Findet Ihr Personen, die etwas „verpeilt“ sind, sympathisch?

Manchmal begegne ich anderen, die etwa verpeilt sind, also gerne mal ein wenig schusselig agieren, vielleicht im Gespräch auch mal den Faden verlieren oder eben etwas durcheinander wirken. Insofern das nicht zu extrem ausgeprägt ist, sondern nur in geringem Ausmaß, dann muss ich sagen, dass das oftmals durchaus sympathisch wirkt und auch fast schon niedlich. Geht es Euch auch o, dass Ihr eine gewisse Verpeiltheit bei anderen durchaus gut findet? Warum empfindet man das wohl so?

Warum das allgemein so ist, kann ich nicht sagen. Ich persönlich mag solche Menschen jedoch total gerne. Sie sind mir wesentlich lieber als irgendwelche "Besserwisser". Die Leute mit dieser Eigenschaft die ich kenne, sind meistens Freigeister und von ihrer ganzen Persönlichkeit her eher originell und einzigartig. Meistens Musiker oder Künstler. Mit solchen Menschen umgebe ich mich ohnehin lieber als mit den Leuten, die generell nur mit dem "Strom schwimmen". Dieser Mut zum nicht perfekt sein und irgendwie immer mit den Gedanken wo anders zu sein weil sie vor Kreativität nur so sprudeln macht sie einfach total symphatisch finde ich.

Es kommt darauf an, wo ich solchen Menschen begegne. Wenn es sich um einen Arbeitskollegen handelt, der so agiert, finde ich es eigentlich nicht sonderlich sympathisch. Dann liegt es nämlich an uns anderen, die Fehler auszubügeln, die er verbockt hat, weil er einfach zu schusselig und abwesend war. Aber sonst finde ich es irgendwie auch sympathisch, wenn jemand ein bisschen schusselig ist. Warum das so ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Irgendwie ist so eine kleine Schusseligkeit ja lustig und das macht einen Menschen für mich direkt sympathischer, als jemand, der alles so verbissen sieht und perfekt machen möchte.

Kann es nicht sein, dass wir sie sympathisch finden, weil wir uns ihnen überlegen fühlen??? Die Leute, von denen hier die Rede ist, finden sich selbst vermutlich nicht verpeilt. Könnt ihr sicher sein, dass ihr nicht auch auf andere als "verpeilt" wirkt?

In meiner Ausbildung hatte ich eine Freundin die oft verpeilt war. Wenn unsere Ausbilderin uns beispielsweise etwas erklärte, verstand sie es oftmals nicht und machte dann viele Fehler. Auch wenn ich mich mit ihr privat unterhielt, verstand sie des öfteren nicht was ich von ihr wollte und fragte ständig nach. Sie war auch eine von den Personen, denen man einen Witz immer erst erklären muss, bevor sie ihn versteht.

Manchmal nervte sie mich mit ihrer Art. Außer dem tat sie mir damit irgendwie leid. Trotz dem mochte ich sie sehr. Es ist nun mal niemand perfekt und wenn man mal von dieser Eigenschaft absieht, war sie eine total tolle Person. Sie war ein sehr ehrlicher und liebenswürdiger Mensch.

Wenn man ein bisschen "verpeilt" ist, manche Sache nicht gleich versteht oder ab und zu mal wieder etwas vergisst, finde ich das nicht weiter schlimm. Meistens ist es dann noch lustig, allerdings kann diese Verpeiltheit auch sehr schnell nerven. Irgendwann muss man doch bestimmte Sachen mal begreifen und merken, dass man mal erst ein bisschen überlegen sollte, um es vielleicht doch zu verstehen. Und wenn man zum zehnten Mal etwas vergessen hat, kann ich auch nicht mehr darüber lachen. Das nervt dann, vor allem wenn andere darunter leiden müssen.

Ich finde es super, wenn andere Leute etwas verpeilt sind, weil ich selbst auch häufig so bin. Dann weiß ich, dass ich immerhin nicht die einzige bin, die ab und zu mal so ist.

Ich denke aber auch, dass man das sympathisch findet, weil man dadurch sofort bemerkt, dass diese Person nicht perfekt ist. Das ist nicht böse gemeint, aber ich finde Menschen, bei denen immer alles glatt läuft und die superorganisiert sind, etwas unheimlich. Vielleicht, weil ich selbst nicht so bin, aber vermutlich auch, weil ich mich in deren Gegenwart unsicherer und irgendwie schlechter fühle.

Außerdem finde ich, dass ein bisschen Verpeiltheit anderer den Alltag auflockert und man darüber lächeln kann. Und wenn man lächelt, dann ist der Tag immer schon gleich viel besser.

Das kommt bei mir ganz, ganz stark darauf an, in welcher Situation ich mit der Person zu tun habe und wie sympathisch sie mir von Natur aus ist. Soll heißen, auf der Arbeit kann ich Verpeiltheit gar nicht gebrauchen und im privaten Rahmen hängt meine Sympathie dafür dass damit zusammen, ob ich die Person ansonsten auf Grund ihres Charakters mag.

Ich habe eine Freundin, die ständig alles verpeilt. Die kommt zu spät zu Verabredungen, hört nicht richtig zu und hat nach drei Minuten schon wieder vergessen, was gerade besprochen wurde. Dabei hat sie aber einen besonderen Charme. Die ist nicht dumm und ungewillt oder ignorant, sondern einfach nur ein wenig durcheinander im Kopf. Darüber ist sie sich bewusst und sie kann selbst darüber lachen. Mich nervt das gar nicht, ich habe mich darauf eingestellt und komme gut mit ihr klar, finde es zum Teil auch sehr lustig. Davon abgesehen ist sie aber bei der Arbeit sehr zuverlässig und konzentriert. Zu Unizeiten haben wir öfter zusammengearbeitet und das hat immer super funktioniert.

Dann hatte ich mal eine Kommilitonin, die nicht nur verpeilt, sondern dabei auch noch strunzendumm und unverschämt war. Der musste man immer alles zig mal erklären, die hat einen trotzdem angeguckt wie ein Auto. Dabei war sie aber super arrogant und selbstverliebt und hat sich über so ziemlich jeden Fehler anderer lustig gemacht. Sowas geht gar nicht.

Ich finde verpeilte Personen sehr sympathisch und komme mit ihnen meistens am Besten klar. In meiner Klasse war mal ein total verpeilter junger Mann, der sogar bei den Lehrern einen unglaublichen Schlag hatte, obwohl er vieles vergessen hatte. Er war sehr sympathisch und hatte dann eben auch den passenden Humor. Ich denke, dass es einfach nur sehr ehrlich ist, wenn man immer mal verpeilt ist und Menschen, die so sind, zeigen eben auch offen ihre Schwächen.

Ich persönliche würde es jetzt nicht unbedingt als sympathisch einstufen, aber es geht schon ein wenig in die Richtung, solange es eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Meistens ist es doch ganz lustig, wenn man jemanden im Umfeld hat, der ein wenig verpeilt ist. So einen Freund gibt es doch in nahezu jedem Freundeskreis, was ja nicht unbedingt etwas schlechtes ein muss. Generell kann man also sagen, dass sie schon unterhaltsam sind, aber bei bestimmten Dingen stellt sich dann auch eine Grenze ein. In meiner Ausbildung gab es auch so einen Typ, der unnormal verpeilt war. Ich musste dann mit ihm zusammenarbeiten und das war alles andere als angenehm oder gar witzig.