Rechtfertigung des Jobs - Abwertung des Berufs durch andere
Ich arbeite mit gesellschaftlichen Randgruppen, wie zum Beispiel Arbeitslosen und Drogenabhängigen. Mir bereitet die Arbeit sehr viel Freude und ich habe mich ganz bewusst für meinen Beruf entschieden.
Allerdings werde ich immer wieder von Bekannten und Freunden gefragt, wie ich mit solchen Menschen überhaupt arbeiten kann und ständig wird mir erklärt, dass bei ihnen sowieso alles sinnlos sei. Einerseits kümmert mich das ganz nicht, denn ich weiß, dass meine Arbeit Sinn macht und man einiges Bewegen kann. Allerdings bin ich es leid mich ständig für meinen Beruf rechtfertigen zu müssen. Fühle mich dadurch oft in beruflichen Hinsicht ein wenig abgewertet.
Kennt ihr dieses Problem auch oder übt ihr einen sehr angesehenen Beruf aus?
Ich mache nur einen kleinen Job nebenbei und gehe noch abends zur Schule. Ich kann daher nicht mit solchen Vorurteilen rechnen. Meiner Meinung nach ist es aber besser, wenn man so einen Job wie du macht, als andere Jobs, die besser bezahlt werden. Du machst das um anderen Menschen zu helfen, was eine sehr gute Motivation ist und dir hoch angerechnet werden sollte. So eine soziale Arbeit Macht oftmals sogar auch mehr Spaß, weil man Erfolge sieht. Ich würde mir da an deiner Stelle nicht hineinreden lassen und ich denke auch nicht, dass dein Beruf weniger wert ist, als andere.
Ich würde mich überhaupt nicht rechtfertigen. Man brauch sich nicht zu rechtfertigen, wenn einem die Arbeit Spaß macht und man einen Sinn dahinter sieht. Sag den Leuten einfach, dass dir die Arbeit Spaß macht und es sehr wohl Sinn hat und wenn sie das nicht glauben/akzeptieren sollen sie dich mit dem Thema in Ruhe lassen und Ende. Du musst den Leuten das nur Klipp und klar ins Gesicht sagen sonst werden sie damit nicht aufhören. Die direkte aber harte Wahrheit ist hier die einzige Lösung.
Offenbar hast du hier ein Problem was die Wirkung deiner Aussagen zu deinem Job angeht. Für Außenwerbung scheinst du jedenfalls nicht geeignet zu sein, sonst kämen diese lächerlichen "Zweifel" Dritter an deinem Job nicht zustande. So würde es mich brennend interessieren, wie eben Dritte beurteilen können (oder es wagen, entsprechend zu urteilen), dass das Ganze "nichts bringt". Oder konkreter: was ist ihr Maßstab dafür, dass das Ganze was bringt? Erwartet man tatsächlich, dass man durch gutes Zureden aus einem Junkie innerhalb von vielleicht zwei Wochen einen "braven Mitbürger" macht, welcher sich trotz Perspektivlosigkeit (begründet im Lebenslauf) schlicht monatlich um sein Hartz IV bemüht und nie mehr seiner Sucht nachkommt? Was ist die Erwartungshaltung und wieso soll es nichts bringen, diesen Menschen Zeit zu geben bzw. sich um deren Belange zu kümmern?
Ich an deiner Stelle würde definitiv einschreiten, wenn andere ohne Ahnung davon schwafeln, dass deine Arbeit "sinnlos" ist. Hier könnte man dann entweder Aufklärung betreiben oder aber anfragen, wie der Sinn in "Arbeit" generell zu definieren ist. Ich wüsste auch keinen philosophisch wichtigen Sinn darin, den VW-Konzern zu lenken oder aber beim Discounter an der Kasse zu sitzen. Der "Sinn" ist die Aufrechterhaltung der bestehenden Gesellschaftsordnung. Man könnte deinem Bekannten und Freunden mal vor Augen halten, dass eine Revolte derer, die nichts haben, massive negative Auswirkungen auf eben deren Leben haben könnte. Von daher ist so ein Job wie deiner Lebensnotwendig für Dritte.
Wenn du dich jetzt tatsächlich beeinflusst siehst, dann hast du offenbar selbst Zweifel an deinem Job. Das ist natürlich keine gute Grundlage. Aber hier kannst du eigentlich nur dir selbst helfen. Von Außen können Kolleginnen und Kollegen dich höchstens aufmuntern. Aber den Sinn im Job musst du schon allein erkennen.
Ich zweifle nicht an meinem Job. Ganz im Gegenteil, ich bin sogar sehr davon überzeugt und ich weiß auch, dass meine Arbeit Sinn macht. Begründen kann ich es auch und das eigentlich ganz plausibel. Es liegt vielmehr daran, dass ich einfach überhaupt keine Lust mehr habe ständig Vorteile usw. anzuhören und die Fragen nach dem warum und wie zu beantworten.
@Sternilu: Du hast, wenn ich nicht irre, geschrieben
Fühle mich dadurch oft in beruflichen Hinsicht ein wenig abgewertet
Das hat dann nichts damit zu tun, dass du dich nicht ständig rechtfertigen musst. Ich interpretiere dies so, dass du dir selbst nicht mehr sicher bzgl. des Jobs bist. Ansonsten würdest du dich eben nicht "abgewertet" fühlen. Wenn du es anders meinst, verstehe ich nicht, wieso du es so schreibst.
Dann ist es doch so, dass wenn du es "plausibel" erklären könntest, die anderen es auch verstehen müssten. Bei der Kommunikation entscheidet ja der Empfänger, ob die Nachricht angekommen ist - nicht der Sender. Wenn du es also einmal erklärt hast, solltest du die Erklärung hinterfragen, wenn du von der gleichen Person noch mal angesprochen wirst. Sind es mehrere/verschiedene Personen, dann kann ich deinen Unmut nicht verstehen. Es ist doch einleuchtend, dass diese sich nicht untereinander absprechen, so dass du es im ganzen Bekanntenkreis nur ein Mal erklären musst.
Mein Job ist jetzt nicht unbedingt mit deinem vergleichbar, aber auch als Bürokaufmann ist man nicht bei jedem Menschen besonders hoch angesehen. Als ich meine Ausbildung begann kamen auch von meinem Vater ein paar komische Sprüche. Zum Beispiel fragte er mich, ob ich mir nicht lieber eine "richtige" Arbeit suchen will. Ich habe ihn da ganz schnell ausgebremst, weil es einfach meine eigene Sache und Entscheidung ist welchen Beruf ich ausüben möchte. Mir ist es auch völlig egal, wenn jemand keine Leute mag, die im Büro arbeiten, aber diese Leute bracht man nun mal auch. Ohne diese Leute im Hintergrund läuft auch keine Firma.
Ich vermute, dass man hier einfach das zur Meinungsbildung nimmt, was einem über die Medien vorgesetzt wird. Und dort kann man es doch oft genug verfolgen, dass eben deine Klienten weder arbeitswillig sind, noch dauerhaft von den Drogen lassen. Es wird also nicht an dir persönlich gezweifelt, sondern eher daran ob es Sinn macht, diese Menschen zu unterstützen.
Aber ich kenne das noch ein wenig anders. Ich habe vor meiner Trennung bei verschiedenen Bildungsunternehmen Erwachsene am Computer geschult. Täglich acht Stunden, unterschiedlicher Wissensstand und man musste sie Alle irgendwie auf ein Level bringen. Mein Ex-Mann vertrat dabei auch die Meinung, dass dieser Unterricht ja keine Arbeit sei.
Und wenn man vom eigenen Partner beruflich so abgewertet wird, dann ist das weitaus schlimmer. Bei dir liegt das, wie schon erklärt, nicht an dir selbst, sondern daran, wie andere Personen mit dem Thema konfrontiert werden.
Ja, ich fühle mich durch gewisse Aussagen beruflich abgewertet, aber trotzdem bin ich selbst überzeugt von meiner Arbeit. Diese Abwertung sehe ich einfach bei anderen und das finde ich schade, da sie so viele Vorurteile haben und sich nicht näher informieren. Dass man sich in beruflicher Hinsicht ein wenig Ansehen wünscht, finde ich ehrlich gesagt normal. Das heißt aber nicht, dass man dadurch seine Arbeit und den Wert dieser definiert!
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