wohl auch einen 1,0-Schnitt oder einen besseren erreichen, wenn es da das Fach Sport nicht gäbe. Das zieht mir wirklich jedes Halbjahr aufs Neue herunter, weil es mir da schwer fällt, selbst etwas Zweistelliges, also zumindest die Note zwei zu bekommen.

Man muss eben beachten, dass ein Schüler mit einem solchen Schnitt wirklich in allen Fächern gut sein muss. Er darf keine Schwächen in Sport haben, er muss in geisteswissenschaftlichen Fächern wie Geschichte, Gemeinschaftskunde und Religion gut sein, ebenso wie in den Sprachen Englisch und Deutsch und natürlich auch in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathe, Physik und Chemie keine Schwächen aufweisen. Und ich denke jeder hat so ein Fach, mit dem er überhaupt nicht klar kommt, bei mir ist es eben Sport. Aber ein Schüler mit einem 0,7-Schnitt darf solche Schwächen eben nicht haben.

Ansonsten hängt natürlich auch viel mit Fleiß und Lernen zusammen. Wobei ich dazu sagen muss, dass es beim Abitur auch darauf ankommt, dass man verstanden hat, wie es funktioniert, vor allem in Fächern wie Mathe, wo immer wieder neue Aufgaben kommen. Auch wenn die Aufgabentypen gleich sind, lässt sich das Bildungsministerium doch ab und zu etwas Neues einfallen und damit muss man dann auch klar kommen. Es gibt auch Menschen, denen es einfach leicht fällt zu lernen, das muss man auch beachten.

Ich habe schon Respekt vor Menschen mit so einem Schnitt, weil sie eben sehr vielfältig sind. Aber ich finde es auch nicht schlimm, wenn man in einem Fach eine Schwäche hat, das ist ganz natürlich.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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