Nach Neigung oder nach Berufschancen studieren?
Hallo,
mich beschäftigt seit längerem die Frage, ob man nach seinen persönlichen Neigungen studieren sollte oder doch eher nach den späteren Berufschancen? Ursprünglich war ich der Meinung, daß man nur dann eine Chance hat, gut zu sein, wenn man nach persönlichen Neigungen und Interessen studiert. Wie sonst soll man über mehrere Jahre hinweg gut und engagiert sein in seinem Studium? Ich könnte mich nie mit einem Thema über längere Zeit (also in dem Fall über Jahre hinweg) beschäftigen, wenn es mich im Prinzip gar nicht interessiert. Und später dann auch noch dementsprechend einen Beruf ausüben, der eigentlich gar nicht zu mir paßt.
Andererseits habe ich Bekannte, die nach ihren Interessen studiert haben und nun keinen Job oder einen äußerst schlecht bezahlen Job bekommen. Da denke ich mir dann auch wieder "Tja, hättest du dich vorher mal informiert, was man damit später mal verdient" oder "Daß du damit keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hast, war eigentlich schon vorher klar". Man kann sich auch die Zukunft ziemlich verbauen, wenn man sich den Luxus gönnt, einfach nur seinen Interessen nachzugehen.
Was meint ihr dazu? Habt ihr nach eurem Interesse studiert oder habt ihr euch "dem Markt gebeugt", wie es so schön heißt?
Gruß und Danke
Hunzlipunzli
Tja. Das ist eine wirklich gute Frage. Ich muss mich auch bald mit meiner Studienwahl auseinandersetzen und ich würde gerne etwas mit Kunst / Design machen. Dieses Studienfeld ist aber so überlaufen, dass ich mich frage, ob es sich lohnt, diese Ausbildung zu machen. Ich wünsche mir für später ein Leben, in dem ich mir hin und wieder mal etwas mehr, als nur Essen, 2 Hosen pro Jahr, warmes Wasser und Miete leisten kann. Da aber alles immer teurer wird, bezweifle ich, dass ich mir das mit meinem Traumberuf ermöglichen kann.
Ich sollte eher Medizin, Jura oder Management studieren, aber will ich mich ein Leben lang mit Dingen rumschlagen auf die ich keine Lust habe? Ich denke eher nein. Mein persönlicher Traum ist, dass ich das mache, was ich will und ich will nur eins: In der Kunst / Gestaltung tätig sein. Und ich glaube, ich werde so lange dafür kämpfen, bis ich merke, dass es einfach nicht geht.
Ich glaube schon, dass man auch, wenn man einen weniger gut bezahlten Job hat, Erfolg haben kann. Man muss natürlich Einschränkungen wie Umzug und so weiter in Kauf nehmen, aber wem das egal ist, der wird mit Sicherheit in seiner Berufung einen guten Platz finden.
Also um mal aus meinem bisherigen Nähkästchen zu plaudern. Ich habe mir genau die gleiche Frage vor 3 Jahren auch gestellt. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und wäre vollkommen gerne, genau wie Miau, in die Richtung Design oder Kunst gegangen, oder auch Architektur. Doch dann hab ich mir gedacht, was soll ich damit anstellen? Dieser Markt ist wirklich total überlaufen, und überleben kannst du da nur, wenn du Glück oder supergute Beziehungen in dem Metier hast. Ich habe zweiteres nicht, und mich nur auf ersteres zu verlassen, wenn es um mein ganzes weiteres Leben geht, dass war mir auch nicht so ganz recht.
Also habe ich mir letztlich etwas anderes gesucht. Ich habe darauf geachtet, dass ich schon etwas mache, was ich auch kann, und bin so also in den Fremdsprachenbereich gerutscht. Nun werde ich so eine Art "bessere Sekretärin" - und eins kann ich sagen, dass ist mit Sicherheit nicht mein Traumberuf. Doch ich denke einfach, dass ist sehr gefragt, und es ist mir lieber, einen nicht so traumhaften Beruf zu erlernen, aber dann auch wirklich Arbeit zu haben, als Designerin zu sein und schließlich auf der Straße zu hocken.
Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, mein Leben lang in einem Büro zu arbeiten und Geschäftsbriefe zu tippen. Also werde ich wohl später ein Fernstudium im kreativen Bereich beginnen, um mir so meinen Traum wenigstens versuchen zu erfüllen. Dann habe ich einen Beruf, der definitiv gefragt ist und so auch eine finanzielle Basis, schließe mich jedoch nicht von vornherein von der Möglichkeit aus, mein berufliches Wunschleben zu führen.
Hallo,
das ist echt mal eine gute Frage. Ich würde da noch ein bißchen weiter differenzieren:
Zunächst einmal würde ich ein Gruppe mit Studiengängen bilden, für die es danach einfach schon per se keine Jobs gibt: bei uns an der Uni kann man die "lustigsten Afrikasachen" studieren, aber das macht man anschließend damit?
Dann würde ich eine Gruppe bilden, für Berufe, bei denen es zwar grundsätzlich viele Jobs gibt, bei denen es aber auch viele Studenten gibt: als Beispiel vielleicht Jura. Und da gilt folgendes: Für gute Leute gibt es auch gutbezahlte Jobs. Wenn es so schön heißt, dass man mit Juristen mittlerweile Wege gepflastern kann, dann muss es eigentlich heißen mit schlechten oder durchschnittlichen Juristen. Um die guten streiten sich die Kanzleien, oder wie sollten sonst Einstigesgehalter von bis zu 140.000 Euro zustande kommen?
Letztlich gibt es wohl nich die Gruppe, in der händeringend Absolventen gesucht werden. Insbesondere wohl Ingeneure und in manchen Bundesländer wohl auch Lehrer.
Meiner Meinung nach muss man bei der ersten Gruppe sehr vorsichtig sein und sich genau informieren, in welcher Niesche man arbeiten sollte. Die zweite Gruppe birgt wohl dann wenig Gefahr, wenn man das Fach wirklich studieren will, sich reinhängt und damit zumindest die Chance auf einen guten Job hat. Und bei der dritten sollte man sich zu mindest bewusst sein, dass man in diesem Fach nicht nur 8-12 Semester an der Uni verbringt, sondern uU sein ganzes Leben damit sein Geld verdient. Eine "Abneigung" gegen das Fach wäre dann wohl nicht die ideale Voraussetzung.
Ich gehöre selbst in die zweite Gruppe. Studiere Jura, wollte das schon immer machen und bin mir bewusst, dass mich mit einem guten bzw. überdurchschnittlichen Examen "jeder" haben will, sonst aber eher keiner.
Viel Erfolg bei der Auswahl
Die Frage habe ich mir auch stellen müssen. Bei mir ging es dabei allerdings nicht ums Studium, sondern um die Ausbildung, da für mich zuerst mal etwas Praxis kommen muss bevor ich unter Umständen die Motivation habe, wieder theoretischer zu lernen.
Ich wollte auch unbedingt in die Richtung Design, aber gerade Ausbildungsplätze (Mediengestalter nennt sich der Ausbildungsberuf) sind auch völlig überlaufen und auch ausgelernte Mediengestalter gibt es wie Sand am Meer. Aber in diesem Bereich gilt auf jeden Fall, wie didaz schon beschrieben hat: Wenn du gut bist, bekommst du richtig Geld. Wenn du aber nur durchschnittlich oder schlechter bist, stehst du ganz schnell auf der Strasse.
Nun, ich habe nach der Schule ein Jahr lang "nichts" gemacht, mich natürlich laufend beworben aber zuerst nichts bekommen und nur kleine Jobs gemacht um eben etwas Geld in der Tasche zu haben. Ich war gerade im Begriff aufzugeben und mich für Ausbildungen in anderen Bereichen zu bewerben, als ich dann doch noch eine Zusage für das laufende Ausbildungsjahr erhalten habe.
Jetzt stecke ich mitten in der Ausbildung und denke, dass ich in einer ziemlich guten Firma gelandet bin, aus der ich mit genügend Fleiß auch mit einem gut bezahlten Job werden lassen kann. Allein wenn ich mir ansehe wie viele Headhunter hier häufig anrufen um unsere Leute abzuwerben (obwohl das verboten ist, aber wen scherts), und wie wenige von dem "tollen" Angebot überzeugt werden und gehen, im Gegensatz zu der Menge, die hier bleibt.
Ich denke, mit Talent und etwas Glück oder Vitamin B bekommt man in jedem Bereich noch eine gute Stelle! Sein Leben lang etwas tun, auf das man eigentlich keine Lust hat, kam für mich also ganz lange gar nicht in Frage, und danach musste ich es glücklicherweise doch nicht mehr
@ Taline: Woher weiß ich denn, dass ich gut bin? Wer sagt mir das? Wenn ich meine Eltern frage, wie sie meine Grafiken, Fotografien und so weiter finden, sagen die immer nur "aach wieee toll".
Aber auch nur, weil sie nichts anderes gesehen haben und stolz auf ihr Kind sind, dass es sowas macht, was sie noch nie gesehen haben. Wer sagt mir, dass ich gut bin? Wie kann ich mich verbessern und was muss ich tun um wirklich gut zu sein?
Ich hab nun mal einen Malkurs belegt, um meine malerischen Fähigkeiten zu verbessern. Ein Praktikum als Fotograf habe ich im Herbst. Auch dort werde ich hoffentlich viel lernen. Was kann ich denn noch tun, um meinem Traumberuf näher zu kommen?
Hallo,
also ich habe nach meiner Neigung studiert, denn mit meiner Ausbildung habe ich keine bzw. nur sehr geringe Berufschancen. Trotzdem habe ich entschieden, das Beste aus der Situation zu machen und nun aus der Not eine Tugend gemacht. Mit einer zusätzlichen Ausbildung kann ich meine Leidenschaft mit meinem Beruf verbinden und konnte doch noch mein Ziel erreichen.
Irgendwann möchte ich eine Umschulung machen und mich in einer ganz anderen Sparte weiterbilden und etablieren. Aber noch möchte ich mein Leben genießen und meinem Beruf nachkommen. Was in einigen Jahren sein wird kann ich auch nicht sagen.
Hallöchen,
Ich habe beides berücksichtigt,denn es ist ein Zusammenspiel von beidem was einen vorrausichtlich eine gesicherte Zukunft garantiert.
Am Besten wäre es natürlich,wenn man eine Neigung hat, was später auch gut bezahlt würde. Ich aber würde niemals etwas studieren,was ich nicht mag nur weil es mal gut bezahlt wird. Erstens gibt es auch dafür nie eine Garantie und zweitens Quäle ich mich nicht Semester um Semester durch Stoff, den ich nicht mag und nicht leiden kann. Niemals.
Andererseits würde ich auch ncihts studieren, wo meine berufliche ZUkunft eher schlecht als recht aussehen wird. Ich hab damals als es darum ging was ich studieren will also schon darauf geachtet,das beides stimmt. Im Grund ebekomtm man das ja auch erst im Studium heraus ob einem das liegt.
Liebe Grüße
winny
Hallo zusammen,
ich laube heute ist es kaum noch möglich, wirklich beide Sachen unter einen Hut zu bekommen. Die eigene Neigung zu berücksichtigen ist zwar sehr wichtig, weil man nach dem Studium schließlich sein restliches Leben in diesem Aufgabenfeld zu tun haben wird, aber man sollte dabei die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt keineswegs außer Acht lassen. Nur die wenigsten schaffen es, auch tatsächlich ihren Traumberuf zu bekommen.
Auch in meiner Stufe stehen jetzt Viele vor der Frage, was sie denn studieren sollen. Die meisten schauen dabei gezielt auf die Nachfrage und lassen die eigenen Neigungen meistens hinten vor. Der Beruf später sollte einem schon Spaß machen, denn auf Dauer macht es keinen Sinn, eine Tätigkeit auszuführen, mit der man sich nicht identifizieren kann.
Man muss sicherlich beide Faktoren bei seiner Berufs- und Studienwahl berücksichtigen. Am Ende muss man für sich selbst entscheiden, ob man mit der getroffenen Entscheidung auf Dauer leben kann oder nicht.
Viele Grüße, IceKing32
Tja - ich denke man muss den goldenen Mittelweg finden. Auch wenn das müssen für jeden anders aussehen kann.
Wäre ich nach meiner Neigung gegangen würde ich in irgendeinem Physik / Astrophysik Kurs hocken oder in einem Archäologiekurs. Da jedoch der Beruf, den ich dadurch angestrebt hätte doch recht brotlos und ein typischer "Arbeite bis zur Rente" Job ist hab ich davon Abstand genommen.
Da bei meinen Interessen recht weit vorn mein jetziges Studienziel und Berufsbild stand habe ich mich dafür entschieden: Einerseits etwas, was mir immernoch Spaß macht, andererseits etwas, womit sich bei entsprechender Leistung sehr gut verdienen lässt und ich meinem persönlichem Lebensziel mit 40 in den Ruhestand zu gehen recht nahe komme.
Meine alten Neigungen habe ich deswegen jedoch nicht aufgegeben: Diese sind für mich nunmehr ein Hobby - und sollte ich mich im Ruhestand mit genug Geld auf dem Konto befinden kann ich mich immernoch für ein Studium der Archäologie oder der Physik entscheiden. Ab 40 für den Rest meines Lebens alles ohne jeglichen Druck zu studieren was mir gefällt sehe ich auch nicht als schlecht an.
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