Verbraucher vorwerfen, Strompreise hinzunehmen, zynisch?
Neulich hat doch tatsächlich ein Politiker oder Stromanbieter (ich weiß es nicht mehr) in einer Talkshow den Verbrauchern den Vorwurf gemacht, dass sie eigentlich selber daran schuld sind, dass der Strom so teuer ist, weil sie so wenig vergleichen und den Anbieter nicht wechseln. Wenn die Verbraucher kritischer wären, dann wäre die Konkurrenz auch größer.
Ich dachte, ich höre nicht recht. Sonst wird den Verbrauchern immer der Vorwurf gemacht, dass sie immer nur Schnäppchen machen wollen und beispielsweise das billigste Fleisch kaufen, statt etwas mehr für bessere Qualität auszugeben, und dass daher die Lebensmittelqualität immer schlechter werde. Jetzt soll der Verbraucher an dem hohen Strompreis schuld sein, weil er eben nicht vergleiche und nicht den billigsten Strom nehme.
Ich fand das ziemlich zynisch. An den Verbraucher werden so unterschiedliche Anforderungen gestellt, dass er diese gar nicht erfüllen kann. Was meint ihr dazu? Findet ihr diese Argumentation auch zynisch oder seid ihr auch der Meinung, dass der Verbraucher durch ein Stromanbieterhopping dafür zuständig ist, die Preise zu drücken?
Ich kann mich genau darüber auch unglaublich aufregen, denn die Strompreise sind ja nu mal gar nicht das teuerste, sondern der Großteil geht an den Staat. Nebenbei bemerkt hört man immer wieder wie wechselwillige Stromkunden über den Tisch gezogen werden, die einschlägigen Verbrauchermagazine sind voll von solchen Geschichten und die Strompreise wirklich vernünftig zu vergleichen, ist auch nicht einfach - ich habe mir die fraglichen Portale angeschaut, aber selbst Vergleichsseiten lassen sich ja nun auch von der Industrie und dem Handel finanzieren. Und das was man vielleicht sparen kann, wiegt dann am Ende die Erhöhungen nicht weiter auf.
Nebenbei bemerkt darf man wahrscheinlich auch noch erwarten, dass man durch den Versuch weniger Strom zu beziehen, also Energie zu sparen, demnächst nur auf erneute Erhöhungen stoßen wird. Denn wenn der Verbrauch und die Abnahmemenge sinken, bekommt auch der Staat wieder weniger Geld für seine Maßnahmen, weshalb wahrscheinlich Steuern und Zuschläge noch weiter erhöht werden. Das ist der selbe Mist, der auch täglich an den Zapfsäulen auf der Tankstelle stattfindet - nur in grün! Persönlich traue ich dieser ganzen Stromsparlobby überhaupt nicht mehr über den Weg.
Nein, der Verbraucher kann die Strompreise nicht in der Höhe drücken, wie es gebraucht würde. Das kann nur die Politik durch die Veränderung der garantierten Abnahmepreise.
Diese Talkshow bei Maybrit Ilner habe ich auch gesehen. Bundesumweltminister Altmaier hatte eine Strompreisbremse vorgeschlagen, die aber von den Grünen abgelehnt wurde und man Trittin deutlich seine Zufriedenheit anmerkte. Trittin versuchte zu erklären, warum die Strompreise weltweit fallen, in Deutschland aber hoch gehen. Als niemand mehr durchblickte sagte der Chefredakteur der Wirtschaftswoche, dass der Ökostrom zu teuer ist und der Preis deshalb steigt. Zu teuer ist er, weil der Staat den Abnehmerpreis garantiert. Bezahlen dürfen wir! Günstiger kann er nur werden, wenn die Garantiepreise gesenkt werden.
Strom, den wir zu viel haben, liefert Deutschland wesentlich billiger ins Ausland, als wir deutsche Verbraucher ihn bezahlen müssen. Das ist total ungerecht.
Eine junge Frau durfte dann noch erzählen, dass sie eine Genossenschaft gegründet hatte, die billigeren Strom für die Mitglieder liefern möchte. Diese Gesellschaft ist dabei, das Berliner Stromnetz zu kaufen. Die Frage, warum der Strom billiger würde durch den Kauf des Stromnetzes, konnte niemand beantworten. Sündenbock scheint die Ökoenergie zu sein.
Viele trauen sich eben nicht, den Anbieter zu wechseln und das finde ich auch verständlich. Man hat schon viel gehört, von Anbietern, die pleite gegangen sind und den Kunden im Voraus bezahltes Geld nicht erstatten konnten oder auch von Anbietern, die nach einem Jahr plötzlich die Preise drastisch erhöhen dann auch noch Scherereien machen, wenn der Kunde deswegen dann wieder kündigen möchte. Somit ist der günstige Preis im ersten Jahr nur eine Masche, um Kunden zu ködern und danach wird man abgezockt. Und nun hieß es vor kurzem ja auch noch, dass die Vergleichsportale auch nicht uneingeschränkt vertrauenswürdig sind.
Als Kunde weiß man einfach nicht, wem man vertrauen kann und bleibt dann im Zweifel eben lieber beim örtlichen Grundversorger. Den Verbrauchern die Schuld zu geben, finde ich wirklich sehr dreist und unangebracht. Dafür ist der ganze Strommarkt einfach zu unübersichtlich.
Ich habe diese Vergleichsportale im übrigen auch schon verwendet. Einen Anbieter, mit dem ich wirklich deutlich sparen könnte, haben sie aber gar nicht ausgespuckt, demnach würde sich ein Wechsel für mich kaum lohnen.
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