Habt ihr schon mal selber beim Warnstreik mitgestreikt?

Da man zur Zeit in den Medien wieder viel liest und hört, habe ich mir die Frage gestellt, wie sich die streikenden Menschen fühlen, wenn sie die ganzen enttäuschten Leute auf den Flughäfen sehen oder sehen, wie die Leute zu spät zur Arbeit kommen oder die Kinder in der Schule keinen Unterricht haben usw. Habt ihr schon mal mit gestreikt und wie habt ihr euch dabei gefühlt? Hattet ihr nur euer Recht im Kopf oder sind euch die Schicksale der Urlauber oder der Leute auch nahe gegangen? Wie war das für euch?

Ich habe selber noch nicht gestreikt, aber mein Vater in einem recht großen Betrieb, der auch in anderen Ländern vertreten ist. Wenn da das Band steht kostet das eine Menge, aber es ist in dem Fall auch so, dass da wirklich eine große finanzielle Schere zwischen Leiharbeitern und betrieblichen Angestellten war und man das so nicht hinnehmen wollte. Zudem wollte man auch ein faires Gehalt für die anderen.

Sie standen dann also vor dem Werk und haben gestreikt, es kam zu Geldausfällen für den Betrieb, aber sie konnten sich durchsetzen und da haben die Angestellten wirklich etwas davon gehabt und die Leiharbeiter bekommen nun einen Aufschlag vom Betrieb, dass sie dasselbe bekommen wie die Angestellten. Für meinen Vater war das kein schlimmes, sondern ein gutes Gefühl.

Bei einem Flughafen ist es aber sicherlich nicht so angenehm, weil man ja dann auch direkt in die Augen der verärgerten Menschen schaut, die darunter leiden müssen. Schön stelle ich mir da das Gefühl nicht vor und ich finde es auch übertrieben immer in der Urlaubszeit zu streiken.

Bei mir hätte sich bisher nur zweimal überhaupt die Möglichkeit zum Streiken gegeben. Beide Male wäre dies am Gymnasium der Fall gewesen, allerdings passte mir der Anlass nicht wirklich, sodass ich dann auch nicht hingegangen bin.

Es war nämlich so, dass für eine bessere Entlohnung und mehr Urlaubstage für Gymnasial-Lehrer gestreikt werden sollte. Verbeamtete Lehrer durften ja nicht selber streiken gehen, also haben sie ernsthaft versucht, die Schüler zu motivieren, an ihrer Stelle zu streiken. Das Scheinargument war natürlich sinngemäß, dass bei besseren finanziellen Bedinungen für die Lehrer der Unterricht auch besser sein würde. Wer es glaubt! Einen automatischen Zusammenhang zwischen diesen beiden Dingen konnte ich bisher noch nicht feststellen.

Zudem gefiel mir einfach dieses Getue, Schüler für ihre Lehrer in den Streik zu schicken, nicht. Zumal man die Schüler damit köderte, dass man ihnen sagte, wenn sie zu dem Streik gehen, müssen sie nicht im Unterricht bleiben, sondern können stattdessen eben zum Streik und danach vorzeitig nach Hause. Schüler, die nicht zum Streik gingen, mussten in der Zeit im Schulgebäude bleiben und Unterricht machen. Natürlich gab es so Unmengen an Schülern, gerade damals, wo wir ja eh bloß 14 bis 15 Jahre alt waren, die nur zum Streik gingen, um danach frei zu haben. Irgendwie finde ich das unehrlich, und ich empfinde es auch als äußerst falsch, wenn Lehrer so die Schüler zu ihren Interessen manipulieren.

Für die Schüler war der Streik dann übrigens wohl ganz "spaßig", weil man Parolen rufen und Transparente hochhalten durfte und weil Kamera-Teams dabei waren. Um wirkliche Inhalte ging es den wenigsten Schülern.

Ich habe bisher einmal in meinem Leben bei einem Streik mitgemacht. Damals ging es um die Abschaffung der Studiengebühren in NRW. Einige Monate später wurden die Studiengebühren tatsächlich abgeschafft, also hat sich das Streiken definitiv gelohnt.