Ist das Kind schuld, wenn Eltern abgelenkt sind?

vom 18.04.2013, 15:05 Uhr

Als ich letztens mit der Bahn unterwegs war, fiel mir eine Mutter auf, die ein Kind dabei hatte. Das Kind war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Während die Mutter dauernd telefonierte oder auf dem Handy herumtippte, lief das Kind die ganze Zeit umher und machte irgendwelchen Unsinn. Die Mutter sah sich aber nicht in der Pflicht, sich um das Kind zu kümmern, sondern telefonierte weiterhin munter mit ihrem Handy. Zwischendurch brach immer wieder die Verbindung ab, woraufhin die Frau von ihrer Gesprächspartnerin immer wieder angerufen wurde, so dass das Gespräch fortgesetzt wurde. Die Frau war in der halben Stunde, in der ich den Zug genutzt habe, tatsächlich ausschließlich mit dem Handy beschäftigt.

Sehr witzig fand ich die Klagen der Frau am Telefon. Sie beschwerte sich bei der Gesprächspartnerin mehrfach darüber, dass das Kind dauernd nur Unsinn machen würde und nicht einfach mal still sitzen würde. Diese Wahrnehmung der Mutter fand ich im ersten Moment sehr komisch, aber im Grunde genommen ist es für das Kind auch traurig. Mich nerven Kinder, die nicht still sitzen können, auch ziemlich. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Frau sich da aus der Verantwortung ziehen wollte und ihr Fehlverhalten auf das Kind projiziert hat. Schließlich ist das Kind mit Sicherheit vor allem deshalb herumgelaufen, weil die Mutter scheinbar keine Lust hatte, sich mit ihm zu befassen, sondern das Handy vorgezogen hat. Mich wundert es nicht, wenn das Kind dann aus Langeweile oder sogar aus Protest herumläuft und sich die Zeit anderweitig vertreibt.

Wie seht ihr das? Ist es in Ordnung, wenn sich eine Mutter über das scheinbare Fehlverhalten ihres Kindes beschwert, wenn sie doch selbst alles tut, um dem Kind zu signalisieren, dass sie keine Lust hat, sich mit ihm zu beschäftigen? Ich sehe das Problem hier wirklich in erster Linie bei der Mutter und finde nicht, dass sie sich darüber beschweren kann, dass ihr Kind nicht brav neben ihr sitzen bleibt, wenn sie in dem Moment doch ohnehin nicht für das Kind erreichbar ist.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nein das Kind ist nicht schuld. Solchen "Müttern" gehört es verboten Sex zu haben. Die einzigen die von davon profitieren ist die Pharma Industrie. Kann mir gut vorstellen das dieses Kind mit Ritalin oder ähnlichen Müll vollgestopft wird. Dabei ist es ganz klar warum sich das Kind so verhält. Man muss sich mit Kindern beschäftigen oder ihnen eine Aufgabe geben. Leider ist das heute ja nicht mehr möglich weil die Mütter und Väter ja alle so gestresst sind.

Zu meiner Kindheit, welche mir bei solchen Erzählungen ewig weit weg vorkommt war es noch normal das Eltern sich im Bus oder wo auch immer mit ihren Kindern unterhalten haben oder falls es nicht möglich war das Kind eine andere Möglichkeit hatte sich zu beschäftigen.

Und was die Beschwerde der Mutter angeht so ist klar dass sie geistig nicht reif genug ist für ein Kind.

» Kamilentee » Beiträge: 460 » Talkpoints: 14,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das Kind hat sicherlich nur versucht ein bisschen Aufmerksamkeit von der Mutter zu bekommen und so eine Bahnfahrt ist ja auch langweilig. Ich denke, dass die Mutter hier keinen Grund zur Beschwerde hat und noch dankbar sein sollte, dass sich noch keiner über ihr Verhalten beschwert hat. Wenn man Kinder hat, dann sollte man sich auch darum kümmern und nicht über sie meckern. Ich finde das Verhalten der Mutter wirklich schlimm und hätte dann wahrscheinlich auch mal meine Meinung dazu gesagt. Immerhin hat sie ja auch eine Aufsichtspflicht und es kann ja auch ihrem Kind mal etwas passieren, wenn keiner aufpasst.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Na ja, aber es geht hier um eine halbe Stunde. In der Schule müssen Kinder viel länger still sitzen und werden da auch nicht ständig bespaßt, sondern müssen auch mal ruhig arbeiten oder etwas still lesen usw. Daher denke ich schon, dass ein sechsjähriges Kind eigentlich in der Lage sein müsste, auch mal einfach nur da zu sitzen und nicht umher zu rennen. Denn ansonsten würde das ja bedeuten, dass man Kinder ständig beschäftigen muss und nicht mal fünf Minuten etwas alleine machen könnte. Das kann es doch auch irgendwie nicht sein.

Zudem habe ich auch schon Kinder gesehen, die einfach nur brav da saßen, auch wenn sie nicht extra die ganze Zeit beschäftigt wurden. Daher vermute ich, dass es durchaus etwas mit dem Charakter zu tun hat und es sich hier vielleicht um ein besonders „lebhaftes“ Kind gehandelt haben könnte. Man muss ja wirklich auch mal die Mutter verstehen, die will doch sicherlich auch einfach mal ihre Ruhe haben und hat vielleicht nicht die Kraft und die Nerven dazu, sich jede Minute nur mit dem Kind zu beschäftigen. Natürlich wäre es schön, wenn Mütter immer so toll sind, dass sie sich mit ihren Kindern immer beschäftigen. Das würde ich mir auch wünschen, dann hätten wir sicherlich eine bessere Gesellschaft. Aber was will man machen? Fortpflanzungsverbote verteilen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ehrlich gesagt finde ich es etwas zu einseitig, wenn man hier nur auf die böse und ihr Kind vernachlässigende Mutter abstellt und einem Kind jegliche Pflicht des guten Benehmens abspricht, solange es nicht beschäftigt wird. Ich kenne es eigentlich durchaus, dass von Kindern ab einem gewissen Alter erwartet wird, sich über einen kurzen Zeitraum hinweg ruhig zu beschäftigen, während die Mutter etwas Anderes tut. Als wir klein waren, wären meine Eltern nicht auf die Idee gekommen, uns zu Hause oder während einer langen Autofahrt ununterbrochen zu beschäftigen. Hier wurde schlichtweg auch erwartet, dass man sich mit einem Spielzeug beschäftigen oder - wenn es kurze Zeiträume waren - auch mal den Mund halten konnte, um eben das beschäftigte Elternteil nicht zu stören.

Ein anderer Punkt ist allerdings die fehlende Ermahnung seitens der Mutter. Wenn es ihr Wille gewesen wäre, dass sich das Kind ruhig beschäftigen oder einen Augenblick den Mund halten soll, dann hätte sie deutlich erzieherisch eingreifen und ihre Ansprüche regeln müssen. Das Kind herumtoben und auf den Nerven anderer Fahrgäste herumtanzen zu lassen, finde ich zumindest grenzwertig und ungeschickt gelöst.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde die Aussage, dass es solchen Müttern verboten gehört Sex zu haben, asozial. Aber so richtig asozial. Kinder bewegen sich, Mütter sind auch mal genervt und wir wissen auch nicht genau, worum es in diesem Telefonat ging. Es hätte sich ja um etwas Wichtiges handeln können. Wenn man genervt ist, dann stören einen solche Kleinigkeiten wie ein herumlaufendes Kind eher als sonst. Selbst wenn es sich um das eigene Kind handelt.

Ein fünfjähriges Kind kann durchaus mal ruhig sitzen bleiben. Auch lebhafte Kinder können das durchaus mal. Man kann die Kinder auch nicht immer bespaßen. Manchmal ist eh schon alles stressig und anstrengend. Es ist natürlich super, wenn manche Mütter sich ständig um ihre Kinder kümmern können und die Geduld aufbringen, sie zu bespaßen oder beschäftigen. Mir selbst würde die Geduld auch fehlen, manchmal braucht man einen kurzen Moment für sich, selbst wenn es nur ein Telefonat in der Bahn ist.

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war ich an sich ein recht selbstständiges Kind, welches sich auch kurzfristig alleine beschäftigen konnte und sei es nur mit den Fingern gespielt habe. Und ich war als Kind, und bin es heute noch, sehr lebendig und stelle gerne mal Blödsinn an. Und meine Mutter hatte mich auch nicht immer unter Kontrolle. Ich kann die Mutter irgendwie verstehen, auch wenn man mir nun Verantwortungslosigkeit unterstellen könnte. Ich bin auch erwachsen geworden, auch wenn meine Mutter mal entnervt war.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich glaube, hier wird alles in einen Pott geworfen. Es geht nicht um eine genervte Mutter, sondern es geht um eine Mutter, die keinerlei Interesse für ihr Kind zeigt. Diese Mutter ist eine Frau, der lediglich ihr eigenes Interesse am Herzen liegt, nämlich das Telefonat mit jemandem. Ihr Kind überlässt sie derweil anderen, die sich ja damit befassen können, wenn ihnen das Herumgerenne und der Blödsinn auf die Nerven ging.

Hier ist die Mutter gefragt, die auch noch den Nerv hat, sich über das Kind bei ihrer Gesprächspartnerin zu beschweren. Kann man von einer Mutter wirklich nicht mehr erwarten, dass sie statt zu telefonieren ihrem Kind sagt oder zeigt, womit es in der Zeit spielen soll und dass es stille sitzen bleibt?

Warum regt man sich über den Ausspruch von Kamillentee auf? Im Grunde stimmt diese Aussage doch zumindest eine Schwangerschaft sollte man vermeiden, wenn telefonieren wichtiger ist, als das Kind. Ein Kind sollte nicht immer von der Mutter bespaßt werden, das ist Quatsch, aber angeleitet wäre schon besser.

Warum keiner der Anwesenden die Mutter gebeten hat, sich bitte etwas um das Kind zu kümmern, wundert mich.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich finde es ganz spannend, dass hier auch berichtet wurde, dass die Mutter mit dem Gesprächspartner darüber sprach, wie unruhig das Kind doch sei. So etwas kann auch einen Effekt auf das Kind haben, nämlich, dass das Kind hört, wie die Mutter über das Kind spricht. Es hat dann durchaus sein, dass dieses Thematisieren das Kind doch dazu bewegt, sich hinzusetzen und still zu sein.

Ich denke aber, dass man als Mutter da schon Grenzen setzen sollte und das Kind vielleicht doch zu sich holt, sich mit ihm beschäftigt und es unterhält. Denn meistens, so sind es jedenfalls bei meinem Beobachtungen, liegt es daran, dass das Kind nichts mit sich selbst anzufangen weiß und es einfach nach etwas sucht, um sich auszutoben und sich zu beschäftigen. Einige Kinder brauchen da Strukturen und ich weiß selbst, wie schwer es ist, sich da dann durchzusetzen.

Selbst, wenn die Mutter so ewig lang telefoniert, man kennt keine Vorgeschichte. Vielleicht saß das Kind schon recht lang still, vielleicht war das Kind einfach nur aufgeregt oder sonst noch etwas in der Art. Da kann man nicht gleich den Eltern die Schuld geben, sie müssen aber durchaus die Verantwortung dafür übernehmen und gegebenenfalls auch damit rechnen, dass sie dann kritisiert werden. Kinder funktionieren aber nicht immer, so wie "wir" das wollen, sie haben ihren eigenen Kopf und meist möchten sie den Eltern oder dem Erziehenden durch ein sichtliches Fehlverhalten etwas mitteilen, wenn man nur wüsste, was?!

Es ist völlig unbekannt, worum das Gespräch handelte, ob es nun ein wichtiges oder unwichtiges war. Ich denke aber auch, in einem bestimmtem Alter sollte das Kind auch in der Lage sein, sich dann mal für ein paar Minuten selbst zu beschäftigen. Allerdings kennen wir hier das Alter ja auch nicht wirklich, es wird ein Alter um die fünf bis sechs Jahre vermutet, das ist auch in Ordnung. Aber genaues weiß man eben nicht, auch nicht, ob das Kind diagnostizierte Erkrankungen hat, die es so handeln ließen, wie es letztendlich gehandelt hat.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Grundsätzlich ist natürlich ein Kind eher in Ausnahmesituationen "Schuld". Aber in dem geschilderten Fall sehe ich noch nicht mal, was für "Unfug" das Kind hätte anstellen können. Es muss im Zug nicht still sitzen und ich finde es in Ordnung, wenn es durch die Gänge zieht. Was natürlich nicht sein darf, wäre das Beschmieren oder Beschädigen von Inventar. Was aber offenbar nicht geschehen ist. Dann frage ich mich, was man hier noch als "Unfug machen" bezeichnen könnte - wenn man von der puren Existenz den Kindes absieht (was kein Unfug ist).

Mich würden Kinder die nicht still sitzen können nicht "nerven". Schließlich dürfen sie - unabhängig davon ob sie Kinder sind oder nicht - sich frei bewegen. Blöd ist natürlich, wenn die Kinder anfangen, Dritte aktiv zu nerven, indem sie eben an fremde Sachen gehen. Das aber kenne ich nur als theoretische Option. Alles andere empfinde ich nicht als nervig.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also ich muss jetzt die Mutter schon ein wenig in den Schutz nehmen. Bei meiner Tochter war es gehüpft wie gesprungen, ob ich mich, wenn wir Bahn gefahren sind, versucht habe, mit ihr zu beschäftigen, oder ob ich etwas anderes gemacht habe. Sie war einfach ein Zappelphilipp. So etwas gibt es desöfteren und nicht immer sind die Eltern dran Schuld. Bei uns hat es das doch damals auch nicht gegeben, dass wir immer herum gezappelt haben, wenn man sich eine halbe Stunde nicht mit uns beschäftigt hat. Wir mussten uns auch manchmal stundenlang selber beschäftigen.

Dieses ständige Bespassungsprogramm, das uns Eltern oder Pädagogen eingeredet wird, ist vollkommen unsinnig. Kinder müssen wieder lernen, sich selber zu beschäftigen. Und wie schon jemand vor mir erwähnt hat, in der Schule haben solche Kinder die größten Probleme, weil sie es nicht schaffen, eine halbe Stunde ruhig zu sitzen, genau das ist der Punkt. Ich bin da voll auf der Seite der Mutter. Es geht wahrscheinlich den ganzen Tag so mit diesem Kind, ob sie sich nun mit ihm abgibt, oder nicht. Somit verstehe ich sie auch, dass sie ihren Frust bei ihrer Telefonpartnerin ablässt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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