Lehnt ihr es ab, öffentliche Ampelknöpfe anzufassen?

Ich persönlich finde, dass diese Reaktion von deinem Bekannten schon ein bisschen übertrieben ist. Natürlich fassen eine Unmenge von Leuten diese Ampelknöpfe an und natürlich befinden sich eine Unmenge von Keimen an diesen Ampelknöpfen. Trotzdem sehe ich, dann keinen triftigen Grund die Ampelknöpfe anzufassen.

Was macht dein Bekannter denn, wenn er mal alleine unterwegs ist? Er muss dann auch auf die Gefahr hinauslaufen, dass er eine Straße überqueren muss und vorher, aber die Ampel betätigen muss, bevor er über die Straße kommt. Oder wartet er an der Ampel, bis ein anderer kommt, der dann den Ampelknopf betätigt? Oder geht überquert er die Straße, wenn die Ampel wohl noch rot ist?

Wenn dein Bekannter anscheinend eine Abneigung hat, Dinge anzufassen, die eine Unmenge von Leuten angefasst haben, weil sich dort eine Menge Keime und Bakterien tummeln können, darf dein Bekannter auch seine Geldscheine, sein Kleingeld und desgleichen nicht anfassen. Denn diese Dinge haben auch viele Leute schon in den Händen gehabt und deshalb werden sich auch auf diesen Dingen viele Keime und Bakterien tummeln. Genauso, wie auf den Einkaufswagengriffen oder auf diversen Türgriffen und desgleichen.

Ich mache mir im Allgemeinen nicht so große Gedanken darüber, was ich anfassen sollte und was nicht. Ich mache mir auch keine Gedanken darüber, ob sich auf irgendwelchen Gegenständen diverse Keime und Bakterien darauf befinden, bevor ich sie anfasse. Wenn ich dies den ganzen lieben langen Tag tun würde, dann würde ich irgendwann noch mal irrewerden.

Oh je, wenn ich bei jedem Ampelknopf so ein Theater machen würde, wie hier beschrieben wurde, dann dürfte man ja auch rein theoretisch überhaupt kein Geld mehr anfassen, denn dieses haben sicherlich mehr Leute noch in der Hand gehabt. Das stört aber auch niemanden und man fasst es trotzdem an ohne zu überlegen und gibt es weiter.

Ich finde es total übertrieben, wenn man sich vor solchen Dingen so sehr ekelt, dass man sie nicht anfassen möchte. Schließlich soll man ja nicht steril leben und zum anderen gibt es vermutlich in jedem Haushalt Seife, wo man sich dann hinterher, wenn man wieder zuhause ist, die Hände waschen kann, so dass sämtliche Bakterien wieder eliminiert sein sollten.

Dein Bekannter hat total recht. Wenn man sich vor etwas ekelt, kann man es auch nicht anfassen. Aber er kann auch nicht verlangen, dass stets andere für ihn die Schmutzarbeit machen und sich die Bakterien aneignen. Wenn er über die Straße möchte, muss er wohl oder übel den Knopf drücken. Er könnte sich ein Wegwerf-Taschentuch mitnehmen und damit drücken und es dann anschließend in den Mülleimer werfen.

Solange seine Hände keine Wunden haben, muss er keine Angst vor den Bakterien haben. Er darf die Hände nur nicht in den Mund nehmen. Wenn er Klinken anfasst oder die Knöpfe in Aufzügen drückt, holt er sich mehr als genug Bakterien, die er dann beim Tür aufschließen zu Hause wieder über die Klinke verschmiert und den Schlüssel. Sich die Hände zu waschen, wie hier beschrieben, ist ein Trugschluss, wenn ein Teil der Bakterien schon an der Tür abgegeben wurden. Wenn die Klinke nicht desinfiziert wird, ist das eine Bakterienquelle.

Trotz dieser laufenden Ansteckungsgefahr drücke ich sowohl den Ampelknopf und auch den Knopf im Aufzug. Wenn es mit dem Ellenbogen geht, ist es in Ordnung, sonst muss man eben die Hand nehmen.

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis geht man damit recht entspannt um. Ich war noch nie mit jemanden unterwegs, der sich geweigert hat den Knopf bei der Fußgängerampel zu drücken. Es kann natürlich auch sein, dass man es einfach nicht mitbekommen hat, weil man ja oft in der Gruppe unterwegs ist. Irgendeiner wird da schon den Knopf drücken. Hier fällt das ganze dann eher weniger auf.

Dein Bekannter hat aber wirklich recht. Es ist genauso wie mit den Türklinken in öffentlichen Gebäuden. Man weiß nie wer hier seine Hände dran hatte und welche Keime er abgeschüttet hat. Ich handhabe es prinzipiell so, dass ich immer mit dem Ellenbogen den Knopf drücke. Bei den Ampeln, die ich hier habe geht das sehr gut, weil sie einen großen Knopf haben. Es gibt dann aber noch die Ampeln, bei denen ein recht kleiner, runder Knopf angebracht ist. Da geht das ganze nicht so gut mit dem Ellenbogen und man muss wohl oder übel zum Finger greifen. Den kann man aber auch recht gut mit der Jacke abdecken und dann erst drücken.

Als krankfhaft würde ich das ganze noch nicht einstufen. Es ist ja nicht so, dass man eine Dose Desinfekion dabei hat und sich an jeder Ecke die Hände desinfiziert. Das ganze ist einfach eine Vorsichtsmaßnahme, die einem wirklich helfen kann eine Krankheit zu vermeiden. Es gibt mehr als genügend Leute, die es nicht für nötig halten sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen. Dies fassen dann auch die Knöpfe und Türklinken an. Und das sind auch die vermeintlich "feinen" Leute, die in Anzug durch die Gegend stolzieren.

Ich habe keine Probleme damit, solche Ampelknöpfe zu betätigen. Immerhin kann man sich ja anschließend die Hände waschen und außerdem haben wir auch noch so etwas wie ein Immunsystem, das unseren Körpern vor Bakterien schützt und diese abtötet.

Dein Bekannter sollte sich vielleicht mal bewusst machen, dass an jeder Ecke Keime lauern. Egal ob nun die Türklinke einer öffentlichen Toilette, die Haltestange im Stadtbus oder eben auch der Ampelknopf an einem Fußgängerüberweg. So gesehen müsste man also so gut wie alles mit Samthandschuhen anfassen. Das kannst du ihm ja mal klarmachen.

Was darf man dann überhaupt noch anfassen? Einkaufswagen, Türklinken an öffentlichen Gebäuden oder sogar bei sich zu Hause im Mietshaus, Haltegriffe in Bus und Bahn usw. Ich denke, dass das alles in etwa gleich stark mit Keimen beleistet sein dürfte und vieles vielleicht sogar stärker, als ein Ampelschalter. Wenn man wirklich nicht mit der Hand hinfassen will, kann man ja auch mit dem Ellenbogen auf den Schalter drücken oder sogar ein Taschentuch in die Hand nehmen und danach wegschmeißen. Möglichkeiten für besonders pingelige gibt es genug. Bei uns wurden inzwischen alle Ampeln auf solche Sensorschalter umgerüstet. Da steht zwar drauf "bitte berühren", aber eigentlich reicht es auch, wenn man die Hand nur ganz dicht davorhält, ohne einen direkten Kontakt.

Ich kenne eigentlich niemanden, der es ablehnt, diese Knöpfe zu drücken. Aber ich kann nachvollziehen, wenn es jemanden anekelt. Ich persönlich denke darüber nicht nach. Wenn man überlegt wie viele Personen täglich ihre Keime überall lassen, dann könnte man ja gleich in Schutzkleidung durch die Welt laufen.

Ganz objektiv gesehen hat dein Bekannter da schon recht. Die Frage ist nur, da es tausende Dinge gibt für die das Gleiche gilt, wo fängt man an aufzupassen und wo hört man auf wie Mr. Monk zu enden? Persönlich habe ich bei meinem Kind teilweise etwas mehr aufgepasst als es noch kleiner war, später dann muss (und kann man meist) man sich auf sein Immunsystem verlassen - dem man natürlich auch die Chance geben muss, sich zu entwickeln.

Meistens fasse ich diese Ampelknöpfe nur an, wenn ich meinen Ärmel von der Jacke über die Hand gezogen habe und wenn mehrere Leute an der Ampel stehen, dann drücke ich den Knopf gar nicht, da eine andere Person diesen Knopf wahrscheinlich schon betätigt hat. Im schlimmsten Fall muss man den Knopf eben betätigen, auch wenn es schon ein wenig unangenehm ist, aber vielleicht kann man sich ja bei der nächsten Gelegenheit auch die Hände waschen. Ich kenne eigentlich auch keine Person, welche das Drücken von Ampelknöpfen so extrem ablehnt, allerdings finde ich das gar nicht so schlimm und auch nicht wirklich komisch.

Merkwürdig, erst vor ein paar Tagen ist mir nämlich auch erst einmal bewusst geworden, mit was für Bakterien und Keimen ich da so im Alltag in Berührung komme. Lustigerweise stand ich dabei ebenfalls an einer Ampel, als mir dies klar geworden ist. In dem Moment habe ich mich schon ziemlich davor geekelt, gerade, weil ich eigentlich ein ziemlicher Hygiene-Fan bin und darauf teilweise auch stärker achte, als andere Menschen. Genauso verhält es sich bei mir mit Türklingen, vor allem von öffentlichen Gebäuden. Und Toiletten ja sowieso. Ich habe es mir inzwischen sogar zur Angewohnheit gemacht, keine öffentlichen Toiletten mehr zu besuchen und Dixi-Klos schon mal gar nicht, weil es mir einfach zu eklig und unhygienisch ist. Und auch bei Ampeln bin ich eben inzwischen ziemlich froh, wenn jemand anders für mich den Knopf betätigt und ich somit nicht mit den Bakterien in Berührung komme.

Eigentlich wollte ich mir aber sowieso angewöhnen, ein Hygiene-Handgel in meiner Handtasche mit mir herum zu schleppen, eben einfach für solche und andere Fälle, in denen ich mal nicht die Kontrolle über die Bakterien und Keime, mit denen ich in Berührung komme, habe. Zuhause ist das in einem gewissen Grad ja noch möglich, da es in der Eigenverantwortung liegt, wie genau man es mit dem Putzen und dem Desinfizieren nimmt. Blöd ist aber, dass ich gerade in den kälteren Jahreszeiten sehr trockene und rissige Haut an den Händen habe, sodass ein solches Handgel nur noch mehr Schaden anrichten würde. Ich halte es im Winter und Herbst daher für einen guten Kompromiss, solche Knöpfe mit dem Jackenärmel über der Hand zu betätigen, oder eben ganz einfach mit Handschuhen.