Mit eigener Persönlichkeit im Reinen sein?

vom 11.03.2013, 10:25 Uhr

Oft kommt es vor, dass man seine eigenen Entscheidungen anzweifelt. Man hinterfragt sich selbst, und kommt vielleicht zu dem Schluss, dass man Fehler gemacht hat. Vielleicht glaubt man auch, dass alles anders gekommen wäre, wenn man sich anders verhalten hätte. Dann glaubt man, dass man seine Persönlichkeit ändern muss.

Bei mir war's zum Beispiel so, dass ich nicht damit umgehen konnte, zum einen im Alltag sehr schüchtern zu sein, und zum anderen auf dem Sportplatz dann doch einen großen Ehrgeiz zu entwickeln und angriffslustig zu sein. Mit der Diskrepanz bin ich schwierig fertig geworden.

Oft habe ich mir auch gesagt, als ich geglaubt habe, etwas falsch gemacht zu haben, dass ich mich ändern möchte. So wollte ich dann an dem einen Tag besonders mutig, am andern auffallend selbstbestimmt und am nächsten wieder besonders seriös sein. Ich kam nicht damit klar, dass ich eine klare Linie nicht durchziehen konnte. Das hat mich dann immer tierisch geärgert, aber ändern konnte ich es nicht.

Ich habe dann festgestellt, dass ich mich überhaupt nicht ändern möchte. Das kam natürlich erst mit höherem Alter (sofern man das in meinen jungen Jahren schon sagen kann), aber jetzt finde ich, dass ich mich gar nicht in eine Schublade pressen muss, um überzeugend zu sein. Ich bin heute froh, mehrere Seiten aufzuweisen, und versuche nicht mehr so streng, mich in irgendeiner Art und Weise einzuschränken. Immerhin habe ich einen Rest meines Lebens auch großen Erfolg gehabt, obwohl ich eben nicht in der einen Situation so reagiert habe, welches vielleicht hätte haben wollen.

Habt ihr auch schon einmal eine solche Situation erlebt? Wolltet ihr auch schon einmal eure Persönlichkeit ändern und habt es vielleicht geschafft oder eben auch nicht? Oder findet ihr, dass man sich von Anfang an so nehmen soll, wie man ist?

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das klingt als hätten wir da was gemeinsam. Ich habe eigentlich meine ganze Schulzeit damit zu kämpfen gehabt, dass ich eher der introvertierte Typ bin, was mich jetzt persönlich damals gar nicht gestört hat und auch bis heute nicht stört. Mein Problem war immer nur, dass von außen an mir herum genölt wurde, weil ich deswegen wohl ein furchtbar schlechter Mensch gewesen sein muss. Das hatte letztendlich die Folge, dass ich den Eindruck hatte (und habe), dass eigentlich nur die große Show und die Außenwirkung zählt und ich habe keine Lust mich anderen beweisen zu müssen, habe ich nämlich nicht nötig.

Genau das vermochte ich als Kind nicht zu vertreten, da setzte der Prozess der Erkenntnis bei mir erst im Erwachsenenalter ein und ich konnte meiner Mutter beispielsweise dann mit Mitte 20 erst erklären, wie sehr sie und meine Lehrer mir in der Schulzeit auf die Nerven gegangen sind. Ich glaube nicht, dass ich meine Persönlichkeit wirklich verändern wollte oder konnte, aber ich habe zumindest ein paar Ecken und Kanten entwickelt, an denen sich Leute stoßen können, die meinen sich zu viel herausnehmen zu dürfen. Abgesehen davon will ich nicht mehr mit den Leuten klar kommen müssen, sondern die sollen halt sehen, dass sie mit mir klar kommen. :wink:

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also das verstehe ich gar nicht, ehrlich gesagt. Ich bin mit mir selbst im Reinen. Natürlich mache ich auch mal Fehler, niemand ist perfekt. Auch hat sich nicht jede Entscheidung unbedingt als positiv entpuppt, aber ich treffe Entscheidungen so, dass ich sie hinterher nicht bereue und selbst wenn das negative Konsequenzen gibt, kann ich sehr gut damit leben, bereue nichts, da ich mir die Entscheidung gut überlegt habe und nicht ohne Grund genauso getroffen habe.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich halte es für ein erstrebenswertes Fernziel, mit seiner Persönlichkeit im Reinen zu sein, was man mit zunehmender Lebenserfahrung im Idealfall immer mehr verwirklichen kann. Wenn man gerade über beide Ohren in der Pubertät steckt, die Hormone verrückt spielen und das Hirn neu verkabelt wird, ist es natürlich schwieriger, ein konsistentes Selbstbild zu entwickeln, als im gesetzten mittleren Alter. Man lernt eben dazu, solange man lebt.

Ich würde von mir auch behaupten, dass ich in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht habe, zumindest, wenn man meine ebenfalls hormon gebeutelte Jugend als Vergleich heranzieht. Aber ich muss auch zugeben, dass mein Selbstbild immer noch erkennbar positiver ist als die objektiv nachprüfbare Wirklichkeit, sprich, dass ich mich gerne für ein bisschen cleverer, witziger, wortgewandter oder selbstloser halte, als mein Verhalten ausdrückt. Aber das geht vielen so, oft gerade denen, die ständig behaupten müssen, dass sie nun mal "so sind" und dass es nicht ihr Problem sei, wenn es den Mitmenschen nicht passt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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