Atomkraft, Tschernobyl und die dortige Sicherheitssperrzone

vom 11.03.2013, 11:08 Uhr

Als die Geschichte der Atomkraft 1945 begonnen hat, war Tschernobyl in weiter Ferne und die Katastrophe bzw. deren Auswirkungen wahrscheinlich sowieso jenseits der individuellen menschlichen Vorstellungskraft. Einerseits war eine Waffe entwickelt worden, welche mörderischer und stärker war als alles davor Dagewesene, was Nagasaki und Hiroshima in eindrucksvoller Entsetzlichkeit bewiesen haben. Andererseits stellt sich die fast philosophische Frage, ob die Existenz der Atombombe an und für sich nicht fast eher friedensfördernd wirkt, zumindest was große Weltkriege betrifft, wäre doch ihr Einsatz auf globaler Ebene nichts anderes als purer Selbstmord.

Worauf ich hier aber eigentlich hinaus will, ist Tschnobyl. 1986, als die Katastrophe passiert ist, war die Anlage eigentlich neu (gebaut wurde sie 1977 bis 1983). Soviel ich nachgelesen habe, hat es sich nicht um eine unvermeidbare Katastrophe gehandelt, sondern um ein Zusammenspiel aus einem missglückten technischen Experiment, mangelnder Information des Personals (begünstigt durch das damalige totalitäre System) und daraus folgenden Bedienungsfehlern während des Experiments und in dessen Folge. Alles zusammen hat dann die uns allen bekannte Katastrophe ausgelöst bei der radioaktive Substanzen etwa einen Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert worden ist.

Die ersten Betroffenen, abgesehen vom dortigen Personal, waren wohl die Feuerwehrleute die die unmittelbar entstandenen Brände löschten. Das Gleiche gilt für die Hubschauberpiloten die von oben beim Löschen halfen und den Reaktor in fast 2000 einzelnen Flügen unter einem Berg neutronenbremsendem Material begraben haben. Was ich gelesen habe musste im Endeffekt etwa eine halbe Million Menschen evakuiert werden, nicht dass sie damit komplett "gerettet" worden wären, sie hatten ja so und so schon eine hohe Dosis Strahlung abbekommen; was unter anderem zu massiven Zunahme bei den Schilddrüsenkrebs-Fällen in den betroffenen Gebieten geführt hat.

Auch heute gibt es noch eine 30 km im Radius umfassende Sperrzone, die es auch sicher noch sehr lange geben wird. Mir erscheint das eigentlich recht wenig, also vom Radius her... Wie seht ihr das? Inwieweit wirkt sich die Katastrophe heute noch aus?

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Katastrophe ist wohl eine der wenigen, die über Jahrzehnte hinweg immer im Bewusstsein der Menschen geblieben ist. Sie war also schon ein einschneidendes Ereignis in der Menschheitsgeschichte. Und es hat wohl langfristig bei vielen Menschen auch zum Umdenken im Bezug auf die Atomkraft geführt. Viele Protestaktionen sind wahrscheinlich erst durch dieses Unglück entstanden.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


bellevine hat geschrieben:Auch heute gibt es noch eine 30 km im Radius umfassende Sperrzone, die es auch sicher noch sehr lange geben wird. Mir erscheint das eigentlich recht wenig, also vom Radius her...

Das Problem ist ja, dass sich die Strahlung nicht überall gleichmäßig verteilt hat. So gibt es innerhalb der Sperrzone Gebiete, die eigentlich gar nicht so stark verstrahlt sind. Außerhalb sind dagegen ganze Landstriche eigentlich unbewohnbar. Trotzdem leben die Leute dort, bauen ihre Pflanzen an, halten Nutztiere, fangen Fische aus den Flüssen und essen sie. Was das mit den Menschen macht, kann man nicht sagen. Es gibt ganz unterschiedliche Studien.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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