Mein Freund hat eine Sucht, wie kann ich ihm helfen?

vom 05.04.2013, 14:28 Uhr

Mein Freund, er ist 19 Jahre alt, hat eine Internetsucht. Er befindet sich den ganzen Tag am PC und hängt in sozialen Netzwerken oder in online Games ab. Er schwänzt die Schule, kommt mittlerweile gar nicht mehr. Wir waren früher sehr gut befreundet, jetzt haben wir kaum mehr Kontakt. Die Schule kümmert sich nicht darum, ob er die Schule besucht oder nicht, er ist ja volljährig. Seine Mutter ist tot und sein Vater arbeitet den ganzen Tag. Keiner kümmert sich um ihn.

Da er mein Freund ist, habe ich das Gespräch gesucht. Nach etwa 2-3 Stunde intensiver Diskussion hat er mir gebeichtet, dass er es ohne Internet einfach nicht aushält, er meint es geht einfach nicht ohne. Ich will nicht sehen, wie er sein Leben wegwirft. Wie kann ich ihm helfen? Ich kann ihn ja nicht zwingen, zum Arzt zu gehen?

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du kannst da eigentlich nicht so viel machen. Er muss von sich aus erkennen, dass er damit aufhören muss. Du kannst eigentlich nur sagen, dass du für ihn da bist und das dann auch sein, wenn er deine Hilfe braucht. Außerdem solltest du ihm vielleicht auch noch die Probleme seiner Sucht aufzeigen. Die Einsicht, dass er Hilfe benötigt, muss aber von ihm kommen, sonst macht es keinen Sinn. Er muss es wollen und sich dann auch in fachliche Hand begeben. Das ist immer schwer mit anzusehen, aber man kann niemanden zwingen und erst recht nicht zu einem Arzt schleppen, wenn er es nicht will.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Dein Freund befindet sich in einer sehr ungünstigen Lage. So wie es anhand des Textes einschätzen kann befindet er sich schon richtig tief im Sumpf der Sucht. Hier kann er sich von alleine nur extrem schwer wieder befreien. Er muss sich auf jeden Fall Hilfe suchen, denn alleine wird er damit nicht wirklich fertig werden. Es ist aber schon mal gut, dass ihr euch so lange darüber unterhalten habt. Das hat ihm vielleicht das eine oder andere Auge geöffnet und zum nachdenken angeregt. Wenn er von selbst sagt, dass er es ohne Internet nicht aushält ist es schon mal ein kleiner Anfang, aber der Weg an sich ist noch sehr lang.

Er muss wirklich von selbst begreifen, dass er sich damit keinen Gefallen tut. Er muss es von selbst erkennen, denn sonst wird es sehr schwierig. Du kannst ihn dabei unterstützen. Versuche doch mal mit ihm weiter im Kontakt zu bleiben. Wenn ihr wirklich 2 oder 3 Stunden darüber diskutiert habt, dann hast du ihn doch sicher in der Zeit vom Computer weggelockt, oder? Ich glaube, dass dies wieder funktioniert. Geh mal mit ihm ins Kino oder mach einfach mal ein paar Sachen mit ihm, die man eben so als Freunde macht. Sie sollten aber logischerweise möglichst nicht am Computer stattfinden. Mit der Zeit wird er erkennen, dass diese Sachen mit dir viel Spaß machen und in der Zeit entzieht er sich auch der Sucht und das ist gut so.

Wenn das so gar nicht klappen will, dann muss er sich wohl in Therapie begeben, denn sonst wird er noch mehr von seinem Leben versauen. Gerade in seinem Alter ist es wichtig, dass er die Schule besucht und seine Ausbildung abschließt. Das ist eine ganz gefährliche Zeit. Du kannst ihn nicht zwingen zum Arzt zu gehen, aber du kannst auf ihn einreden, bis er es von selbst begreift.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Naja der erste Schritt ist ja schon getan. Er hat sich dir anvertraut. Jetzt solltest du klären, ob er sich helfen lassen will. Ein Süchtiger kann sich nicht helfen lassen wenn er das nicht wirklich will. Das heißt, dass du noch so große Bemühungen anstellen kannst ihm zu helfen und ihn vom Internet wegzubringen – Wenn er nicht will, dann wird das alles nichts bringen. Daher kläre mit ihm ab wie er sich helfen lassen will. Wenn er nicht will musst du es akzeptieren und ihm das auch deutlich machen. Dennoch solltest du ihm immer wieder aufzeigen, dass es einen Weg aus dieser Sucht gibt und er diesen auch sicherlich nicht alleine gehen werden muss, da du ihn begleiten wirst.

Ein Arztbesuch wäre von Nöten, da man eine Sucht nicht eigenständig behandeln sollte, wenn diese in einem sehr hohen Ausmaß vorhanden ist. Solltest du dir das aber zutrauen kann man auch auf einen Arztbesuch verzichten, wenn dir dein Freund offen und ehrlich seine Emotionen anvertraut und somit eine stabile Basis beim „Entzug“ hat. Zum Entzug gehört ein kleines Programm, das von Beginn circa 1 (oder 30 min) Stunde ohne Internet bis hin zu einem Tag führen kann. Hierbei musst du ihm aber sicherlich aufzeigen, was er tun kann, um sich vom Internet abzulenken. Spazieren, Einkaufen, Party, Filmeabend, etc. Da wird dir sicherlich etwas einfallen.

» lifesucks » Beiträge: 160 » Talkpoints: 8,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde Zohans Vorschläge sehr gut. Zusätzlich würde ich versuchen, ihn dazuzubringen, dass er sich möglichst bald professionelle Hilfe sucht. Da die Hemmschwelle sich in eine Therapie zu begeben bei Süchtigen meist sehr hoch ist, und es außerdem gar nicht so einfach ist, wirkliche Hilfe bei Internetsucht zu bekommen, könnte er sich erstmal übers Internet an die Sache rantasten. Es gibt einen gemeinnützigen Verein, die Internetsuchthilfe e.V. . Ich glaube, links soll man hier nicht posten, aber wenn du sie googelst, findest du die Seite auch leicht selbst.

Wenn dein Freund auf deren Seite geht, sieht er, dass er nicht der Einzige mit dem Problem ist. Ich glaube, das hilft schon mal, Hemmungen abzubauen. Auf der Seite findet er viele Informationen, Veranstaltungsangebote, links etc.. Außerdem hat der Verein eine kostenlose Hotline, wo dein Freund sich auch anonym beraten lassen kann. Das ersetzt keine Therapie, aber manchmal hilft es ein bisschen, sich mit einem Experten zu unterhalten. Außerdem bekommt er dabei auch Tipps, wie er gegen seine Sucht angehen kann.

Für dich, petertreter, wird es manchmal anstrengend werden, wenn du deinen Freund unterstützt. Aber er braucht jetzt jemanden. Es wäre schön, wenn du dich nicht entmutigen ließest, auch wenn dein Freund dich evtl. manchmal zum Teufel wünscht.

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Scheinbar sieht es dein Freund nach einer zwei bis dreistündigen Diskussion ein. Du musst ihm helfen, indem du ihn unterstützt. Die Internetsucht ist nicht zu unterschätzen und wenn er es allein nicht schafft, solltest du ihn motivieren mit dir gemeinsam zu einer Therapeutin zu gehen. Dabei solltest du an seiner Seite stehen, damit er merkt, dass du ihm wichtig bist. Das Unterbinden des Zugangs zum Internet ist dabei nicht gut. Daher sehe ich die einzige Chance bei einem Psychologen und durch eine Therapie, in der er lernt, auch ohne das Internet zu leben oder wenn, dann nicht in solchen Ausmaße.

Dabei ist der Schulabschluss wichtig für ihn. Durch eine Therapie würde er den Schulabschluss später nachholen können. Unterstütze bitte deinen Freund, so lange dies möglich ist. Auch den Vater solltest du eventuell mal darauf ansprechen.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde mich erst mal nach Selbsthilfegruppen umsehen, sicher gibt es in eurer Nähe eine die er besuchen könnte. Ist ja auch eine Sucht die heutzutage sehr verbreitet ist. Dann würde ich ihm davon erzählen, und ihm vielleicht auch anbieten sie gemeinsam zu besuchen. Vielleicht hast du Glück, und er lässt sich darauf ein. Die meisten schämen sich ja leider so, das sie nicht zu der Krankheit stehen.

Ansonsten bleibt nur noch die Möglichkeit, möglichst oft etwas mit ihm zu unternehmen, das er vom Computer wegkommt.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Deine Motivation in allen Ehren, aber du als Außenstehender kannst nicht wirklich was machen. Er muss schon selbst einsehen, dass er ein Problem hat. Du kannst nur zuschauen und abwarten, bis diese Erkenntnis in ihm von selbst reift. Wenn er nicht einsieht, dass er süchtig ist, redest du gegen eine Wand.

Er könnte aggressiv werden, dich abblocken und den Kontakt abbrechen, weil er das Gerede Leid ist. Hinzu kommt, dass er noch ein Teenager, aber volljährig ist. Da wird er sowieso der Ansicht sein alles besser zu wissen und dein Verhalten möglicherweise als Bevormundung interpretieren. Das würde ich nicht riskieren wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Als Kind habe ich auch sehr viel vorm Computer gesessen. Damals gab es noch kein Internet, aber ich habe oft und lange PC-Spiele gespielt und auch viel Zeit damit verbracht. Allerdings bin ich ja anderen. Lichtung noch nachher kommen, ich bin zur Schule gegangen und habe meine Hausaufgaben gemacht, das einzige was vielleicht abgenommen hat, war der reale Kontakt zu anderen Menschen. Ich saß dann lieber vorm Computer und habe mich seltener mit anderen getroffen. Das lag aber auch daran dass es in meiner Jugendzeit wenige Leute gab, mit denen ich mich hätte treffen können. Und das ist glaube ich der entscheidende Punkt, nämlich die Frage welche Alternativen hat man.

Eine richtige sucht, bei der man die Dinge um sich herum komplett schleifen lässt, hat ja auch Ursachen und ich denke man muss bei diesen Ursachen ansetzen. Ist es beispielsweise dem Vater bewusst, dass er für sein Sony da ist und daher auch eine Schuld an der Situation hat? Kann man mit dem Vater reden? Würde der sein Verhalten ändern? Gibt es noch andere Verwandte, die man einbeziehen könnte, die sich häufiger um ihn kümmern könnten? Gibt es einen Freundeskreis, gibt es noch andere Freunde die sich um die Person kümmern und Kontakt zu demjenigen haben möchten? Oder gibt es, außer der Fragestellerin hier, war keine anderen sozialen Kontakte?

Ansonsten habe ich den Eindruck, dass er sein Problem ja erkannt hat, denn er hat es ja zugegeben. Und der nächste Schritt wäre dann, wenn es im Umkreis keine hilfreichen Menschen gibt, dass er sich vielleicht an einen Psychotherapeuten wendet und die Dinge auf arbeitet, die dazu geführt haben, dass er schließlich irgendwann süchtig wurde. Aber ich glaube wirklich, dass nicht nur die Sucht das Problem ist, sondern dass es da einige Baustellen im Leben gibt und dass man an diesen anderen Baustellen auch arbeiten müsste, um die verlockende Wirkung des Computers oder des Internets abzuschwächen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Du kannst ihm ja Adressen raussuchen, an die er sich wenden kann - vielleicht irgendwelche Beratungsstellen, Ärzte oder auch Therapeuten. Vielleicht nimmt dein Freund dann deinen Rat an und sucht sich Hilfe, wenn er sich dir schon anvertraut und das Problem selbst erkannt hat. Sich dir anzuvertrauen ist zwar gut, allerdings würde ihm professionelle Hilfe sicherlich mehr bringen.

Wenn er das aber verweigert und das nicht möchte, wirst du nicht viel machen können, sondern das akzeptieren müssen. Wie du bereits geschrieben hast, kannst du ihn ja nicht dazu zwingen, diese Hilfe dann auch anzunehmen. Die Motivation muss schon von ihm selbst kommen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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