Hund nicht abruftbar - Eine Sache des Respektes?
Eine Freundin hat auf Facebook geschrieben, dass sie am Fenster stand und gesehen hat, wie einem Mann der Hund weggelaufen ist und der Mann rufen konnte wie er wollte und nach ihrer Aussagen, die "Töle" nicht gehört hätte. Ich habe ihr darauf geschrieben, dass Hunde eben manchmal auf ihren Ohren sitzen. Da kam dann die Antwort, dass ein gut erzogener Hund nicht auf seinen Ohren sitzt und es eine Frage des Respektes wäre, wenn er nicht aufs Rufen hin kommen würde.
Ich finde den Gedanken etwas seltsam, dass es heißt, dass mein Hund mich dann quasi nicht respektiert, wenn ich ihn rufe und er dann nicht zu mir kommt. Mein Hund kommt eigentlich, wenn ich ihn rufe. Oftmals muss ich eine Hundepfeife benutzen, da ich nicht laut rufen kann und es mit einer Pfeife besser klappt. Aber trotzdem kann es ja immer mal vorkommen, dass auch ein Hund nicht auf Ruf kommt, weil er etwas ganz interessantes gesehen hat. Ist es wirklich dann eine Respektlosigkeit des Hundes, wenn er nicht kommt, wenn Herrchen oder Frauchen ruft?
Ich glaube wirklich, dass das Ansichtssache ist. Der eine sieht es so, wenn der Hund nicht beim ersten Mal hört und nicht beim ersten Ruf sofort ankommt, dann hat dies etwas mit Respektlosigkeit zu tun. Andere wiederum sehen es nicht so eng, wenn sie ihren Hund rufen und der dann erst beim dritten oder vierten Mal hört und ankommt.
Meine Eltern haben auch zwei Hunde und ich bin auch mit Hunden groß geworden, sodass ich sagen würde, dass das nichts mit Respektlosigkeit zu tun hat. Die Hunde meiner Eltern hören eigentlich ganz gut. Wenn meine Mutter die Hunde ruft, dann kommen sie eigentlich auch sofort angelaufen und, wenn sie beispielsweise "Sitz" sagt, dann setzt sich der Hund eigentlich auch hin.
Aber ab und zu haben die Hunde auch keine Lust zu hören, würde ich jetzt mal sagen. Wenn meine Eltern mit den Hunden unterwegs sind und der Hund hat etwas ganz Besonderes entdeckt und schnüffelt an einer Stelle pausenlos herum und in dem Moment ruft meine Mutter den Hund. Dann hört der Hund auch nicht und überhört so gesagt das Wort seines Frauchens, sodass meine Mutter auch öfters den Hund rufen muss, bevor er sich von der spannenden Stelle lösen kann.
Meine Eltern sehen das auch nicht so eng, dass die Hunde nicht immer sofort hören. Immer hin hören sie meistens und sind auch gut erzogen und, dass die Hunde ab und zu mal nicht hören, kommt ja auch nicht so oft vor.
Deine Freundin kennt den Halter und den Hund ja nun mal nicht. Vielleicht war das gerade so eine Situation, dass der Hund keine Lust hatte, zu hören und etwas interessanter fand und der Hund in diesem Moment einfach nicht hören wollte, aber ansonsten richtig gut hört. Man weiß es nicht.
Ich finde es nicht respektlos, wenn man einen Hund nicht richtig erzogen hat und er dann nicht kommt. Man weiß ja aber auch nicht, ob das im beschriebenen Fall der Normalfall mit dem Hund ist oder nicht. Generell finde ich, dass ein Hund schon zu hören hat und ihm eben auch klar sein muss, welchen Rang er in der Rangordnung hat. Ein Hund, dem das nicht klar ist, wird sich aus Menschensicht vielleicht auch respektlos verhalten, weil er nicht hört und meint er wäre der Chef.
Mein Hund kommt eigentlich, wenn ich sie rufe, aber da es eben 2 Jagdhunderassen waren, die sich da gepaart haben, geht sie auch manchmal, ohne zu hören auf die Pirsch und möchte einem Tier nachjagen. Manchmal schaut sie mich vorher noch an und dann gebe ich mein ok und manchmal rennt sie eben einfach los und steht dann planlos im Wald. Das kommt nur selten vor, aber gegen die Natur kann man eben wenig machen und so ein bisschen will ich dem Hund ja auch den Spaß lassen. Ich rufe dann also immer erst, wenn ich sie nicht mehr sehe und dann kommt sie auch eigentlich.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob ein Hund überhaupt in der Lage ist, so etwas wie Respekt zu empfinden. Soweit ich weiß, hat es nur mit der Rangordnung zu tun, ob der Hund gehorcht oder eben nicht. Auch bei Hunden gibt es nämlich die Einstellung, dass der Chef nicht dem Untergebenen gehorcht. Ausnahmen werden da nur gemacht, wenn der Hund eine Belohnung bekommt. Ist der Hund also der Ansicht, er sei der Ranghöhere, dann kommt er auf Rufen nicht. Hält der Besitzer in dem Fall eine Belohnung bereit, kommt es darauf an, welcher Reiz gerade der höhere ist.
Dazu kommen dann noch einige andere Situationen, in denen Befehle immer mal wieder ignoriert werden. Bei Rüden dürfte eine läufige Hündin ausreichen, um sie abzulenken. Außerdem wird vom Hund auch des Häufigeren mal ausgetestet, ob er nicht vielleicht doch nun einen Rang aufsteigen könnte. Manchmal gibt es auch ganz andere Erklärungen. Mein Hund ist im Alter nun taub geworden, hat es aber nie gelernt, auf Handzeichen etc. zu achten. Wir haben uns immer nur durch Rufen verständigt. Und da sie die jetzt kaum noch hört - geringes Hörvermögen ist noch vorhanden -, kann sie nicht mehr gehorchen. Das ist eine Situation, an die ich mich auch immer noch gewöhnen muss, denn aus Gewohnheit rufe ich manchmal immer noch.
Ich finde es nicht richtig, den Fehler auf den Hund zu schieben. Das genau macht man aber, indem man dem Hund ein respektloses Verhalten vorwirft. Das eigentliche Problem sitzt mit Sicherheit am anderen Ende der Leine. Wenn sich ein Hund nicht zuverlässig rufen lässt, würde ich davon ausgehen, dass dem Hund nie beigebracht wurde, dass er kommen muss, wenn er gerufen wird. Ich bin daher auch der Ansicht, dass es sich um ein Erziehungsproblem handelt. Es ist also keine Frage des Respekts, sondern der richtigen Erziehung.
Es kann sicher mal vorkommen, dass ein Hund durch irgendetwas sehr abgelenkt ist und nicht beim ersten Mal rufen kommt. Ein Hund ist keine Maschine und hat sicher auch mal einen schlechten Tag. Allerdings hast du ja geschrieben, dass der Mann laut deiner Freundin machen konnte, was er wollte, ohne dass der Hund kam. Da gehe ich dann schon davon aus, dass der Mann nicht nur ein- oder zweimal kurz gerufen hat. Das spricht dann doch für ein generelles Problem und nicht unbedingt dafür, dass der Hund gerade einfach mal keine Lust hatte, auf sein Herrchen zu hören.
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