Sollen eure Kinder einen anständigen Beruf erlernen?
Na ja, was Erwachsene so unter einem anständigen Beruf verstehen. Für meine Oma und Urgroßmutter wäre Beamter oder Arzt das Maß aller Dinge, meinen Eltern dagegen war es schon egal. Ein Beruf sollte einem zumindest im Ansatz Spaß machen und der Job muss einen auch ernähren können. Früher war es so dass man einen Beruf lernte und diesen dann in der Regel bis zur Rente ausübte, auch wenn er einem keinen Spaß mehr machte. Es ist aber immer schwierig später noch einmal einen zweiten Abschluss zu machen, das kostet richtig Zeit und Geld. Besser gleich den richtigen Beruf lernen auch wenn man noch nicht so genau weiß wo die eigenen Interessen liegen. Das ist eigentlich auch normal in diesem Alter.
Leider ist es aber oft so dass man froh ist überhaupt einen Ausbildungsplatz zu finden, gerade wenn die Zensuren oder der Abschluss nicht so berauschend sind. Wenn das nicht zutrifft und man die Qual der Wahl hat dann ist das gut. Leider haben die jungen Absolventen der Schulen oft Flausen im Kopf, sie denken dann wie Mutter Theresa und vergessen was ein Job auch ist, nämlich der Broterwerb.
Als Elternteil hätte ich garantiert auch darauf hingewirkt dass mein Sohn einen ordentlichen Beruf erlernt, eben um sein Potential nicht zu verschenken. Das war aber letztendlich nicht erforderlich weil er selber wusste was er wollte und was in meinen Augen jetzt auch in Ordnung war. Ganz ehrlich, bestimmte Berufe hätte ich ihm garantiert ausgeredet auch wenn sie natürlich ordentlich sind. Letztendlich hätte ich das aber auch akzeptiert und ihn weiterhin finanziell unterstützt wenn er eine eigene Wahl getroffen hätte die mich nicht unbedingt erfreuen würde. Es ist immer hin unser Kind und ich möchte mir später auch nicht vorwerfen lassen dass ich ihn zu einem Beruf gezwungen habe wo er sein ganzes Leben unglücklich ist.
Auf einen "anständigen Beruf", was für viele Menschen ja hauptsächlich hochbezahlte, prestigeträchtige Berufe wie Arzt oder Anwalt bedeutet, würde ich bei meinem Kind keinen besonderen Wert legen. Dieses Drängen, man solle doch gefälligst Jura oder Medizin studieren, musste ich mir von meinen Eltern oft genug anhören. Meinen eigenen Studienwünschen hingegen standen sie immer negativ gegenüber und sagten mir, mit den Studiengängen würde aus mir doch nie etwas. Und trotzdem habe ich heute einen brauchbaren Beruf, mit dem ich auch glücklich bin. Ich habe Germanistik und Geschichte studiert und arbeite jetzt als Historikerin für Museen, Gedenkstätten und wissenschaftliche Publikationen. Das mögen meine Eltern vielleicht auch noch belächeln, weil ich damit keine Tausende pro Monat verdiene, aber mir ist das herzlich egal. Ich weiß eben, was ich möchte und habe mich da auch durchgesetzt.
Und wenn mein Kind vor mir stünde, wenn ich denn eines hätte, und zu mir sagen würde, es wolle Anglistik und Philosophie studieren, oder Politikwissenschaft, dann würde ich das okay finden. Es wird eben nicht jeder Arzt oder Anwalt, und am Besten sind sowieso die dran, die an ihrem Beruf auch Freude haben. Wenn genug Begeisterung für das Métier vorhanden ist, dann sind auch die Berufschancen hat nicht so katastrophal, wie gerne behauptet wird. Leute mit Engagement werden immer gesucht.
Wobei ich auch nichts dagegen hätte, wenn mein Kind gar nicht studiert. Es kann auch ruhig einen mittleren Schulabschluss machen und dann eine Berufsausbildung absolvieren. Aber dass es überhaupt einen Schulabschluss und eine Ausbildung macht, setze ich schon vorraus. Als Schulabbrecher hat man es jedenfalls nicht sonderlich leicht, und solche Teenie-Träume wie eine Musiker- oder Schauspielkarriere scheitern in den meisten Fällen. Akzeptabel wäre das höchstens, wenn denn vorher oder nebenbei eine Ausbildung gemacht wird, damit man auf jeden Fall etwas "Festes" hat, falls es mit dem Künstlertraum nichts wird.
Und ehrlich gesagt würde ich auch sehr versuchen, solange mein Kind noch minderjährig wäre, es dazu zu bewegen, dass es auch wirklich einen Abschluss macht. Bei Volljährigen kann man natürlich nicht mehr viel mitentscheiden, aber auch dann würde ich zumindest versuchen, meine Sorgen zu erläutern und an die Vernunft zu appellieren. Ich glaube, wenn das Kind mit einer argumentativen Diskussionskultur aufgewachsen ist, statt bloß mit Befehlen und Zwängen, dann wird es auch einsichtig sein, wenn man ihm etwas vernünftig erläutert. Und darauf, dass das Kind zuhause eine solche Umgebung hat, in der diskutiert und argumentiert wird, würde ich auch auf jeden Fall Wert legen.
Und auch, wenn das vielleicht ein wenig heftig klingt, so sollte man sich auch Gedanken machen, dass man als Elternteil bis zum 25. Lebensjahr seines Kindes unterhaltspflichtig ist, wenn es bis dahin noch keine fertig abgeschlossene Ausbildung hat. Ansonsten endet die Unterhaltspflicht mit dem Ende der ersten Berufsausbildung. Wenn man selbst eher knapp bei Kasse ist, stelle ich es mir schwierig vor, für sein Kind noch bis zu dessen 25. Lebensjahr komplett unterhaltspflichtig zu sein, weil dieses beispielsweise eine Ausbildung verweigert. Das kann schon zu Familienkrach führen, denke ich. Hingegen ein Kind zu "verstoßen", wie hier im Eingangsthread geschrieben wurde, finde ich in jedem Fall viel zu heftig. Man sollte sein Kind niemals wirklich verstoßen, und schon gar nicht wegen seines Berufes oder seiner Haltung zur Schulbildung.
Mit Schaustellern hätte ich übrigens weniger ein Problem und glaube auch nicht, dass das für ein Kind sonderlich schädlich wäre. Was die Tätigkeit als Pornodarsteller oder vielleicht auch Prostituierte betrifft, wäre ich hingegen weitaus kritischer. Schließlich leiden unter diesen Berufen sehr oft die physische und psychische Gesundheit. Mag ja sein, dass in diesen Gewerben HIV-Tests gemacht werden und teilweise auch verhütet wird, aber Fälle, in denen Prostituierte oder Darstellerinnen sich mit Krankheiten anstecken, auch mit dem HI-Virus, gibt es erwiesenermaßen trotzdem oft genug. Ich wäre also absolut nicht begeistert, wenn jemand aus meiner Familie in diesen Berufszweigen anfangen würde.
Ich selbst habe keine Kinder und ich bin mir auch noch äußerst unklar darüber, ob ich jemals welche haben möchte, allerdings würde ich mich vermutlich so verhalten, wie ich es von meinen Eltern als Kind ebenfalls erfahren habe: ich würde mein Kind bei jedem Berufswunsch unterstützen und ihm zwar meine Meinung mitteilen, es aber nicht in eine bestimmte Richtung drängen. Ein Beruf, der einem Spaß macht und der dazu führt, dass man seine Träume leben kann, ist doch besser als ein Beruf, indem man als seelenlose Arbeitskraft bis in den Tod schuftet und ein unglückliches Leben führt, oder ?! Und wie könnte ein Elternteil dann noch gegen die Träume des Kindes sein ?!
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