Zu lange Wartezeiten im Krankenhaus?

vom 15.03.2013, 20:03 Uhr

Ich war schon mehrmals in der Notaufnahme, sowohl als Patientin als auch als Begleitung und ich habe noch nie einen Angestellten gesehen, der da Däumchen gedreht hat. Die waren alle immer am arbeiten und rennen. Mehr als arbeiten können die Leute aber nicht, das sind auch nur Menschen.

Bei uns in der Klinik werden die Patienten aber tatsächlich nicht der Reihe nach dran genommen. Man hat erst mal ein Vorgespräch und da wird eingeschätzt wie dringend der Fall ist oder ob der Patient nicht sogar abgewiesen bzw. an die Notfallpraxis verwiesen wird.

Das Problem sind nämlich nicht die "frechen" Angestellten, die zu faul sind um ihre Arbeit zu machen, sondern Patienten, die die Notaufnahmen mit Banalitäten verstopfen, mit denen sie problemlos zum Hausarzt gehen könnten. Oder eben in die Notfallpraxis wenn der Hausarzt zu hat. Die Notfallpraxis ist bei uns sogar auf dem selben Gelände wie die Zentrale Notaufnahme und ausgeschildert ist sie auch, deshalb verstehe ich es eh nicht warum so viele Leute in die Notaufnahme rennen mit banalen Problemchen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:deshalb verstehe ich es eh nicht warum so viele Leute in die Notaufnahme rennen mit banalen Problemchen.

Teilweise ist es wirklich einfach nur Unwissenheit. So verstehe ich bis heute nicht warum es unterschiedliche Rufnummern für echte Notfälle und für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst gibt und warum man da nicht einfach eine Leitstelle daraus macht, die dann eben klärt wen man zum Patienten schickt oder wo man den Patienten hinschickt. Das wäre sicherlich einfacher als zu versuchen 80 Millionen Menschen eine zweite Nummer einzutrichtern und den Patienten dann entscheiden zu lassen, wen er jetzt anrufen muss.

Auf der anderen Seite ist es aber eben auch etwas Bequemlichkeit. Die Zahl der tatsächlich abgewiesenen Patienten dürfte ja doch recht überschaubar sein. Keine Klinik, die ich hier in der Gegend kenne, schickt tatsächlich eine nennenswerte Zahl an Bagatellpatienten ohne ärztliche Untersuchung weg. Und machen wir uns jetzt nichts vor. Selbst wenn wir hier von 10 oder 15 Stunden Wartezeit sprechen, setzt sich diese Zeit ja eben auch aus ärztlicher Untersuchung, teilweise Bildgebung, Laboruntersuchung, Ultraschall, EKG und ähnlichen Dingen zusammen.

Das bekommt man so in kaum einer niedergelassenen Praxis an einem Tag alles zusammen. In aller Regel, weiß man am Ende der Notaufnahmeuntersuchung zumindest recht sicher, ob man an einer schlimmen Erkrankung leidet oder nicht. Zum Teil ist man dann sogar fertig fachärztlich untersucht worden und das ohne Termin, ohne wochenlanges Warten und ohne dass man vielleicht sogar mehrfach zu verschiedenen Ärzten musste, bis alles erledigt war. Dafür nimmt der ein oder andere auch gerne mal einige Stunden Wartezeit in Kauf.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selbst arbeite im Krankenhaus und saß auch schon des Öfteren in der Notaufnahme, weil ich ein Talent dafür habe mich zu verletzen. Dementsprechend habe ich da auch schon so einige Stunden meines Lebens damit verbracht, ja was wohl, geduldig zu warten. Was anderes bleibt einem ja auch nicht übrig. Ich habe mich dann immer an den Spruch erinnert "Wer wartet, soll sich glücklich schätzen, weil er kein echter Notfall ist.". Patienten werden im Krankenhaus nämlich nicht nach Wartezeit abgearbeitet, sondern nach Dringlichkeit.

Sicherlich ist es unangenehm mit Schmerzen warten zu müssen und man sieht in der Situation oft nur sich selbst. Allerdings sind grade die Beispiele, die du gebracht hast, zwar schon solche, die eine Behandlung erfordern, aber die Patienten werden nicht versterben, wenn sie eine Stunde warten müssen. Leute, die mit starken inneren Blutungen eingeliefert werden, abgetrennten Gliedmaßen, starken Verbrennungen, Herzinfarkt, Schlaganfall,... Das sind unter anderem die Sachen, die sofort behandelt werden müssen, einfach,weil die Patienten sonst versterben oder auch lebenslange Schäden behalten.

Wenn man wartet, weiß man nie, was hinter den Kulissen abgeht. Man sieht nicht, welche Patienten sofort weiter in den Operationssaal gefahren werden oder welche Patienten grade im Schockraum reanimiert werden. All das geht vor und ist nicht zu vermeiden. Lieber sollte man sich freuen, dass man selbst "nur" einen gebrochenen Finger hat und dort nicht grade liegt und intubiert wird, während das Personal um das Leben des Menschen kämpft.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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