Wird statistisch gesehen jeder einmal im Leben überfallen?

Ich bin an einem Tag in der Woche erst spät abends zu Hause, eigentlich erst nachts und da ist dann keiner mehr unterwegs und die Straßen sind leer. Weil es doch ein Stück von meinem Parkplatz bis zum Haus ist, habe ich da jeweils meinen Nachbarn gefragt, ob er mich nicht irgendwie abholen könnte. Das hat er auch gemacht, weil er um die Zeit ohnehin noch wach ist, aber unterwegs hat er mir berichtet, dass man eben mit dem Risiko, überfallen zu werden, leben müsse und dass es statistisch gesehen jeden einmal trifft und ich bestimmt auch irgendwann einmal überfallen werde.

Damit hat er mir richtig Angst gemacht. Ich bin ohnehin schon ein etwas ängstlicher Typ und habe immer ein Pfefferspray dabei, was ich glücklicherweise noch nicht gebraucht habe. Aber mit der Behauptung, dass ich bestimmt eines Tages auch mal überfallen werde, hat er es dann geschafft, mich vollends zu verängstigen. Dazu hat er noch berichtet, wie er mal überfallen und dabei zusammengeschlagen wurde.

Sicherlich mag die Wahrscheinlichkeit einer Gewalttat davon abhängen, wo man wohnt, aber ich leben ja nun nicht in einem Berliner Problembezirk, sondern in einer zwar etwas größeren, aber doch insgesamt halbwegs gediegenen Stadt. Aber ist es denn wirklich so, dass Überfälle dermaßen oft vorkommen, dass man damit rechnen muss, eines Tages betroffen zu sein? Wie soll man sich denn mit dem Gedanken daran überhaupt noch im Dunklen vor die Tür trauen?

Überfälle gibt es sicher mehr als genug, aber anhand dieser Statistik kann man sich nicht zu hundert Prozent orientieren. Das ist vielleicht nur ein Durchschnittswert. Am Ende wollte er dich nur ein wenig aufziehen, oder woher hat er auf einmal diese Behauptung? Das hat er vielleicht mal irgendwo aufgeschnappt, also lass dich davon nicht beunruhigen und veranstalte keine unnötige Panik. Es gibt noch viele andere unschöne Sachen im Leben, die mehr als unangenehm sind. Statistisch gesehen kann dich hier auch noch einiges erwarten, aber warum soll man sich bei jedem Mist so eine Angst machen? Ignoriere das einfach und lebe in den Tag hinein.

Meiner Meinung nach kommt es auch sehr stark auf die Umgebung an. Auf dem Dorf wird kaum mal ein Mensch überfallen. Hier kommt so gut wie jeder durchs Leben, ohne dass er mal überfallen wurde. In der Großstadt sieht das natürlich auch etwas anderes aus, vor allem, wenn man viel in der Nacht unterwegs ist. Hier gibt es viele dunkle Ecken, wo man lauern könnte. Das kann man natürlich auch auf dem Dorf, aber es kommt eben wesentlich seltener vor.

Solchen Statistiken darf man nicht unbedingt glauben, selbst wenn sie korrekt berechnet wurden! In "Problemvierteln" von Großstädten wird man mit ziemlicher Sicherheit wahrscheinlicher überfallen als anderswo, aber auch ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Überfalls zu werden, nicht für jeden Menschen gleich.

Zum Beispiel haben ältere oder schwächer wirkende Menschen ein weitaus höheres Risiko, auf der Straße überfallen zu werden, als ein Muskelprotz, der so aussieht, als könnte er zurückschlagen. Und jemand, der Problemviertel meidet und nachts nicht bei weitgehend leeren Straßen herumläuft, kann sein persönliches Risiko zumindest stark verringern.