Der Augenblick des wertvollen Lebens?

Ich habe heute ein altes Lieblingslied von mir mal nach langer Zeit wieder gehört. Und zwar "Unheilig - Geboren um zu leben". Ein wirklich sehr schönes Lied, mit einem sinnvollem Text.

In einer Stelle dieses Liedes geht es folgendermaßen:

Wir war'n geboren um zu leben
für den einen Augenblick,
bei dem jeder von uns spürte
wie wertvoll Leben ist.

Und um das hervorgehobene geht es mir. Was meint der Interpret mit dieser Stelle des Liedes? Wie interpretiert ihr diese zwei Zeilen? Ich habe viel darüber nachgedacht, aber irgendwie keine richtige Situation in meinem Leben gefunden, bei dem ich das nachvollziehen könnte. Kann es so eine Situation überhaupt geben, in der man merkt, wie wertvoll das Leben ist, das einem Geschenkt wurde?

Im Grunde hat der Graf damit nur seine Version von Carpe Diem geschrieben, allerdings mit dem Hintergrund, dass er einen Trauerfall verarbeitet hat. Ich denke mal, dass jeder Mensch früher oder später in die Situation kommt, wo ihm die Endlichkeit des Lebens bewusst wird - natürlich weiß man, dass es irgendwann vorbei ist, aber man neigt zur Verdrängung. Bewusst wird das vielen erst durch Trauerfälle, Krankheiten oder Situationen, in denen man selbst in Lebensgefahr gerät oder jemand, der einem nahesteht. Auch wenn man älter wird, bekommt man ein anderes Gefühl dafür, wie die Zeit vergeht.

Definitiv gibt es Situationen im Leben, wo man merkt, wie wertvoll das Leben ist, was einem geschenkt wurde. Ich würde sagen, dass man zum Beispiel merkt, wie wertvoll und vor allem kurz das Leben ist, wenn man einen nahestehenden Menschen verliert, der beispielsweise noch gar nicht so alt war und trotzdem sterben musste.

Oder, wenn man selber in einer gefährlichen Situation ist und man beispielsweise selber in Lebensgefahr schwebt. Es dann aber im Endeffekt geschafft hat und dann darüber nach denkt, was alles passiert ist, dann wird einem auch bewusst, wie wertvoll das Leben ist, was einem geschenkt wurde.

Ich musste auch schon solche Situationen durch Machen und ich musste auch schon solche Erfahrungen mit dem Tod geliebter Familienmitglieder machen und habe selber auch schon viel erlebt und mir ist danach auch bewusst geworden, wie sehr man das Leben, was man geschenkt bekommen hat, schätzen und nutzen sollte und vor allem, wie wertvoll das Leben wirklich ist und, wie schnell es auch zu Ende sein kann. Also kann es durch aus solche Situationen geben.

So, wie du deine Thread-Überschrift gewählt hast, bin ich mir nicht ganz sicher, ob du richtig verstanden hast, was mit diesen Zeilen gemeint ist. Es gibt so etwas wie einen Augenblick des wertvollen Lebens doch gar nicht, was soll das denn auch schon sein? Per Definition schließen sich die Begriffe Augenblick und Leben ja schon irgendwie aus, finde ich.

Ich kenne eine Menge von Augenblicken, bei denen ich selber merke, dass das Leben doch wertvoll ist und es sich wirklich lohnt, zu leben, anstatt dem ganzen Grauen einfach schnell ein Ende zu setzen, was ja theoretisch die naheliegendste Alternative ist. Zum Beispiel, wenn man merkt, dass man jemanden ganz besonders gern hat. Da denkt man sich doch schon, wie schön es ist, dass man nun hier auf der Welt und auch am Leben ist, denn ansonsten hätte man diese wunderbare Person doch gar nicht kennenlernen können.