Oberflächliche Existenzgründungshilfen

Ich bin in letzter Zeit als Experte viel in Gründerforen unterwegs. Dabei muss ich feststellen, dass das Niveau der Fragen und auch der Antworten bei sehr vielen Portalen sehr stark gegen über den Beiträgen von vor ca. fünf Jahren abgesunken sind.

Geht man da wohl zu oberflächlich und voreilig heran, an das Posten? Will man sich doch wirklich ernsthaft mit der Themenstellung "Selbständig" auseinandersetzen, muss man doch viel konkreter an die vermeintlichen Probleme herangehen und diese auch ausformulieren.

Zudem gibt es im stationären und Onlie-Buchhandel viele Werke und Titel zum Thema Existenzgründung, in denen umfassender, ausführlicher, meist auch viel strukturierter und nachvollziehbarer die Vorgehensweise von Gründungsvorhaben vorgestellt werden.

Das wird aber wohl zu viel Ausdauer erfordern. Leider ist es aber auch so, dass jedes Gründungsvorhaben eine Existenzfrage ist, will man sie richtig und nachhaltig betreiben und doch die meisten dann doch wohl auf der Strecke bleiben. In welche Richtung wird es wohl in den nächsten fünf Jahren gehen?

Ich kann verstehen, dass es erschreckend sein kann, wie dumm die Fragen oft sind. Aber ich denke, dass es auch mit der Entwicklung vom Internet zu tun hat. Foren werden immer beliebter und es ist so einfach, dort eine Frage reinzustellen. Das ist schnell getan. Man kann ja nebenher noch selber googeln und auf anderen Wegen versuchen, die Antworten zu bekommen, aber trotzdem auch sehen, was die anderen im Forum dazu sagen. Und so verkehrt ist das auch gar nicht. Wenn im Forum viele unterwegs sind, die die Erfahrungen, die vor einem liegen, schon gemacht haben, ist das eine ganz andere Art sich darüber zu informieren. Ich würde mich so nicht über Gesetze und feststehende Regelungen informieren, aber über den praktischen Teil und wie man mit Schwierigkeiten umgeht schon.

Bücher sind so theoretisch. Und eine große Auswahl kann auch abschrecken. Eigentlich müsste man alle Bücher lesen und vergleichen, um das beste zu finden. Was, wenn nicht überall das Gleiche drinsteht, obwohl doch wenigstens die Gesetze zur Selbständigkeit unumstößlich sein sollten. Aber Bücher darf eben auch jeder Trottel schreiben. Die unterliegen keiner Kontrolle auf Richtigkeit. In einen Forum bekommt jemand, der eine falsche Antwort gegeben hat, oft gleich eins auf den Deckel.

Ich denke oder zumindest hoffe ich, dass die dummen Fragen nur zu Anfang auftauchen und dann auch schnell und unüberlegt gestellt werden. Wenn sich das Vorhaben, sich selbständig zu machen, verfestigt und realer wird, werden hoffentlich auch verlässlichere Informationen herangezogen als diverse Foren.

Wie kann man sich eigentlich erdreisten zu behaupten, dass die gestellten Fragen dumm sind? Für den Fragesteller werden sie wohl wichtig sein und auch wenn man vielleicht selbst beim Lesen lächelt, da man die Antworten als allgemeines Wissen einstuft. Man kann vielleicht an den Fragen erkennen, dass jemand vielleicht die Finger von einer Existenzgründung lassen sollte.

Aber man sollte dabei auch sehen, dass jeder mal begonnen hat und Wissen erst aufgebaut werden muss. Nicht jeder hat eine Ausbildung gemacht, die gleich wichtige Voraussetzungen für eine eigene Existenz mitbringen. Ich selbst habe zum Beispiel eine kaufmännische Ausbildung und kann selbst kalkulieren. Ein gelernter Handwerker hat diese Grundlagen nicht unbedingt und muss sie sich erst aneignen.

Deswegen ist doch seine Frage zum Thema Preisfindung nicht unbedingt als dumm einzustufen. Es fehlt einfach nur das Wissen und man sollte ihm anraten, sich da schulen zu lassen.

Wie kann man sich eigentlich erdreisten zu behaupten, dass die gestellten Fragen dumm sind?

Da der Fragesteller hier nur rein theoretisch existiert, finde ich es nicht sonderlich dreist. Ich hab ja niemanden ins Gesicht gesagt, dass er bescheuert ist. Außerdem sind manche Fragen einfach dumm, im Sinne von "da fehlt noch Wissen". Ich hab ja dann auch ausgeführt, dass einige eben schon ganz am Anfang ihrer Überlegungen Fragen in einem Forum stellen, bevor sie sich noch weitere, verlässlichere Informationen suchen und dadurch schlauer werden. Andere lesen erst ganz viele Bücher und fragen dann nur sehr ins Detail gehende Fragen. Es gibt einfach zwei Vorgehensweisen. Solange man zu irgendeinem Zeitpunkt verlässliche Informationsquellen nutzt, steht einer fundierten Entscheidung nichts im Wege.

Also fehlendes Wissen als Dummheit zu bezeichnen unterstreicht doch deine Einstellung noch, dass Fragende als dumm hingestellt werden. Es geht doch eher darum, dass man zwar eine Ausbildung hat, aber dabei eben nicht unbedingt für die Selbständigkeit das nötige Grundwissen mitbringt. Deswegen ist die Person nicht gleich dumm.

Ich selbst habe vor mehr als drei Jahren eine Frau in die Selbständigkeit begleitet. Die Idee war super und hätte ein Erfolg werden können. Die Frau war auch nicht dumm, aber unfähig auf Menschen zu zugehen. Was sie aber hätte unbedingt machen müssen, wenn sie etwas verkaufen will. Klar, sie hat vieles vorher nicht mal geahnt, was man alles mit bedenken muss und sie hat auch viele Fragen gestellt. Trotzdem war sie eben erst mal nur unwissend in manchen Bereichen.

Jetzt leg das Wort doch nicht so auf die Goldwaage. Wenn ich mit demjenigen hier kommunizieren würde, der so eine Frage gestellt hätte, dann wäre ich schon vorsichtiger in meiner Wortwahl gewesen. Aber es geht doch darum, dass Leute in diesen Foren Fragen stellen, die sie sich durch eine Minute Lektüre der vielen Ratgeberbücher über Selbständigkeit selber beantworten könnten. Und woher das meiner Meinung nach kommt, habe ich schon beantwortet. Die häufige Nutzung des Internets heutzutage hat einfach die Herangehensweise geändert.