Kinder mögen Essen bei Freunden - nachkochen?

Meine Tochter hat neulich vom Essen bei ihrer Freundin geschwärmt. Wie ich das verstanden habe, gab es Rösti mit Wiener Würstchen und dazu einen Salat, in dem Ananas drin waren. In meinen Augen klingt das auf den ersten Blick zwar nicht besonders harmonisch, aber es hat meiner Tochter sehr gut geschmeckt.

Ich war schon einmal in dieser Lage, als mein Sohn vom Essen seines Freundes geschwärmt hatte. Damals fragte ich nach dem Rezept und kochte dieses Essen nach bestem Wissen und Gewissen nach. Aber natürlich wurde es nicht so wie bei dem Freund. Eigentlich ist das klar, denn die Atmosphäre spielt bei einem Essen eine entscheidende Rolle.

Meine Tochter bettelt zwar, ob ich das oben beschriebene Essen nicht auch einmal kochen könne, aber ich zweifle mittlerweile daran, ob das richtig ist. Genauso werde ich es eh nicht hinbekommen. Ich denke auch, dass es besser ist, diesem Essen die Verbindung speziell zu dieser Freundin zu lassen. Wenn ich das Essen auch koche, beraube ich meiner Tochter diese spezielle Erinnerung, zu der die Freundin und das Essen dazugehören. Was meint ihr dazu? Lasst ihr gewisse Essen in ihrer Umgebung, also beispielsweise bei Oma und Opa oder bestimmten Freunden, oder versucht ihr, alles nachzukochen, was euren Kindern woanders besonders gut schmeckt?

Da das Gericht nun nicht wirklich ungesund klingt, würde ich an deiner Stelle dem ganzen mal eine Chance geben. Das du deiner Tochter damit eine "Erinnerung" nimmst finde ich ehrlich gesagt ein wenig weit her geholt. Es gibt weitaus Wichtigeres, an das man sich später einmal erinnern wird. Da spielt das Essen eher eine Nebenrolle. Du sagtest ja selber, dass es eher die Atmosphäre ist. Demnach werden deine Kinder sich an die Atmosphäre beim Essen bei deren Freunden erinnern.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich die Kinder sich verabreden lassen, eventuell mit Übernachtung. Du, eventuell auch dein Lebensgefährte, können dann mitkommen und zusammen mit den Eltern des anderen Kindes zusammen kochen und anschließend Kaffee trinken. So haben die Kids ihren Spaß und du lernst, wie du das Gericht am besten kochst.

Damit deine Tochter das Gericht nicht irgendwann eintönig findet, kannst du zum einen versuchen es zu variieren oder aber auch nur dann servieren, wenn deine Tochter Besuch von ihrer Freundin bekommt. So dürfte sich das Ganze als etwas "Besonderes" in ihrem Gedächtnis festigen.

Generell wären gemeinsame Kochaktionen was feines, man lernt einerseits neue Gerichte kennen und andererseits wie man seine Gerichte auf verschiedenste Geschmäcker hin abändern kann. Dass das Ganze Spaß macht muss ich ja nicht unbedingt erwähnen.

Hast du schon mal daran gedacht, deine Tochter bei euch das Gericht nachkochen zu lassen (mit deiner Hilfe, wenn sie es sich nicht alleine zutraut)?

Dabei solltest du sie aber 'machen lassen': Sie stellt die Einkaufsliste zusammen, sie holt sich Tipps bei der Mutter der Freundin und sie ist die Chefköchin, du gehst ihr nur etwas zur Hand, wenn sie das möchte. Anschließend setzen sich alle zusammen an den Tisch und essen gemeinsam, was deine Tochter gekocht hat. Negative oder geheuchelt positive Kritik ist dabei verboten, da deine Tochter es schon selbst merkt, wenn das Essen wider Erwarten nicht so gut gelungen ist (aber auch schon kleinere Kinder können meist recht gut kochen, wenn man sie lässt und sie nicht bei den ersten Versuchen mit Schwierigkeitsgrad 5 beginnen).

Deine Tochter könnte so etwas, das sie beeindruckt hat, in die Familie einbringen. Wenn Kinder dabei ernst genommen werden, stärkt das ihr Selbstvertrauen ungemein! Im Anschluss an das Essen sollte deine Tochter mithelfen, die Küche aufzuräumen. Dabei kann man sich wunderbar unterhalten und das Ereignis ausklingen lassen.

Ich kann dir fast garantieren, dass das für deine Tochter (und für dich auch) ein schönes Erlebnis wird - immer vorausgesetzt, dass alles in entspannter Atmosphäre abläuft.

Ich würde einfach mit deiner Tochter darüber sprechen. Es spricht nichts dagegen, wenn man das Essen nach kocht. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr groß, dass es nicht so schmeckt. Deshalb würde ich ihr das auch so sagen. Dann kann sie selbst entschieden, ob sie das Risiko der Enttäuschung eingehen möchte oder nicht. Wenn sie es dann trotzdem noch möchte, dann mach ihr die Freude. Wenn es nicht so schmeckt, hast du beim nächsten Gericht bessere Argumente.

Ich kann verstehen, dass du nicht wirklich Lust hast, das Gericht nach zu kochen, weil du dir wirklich fast sicher sein kannst, dass es dir nicht 100%ig so gelingt. Wenn es aber so ein sehnlicher Wunsch deiner Tochter ist, solltest du sie auch nicht immer enttäuschen und es immer ablehnen. Im Grunde wird sie bei beiden Varianten enttäuscht sein. Sie ist aber vermutlich mehr enttäuscht und es macht einen schlechteren Eindruck, wenn du es gar nicht versuchst.

Ich würde es gut finden, wenn du probierst es nach zu kochen. Es muss sicherlich nicht zu 100% gelingen, deine Tochter wird dir aber den Versuch allein schon sehr hoch anrechnen. Die Frau zu der sie da geht, wird sich auch freuen, wenn du nach dem Rezept fragst. Meiner Meinung nach kann man da nur lernen und sein eigenes Wissen nur um ein paar Rezepte erweitern, was ja nicht schaden kann. Gerade, wenn es nicht schlimm klingt kann man es doch versuchen.