Artikel in Onlinezeitungen von Laien geschrieben?

vom 22.04.2013, 07:20 Uhr

Jede große Zeitung hat ja ihre Onlineausgabe, die natürlich viel öfter aktualisiert wird als eine Papierausgabe. Ich denke mir manchmal, dass so viel Text gar nicht von Berufsjournalisten geschrieben werden kann. Das wäre viel zu teuer für die Verlage. Manchmal wundere ich mich auch über den dilettantischen Schreibstil und einige Rechtschreibfehler.

Meint ihr, dass solche Texte vielleicht gar nicht von Berufsjournalisten geschrieben werden, sondern von Laien, die beispielsweise von Textbroker und ähnlichen Unternehmen mit Niedrigstlohn in freiberuflicher Arbeit abgespeist werden? Sind solche Artikel dann überhaupt vertrauenswürdig und gut recherchiert? Ich kann mir vorstellen, dass da einer vom anderen abschreibt und nach dem System der Flüsterpost dann schlecht recherchierte und unwahre Dinge veröffentlicht werden.

Was meint ihr? Sind die Artikel in den Onlineausgaben der Zeitungen oder reinen Onlinezeitungen von Journalisten geschrieben, die ihr Handwerk gelernt haben, oder tummeln sich dort niedrig bezahlte Laien, die irgendetwas leicht verändert abschreiben und gar nicht richtig bei den unterschiedlichsten Quellen und Nachrichtenagenturen recherchieren? Sind diese Onlineausgaben dann überhaupt so vertrauenswürdig wie eine echte Zeitung, wo noch einmal ein Redakteur drüberschaut?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Interessante Überlegung. Die Rechtschreibfehler fallen mir auch immer sehr auf - ich hasse Rechtschreibfehler. Aber ich habe es bisher immer auf die Eile und den Druck geschoben, unter dem Online-Journalisten stehen müssen. Dass das wirklich Laien geschrieben haben, glaube ich nicht.

Die Zeitung repräsentiert sich ja selbst im Internet. Also wenn der Internetauftritt schlecht ist, dann sinkt auch das Ansehen der gedruckten Ausgabe. Zumindest würde es sehr seltsam anmuten, wenn die beiden qualitätsmäßig sehr voneinander abweichen würden. Ich glaube, daher schaut auch bei Online-Artikeln noch mal ein Redakteur drüber.

Was ich mir jedoch vorstellen kann, ist, dass gerade für das schnelllebige Online-Geschäft sehr viele Praktikanten oder Neulinge genommen werden. Diese würde ich aber nicht als Laien bezeichnen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich sehr selten die Onlineseite einer Zeitung aufsuche, um ein paar Neuigkeiten zu erfahren, deswegen kann ich zum Thema Rechtschreibung nicht viel sagen. Jedoch habe ich vor einiger Zeit mal einen Artikel auf der Internetseite einer Regionalzeitung gelesen, der exakt den gleichen Wortlaut hatte wie der aus der Druckausgabe. Hier ist es sicherlich etwas anderes, weil es sich um eine kleinere regionale Zeitung handelt, aber der Ablauf wird hier sicherlich ähnlich sein. Ich bin immer ein wenig davon ausgegangen, dass diese Artikel einfach im gleichen Wortlaut auf die Internetseite kopiert werden, was bei exklusiven Artikeln für die Website natürlich schlecht geht.

Ich könnte mir sehr vorstellen, wo ich das hier gerade so lese, dass vielleicht einige Praktikanten im Unternehmen tätig sind und diese auch den einen oder anderen Artikel für die Website schreiben. Das diese noch nicht ganz frei von Rechtschreibfehlern sind ist schon möglich. Allerdings könnte hier jemand noch einmal den Text lesen und gegebenenfalls eine Korrektur durchführen. Das wäre ja das allerwenigste, auch wenn es etwas Zeit beansprucht. Das man hier auf Seiten wie Textbroker, oder ähnliche, zurück greift, glaube ich nicht so recht.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Wenn es nur eine reine Onlinezeitung ist, dann kann sich quasi jeder Interessent dort anmelden und seine Texte veröffentlichen. Ein Beispiel dazu wäre Onlinezeitung24, dazu gibt es keine Printausgabe. Gibt es aber zusätzlich zur Printausgabe eine Onlineaufgabe, so hat man dort zwar echte Journalisten, aber eben auch Zeitdruck.

Es gibt ja fast in keiner Region nur eine Tageszeitung und da will man eben die Meldung schneller online haben, als der Mitbewerber. Da werden Fehler oftmals übersehen oder auch erst später korrigiert, wenn der Artikel für die Printausgabe bearbeitet wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich habe früher mal für Textbroker und Content.de geschrieben und da waren auch Online-Zeitungen mit dabei. Es handelte sich zwar nicht um große Tageszeitungen, sondern eher ein Fachmagazin, aber letztlich scheinen die tatsächlich Artikel von „externen“ Schreibern zu nutzen. Allerdings wird ja der Artikel redaktionell nochmal kontrolliert.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mir fallen auch häufig die Rechtschreibfehler in Online-Zeitungen auf, ich kann es auch nicht leiden. Aber gezweifelt an der Qualität der Recherche habe ich deswegen noch nie. Das ist ein interessanter Gedanke.

Ich denke jedoch auch, dass es eher etwas mit dem Druck zu tun hat. Online-Ausgaben werden ja viel häufiger aktualisiert als Druck-Ausgaben. Da zählt manchmal jede Sekunde, um eine wichtige Meldung rechtzeitig oder noch vor allen anderen zu veröffentlichen.

Bei vielen Texten ist es auch schwer kühlen Kopf zu behalten, irgendwann sieht man nicht mehr alle Fehler, der Job ist eben auch nicht zu unterschätzen. Es heißt nicht, dass zum Beispiel ein Lektor die Grammatik nicht beherrscht oder nicht gründlich genug ist. Man weiß ja auch nicht unter welchen Bedingungen die Leute arbeiten müssen aber schon nach ein paar Stunden redigieren und lesen kann einem ganz schön der Kopf rauchen.

» Blaukraut » Beiträge: 9 » Talkpoints: 2,83 »


Ist mir auch schon auf gefallen, dass die Qualität der Artikel Online teilweise etwas zu wünschen übrig lässt, allerdings ist es auch nicht verwunderlich, sehr viel Geld ist online für die Zeitungen in der Regel nicht zu holen da darf ein einzelner Artikel natürlich auch nicht allzu viel kosten Korrekturen werden da wahrscheinlich zu aller erst weg gelassen. Mir ist es dabei aber auch nur bei den kleineren online Zeitungen aufgefallen. Bei dem Online Portal, von der Süddeutschen Zeitung ist mir da bisher nichts aufgefallen.

» marinamaier » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,14 »



Ich habe mich früher auch immer wieder über stilistisch holprige oder mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern bestückte Beiträge in den Online-Ausgaben von großen Zeitungen gewundert. Mittlerweile habe ich allerdings einen kleinen Einblick in diesem Bereich bekommen, durch Erzählungen.

Und zwar ist es so, dass es nicht unbedingt Laien sind, die dort schreiben. Gerne lässt man aber tatsächlich Praktikanten oder Auszubildende ran, wenn es um Online-Artikel geht. Sonderlich viel Mühe mit dem Lektorat geben sich viele Zeitungen dann auch nicht mehr, die Artikel sollen einfach schnell raus, gerade bei plötzlichen aktuellen Ereignissen. Da lässt die Qualität dann leider manchmal zu wünschen übrig.

Übrigens wäre ich auch bei der Qualität der Recherche etwas vorsichtig, denn tatsächlich bleibt bei einem schnell auf den Markt geschmissenen Artikel wenig Zeit zur vorherigen Recherche. Gerade bei Texten aus Fachgebieten, in denen ich privat Ahnung habe, sind mir auch tatsächlich schon mehrfach sachliche Fehler aufgefallen. Diese werden teilweise, auf schriftlichen Hinweis von Lesern, nachträglich korrigiert. Wenn aber niemand dazu etwas sagt, bleiben die Sachfehler ewig stehen. Nach Veröffentlichung liest wohl sowieso kaum mehr jemand den Artikel noch einmal zur Korrektur durch.

Ich empfehle daher auf jeden Fall, gerade bei schnell erschienenen Artikeln zu aktuellen Themen immer gut zu hinterfragen, ob die Nachrichten auch schlüssig sind. Außerdem sollte man, sofern man die Zeit dazu hat, vielleicht auch noch andere Artikel zum selben Thema lesen und die Inhalte vergleichen. Möglicherweise kann man sich auch ein wenig selbst in das Thema einlesen, ganz allgemein. Das alles würde ich übrigens sowieso empfehlen, wenn man Nachrichten liest, aber wenn es um Online-Texte geht, die sehr rasch publiziert werden und definitiv auch oft schlechter lektoriert werden, als Printtexte, dann noch einmal umso eindringlicher.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selbst interessiere mich nicht allzu sehr für Online-Zeitungen, bin jedoch im Internet auf diversen Plattformen wie content.de und vergleichbaren Seiten tätig. Dort gibt es auch öfters Aufträge, die für Onlineausgaben der Zeitung gedacht sind. Habe selbst schon mehrere geschrieben.

Wenn ich mir so anschaue, wer auf solchen Plattformen tätig ist, dann werden viele Artikel tatsächlich von Laien für kleines Geld geschrieben. Bin selbst auch noch Schülerin. Bei den Zeitungen, die mithilfe solcher Seiten Texter engagieren, sind jedoch vermutlich Regionalzeitungen oder, je nach Thema, Fachzeitschriften. "Nennenswerte", landesweite Zeitungen haben größtenteils professionelle Journalisten, die die Artikel verfassen. Ein Bekannter von mir arbeitet für eine große deutsche Zeitung, und kann das bestätigen. Wenn dann doch mal ein Bericht von Praktikanten (meist Schüler der Journalistenschule) geschrieben wird, so wird dieser meist noch einmal von Erfahrenen gelesen und gegebenenfalls korrigiert.

Daher würde ich persönlich sagen, dass ebendiese Rechtschreib- und Grammatikfehler bei wichtigen Zeitungen eher darauf zurückzuführen sind, dass Onlineartikel im Vergleich zu Printmedien kaum Geld einbringen und auch viel schneller durch neuere ersetzt werden. Das resultiert dann eben darin, dass auf exakte Fehlerprüfung keinen so hohen Wert mehr gelegt wird.

Bei den kleineren, regionalen Zeitschriften liegt es tatsächlich an den oftmals unerfahrenen Autoren, die es nicht einsehen, für so wenig Geld ausführlich zu recherchieren und sich auch nicht wirklich um die Qualität des Inhalts und des Textes kümmern.

» rikina » Beiträge: 69 » Talkpoints: 40,93 »


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