Wieso haben Schüler Probleme mit Städten und Prozent?
Der Freund meines Neffen hatte gestern Aufnahmeprüfung und hat ganz verheult meinen Neffen angerufen, dass er es wahrscheinlich nicht geschafft hätte. Die Fragen waren so gemein gewesen und schwer. Er hätte die Hauptstadt von Tirol nennen müssen und 10 Prozent von 140 berechnen müssen. Das wären viel zu hochstehende Fragen gewesen, die kein 14jähriger wüsste. Mein Neffe hat mir das heute erzählt und ich war baff, wie primitiv die Aufnahmefragen waren und dass man die nicht wissen konnte. Früher war das Niveau viel höher, aber anscheinend ist es auch zu schwer gewesen, wie er nach der Einwohnerzahl von Österreich für eine höhere Schule gefragt wurde.
Erstaunen Euch noch solche Aussagen, oder ist das schon so alltäglich, dass das viele nicht wissen, dass es nicht mehr schockiert? In Deutschland wäre man wohl nach der Hauptstadt von Hessen und der Einwohnerzahl von Deutschland gefragt worden und wenn ja, fändet Ihr das für eine weiterbildende Schule zu schwer als Qualifikationsprüfung?
Es kommt darauf an, wie gut man sich vorbereiten konnte. 10 % sollte man eigentlich in der sechsten Klasse schon ausrechnen können. Wenn man aber nicht weiß, dass die Hauptstädte von Bundesländern gefragt werden, könnte ich schwören, dass das viele Erwachsene hier auch nicht wissen. Ich war in Geografie auch immer schlecht, weil mir die Namen der Städte nichts gesagt haben. Aber wenn man vor der Prüfung ungefähr weiß, was dran kommt, hätte man das leicht lernen können.
Die meisten Schüler haben Probleme mit der Prozentrechnung, weil das in der Schule viel zu formal und an viel zu schülerfernen Themen durchgenommen wird. Aber 10 % sollte man schon ausrechnen, beziehungsweise gleich angeben können, wenn man auf eine anscheinend anspruchsvollere Schule möchte.
Ich denke, dass man eben auch von einer Schule ein bisschen Allgemeinwissen vermittelt bekommen sollte und wenn dies nicht passiert, dann bekommt man eben solche Probleme. Außerdem denken viele Kinder, dass sie sich dann außerhalb der Schule nicht mit schulischen Themen befassen müssen. Das ist sehr schade, aber es ist nun mal so. Wenn heute jemand eine Frage hat, dann wird erst mal das Internet bemüht und die Antwort ist dann schnell vergessen.
Meiner Meinung nach müsste man das schon wissen und als Prüfung zum Einstieg ist das sicherlich nicht übertrieben. Irgendwas muss man ja fragen und in dem Fall finde ich die Fragen wirklich einfach und fair. Ein bisschen muss man sich ja auch vorbereiten und kann nicht ganz naiv einfach mal hingehen. So schwierig war es ja nicht.
Die erste Antwort hat mich doch schon etwas schockiert. Ich dachte schon, dass man als Deutscher die Hauptstädte des Landes kennen sollte oder wenigstens die der alten Bundesländer. Die kenne ich auch und ich wohne in Österreich. Dass das viele Erwachsene nicht wissen dürften, erstaunt mich auch wenig, denn es gibt bei uns eine Radiosendung in der Früh, wo gefragt wird, wie die Hauptstadt von Österreich heißt und da wird auch geantwortet, dass wir keine hätten. Was ich aber auch nicht weiß, ist, welche Wörter bundesdeutsch und welche österreichisch sind, weil wir die bundesdeutschen nicht in der Schule lernen und wenn ich sie im Fernsehen höre, muss ich sie im Internet nachsehen.
Dass man aber dort jede Kleinigkeit nachsehen muss und auch Babyrechnungen eintippt, ist schon sehr bedenklich. Bei zehn Prozent muss man bei der Ausgangszahl entweder eine Null wegstreichen oder vor die letzte Zahl ein Komma setzen. Ich weiß nicht, was es da Großartiges zu rechnen gibt. Auf der anderen Seite, was soll denn die Schule noch einfacheres die Schüler fragen? Wo wohnst Du oder wie heißt der letzte Hit von Lady Gaga oder nennen fünf Apps auf den I-phone. Anscheinend ist dies das Wissen der heutigen Jugend, das aber nur Schundwissen ist.
Ich sehe das eigentlich ähnlich wie Anlupa. Natürlich sollte man eigentlich voraussetzen können, dass ein 14-jähriger Junge die Hauptstadt eines bestimmten Bundeslandes seiner Heimat kennt und von einer zudem noch völlig geraden Zahl 10 % auszurechnen, dürfte eigentlich auch keinen Jungen überfordern, Fakt ist aber auch, dass wohl nicht wirklich klar war, welche Fragen gestellt werden würden und somit ein Lernen nicht möglich war.
Das hat natürlich auch seinen Sinn, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch viele erwachsene Menschen auf Anhieb nicht wüssten, welche Hauptstadt ein bestimmtes Bundesland hat, vor allem, wenn zu diesem Bundesland jeglicher Bezug fehlt. Auch eine gewisse Zaghaftigkeit bei einer Rechnung kann ich nachvollziehen, wenn auch weniger gut, denn Prozentrechnen ist eine absolute Grundvoraussetzung, die allerdings, das muss ich zur Verteidigung anführen, von den Schulen immer sehr trocken vermittelt und von wenigen Schülern wirklich beherrscht wird.
Wie auch immer, ich denke, dass auch oft der Überraschungseffekt eine Rolle spielt. Nehmen wir einmal an, der Junge hätte sein Schulwissen in den Hauptfächern wiederholt und dann kämen plötzlich geographische Fragen, eine gewisse Überforderung finde ich da nachvollziehbar, wobei diese auch Schuld der Schulen ist, die in akribischer Sorgfalt beinahe immer lediglich den aktuellen Stoff ohne Vergangenheits- und Fächerbezug abfragen.
Die Argumentationen lesen sich so, als ob man für eine leichte Prüfung auch gleich die Fragestellungen hergeben sollte. Ich frage mich schon, wo das grundlegende Allgemeinwissen geblieben ist? Die Hauptstädte der neun Bundeländer lernt man im Kindergarten und der Volksschule, wobei Wien als Stadt und Bundesland die Anzahl sowieso auf acht verringert! Was sollte man dann heutzutage noch als Erwachsener oder Jugendlicher können? Eins und eins macht zwei oder sollte man da auch vorher sagen, dass so etwas zur Prüfung kommt.
Es fallen genügend Lehrlingen (Azubis) bei den Prüfungen durch, weil sie weder Addieren noch Subtrahieren können und keine Ahnung von den Grundzügen des eigenen Landes haben. Hätte man den Schülern schwierige mathematische Formeln gegeben, könnte ich dies auch noch verteidigen. Das Problem beginnt schon dabei, dass viele NICHT wisse, dass Prozent - auf Hundert heiß - sprich 10 Prozent von 100, kann nur 10 sein. Langsam frage ich mich, wo die Leute in unseren Ländern bleiben, die später leitende Funktionen bekleiden wollen und nicht nur durchs Schnelltippen von irgendwelchen PNs im Facebook glänzen.
Das Handy und Iphone hat viele schon so verdorben, dass sie ihre gesamte Zeit dafür aufwenden und nichts mehr lernen wollen, aber später sehr frustriert sind, wenn sie angeblich unschuldigerweise keinen Job bekommen oder als Leiharbeiter zu Niedrigstlöhnen ausgenutzt werden und sich nichts leisten können!
Klar sind die Hauptstädte der einzelnen Bundesländer kein besonders anspruchsvoller Stoff, das behaupte ich ja auch gar nicht. Fakt ist aber auch, dass dieses Wissen, wie du ja schon sagst, m Kindergarten oder in der Grundschule gelehrt wird und dann eben nie wieder abgefragt wird. Und was macht das Gehirn mit Dingen, die es scheinbar nicht mehr braucht? Genau, vergessen, oder zumindest weit nach hinten schieben und erst bei Bedarf wieder hervorkramen. Ich glaube, dass viele Erwachsene eine passende Landesstadt auch nicht wie aus der Pistole geschossen gewusst hätten; eine Blamage ja, aber keine Schande, das kann in einer mündlichen Prüfung, in der wenig Zeit zum Nachdenken ist und die man mit viel Nervosität beginnt, durchaus passieren.
Ein bisschen schade finde ich es jedenfalls, wie du über die Jugendlichen und deren Wissen zu denken scheinst. Natürlich hört man derlei wohl von jeder älteren Generation über die jeweilige Jugend, aber ich finde es schade, dass du die beispielsweise technischen Spezialgebiete vieler Jugendlicher so abwertest und dein scheinbar vorhandenes Allgemeinwissen in anderen Gebieten in den Himmel lobst. Mal ganz abgesehen davon, dass du mit Klischees um dich wirfst, um die heutige Jugend zu beschreiben, warum siehst du nicht ein, dass sich die Interessenlage verschoben hat und ein Lernen voneinander sinnvoller wäre als ein Herabschauen auf die scheinbar so unnütze und unwissende Jugend?
Wenn ich ehrlich bin, überrascht mich die Aussage von dem Freund deines Neffen sehr. Ich bin der Meinung, dass man für eine weiterführenden Schule solche Fragen schon stellen kann und auch beantworten muss. Mann sollte solch ein Allgemeinwissen schon besitzen, denn Jugendliche oder Kinder, die auf eine weiterführenden Schule wollen und sich dort anmelden müssen, sind neun oder zehn Jahre alt und manchmal sogar noch älter. Und in dem Alter sollte man solche Fragen schon beantworten können.
Meine Schwester zum Beispiel ist neun Jahre alt und geht in die vierte Klasse einer Grundschule und kommt dieses Jahr, nach den Sommerferien, auch auf eine weiterführenden Schule. Sie zum Beispiel musste in der Grundschule auch schon solche Allgemeinwissensfragen beantworten und sie musste auch lernen, wie die Hauptstädte und desgleichen heißen. Zu dem hatte sie das Bruchrechnen und die Prozentzahlbestimmen in der Schule auch schon. Ich weiß das so genau, da ich ihr damals geholfen habe in Mathematik und ihr das beigebracht habe.
Was Anemone schreibt, schockiert mich schon ein Wissen. Das unterstreicht auf, was viele Jugendliche von heute und keine Sorge auch viele vor 30 Jahren, wie ich in diesem Alter waren, dachten. Alles schön wie ein Gebet auswendig lernen, am besten ein paar Zettel mit den Lösungen im Ärmel und nach dem abgeholten Sehr gut schnell vergessen. Klar, weiß ich auch nicht mehr jede mathematische Formel und jedes geschichtliche Jahr, aber das ist kein Basiswissen. Grundwissen ist, was ist in meinem Staat an Daten wichtig und wer in der Politik hat was zu sagen. Mit wem Popstar ABC gestern im Bett war und wie man im Facebook Videos hochladet, ist Wissen NULL, sondern wertloser Ramsch, mit dem man vielleicht auf einem amerikanischen Kreuzfahrtschiffe beim Quiz für Amerikaner punkten kann! Was soll man später damit im Beruf anfangen. Wenn Jugendliche Programmieren können, ist es was anderes, dann können sie später davon leben und sich weiterbilden. Alles andere ist Hobbyschrott und hat mit Allgemeinwissen nichts zu tun.
Wer nicht rechnen kann, wird schnell betrogen und kann auch bei keinem Aufnahmetest für einen Lehrberuf usw. punkten. Ich finde es schade, dass viele heute und damals glaubten, dass sie für die Schule lernen und gut ist es. Man kann sich zwölf oder dreizehn Jahre zurücklehnen und es wird für einen gesorgt. Stimmt, das wird es, aber nachher stehen sie allein da und ohne Wissen oder gar einen Abschluss gibt es zum Großteil nur Jobs, die keiner will und die nicht viel einbringen. Viele träumen vom fetten Schlitten und vom schönen Nichtstun und landen oftmals leider in der Schuldenfalle.
Ich finde es irgendwie auch traurig, dass ein 14jähriger Junge diese Fragen nicht beantworten kann und sich dann noch in der Opferrolle sieht und meint, dass die Fragen viel zu schwer gewesen seien. Bei so einer Aussage hätten mir meine Eltern aber sicher zu recht etwas anderes erzählt. Sicher kann es immer mal sein, dass einem eine Antwort auf eine Frage bei der Aufregung nicht einfällt, aber dann die Schuld bei den schweren Fragen zu suchen ist in diesem Fall wirklich nicht fair.
Gerade die Rechenaufgabe war ja mehr als einfach und ich denke auch, dass es möglich sein sollte, die Hauptstadt eines Bundeslandes zu nennen. Darum finde ich diese Fragen wirklich nicht zu schwer zu beantworten für einen 14jährigen. Es ist bei der Prüfung ja wohl vor allem die Allgemeinbildung, die abgefragt werden soll und dabei finde ich schon, dass diese Dinge dazu gehören.
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