Hattet ihr Probleme damit, vor der Klasse zu singen?

Wir haben in der nächsten Zeit wieder eine Liedkontrolle. Sprich, wir müssen ein Lied auswendig lernen, und das dann vor der Klasse singen. Benotet wird das auswendig können des Textes, die Melodie und der Takt. Dieses mal ist es bei uns jedoch anders, denn wir dürfen uns das Lied selber aussuchen. Ich muss sagen, ich habe persönlich eigentlich keine Probleme, vor der Klasse zu singen.

In meiner alten Schule war es jedoch noch ein wenig schwieriger, da wir immer nach vorne zum singen mussten. In meiner jetzigen Schule müssen wir aufstehen, doch am Platz bleiben. Das ist schon etwas einfacher, als wenn man vor der gesamten Klasse zu stehen hat. Bei uns gibt es Schüler, die sich strikt gegen das Singen weigern. Sie lassen sich bei jeder Liedkontrolle eine 6 eintragen. Ich kann das persönlich gar nicht nachvollziehen. Es ist immerhin die eigene Klasse, und eine 6 ist immer schwer auszubaden.

Habt ihr Probleme gehabt, wenn es mal wieder hieß, dass ihr singen müsst? Hat euch das viel Überwindung gekostet, oder gefiel es euch eher? Würdet ihr das Singen verweigern, und dazu im Gegenzug eine 6 bekommen?

Daran kann ich mich noch gut erinnern, denn ich hatte ideale Komponente für ein erfolgreiches Scheitern vor den Augen und Ohren der gesamten Klasse, die immerhin aus 30 Schülern bestand. Ich war schüchtern und konnte auch keinen Ton heraus bringen und schaffte ich es doch, wenigstens einen Pieps hervor zu bringen, dann war es wirklich nur ein Pieps.

Ich wusste nicht mehr genau, weshalb mir das so unangenehm war vor den Kindern zu singen, denn daheim sang ich schon seit meinem 7-ten Lebensjahr und das sogar auf Englisch. Vor der Klasse dies zu tun, erschien mir um einige Potenzen schwieriger. Ich erinnere mich noch genau an die körperlichen Qualen, also an die immer mehr aufsteigenden Schamesröte in meinem Gesicht, dem vermehrten Schwitzen und natürlich auch an das jämmerliche Stottern. Ich hatte große Angst ausgelacht zu werden und viele kicherten hinter ihren vorgehaltenen Kinderhänden.

Ich konnte Trost finden, als ich merkte, dass es wirklich jedem Schüler peinlich war und niemand war talentiert. Es machte richtig Spaß, als wir zusammen sangen und uns anhörten wie quakende Enten. Letztendlich konnte der Spaß all den Scham und die Pein vertreiben.

Heute kann ich richtig gut singen, schade nur, dass meine Stimmbänder damals noch nicht ausgereift waren. Ich finde es auch sehr schade, dass ich mich geschämt habe, weil ich denke, dass man als Kind okay ist und dass es einfach nur süß klingt, wenn man singt. Wir waren halt Kinder und leider auch zu streng.

Das Gefühl, vor der ganzen Klasse singen zu müssen, war wirklich schrecklich. Obwohl ich eigentlich ganz gut singen konnte und das zu Hause den ganzen Tag gemacht hatte, war ich einfach zu schüchtern, vor der ganzen Klasse zu singen. Unser Lehrer war ganz wild aufs Singen und studierte mit uns viele Liedstücke ein, die wir im Chor singen mussten, darunter auch Choräle. Er hat keine Ausrede gelten lassen.

Ich dachte, dass das Vorsingen abgeschafft sei? Meine Kinder (Bayern) müssten zumindest nicht vorsingen. Ich habe das aus meiner eigenen Schulzeit (vor 50 Jahren) noch als große Peinlichkeit in Erinnerung, weil ich unmusikalisch bin. Musstest du wirklich im normalen Musikunterricht noch vorsingen? Ich finde das grausam. So etwas sollte nur auf freiwilliger Basis gemacht werden.

Ich musste bisher zum Glück noch nie vor der ganzen Klasse singen und bin auch ganz froh darüber, weil ich nicht sonderlich gut singen kann, extreme Probleme damit habe, eine Melodie zu halten und auch irgendwie kaum Taktgefühl habe. Deswegen kann ich auch die verstehen, die sich lieber eine sechs eintragen lassen, als vor der Klasse zu singen. Auch wenn es die eigene Klasse ist, ist die Klassengemeinschaft ja auch nicht immer so gut. Selbst wenn sie gut ist, würde man wohl im äußersten Notfall eher vor den Freunden singen, als vor der Klasse und der Lehrkraft.

Ich bin auch der Meinung, dass das eine unfaire Aufgabe ist, weil Taktgefühl und so etwas zwar bis zu einem gewissen Grad erlernt werden kann, Leute mit musikalischem Talent aber extrem im Vorteil sind. Dass sind sie zwar auch, wenn ein Test über die Notenlehre geschrieben wird, aber hier können auch unmusikalische Menschen lernen und so eine gute Note erreichen.

Vor der Klasse singen? Das gab es bei uns nicht. Wir hatten natürlich Musikunterricht, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir da jemals ein Lied auswendig lernen mussten. Ich finde es irgendwo auch nicht in Ordnung, so was zu machen, weil es unfair ist. Manche Menschen können gut singen und andere können halt nur schiefe Töne krächzen und für die ist die Blamage ja dann vorprogrammiert.

Ich habe zu meiner Schulzeit zwar lange im Chor mitgesungen, aber alleine hätte ich nichts vorgesungen. Weder als Solo im Rahmen einen Choraufführung, noch so vor der Klasse, wenn es das gegeben hätte. Ich hätte ganz sicher auch zu denjenigen gehört, die sich jedes Mal die 6 eintragen lassen. Meine Zeugnisnote wäre mir in diesem Fall dann auch egal gewesen.

An dieses Thema kann ich mich leider noch sehr gut erinnern. Für mich war es der absolute Horror, wenn es hieß, dass man ein Lied auswendig lernen sollte und dieses dann vor der Klasse vortragen muss. Für mich war das immer grauenhaft. Ich bin absolut nicht der Typ, der so vor den Leuten singen kann. stimmlich gesehen bin ich absolut kein Talent, aber ich trällere zu Hause oder im Auto doch gerne mal ein Lied, aber wenn es darum geht vor Leuten zu singen versagt bei mir alles. Bei mir kommt dann nur noch ein grauenhafter Sprechgesang zu Tage, wenn man es noch so nennen kann. Mir war es in solchen Momenten einfach nur furchtbar unangenehm. Das Text lernen war da gar nicht mal so das Problem.

Obwohl ich es wirklich regelrecht gehasst habe und auch ein wenig Angst vor dem Vortragen hatte, habe ich es trotzdem jedes mal durchgezogen. Meistens habe ich mich direkt als erstes gemeldet, damit ich das ganze hinter mir habe. Nichts ist schlimmer, als wenn man mit Angst dort sitzt und betet, dass man nicht der nächste ist, der per Zufall ausgewählt wird. Da stelle ich mich lieber dieser unangenehmen Sache und bringe sie zu Ende. Meine Klassenkameraden waren da sehr rücksichtsvoll, was meine Angst betraf und sie haben sie in keinster Weise darüber lustig gemacht. Das fand ich immer super, aber irgendwie hat das meine Aufregung nicht wirklich gelindert.

Als man dann bestimmt Fächer abwählen konnte fiel mir die Wahl nicht sehr schwer. Musik ist dann bei mir direkt aus dem Plan geflogen. Mir fiel da ein kleiner Stein von Herzen. Es gab dann auch die Zeit, wo manche Schüler langsam angefangen haben frech zu werden und bestimmte Sachen zu verweigern. Das war besonders intensiv, als ich die Schule wechseln musste, weil die alte geschlossen wurde. Hier war alles anders und in Musik wäre auf der alten Schule niemand um das vorsingen herum gekommen. Hier konnte man aber sagen, dass man keine Lust hatte und kassierte eben eine 6. Da wurde kein großes Theater veranstaltet. "Gesungen" habe ich aber auch hier und bekam sogar auch eine 2.

Ich war früher immer sehr schüchtern und hatte kein Selbstbewusstsein. Solche Liedabfragen waren mir also furchtbar peinlich und ich sang sehr leise und auch ziemlich schief, wenn ich überhaupt mal gesungen habe, weil ich mich ziemlich oft davor gedrückt habe. Ich wollte eben nicht so im Mittelpunkt stehen und wusste ja auch, dass ich das nicht gut kann. Wir mussten damals auch immer vor kommen und erst im letzten Jahr konnten wir am Platz bleiben, aber das machte bei mir keinen Unterschied.

Mittlerweile würde es sicherlich anders sein, weil ich nun nicht mehr schüchtern bin und auch mein Selbstwertgefühl ein ganz anderes ist. Ich habe zu mir gefunden und gehe nun selbstbewusst durchs Leben. Sicherlich singe ich nur bedingt besser, aber ich würde nun ein Lied vor der Klasse singen können.

Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es bei uns im Musikunterricht je verlangt worden wäre, ein Lied einzustudieren und das dann vor der ganzen Klasse vorzutragen. Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass dies an meiner Schule scheinbar nicht auf dem Lehrplan stand. Ich kann überhaupt nicht singen und bin ziemlich schüchtern. Zu meiner Schulzeit wäre es für mich das größte Problem gewesen, vor der Klasse zu singen.

Deswegen kann ich es gut verstehen, dass sich Schüler in deiner Klasse weigern, zu singen und dann lieber eine 6 in der Übung in kauf nehmen, als sich vor der Klasse zu blamieren. Bei mir wäre es sicher auch eine Blamage geworden, wenn diese Übung bei uns verlangt worden wäre.

Schon witzig: Die, die etwas gut können, haben immer mal wieder Schwierigkeiten, sich in die Lage derer zu versetzen, die im gleichen Bereich einfach nur sang- und klanglos untergehen. Zu meiner Zeit vor ca. 20 Jahren war Vorsingen in der Grundschule und Unterstufe Gymnasium ebenfalls mehr oder weniger Pflicht. Die meisten meiner damaligen Mitschüler haben sich auch getraut und ganz wacker geschlagen.

Nur gehöre ich selbst leider zu den Menschen, die auch dann keinen Ton treffen würden, wenn ihr Leben davon abhinge. Genauso gut hätte man mich auffordern können, ohne jeden Unterricht ein kleines Ballettsolo einzustudieren und vorzuführen, und zwar mit Spitzenschuhen und mindestens einem Spagat! Ich hatte somit die Wahl, zu krächzen und bestenfalls eine Vier zu kassieren oder mich zu weigern und einen Sechser zu bekommen.

Das war für mich auch keine Frage der Schüchternheit, da der Ausgang der Aktion ja von Vornherein klar war. Wieso hätte ich mich also vor die Klasse stellen und für eine schlechte Note ein bisschen jaulen sollen? Selbst heute als erwachsener, leidlich selbstbewusster Mensch singe ich nur alleine, weil sich das Ergebnis einfach fürchterlich anhört und jedem halbwegs musikalischen Menschen kalte Schauer über den Rücken jagt.