Personalfragebogen - psychologischer Hintergrund?
In einem anderen Thread hatte ich ja schon geschrieben, dass ich am Montag ein Vorstellungsgespräch habe. Und gestern wurde mir dann per E-Mail noch ein Personalfragebogen geschickt, den ich bis zum Montag ausfüllen sollte. Neben den typischen Angaben, wie Name, bisherige Arbeitgeber und Wechselmotivation standen dort aber auch Fragen, die für mich sehr ungewöhnlich waren, da sie auch schon stark in den privaten Bereich gehen.
Unter anderem war eine Frage, was mein bisher größter Fehler war und was ich daraus gelernt habe. Dann wurde nach Zielen im Leben gefragt und ich sollte fünf meiner Charaktereigenschaften nennen. Des Weiteren wurde auch nach meinem bisher größten Erfolgserlebnis gefragt, was ich in drei Sätzen beschreiben sollte.
Sind solche Fragen normal oder ist es eher so, dass man sie nicht beantworten muss? Hat hier schon jemand Erfahrungen mit solchen Fragebögen?
Allein schon der Begriff Personalfragebogen ist meiner Meinung nach verkehrt. Man gehört schließlich noch nicht zum Personal, sondern kommt als Bewerber in die Firma. Ganz abgesehen davon, dass auf Personalfragebögen später nur die abrechnungsrelevanten Informationen, sowie Dinge, die im Job wichtig sind, erfasst werden.
Firmen versuchen es jedoch schon häufiger mit solchen Fragen. Ich habe durchaus schon Fragebögen gesehen, wo ich erwartete, dass irgendwann noch gefragt wird, wann man zuletzt versucht hat sich das Leben zu nehmen. Zumindest die Frage nach psychosomatischen Klinikaufenthalten gibt es, wie ich von jemand aus meinem Umfeld einmal berichtet bekam.
Natürlich muss man so was alles nicht beantworten. Das Unternehmen muss einen in diesem Fall natürlich auch nicht einstellen. Viele Firmen wünschen sich jedoch eine Selbstreflexionsfähigkeit und möchten erfragen auch deshalb die Selbsteinschätzung des Bewerbers.
Ich habe jedoch auch schon erlebt, dass die Personaleinsteller schnell zurückrudern, wenn man dann wirklich sein Privatleben auspackt. Vor einiger Zeit saß ich mal in einer Bewerberrunde, wo es auch immer wieder Nachfragen gab. Als eine dann gerade loslegte zu erklären, dass sie nicht nur gemobbt wurde, sondern auch privat sehr eingespannt war, nach dem Suizid ihres Vaters, unterbrach man sie dann ganz schnell.
In der Regel wollen die Firma auf solche Fragen eher berufsrelevante Antworten. "Ich habe fünf Jahre bei Scientology verbracht" kommt deshalb auch weniger gut an, als wenn man erklärt, dass man sein Studium vorzeitig geschmissen hat oder ein großes Jobangebot ausgeschlagen hat.
Ich finde solche Fragen eigentlich schon normal. Immerhin wollen die ihre Bewerber ja auch kennenlernen und nicht die Katze im Sack beschäftigen. Gerade die von dir beschriebenen Fragen finde ich auch durchaus logisch. Ein Mitarbeiter muss sein eigenes Verhalten reflektieren können, um Fehler nicht noch mal zu machen und sich selber auch zu bewerten. Man wird es dir also eher negativ auslegen, wenn du da nun nicht auf die Fragen antwortest und zu privat finde ich sie eigentlich auch nicht. Man kann da schon eine Antwort erwarten. Natürlich zwingt dich keiner zu antworten, aber du musst ja nicht zu persönlich beim Antworten werden.
Wenn dir ein solcher Fragebogen im Vorfeld zugeschickt wird, solltest du die Fragen auch alle beantworten und nichts auslassen. Ich weiß auch nicht so genau, was an den Fragen so privat sein soll. Die Frage nach den Charaktereigenschaften ist für mich nichts anderes als die Frage nach Stärken und Schwächen. Den größten Fehler in deinem Leben, sowie das Erfolgserlebnis kannst du doch auch auf dein Berufsleben beziehen. Da erwartet sicher niemand, dass du bei deinem Fehler nennst, dass du mit deinem Ex-Freund so Probleme hattest. Du musst schon schauen, dass es zum Berufsleben passt; private Fehltritte interessieren da keinen.
Besonders nach der Frage bei deinem größten Fehltritt wird es sicher darum gehen, dass du zugeben kannst, mal einen Fehler gemacht zu haben und dies auch begründen kannst. Private Albernheiten gehören da nicht dazu! Ich habe bisher zwar einen solchen Fragebogen nicht bekommen, sehe aber dein Problem nicht. Es ist doch völlig normal, dass sich ein Unternehmen ein Bild machen möchte und die Fragen, die du genannt hast, sind für mich nichts privates, wenn man es richtig anstellt.
Eigentlich dürfen Arbeitgeber solche privaten Fragen nicht stellen und wenn sie es doch tun, dann darf man auch schwindeln. Es gibt nämlich genaue Vorgaben, was in solchen Fragebögen enthalten sein darf und das, was Du schreibst, geht schon darüber hinaus. Du solltest also beispielsweise bei der Frage nach dem größten Fehler nichts schreiben, was wirklich die Stelle gefährden oder Dich beruflich negativ erscheinen lassen könnte. Es ist aber ein großer Vorteil, dass die Dir den Fragebogen nach Hause gesendet haben, denn so kannst Du in Ruhe googlen, was man bei den einzelnen Fragen am besten antworten sollte und Dir da Gedanken machen.
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