Weniger Stunden, mehr Arbeit - was tun?
X hat die jetzige Stellung bekommen als sogenannte Schwangerschaftsvertretung. Seit diese Kollegin wieder da ist, hat X dort zwar immer noch einen Job, dafür musste allerdings von den Stunden her die Arbeitszeit gekürzt werden. Ihr Chef hat ihr zwar zugesichert, dass die Arbeitsbelastung dadurch selbstverständlich auch abnehmen würde, was aber nicht passiert ist obwohl die Umstellung nun schon Monate her ist.
Im Gegenteil, sie hat nun noch mehr zu arbeiten und hat wegen dieser Situation auch bereits das Gespräch mit einer Vorgesetzten gesucht. Dort wurde ihr zwar Verständnis entgegengebracht, auf wirkliche Abhilfe und Änderung wartet X aber immer noch. Einerseits würde X nun das Ganze gerne mit ihrem Chef besprechen, andererseits erhofft sie sich von einem solchen Gespräch aber nicht sonderlich viel.
Soll sie trotzdem das Gespräch suchen, oder einfach so viel arbeiten wie es ihrem Arbeitsvertrag von den Stunden her entspricht und ihn selber merken lassen, dass das so nicht geht? Ich wäre ja sehr viel eher für die erste Option, weil ich denke dass man sich mit der letzteren über kurz oder lang beruflich das eigene Grab schaufelt.
Natürlich sollte x ein Gespräch mit dem Chef aufsuchen, der dem Leid ein Ende setzen kann. Ansonsten schaufelt x sich auf längere Zeit gesehen selbst einen Grab, wie du es schon selbst vorhergesagt hast. Option 2 kommt dann, wenn Option 1 nichts bringen mag sowieso zu Tage. Aus diesem Grund sollte man erst recht das Gespräch aufsuchen.
Da X in erster Linie nur als Schwangerschaftsvertretung eingestellt worden ist, gehe ich davon aus, dass sie während der Zeit die Aufgaben von Person Y, welche schwanger war, übernommen bzw. vertreten hat. Nun scheint Y ja wieder da zu sein, was mich annehmen lässt, dass sie ihre ursprünglichen Aufgaben - wenigstens zum Teil - wieder aufgenommen hat. Da X immer noch in dem Betrieb und an der Position beschäftigt ist, kann man davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der Aufgaben weiterhin im Verantwortungsbereich von X geblieben sind.
Da nun aber scheinbar zwei Personen für einen Bereich zuständig sind, welchen vorher eine Person alleine gemanaged hatte, würde ich auch vermuten, dass dieser keine zwei Vollzeitstellen auslastet, was somit die Stundenkürzung rechtfertigen würde. Nun verstehe ich in dem Zusammenhang allerdings nicht, wie und wieso X nicht weniger zu tun hat, aber dennoch offiziell weniger Stunden ableisten muss. Hat X immer noch 100 Prozent der Vertretungsaufgaben zu erledigen oder stimmt das Verhältnis der Arbeitszeit mit den für X übrig gebliebenen Aufgaben nicht?
Da X mit der Arbeitszeitverkürzung sicherlich auch Abstriche bei der Entlohnung erhält, würde ich nicht regelmäßig unbezahlte Überstunden schieben, da dies in keinem Verhältnis zu einander stünde. Es ist Xs gutes Recht für die geleistete Arbeit eine gerechte Entlohnung zu erhalten und wenn die Aufgaben aufgrund der verkürzten Arbeitszeit nicht machbar sind, dann sollte man in jedem Fall zunächst das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen und ihn über den Sachverhalt informieren, damit er im Bilde ist. Entweder sieht er dann ein, dass man entweder weitere Kräfte benötigt oder aber die Arbeitszeit wieder aufgestockt werden sollte.
Sollte solch ein Gespräch wider Erwarten nicht fruchten, dann würde ich es nicht einsehen, mehr Arbeit zu leisten, als mir gezahlt wird. Denn schließlich nagt ein solcher Zustand an der Motivation und langfristig auch an der Leistung, sofern man nicht versucht durch schnelleres Arbeiten, zügiger voran zu kommen, während man aber die Fehlerquote erhöht. Wenn der Vorgesetzte merkt, dass die Arbeit liegen bleibt, weil sich X "stur" an ihre Arbeitszeitvorgaben hält, dann wird er dazu animiert, zu handeln. Natürlich könnte es im schlimmsten Fall bedeuten, dass sich der Vorgesetzte eine Arbeitskraft sucht, die ohne Widerworte unbezahlte Überstunden ableistet, aber im Normalfall, sollte man damit rechnen, dass positive Lösungsvorschläge unterbreitet und durchgeführt werden.
Solange die Arbeit doch irgendwie erledigt wird, gibt es doch keinen Grund für den Chef, irgendetwas zu ändern. Es geht ja schließlich irgendwie auch mit den reduzierten Stunden. Der Chef steht erst dann unter Zugzwang, wenn wichtige Arbeit nicht erledigt wird.
Diese Einstellung ist zwar nicht sehr fair gegenüber den Arbeitnehmern, aber leider trotzdem meistens Realität. Das liegt aber auch daran, dass die meisten Arbeitnehmer das mit sich machen lassen und auch teilweise freiwillig nicht direkt angeordnete Überstunden machen, um die Arbeit zu erledigen.
Ich persönlich würde daher an Stelle von X schon ein Gespräch mit dem Chef suchen, dabei aber ganz klar und deutlich mitteilen, dass das Arbeitspensum ohne Überstunden nicht mehr machbar ist und man nicht mehr bereit ist, diese Überstunden unbezahlt zu leisten. Das würde ich dann auch konsequent durchziehen, auch wenn dabei wichtige Arbeit liegen bleibt.
Ich würde auch an Stelle von X nicht einfach weniger arbeiten, weil das der eigentlichen Arbeitsbelastung entsprechen würde, weil X eben auch nur weniger Stunden dort tätig ist. Sonst sieht es einfach so aus, als wenn X keine Lust auf die Arbeit hätte, weil ja immer etwas liegen bleibt. Deswegen sehe ich es auch so, dass nur der Weg zu dem Chef bleibt und dass X mit diesem klar besprechen sollte, dass es so nicht weitergehen kann.
Wenn X das wirklich deutlich machen kann, muss der Chef ja eigentlich handeln. Wenn das nicht der Fall ist, würde ich an Stelle von X dem Chef aber vielleicht auch mal zeigen, was in der begrenzten Zeit trotz Anstrengung nur möglich ist. Vielleicht begreift er es dann. Das würde ich aber auch nicht heimlich machen, sondern es durchaus auch ansprechen.
Deswegen sehe ich es auch so, dass nur der Weg zu dem Chef bleibt und dass X mit diesem klar besprechen sollte, dass es so nicht weitergehen kann.
Das hat X ja schon versucht, ohne Erfolg. Dem Chef ist die Situation sehr wahrscheinlich egal, solange die Arbeit gemacht wird. Er muss also erst einmal in Zugzwang kommen. Das kann man nur erreichen, wenn man klare Grenzen setzt. Und die Grenzen gibt der Arbeitsvertrag ja schon vor.
Und nach "keine Lust auf Arbeit" sieht das wirklich nicht aus, wenn man sich an seinen Arbeitsvertrag hält. Natürlich wird der Chef nachfragen, wieso die Arbeit jetzt liegen bleibt, aber man kann die Gründe ja ganz klar nachweisen. Außerdem kann X darauf im Vorfeld darauf hinweisen; schließlich kann man dem Chef ja auch vorher aufzeigen, wie viele Überstunden man in der letzten Zeit geleistet hat.
Oft ist die (meist unbegründete) Angst als Faulenzer dazustehen ein Grund, wieso Leute nicht angeordnete und unbezahlte Überstunden machen. Und das führt in nicht wenigen Fällen zum Burnout oder ähnlichen Problemen.
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