30 Dollar für 40 Minuten Dorfrundgang gerechtfertigt?
Wir waren gerade mit einer gewissen südländischen Reederei auf Madagaskar. Dort wurde von der Kreuzfahrtgesellschaft ein Dorfrundgang mit Hotel vermittelt. Der sollte angeblich rund zwei Stunden dauern. Tatsächlich waren es nur 45 Minuten! Wir wurden von einem lokalen Guide empfangen, rannten an einer Schule vorbei und durften ganz schnell in eine Kirche gehen. Dort war kaum Zeit, die Kirchenfenster zu fotografieren.
Schnell, schnell und warum bloß? Weil und die Stelle gezeigt wurde, wo Wasser geholt wurde. Dort saß eine Frau mit einem Kübel in einem Sandloch und schaufelte etwas. Danach konnten wir noch ein paar Ziegen ansehen. Weiter rannten wir zu einem Hotel, das in einem sehr weiten Begriff verstanden werden musste. Es wurde uns ein Cola serviert, Erdnüsse und eine Kartoffel. Alles in Allem 45 Minuten. Der Guide verabschiedete sich schnell und jeder fragte sich, was hier 30 Dollar wert war?
Würdet Ihr so etwas auch als überteuert ansehen oder sollte ich das als Spende an das dortige Dorf ansehen? Ist so eine Verkürzung angemessen, nur dass man zwei Statisten betrachten kann oder hätte man sich mehr um die Kontakte mit dem Dorf kümmern sollen? Findet Ihr so etwas authentisch oder ist das schon wieder eher ein Touristengag?
Ich kann deinen Ärger über diese Verkürzung des Ausfluges gut verstehen und sehe den Preis auch nicht als gerechtfertigt an, für die paar Dinge, die auf dem Rundgang geboten werden. Darüber hätte ich mich auch geärgert und dem Guide sicher kein Trinkgeld gegeben, obwohl ich das normalerweise schon mache, wenn der Ausflug gelungen war. Aber so konnte man das ja wirklich nicht behaupten. Ich denke, dass ich mich durchaus bei der Reederei über den Ausflug beschwert hätte. Die Touristenführer werden zwar nicht von der Reederei gestellt, aber diese buchen sie doch über eine Agentur.
Vielleicht hätte es dann für euch noch eine Möglichkeit gegeben, einen nachträglichen Rabatt für diesen Ausflug zu bekommen. Wenn dem nicht so ist, wüsste die Reederei wenigstens, woran sie ist und sie würden sicher auch etwas gegen diesen Guide oder seine Agentur unternehmen, wenn sich die Beschwerden häufen. Dann haben wenigstens noch spätere Reisende etwas davon. Als Spende an das Dorf würde ich die 30 Dollar auch nicht ansehen, weil die Dorfbewohner sicher wenig davon haben und nur die Reederei und der Giude daran verdienen.
Als Touristengag dürfte es doch zu teuer sein. 30 Dollar praktisch für nichts, das geht dann doch zu weit. Da würde ich mich mit den anderen zusammen beschweren bei der Reederei und mein Geld zurückverlangen. So leicht verdient niemand von uns sein Geld.
Ich habe mal auf Deinen Hinweis hin eine Beschwerde verfasst. Wenn ich das nach dieser Schilderung nicht allein so sehe, denke ich, dass einer einseitigen Bereicherung, ohne Beteiligung des Dorfs, doch ein gewisser Riegel vorgeschoben gehörte. Auch hatten wir kaum Zeit, das Wenige, was es gab anzuschauen, was die Angelegenheit zu einer Marathon ähnlichen Hetztour machte und das für sechzig Dollar für uns beide.
Das ist ganz typischer Touristennepp, bevorzugt durchgeführt in lateinamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Ländern. Schade dass ihr das unterstützt habt, ich mache so etwas nicht. Sicher konntet ihr im Vorfeld nicht unbedingt wissen was euch erwartet, aber bei dem Preis und der Leistung „2 Stunden Dorfführung“ wäre ich schon etwas skeptisch. Was soll man sich in so einem Dorf schon anschauen? Bucht es unter Lehrgeld ab und dass ihr dem Reiseführer die nächste Party oder 14 freie Tage gesponsert habt. Wenn ein Reisebüro dahinter steckt dann würde ich mich aber auch beschweren, aber es wird wohl nichts bringen weil dahinter Methode steckt.
Ich bin früher viel herum gereist und habe diese ulkigen Preisvorstellungen schon sehr oft beobachten können. Ich denke einfach dass die Einheimischen jeden Europäer für eine wandelnde Bank halten und absolut davon überzeugt sind dass 100 Dollar bei einer kleinen Leistung für die Touristen kein Geld ist. Auch entspricht es oft ihrer Mentalität dass sie lieber warten dass jemand 100 Dollar für eine Taxifahrt bezahlt als zehn Mal für zehn Euro zu fahren. Die Summe wäre dieselbe, aber dafür muss man sich natürlich mehr anstrengen. So kann man aber friedlich im Teehaus sitzen, Karten spielen und nebenbei auf Kunden warten.
Wir hatten Mal die Hilfe eines schwarzen Einheimischen in Anspruch genommen der tatsächlich auch eine Riesensumme für eine kleine Wegbegleitung verlangte. Die bekam er natürlich nicht, aber bei unserer Tour setzte sich das ständig so fort. In der Dorfkirche saßen 3 Einheimische vor der Tür. Sie verlangten zwar keinen Eintritt, wiesen aber demonstrativ und mit viel Nachdruck auf das Spendenbuch. Dort standen unglaubliche Summen. Ich weiß nicht wer das eingetragen hatte, aber dass die Leute die Touristen für so blöd halten hatte mich doch etwas erschüttert.
Wenn etwas anderes versprochen wurde, ist das natürlich nicht in Ordnung. Aber die absoluten Preise sagen gar nichts aus, wenn man die ortsüblichen Preise nicht kennt. Wenn in einem Land ein Brot 30 Dollar kostet, dann ist die Dorfführung total billig, wenn ein Brot 10 Cent kostet, dann ist das wohl Touristennepp. Aber die Preise an sich sind völlig ohne Aussagekraft.
In Australien war ein Hotel beispielsweise vor 20 Jahren weniger als ein Drittel so teuer wie heute. Das bedeutet aber nicht, dass in Australien die Preise so stark gestiegen sind, sondern es sagt nur etwas über den Wert der verschiedenen Währungen aus. Also ist die Frage, ob 30 Dollar zu viel sind, völlig unsinnig, wenn man die Lebenshaltungskosten in dem Land nicht kennt.
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