Als LeiharbeiterIn abgewertet und minderwertig fühlen?

vom 30.03.2013, 19:10 Uhr

Leiharbeiter verdienen oft nicht so viel wie ein Arbeiter, der in der gleichen Firma von der Firma angestellt ist und von der Firma bezahlt wird. So ist es jedenfalls hier bei uns in der Firma. Wir haben bei uns 3 Leiharbeiter und mit diesen habe ich mich mal unterhalten. Sie meinen, dass sie nicht so viel Wert sind wie die Arbeiter bei uns in der Firma. Sie werden wohl auch von den Kollegen in der Fertigung und den Kollegen in der Logistik auch anders behandelt.

Naja, ob es nur Einbildung ist, kann ich nicht sagen. Denn ich selber arbeite nicht direkt mit ihnen zusammen. Aber könnt ihr es verstehen, wenn sich Leiharbeiter minderwertig fühlen und abgewertet werden? Habt ihr selber schon die Erfahrung mit dem Arbeiten als Leiharbeiter oder mit Leiharbeitern machen können? Könnt ihr von eurer Erfahrung mal berichten?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Nun, in unserer Firma gibt es zwar keine Leiharbeiter, aber von anderen habe ich schon ähnliche Geschichten gehört. Gerade in einigen, größeren Firmen soll es wohl so heftig sein, dass die Leiharbeiter immer unter sich sind und die fest angestellten Arbeiter sich gar nicht erst mit den Leiharbeitern abgeben. Und dass sich die Leiharbeiter dann minderwertig vorkommen, kann ich voll und ganz verstehen.

Zum einen wissen sie ja oftmals nicht, wie lange sie in der jeweiligen Firma sind, zum anderen verdienen sie auch nicht das gleiche Geld, wie die fest angestellten Mitarbeiter. Für mich wäre das auch gewöhnungsbedürftig, gerade weil man sie als Leiharbeiter sicher in keiner Firma zu Hause oder quasi angekommen fühlt, so lange man keinen festen Arbeitsvertrag bekommt.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das ist alles auch etwas Ansichtssache. Natürlich verdienen Leiharbeiter oft etwas weniger als die Festangestellten, aber das heißt ja nicht unbedingt, dass alle Leiharbeiter schlecht bezahlt sind. Schließlich sind auch Freelancer im IT- oder Ingenieursbereich auch nichts anderes als Leiharbeiter, sie werden aber sehr gut bezahlt, unter Umständen sogar deutlich besser als die Angestellten. Im IT-Bereich kenne ich einige Leute, die in Leiharbeitsfirmen angestellt sind, obwohl sie schon auch einen festen Job angeboten bekommen haben. Für sie ist die Tatsache, dass sie in vielen unterschiedlichen Firmen Erfahrung sammeln können, so wertvoll, dass sie die etwas niedrigere Bezahlung in Kauf nehmen.

Außerdem sind Leiharbeiter in aller Regel auch fest bei der Zeitarbeitsfirma angestellt. Sie müssen zwar vielleicht an verschiedenen Orten arbeiten, aber sie haben sonst die gleichen Rechte (z.B. Kündigungsschutz).

Das ganze Thema "Leiharbeit" wird von schlechten Schlagzeilen überschattet. Das sind zwar sicherlich keine Einzelfälle, aber es ist auch nicht so, dass solche Verhältnisse selbstverständlich sind.

Ein anderer Aspekt ist natürlich die Tatsache, wie Leiharbeiter von den fest angestellten Kollegen behandelt werden. Ich denke aber, dass es auch hier auf die Firmenmentalität im Einzelnen ankommt. In manchen Firmen wird es den Kollegen egal sein, ob jemand fest angestellt oder Leiharbeiter ist. In anderen Firmen werden die Leiharbeiter womöglich wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Aber das ist dann nicht unbedingt ein Problem der Leiharbeit an sich.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne Leute, die in der Leiharbeit mehr verdienen als andere, die direkt im Unternehmen sind. Wobei es natürlich auch einen Unterschied macht, ob man länger im Unternehmen ist und in welcher Branche. Ich würde es aber keinesfalls nur von Leiharbeit abhängig machen, wie man sich fühlt.

Ich selbst war früher sehr oft in unterschiedlichen Unternehmen tätig. Teilweise auf freiberuflicher Basis, teilweise über ein Dienstleistungsunternehmen. Dabei waren meine Erfahrungen selbst in denselben Geschäftsketten sehr unterschiedlich. Allerdings ist es mir nirgendswo begegnet, dass ausnahmslos alle Mitarbeiter die externen allesamt abgelehnt haben.

Zu einem Geschäftsführer kam ich ins Büro und wurde gleich sehr unfreundlich begrüßt. Wobei es eher so war, dass ich mich vorstellte und der Herr daraufhin gleich aufseufzte und sehr genervt wirkte. Er begann über meinen Kollegen, der vor mir dort eingesetzt war (den ich aber nicht kannte), herzuziehen und ermahnte mich direkt. Nachdem ich erkannt habe, worum es überhaupt geht, habe ich dann die Initiative ergriffen. Es war schon eine Überwindung und vermutlich würde ich mich das auch nicht in jeder Situation trauen. Doch in diesem Fall habe ich ihm gesagt, dass ich auch über andere Leute in seinem Unternehmen herziehen könnte, doch dies bringt uns beide nicht weiter. Er hat schlechte Erfahrung hat, das kann ich verstehen, mir geht es genauso, aber wir müssen uns beide damit arrangieren. "Ich bin nicht Herr sowieso, wie sie sicherlich schon gesehen haben und ich bin auch nicht hier um Ihnen Sorgen zu bereiten, sondern um Ihnen bei der Umsetzung dieser Aktion zu helfen."

Das hat funktioniert. Dennoch blieb dieser Herr ein eher aufbrausender Mensch, was sich an der Stimmung in seinem Geschäft bemerkbar machte. Ich war natürlich nicht in der Situation ihn ständig zurecht zu weisen, auch wenn ich bei dieser Aktion freiberuflich unterwegs war. Während ich anderswo viel näher an den Mitarbeitern dran war, lag ich in diesem Betrieb gar keinen Wert darauf. Denn auch die allgemeine Stimmung war eher schlecht und Mobbing vermutlich kein Fremdwort.

Ähnlich würde ich es auch Leiharbeiter handhaben, bzw. habe es auch so manchmal gemacht, als ich für eine Firma Dienstleitungen erbrachte. Dabei gab es in der Regel wenig Kontakt zu den Mitarbeitern, außer dass man manchmal etwas abgeben musste, erfragt hat oder mitteilte. Dabei war ich dann freundlich, grüßte, stellte mich ggf. vor und fragte nett. Auch dort kam es vor, dass man genervt entgegnete "Das müssen Sie doch wissen" oder ähnliches. Da hatte ich dann kein Problem damit, der Person zu erklären, dass ich nur Dinge erfrage, die ich nicht weiß.

In der Regel passierte so etwas immer in Firmen, wo ich gar kein Interesse daran gehabt hätte, dort länger als notwendig zu verweilen. Doch oft war es auch anders und man behandelte uns sehr freundlich, in den Niederlanden verteilte man sogar trotz Sprachprobleme Süßigkeiten und bedankte sich sogar für unsere Hilfe bei jedem Einzelnen.

In einer Firma arbeitete ich fest angestellt und es gab viele Zeitarbeitskräfte. Wenn man nicht nachfragte, so wusste keiner, wer überhaupt fest angestellt war und wer von der Zeitarbeit kam. Das war auch kein Problem und es gab keinerlei Unterschied.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe zwar noch nie mit Leiharbeitern zusammen gearbeitet und kann deshalb aus persönlicher Erfahrung nichts sagen. Aber ich habe schon des öfteren gehört, dass sie teils nicht gerne gesehen sind und andere Arbeitnehmer nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schlechter die Arbeit verrichten, denn sie wollen sich ja auch bemühen, durch ihre Tätigkeit anerkannt zu werden und eine Volltagesstelle zu bekommen. Dafür nehmen sie auch den geringeren Lohn in Kauf. Einfach wird eine solche Arbeit nicht für sie sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid Man kann in der Zeitarbeit ebenso Vollzeit arbeiten, wie als Festangestellter. Ebenso kann man auch als Festangestellter nur Teilzeit arbeiten und somit weniger Zeit im Unternehmen verbringen als mancher Leiharbeiter.

Auch wüsste ich nicht, was Leiharbeit mit einfach zu tun hat. Es gibt körperlich anstrengende Job. Es gibt psychisch belastende Leiharbeit. Es gibt Leiharbeiter, die im Liegestuhl auf einer Autobahnbrücke sitzen und einen Strich machen, wenn ein Motorrad vorbeifährt.

Ich denke auch nicht, dass das eigene Ansehen im Unternehmen etwas damit zu tun, wie gut man seine Arbeit verrichtet. Ich habe Menschen kennengelernt, die ihren Job tadellos erledigen und dennoch gemobbt wurden. Andere sind ständig krank, drücken sich vor der Arbeit oder machen diese eher schlecht und sind dennoch auch privat auch mit Kollegen befreundet.

Es gibt immer Menschen, die auf andere herab blicken. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich dabei um Leute handelt, die mit sich selbst und ihrer Arbeit unzufrieden sind. Auf solche Kontakte lege ich dann auch keinen Wert, unabhängig davon, ob ich als Festangestellte mit ihnen arbeiten, als Leiharbeiter oder Vorgesetzter. Nur ist es in manchen Positionen einfacher diese Menschen aus seinem Arbeitsumfeld zu entfernen oder sich selbst ein neues zu suchen.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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