Wie ist der Alltag bei multiplen Persönlichkeiten?

vom 02.04.2013, 20:37 Uhr

Ich lese derzeit gerade das Buch "Aufschrei" von Trudi Chase. In diesem Buch geht es um multiple Persönlichkeiten. Irgendwie bewegt mich dieses Buch total. Wenn ich das Buch lese, glaube ich phasenweise, dass ich gerade ein Buch von Stephen Kind in den Händen halte. Irgendwie kann ich einiges zwar durchaus vom Verstand her nachvollziehen, aber vieles bleibt für mich unvorstellbar.

Kennt ihr jemanden mit einer multiplen Persönlichkeitsstörung? Wie kann man sich den Alltag mit so einer Person vorstellen? So blöd das klingen mag, aber können solche Personen mehr oder weniger ein "normales" Leben führen? In oben genanntem Buch sieht man zum Beispiel auch Auszüge von handgeschriebenen Texten und da hat mehr oder weniger jede Person eine eigene Handschrift. Beinahe unglaublich. Auch die Stimme ändert sich scheinbar, ebenso wie Mimik und Gestik. In oben genanntem Buch hat besagte Person 91 Personen oder eben Persönlichkeiten in sich.

Wie bitte, kann man nur aufgrund von Mimik und Gestik derart viele Persönlichkeiten unterscheiden? Gut zum Teil anhand von Namen, aber ich glaube, es gibt ja auch einige die ihren Namen nicht nennen. Also ob das immer so ist, weiß ich nicht, aber in oben genanntem Buch ist es jedenfalls so.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich stelle mir den Alltag schwierig vor. Mein Partner hat das mal bei einer Patientin im Krankenhaus mitbekommen und da ist es auch wirklich so, dass Tabletten teilweise keine Wirkung zeigen, weil zwischen den Personen gewechselt wird. Auch weist die Person dann auch unterschiedliche Probleme auf. Beispielsweise hat die eine Persönlichkeit Bauchschmerzen und die andere Kopfschmerzen, eine andere hat nichts. Wenn dann die Persönlichkeit mit den Kopfschmerzen eine Tablette bekommt und die Persönlichkeit dann wechselt kann es sein, dass sie nicht wirkt und dann alle Persönlichkeiten mit Problemen und Schmerzen diese noch haben.

Auch muss man ja mit dem Essen aufpassen und seine Wohnung immer wieder erkennen. Den ganzen Alltag stelle ich mir sehr schwierig vor, wenn man sich nicht behandeln lässt und irgendwie einen Weg findet seine Persönlichkeiten unter einen Hut zu bekommen. Es gibt da sicherlich auch Medikamente, aber die kann man ja sicherlich auch nicht ewig nehmen und irgendwann muss man eben auch daran arbeiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne jemanden mit dieser Krankheit und habe so einige Erfahrungen sammeln können. Ich möchte hier nicht viel sagen, weil das eben auch eine sehr private Angelegenheit ist - was ich aber sehr wohl sagen kann, ist, dass man als Außenstehender insbesondere dann, wenn man den Menschen kennt, einen Persönlichkeitswechsel wirklich merkt. Es ändert sich tatsächlich die Stimmlage, die Haltung, die Mimik, der gesamte Ausdruck und teilweise auch das Verhalten. Und die Person, die ich kenne, ist schon sehr weit in ihrer "Behandlung"! Trotzdem wird man es immer merken, es ist ja auch nicht heilbar - das ist wie eine Art Grundstrukturierung der Persönlichkeit, etwas so tiefsitzendes, dass es nicht zu ändern ist. Die Betroffenen können nur lernen, sich intern zu organisieren, damit alles läuft.

Ich habe sehr tiefen Respekt vor denjenigen, die die Energie und den Willen haben, mit dieser Krankheit zu leben und das Beste daraus zu machen. Das ist eine Leistung, die wir "normalen" uns wohl nicht einmal vorstellen können!

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» JaJaVogel » Beiträge: 74 » Talkpoints: 42,09 »



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