Wie interpretiert ihr 'In Würde alt werden'?

vom 11.03.2013, 13:57 Uhr

Wenn man älter wird, hört man immer wieder mal, dass man doch "in Würde" alt werden soll. Gerade bei Frauen, die im Alter mehr vor dem Spiegel stehen und Falten zählen oder jedes graue Haar mit irgendeiner Farbe übertünchen sind davon betroffen. Aber auch Männer fangen ja schon an die Haare zu färben und sich Termine beim Botoxarzt zu machen.

Ich persönlich würde "in Würde alt werden" so interpretieren, dass man graue Haare und Falten einfach akzeptiert. Aber ich habe auch schon das genaue Gegenteil gehört, wie Leute diesen Satz interpretieren. Sie meinen, dass sie in Würde alt werden, wenn sie im Alter noch jung aussehen. Wie seht ihr das?

Benutzeravatar

» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Man kann auch in Würde alt werden, wenn man sich liften lässt und die Haare färbt. Dadurch geht die Würde nicht verloren. Für mich bedeutet, in Würde alt zu werden, dass ich zu meinem Alter stehe und diesen Lebensabschnitt als genauso wertvoll ansehe wie jeden anderen auch. Wenn ich die ganze Zeit jammern würde, dass ich gerne noch einmal jung wäre, dann wäre das würdelos.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mit dem Aussehen hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Mit 80 Jahren kann man nicht mehr jung aussehen. Auch wenn es 80jährige gibt, die stolz von sich behaupten können, dass sie öfter auf 60Jahre geschätzt werden. Wer in jungen Jahren viel an sich verändert, wird die Folgen später vermutlich noch deutlicher sehen. Wer 40 Jahre oder länger seine Haare gefärbt hat, wird später keine prachtvolle Mähne haben. Aber vielleicht sind bis dahin die Möglichkeiten der Haartransplantation weiter.

Dass sich Botox, aufgespritzte Lippen, Permanent-Make-up, Hautstraffungen und andere Schönheits-Operationen später oft unschön aufs Aussehen wirken, haben wir bereits heute schon gelernt. Vermutlich hat die Pflegeheim-Generation in fünfzig Jahren ein anderes aussehen, als die heutige. Wo heute hängende Haut, Altersflecken, Unreinheiten, etc sind, findet man später vielleicht häufiger Silikonreste, Narbengewebe, verblasste Tattoos und eigenartige Dellen.

Doch das Aussehen hat weniger mit Würde zu tun, auch wenn es vielen im Alter schon wichtig ist. Man möchte also keinen sichtbaren Urinbeutel tragen, bei Haarausfall legt man Wert auf eine Perücke, man geht nicht ohne seine künstlichen Zähne raus, möchte auch Schminke, Lippenstift und modische Accessoires verwenden.

Wichtiger ist jedoch für mich jedoch der Umgang mit alten Menschen. Wird man gut behandelt? Respektvoll und höflich? Sind die Pfleger achtsam oder ist man gar nicht erst darauf angewiesen von anderen gewaschen und zur Toilette begleitet zu werden? Ich denke niemand wünscht sich, in den letzten Jahren seines Lebens gefüttert und in Windeln gewickelt zu werden. Denn sich die Hose vollmachen oder demenzbedingt gar den Inhalt aufs Brot zu schmieren, hat wohl für niemanden etwas mit Würde zu tun.

Benutzeravatar

» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn ich mir heute meinen Rentenbescheid anschaue kann ich schon klar sagen das ich nicht in Würde alte werden kann. Ich würde, wenn es so weitergeht wie bisher, ich bin heute 33, werde ich ungefähr 650 Euro Rente bekommen. Damit sind wir dann schon bei einem der wichtigsten Punkte von "in Würde altern", denn das ist die Versorgung.

Punkt 1 von "in Würde altern" ist die Versorgung im Alter. Bereits heute ist gut jeder dritte Rentner auf Sozialleistungen angewiesen. Bei den aktuellen Preisentwicklungen dürften meine zu erwartenden 600 Euro Rente, gerade für Lebensmittel, Getränke und Grundversicherungen reichen. Ein Auto ist dann schon nicht mehr drin, eine Wohnung auch nicht. Wer "in Würde altern" will der sollte schon in der Lage sein, eine anständige Wohnung zu mieten, oder ein passendes Haus haben. Zusätzlich muss gesichert sein das man sich keine allzu großen Sorgen machen muss wie man lebt. Wer einen vernünftigen Lebensstil hat, der sollte diesen auch halten können, sprich auch am 25.sten noch einen vollen Kühlschrank haben, zwischendurch auch mal Urlaub machen können, oder kleinere Ausflüge dürfen kein Problem sein.

Punkt 2 von "in Würde altern" ist der Gesellschaftliche Status. Man sollte schon von der Familie versorgt werden, diese sollte den Kontakt zu den Eltern halten, und nicht abbrechen. Regelmäßige Besuche, einbinden in das "normale Leben" und so weiter. Wer alleine zuhause rumsitzt, stirbt, und erst nach 4 Wochen wird das festgestellt, weil es im Hausflur stinkt, der ist sicherlich nicht in Würde gealtert.

Das wichtigste beim "in Würde altern" ist und bleibt aber die Familie, denn wer sein ganzes Leben seiner Familie gewidmet hat, und die letzten paar Jahre dann alleine gelassen wird, der altert nicht in Würde, sondern wird vernachlässigt. Jeder von uns kann ein Stück weit dabei helfen das Menschen in Würde altern können! Dazu muss man dem Alter eben nur ein Respekt über zeigen, dann ist schon ein Stück Lebenswert hinzugefügt, und die alten Menschen merken das sie nicht verstoßen werden weil sie eben alt sind. Ich selbst finde es abartig wie manche Menschen die Rentner in ihrer Familie behandeln.

» Frank The Tank » Beiträge: 350 » Talkpoints: 44,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^