Kinder ermahnen, aber selber nicht in die Pötte kommen

vom 16.04.2013, 09:16 Uhr

Ich ermahne zur Zeit meinen Sohn recht häufig, doch endlich anzufangen, Mathe zu lernen, denn das Abitur steht vor der Tür. Er verdrängt es aber noch erfolgreich und hat noch kein einziges Mal in die Unterlagen hineingeschaut, die ich ihm besorgt habe.

Selber geht es mir aber auch nicht anders. Ich müsste eigentlich langsam einmal mit meiner Steuererklärung anfangen, kann mich aber nicht dazu aufraffen und beschäftige mich mit Tätigkeiten, die nicht so hochprior sind. Genau das hat mein Sohn mir auch zum Vorwurf gemacht. Ich würde dauernd mit ihm schimpfen und selber jeden Tag jammern, dass ich mit der Steuererklärung endlich einmal anfangen sollte. Ich hätte gar nicht das Recht dazu, ihn zu ermahnen, wenn ich selber nicht in die Pötte komme.

Seht ihr das auch so? Sollte ich meinen Sohn in Ruhe lassen, weil ich kein gutes Vorbild bin? Oder habe ich als Mutter das Recht, von meinem Sohn Dinge zu erwarten, die ich selber nicht leisten kann?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



An deiner Stelle würde ich das deinem Sohn eben auch vorleben, sodass er dir das nicht mehr vorwerfen kann. Sehe es doch mal so, wenn du deine Steuererklärung machst, muss er lernen, weil er keine Ausrede mehr hat. Ich denke, dass man seinen Kindern eben viel vorlebt und sie sich auch einiges abschauen. Eigentlich sollte er in einem Alter sein, indem er selber nachdenken kann und auch entscheiden muss, was wichtig ist. Er muss also selber sehen, ob ihm der Abschluss nun mal langsam wichtig wird oder eben nicht. Sicherlich meinst du deine Ermahnungen gut und ich kann es auch verstehen, aber dein Sohn ist ja nun auch keine 10 mehr. Er kann selber sehen, dass es wichtig ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also ich persönlich denke, dass man als Mutter oder Vater eine Vorbildfunktion einem Kind beziehungsweise seinen Kindern gegenüber hat. Ich bin der Meinung, dass man von Kindern oder von seinem Kind nichts erwarten kann, was man selber nicht leisten kann.

Wenn du deine Steuererklärung machen musst und selber nicht in die Pötte kommst und deine Steuererklärung nicht machst und immer vor dir herschiebst. Du deinen Sohn aber gleichzeitig ermahnst und predigst, dass er demnächst Abitur machen soll und er doch seinen Hosenboden hinsetzen muss, um Mathematik zu lernen, dann solltest du als Vorbild Vorrangehen und erst einmal selber deine Steuererklärung machen, bevor du von seinem Sohn etwas verlangst.

Immer hin ist deinem Sohn schon aufgefallen, dass du dich selber nicht an deine Sachen setzt, weshalb sollte er es denn tun. Er sieht ja nun mal bei dir, dass du deine Sachen vor dir herschiebst und deswegen tut er es dir gleich und schiebt das Lernen für das Fach Mathematik auch vor sich her und verschwendet keinen Gedanken an das bevorstehende Abitur.

Ich an deiner Stelle würde mich an die Steuererklärung setzen, diese fertigstellen und im Nachhinein deinen Sohn dazu drängen, dass er für Mathematik lernen soll. Immer hin musst du deine Sachen ja nun auch mal erledigen, genauso wie er seine Sachen erledigen muss. Auf jeden Fall sehe ich das so.

Beispielsweise kann ich von meiner Tochter auch nicht verlangen, dass sie ihr Zimmer aufräumt, währenddessen ich faul herumsitze und auch noch keinen Handschlag getan habe. Meine Tochter denkt sich dann sicherlich auch, weshalb sie ihren Hosenboden bewegen solle, wenn ich auch nichts mache.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke auch, dass sich das Problem ganz einfach dadurch lösen lässt, dass du ihm ein gutes Vorbild bist und endlich einmal deine Steuererklärung machst. Allem Voran wäre es ja super für dich, denn du profitierst ja davon. Soweit ich weiß bekommt man ja in den meisten Fällen Geld zurück.

Dann erklärst du deinem Sohn ebenso, wenn du das erledigt hast, dass er ja für die Schule lernt und nicht für dich. Er benötigt für seine spätere berufliche Zukunft ein gutes Abitur. Ich würde mich da gar nicht mehr lange sorgen, wenn ich du wäre, denn das kommt alles von ganz selber.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich schließe mich meinen Vorrednern an und denke, dass du deinem Sohn zweifelsohne ein gutes Vorbild sein müsstest, um ihm zu demonstrieren, dass man unangenehme Tätigkeiten nicht bis in alle Ewigkeit aufschieben kann und besser frühzeitig damit anfangen sollte, um nicht kurz vor knapp in die Zeitfalle zu geraten und sich völlig verausgaben zu müssen. An deiner Stelle würde ich mich wohl schleunigst an deine Steuererklärung setzen und deinem Sohn somit zeigen, dass du selbst hinter der Lektion stehst, die du ihm zu predigen versuchst.

Abgesehen von diesem konkreten Konflikt würde ich den Junior aber vielleicht mal zur Seite nehmen und eine Unterredung bezüglich der Eigenverantwortung führen. Natürlich ist es für ihn bequem, nicht mit dem Lernen beginnen zu müssen, weil er sich darauf berufen kann, dass du auch nicht in die Gänge kommst, ich würde allerdings zu erklären versuchen, dass er sich mit dieser Einstellung wie ein trotziges Kind verhält und es ja nicht um dich, sondern um seine eigene Zukunft geht. Entscheidet er sich also gegen das Lernen, schadet er nicht dir, sondern hauptsächlich sich selbst; er müsste alt genug sein, um das einzusehen. Nachdem dieses Gespräch geführt wurde, solltest du dann aber bezüglich des Lernens nicht mehr auf deinen erwachsenen Sohn einwirken - du hast ihm ja soeben eigene Verantwortung erteilt und Einmischung wäre unangebracht.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie wäre es denn, wenn ihr euch gemeinsam hinsetzt? Du brütest über deiner Steuererklärung und dein Sohn paukt gleichzeitig fürs Abi? Dann hättest du am Ende deine Steuererklärung fertig und dein Sohn hätte direkt gesehen, dass du auch deine Sachen erledigt hast. Ich denke, das könnte eine prima Lösung sein.

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das hätte dir doch klar sein müssen, dass dein Sohn mitbekommt, dass du selbst nicht besser bist als er. Und je nach Lernverhalten kann es auch völlig verkehrt sein, wenn dein Sohn sich schon Wochen vor der Prüfung mit den Unterlagen beschäftigt. Daher solltest du ihm nicht ständig Vorhaltungen machen.

Ich bin auch so ein Typ Mensch, der unter Zeitdruck wesentlich besser arbeiten kann, als wenn noch scheinbar ewig Zeit ist. Und wenn du selbst Schludrigkeit vorlebst musst du dich nicht wundern, wenn dein Sohn absolut keine Ambitionen zeigt um Mathematik zu lernen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Es ist doch klar, dass Kinder ab einem gewissen Alter hinterfragen und Kritik üben. Ich würde es schon in Deinem Fall so sehen, dass Dein Sohn sich an Dir orientiert, aber letztendlich ist es seine Klausur und Deine Steuererklärung und da habt Ihr beide die eigene Verantwortung dafür. Ihr solltet aber einfach unabhängig voneinander mit den jeweiligen Dingen anfangen, damit Ihr rechtzeitig mit Euren Aufgaben beginnen.

Ich finde es an sich auch gut, wenn Eltern von ihren Kindern kritisiert werden. Es ist für Eltern immer unbequem, aber diese Kritik dient meines Erachtens nach auch der Reflexion und der Selbstreflexion, die man als zu Erziehender meiner Meinung nach auch benötigt. Kinder lassen uns unser eigenes Verhalten hinterfragen, man muss sich aber auch darauf einlassen können und wollen.

Als ich den Thread gelesen habe, musste ich mich auch an eine Situation aus meiner Kindheit erinnern. Man wollte mir im Grunde befehlen, zur Kirche zu gehen und hat es aber selbst nicht getan. Bei der Frage nach dem Warum und was es mir bringt und auch, warum man selbst nicht gehen würde, war Ruhe und ich wurde nicht mehr dazu aufgefordert. Denn im Gesamten denke ich, dann hätte man mit mir dorthin gehen können oder auch da ein Vorbild sein sollen. Und so gibt es viele andere Dinge, die ich selbst nicht mehr so machen würde.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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