Kommt euer Beruf Verwandten zugute?

vom 20.04.2013, 10:26 Uhr

Ich kenne zufällig einige Leute, die Rechtsanwälte in ihrer Verwandtschaft haben. Wenn sie rechtliche Fragen haben, dann fragen sie natürlich dort nach. Das ist natürlich ganz praktisch und ich würde das auch so machen.

Ich sehe es allerdings als Problem, wenn die Verwandtschaft sehr groß ist und auch dauernd Nachfragen von weit entfernten Verwandten oder sogar Freunden von entfernten Verwandten kommen, die kostenlos Ratschläge haben möchten. Ich denke, dass man sich da durchaus abgrenzen sollte. Vielleicht in der Art: direkte Linie ja, aber weiter entfernte Verwandte nur gegen Bezahlung.

Ich stelle mir vor, dass es für Handwerker ganz schwierig ist. Das Auto der Eltern würde man wahrscheinlich umsonst richten, wenn man eine eigene Werkstatt hat, aber bei Cousinen würde man wahrscheinlich nur noch Kleinigkeiten tun, wie beispielsweise nachschauen, was nicht in Ordnung ist.

Mein Beruf nützt keinem in der Verwandtschaft, aber umgekehrt nutze ich den Beruf meines Sohnes. Er ist Informatiker. Wenn etwas mit meinem Computer nicht stimmt, schaut er nach und richtet es. Dafür habe ich ihm früher immer ein bisschen Geld zugesteckt, aber jetzt verdient er so gut, dass ich das nicht mehr tue.

Habt ihr einen Beruf, durch den ihr Verwandten helfen könnt? Inwieweit tut ihr das? Wo wäre eine Grenze überschritten? Nutzen eure Verwandten eure Fähigkeiten oder Kenntnisse schamlos aus oder halten sie sich eher zurück?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich arbeite in einer Apotheke und deswegen kommen die Verwandten natürlich gerne auf mich zu und stellen mir schon mal Fragen zu Arzneimitteln und wünschen sich eine Empfehlung von mir, was sie für ein Arzneimittel einnehmen können. Bei meinen Eltern ist es schon mal öfter so, dass sie mich fragen, aber weil ich ihnen ja auch die Arzneimittel von der Arbeit mitbringe, ist das ja auch verständlich. Andere Verwandte fragen mich hauptsächlich dann, wenn wir uns sowieso treffen, zum Beispiel auf einer Familienfeier.

Es ist aber nicht so, dass sie mich dann wegen meinem Beruf völlig mit Beschlag belegen und ich antworte auch gerne auf die Fragen, die sie haben und für die ihre Apotheke oder auch der Arzt vielleicht keine Zeit hat. Sicher ist es meine Freizeit und es würde mich schon stören, wenn dann alle Leute von mir etwas wissen möchten, aber so ist es nicht. Wenn mal eine Frage kommt, beantworte ich diese gerne, weil ich meinen Beruf mag und es mich nicht stört, darauf angesprochen zu werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mein Beruf eher nicht, aber der meines Bruders. Er ist im EDV-Bereich und es gibt immer wieder Fragen beim Computerkauf usw. Oder wenn jemand einen neuen gekauft hat, dann übernimmt er meistens die Installation der Programme. Außerdem ist er sehr gut drauf was Internetanbieter und Handys angeht. Da wird er auch immer wieder gerne zu Rate gezogen.

» Sternilu » Beiträge: 305 » Talkpoints: 55,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei mir ist es noch nicht soweit, dass ich meinen Verwandten helfen könnte, aber das würde ich so wahrscheinlich auch nicht machen. Ich möchte Psychologie studieren. Mein Partner hingegen studiert bereits Medizin und bekommt von allen Seiten nur och Fragen gestellt, was manchmal wirklich nervig für ihn ist. Da will man mal abends weggehen mit Freunden und dann hat der Freund natürlich auch noch ein Problem, dann wird gleich mein Verlobter gefragt, was das ist und was helfen kann. Sicherlich geht das mal, aber ich erlebe es immer. Ich hoffe für uns beide, dass das vielleicht noch nachlässt.

Gerade auch auf Familienfeiern ist es sehr schlimm. Da stehen wir meistens eine halbe Stunde wegen einem körperlichen Problem bei der einen Person, mein Verlobter sagt, was es sein könnte, was getan werden muss und welche Optionen man hat und dann baue ich denjenigen meistens ein bisschen auf und dann denkt man, dass man die Feier genießen kann und dann kommt gleich der Nächste. Es nervt schon ziemlich, aber mein Verlobter ist eben so lieb, dass er auch immer antwortet und sich auch die Zeit nimmt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bisher sind noch keine Verwandten auf mich zugekommen und haben mich um Hilfe gebeten. Ich arbeite in der IT und habe an sich recht viel mit Computern zu tun. Trotzdem kam bisher noch keiner an und hat meine Hilfe erbeten. Das Einzige, was ich demnächst tun werde, ist den PC meines Vaters fit machen, aber das Angebot habe ich selbst gestellt. Ich würde mir die Zeit nehmen, aber ich würde nicht jedes Computerproblem lösen, ein Verwandtschaftsbesuch ist schließlich keine Arbeitszeit.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Da ich eine Ausbildung im Büro absolviert habe und auch schon einige Zeit in solch einem gearbeitet habe, bringe ich schon ein paar Erfahrungswerte mit. Der eine oder andere in meinem Bekanntenkreis tut sich mit bürokratischen Sachen manchmal doch sehr schwer, aber da biete ich dann gerne mal meine Hilfe an. Manchmal sind es sehr einfach Dinge, wie das ausfüllen eines Formulares oder einfach ein paar allgemeine Sachen. Ab und zu werde ich auch mal gebeten mal den Blick über eine Bewerbung wandern zu lassen. Viele tun sich hier schwer, was die Formatierung betrifft. Hier achtet man natürlich noch auf diverse Rechtschreibfehler, wobei ich hier auch nicht der beste bin, aber ein paar grobe Fehler lassen sich auch von mir finden.

Meistens ist es jedoch so, dass ich immer nachfrage, ob derjenige Hilfe benötigt. Man schnappt ja manche Sachen im Gespräch auf, oder man bekommt mit, wenn jemand zum Beispiel noch seine Steuererklärung machen muss, obwohl er sich da nicht so sonderlich gut auskennt. Wenn mir an den Personen etwas liegt biete also von selbst meine Hilfe an. Es kommt nicht so oft vor, dass jemand so von sich aus auf mich zukommt, aber auch das gibt es.

Ich kenne jemanden aus dem Nachbarort, der Automechaniker ist und auch gerne in seiner Freizeit viel am schrauben ist. Das Problem an der Sache ist, dass seine Mutter in der Gemeinde recht engagiert ist und so sehr viele Leute gut kennt. Die haben natürlich mitbekommen, dass der Sohn so etwas macht und da kommen die Leute gerne mal und bitten um einen Gefallen. Mittlerweile ist es so, dass er gar nichts mehr macht, weil es ihm einfach auf den Zeiger geht, dass immer mehr Leute kommen und etwas von ihm wollen. Ich kann das verstehen, weil er in diesem Fall regelrecht ausgenutzt wird.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich selbst habe nur bedingt einen Beruf der meinen Verwandten nützt, aber werde von vielen Bekannten gefragt, ob ich nicht, mal eben schnell ... Zum Glück hat es sich herumgesprochen, dass Beruf zwar Hobby sein kann, dass aber auch Kreative gerne von ihrer Tätigkeit, vor allem wenn es professionell gelernt wurde und ausgeführt wird, leben wollen. :D

Meine Mutter ist Schneiderin und mein Vater Elektriker. Sie könnten natürlich die ganze Woche nichts anderes tun, als dort ein Kleid ändern, einen Vorhang säumen und eine Hose kürzer machen und er bei zahlreichen Reparaturen helfen - was sie auch tun, denn sie sind beide im Ruhestand. Aber dennoch hat es dann eine Grenze erreicht, wenn es sich in eine Vollzeittätigkeit ausweiten würde. Sogar bereits weit vorher. Dabei kommt es beiden darauf an, wie sehr von der anderen Seite eben auch geholfen wird. Bei unmittelbar Verwandten und Nachbarn ist man da vielleicht etwas großzügiger, aber es kommt auch da durchaus zu Konflikten. Da ist bei beiden Seiten Fingerspitzengefühl gefragt, vor allem wenn man sich zwischen den Polen 'was umsonst machen' und Geld dafür nehmen bewegt, was auch vorkommt.

Klar ist bei Gefallen, die man anderen für umsonst angedeihen lässt auch, dass sie normalerweise zeitlich erst dann erledigt werden können, wenn die bezahlten Aufträge abgearbeitet sind. Und dass ungeduldige Drängler nicht in der Gunst des Gefallenschenkers oben stehen. :wink:

Es gibt eine schöne Faustregel, die sagt: Schnell und Gut ist nicht billig. Billig und Schnell ist nicht gut. Darüber hinaus können ab und zu gemachte Gefallen in jedem Fall die verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehung stärken, wenn sie nicht überstrapaziert werden. Wenn es sich allerdings um rechtlichen oder ärztlichen oder auch zB. steuerberatenen Rat handelt, ist auf jedem Fall auch noch das jeweilige berufsständische Recht im Hinterkopf zu behalten, nach dem sich zu richten wäre, wenn etwas schief gänge. So ist es durchaus denkbar, dass bei größeren Projekten auch Verträge zugrunde gelegt werden können, die dann mit 0-EUR Honorar Rechnungen eine vertragliche Basis haben, sofern berufsständisch vorgesehen.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin hatte meine Familie durchaus einen Nutzen von mir. Durch meinen Rabatt den ich bekommen habe, haben andere ein wenig gespart, wenn sie ein Buch haben wollten und auch Mängelexemplare oder Leseexemplare konnte ich immer mitbringen. Zur Zeit habe ich in einer Happiness Station und könnte - theoretisch - meinen Mitarbeiterrabatt auch weiter geben, wodurch auch meine Familie etwas hätte.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich arbeite in einer Konzerthalle. Dort allerdings im Büro. Theoretisch habe ich mit den Konzerten nichts zu tun, aber ab und zu gibt es bei schlechter Buchungslage auch mal Tickets für die Mitarbeiter. Ich bin allerdings ein kleines Licht in der Firma das man mir die Tickets zuletzt anbietet wenn wirklich kein anderer mehr will. Leider versteht in der Familie das nicht jeder und versucht immer über mich an günstige am liebsten kostenlose Tickets natürlich für Top Konzerte zu kommen.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mit meiner Ausbildung wurde ich schon einige Male um Rat gefragt, aber dies war immer schon noch recht human gewesen. Ich wurde und werde also nicht rund um die Uhr mit irgendwelchen Fachfragen bombardiert und würde daher auch irgendwann mal einen Schlussstrich ziehen, wenn es mir einfach nur zu viel werden würde. Ich denke, man hat als Berufstätiger auch mal ein Anrecht auf Freizeit und möchte sich nicht unbedingt auch noch außerhalb der Arbeitszeiten mit Problematiken beschäftigen.

Wie schon erwähnt, kann ich mir vorstellen, dass man als Handwerker und dergleichen auch ausgenutzt werden kann. Ich denke, da muss man selbst Abstriche machen und nicht nur, um der Verwandtschaft zu gefallen, auch alles nachgehen. Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, dem Maler aus dem Verwandtenkreis für lau meine Wohnung zu streichen oder dergleichen. Wenn, dann würde ich mich schon irgendwie erkenntlich zeigen. Aber ich würde ihn mal um Rat fragen, wenn ich weiß, ich darf damit zu ihm kommen. Die Haltung und Körpersprache kann man ja selbst auch deuten.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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