Ist das Berufsbild einer Reinigungskraft negativ behaftet?
Meine Schwester arbeitet zur Zeit als Reinigungskraft in einem Reinigungsunternehmen. Vorher hat sie private Haushalte geputzt. Nun, wo ihre Kinder ein wenig größer sind hat sie bei diesem Reinigungsunternehmen angefangen, wo sie mehrere Stunden arbeiten kann. Sie hat auch eine Ausbildung als Köchin gemacht. Aber die Arbeitszeiten sind nicht so optimal, wenn eine Frau auch noch Kinder hat.
Immer wieder stößt sie auf Vorurteile und auch ihre Kinder müssen sich von manchen Idioten anhören, dass ihre Mutter ja "nur" eine Putze wäre und das kein Beruf wäre und dass so ein Job asozial ist usw. Oft sind es gerade die Kinder von den Familien, die reicher sind und sich eine eigene Putzfrau bzw. Reinigungskraft leisten können. Ich finde so etwas einfach nur schäbig und respektlos und erst Recht, wenn man sich von einer Putzfrau den Hintern auch noch nachtragen lässt und zu hause keinen Finger krümmen muss, weil man eine Putzfrau hat.
Ist denn das Berufsbild einer Reinigungskraft immer noch oder schon wieder so negativ behaftet? Findet ihr es auch so negativ, wenn jemand als Reinigungskraft arbeitet? Warum meint ihr, dass dieses Berufsbild so einen negativen Touch hat?
Ich denke schon, dass der Beruf der Reinigungskraft einen eher schlechten Ruf in der Gesellschaft hat. Das mag damit zusammenhängen, dass die dafür nötigen Qualifikationen doch eher gering sind beziehungsweise viele Menschen damit eine sehr niedrige Qualifikation verbinden.
Das Vorurteil ist vielleicht nicht wirklich gerechtfertigt, da ein Produktionshelfer in der Industrie genauso wenig Anforderungen an seine Ausbildung zu erfüllen hat, dafür aber ein wesentlich höheres Ansehen genießt. Das liegt vermutlich eher daran, dass die Industrieunternehmen selbst oft ein höheres Ansehen genießen und man als Mitarbeiter eines solchen Unternehmen dieses höhere Ansehen quasi "erbt".
Ein anderer Punkt ist, dass die Arbeitsplätze und Büros von vielen Leuten von Reinigungskräften sauber gemacht werden. Damit entsteht vielleicht bei den Leuten der Eindruck, dass die "Putzfrauen" mehr oder weniger Diener sind.
Wir haben auf der Arbeit auch einige Reinigungskräfte. Aber ich habe eigentlich keine schlechte Meinung über diese Leute. Ich bin froh, dass sie ihren Job machen und ich beurteile den Wert einer Person nicht an dem Job, den sie machen. Von daher trete ich ihnen auch mit dem gleichen Respekt gegenüber, den ich auch meinen direkten Kollegen zeige.
Ich würde sagen, dass der Beruf einer Reinigungskraft schon negativ belastet ist, weil manche denken ja sogar, dass die Menschen, die Putzen nichts anderes können als putzen. Außerdem ist der Job auch nicht so gut bezahlt, wenn man eine Wahl hat, dann würde ich nicht als Putzkraft arbeiten. Aber ich habe sehr großen Respekt vor Reinigungskräften, weil nicht jeder so viel Mut hat den Job aus zu führen. Als Putzkraft muss man ja sogar das Gebrochene weg machen, wenn da jemand hin gebrochen hat. Der Job Altenpfleger ist auch so ein Job den ich nie machen würde, weil man da in dem Job auch alte Leute abwaschen muss, weil die alten Leute das nicht mehr selber können. Vor so einem Job habe ich auch vollen Respekt. Aber nochmal zusammen gefasst würde ich jeden raten keine Putzkraft zu werden, weil das ein Job ist ohne richtige Zukunft.
Ich habe immer gedacht, dass der Beruf als Reinigungskraft heute lange nicht mehr so einen schlechten Ruf hat. Ich habe vor ein paar Jahren selbst mal als Reinigungskraft einen kleinen Laden geputzt und da nie auf Unverständnis oder Vorurteile gestoßen. Ich kenne aber auch einige, die schon mal selbst als Reinigungskraft gearbeitet haben.
Vielleicht ist es daher noch etwas anderes, wenn man Kinder hat, die dann mit der Tätigkeit der Mutter aufgezogen und gehänselt werden. Man sagt ja nicht umsonst, dass Kinder grausam sind. Ich denke aber auch, dass es immer noch darauf ankommt, wo man als Reinigungskraft arbeitet. Es macht ja einen Unterschied, ob man Firmen nach Feierabend putzt oder eben Raststättentoiletten schrubbt. Oder auch als Reinigungskraft in einem Kino arbeitet.
Bisher habe ich auch nur erlebt, dass immer noch diese sehr negative Einstellung gegenüber Putzkräften vorhanden ist. Gerade Jugendliche haben vor einer solchen Arbeit wenig Respekt, obwohl sie natürlich erledigt werden muss. Oft wird dabei missachtet, dass der Beruf einer Putzfrau durchaus extrem körperlich anstrengend ist, mal von den teilweise unmöglichen Arbeitszeiten abgesehen. Dass der Lohn nicht zum reich werden ausreicht, ist leider auch selbst verständlich.
Im Grunde ist es ja ein Job wie jeder andere auch. Wie du aber bereits beschreibst, wird er in der Gesellschaft aber als asozial, niedrig, und manchmal auch eklig angesehen. Den Dreck von anderen Leuten weg zu wischen, erfordert in deren Augen eben eine gewisse Erniedrigung.
Momentan arbeite ich in einem Krankenhaus. Hier ist, trotz eigentlich einer sehr angenehmen Atmosphäre, immer noch eine sehr strenge Hierarchie erkennbar. Dass die Ärzte dort ganz oben stehen, verwundert kaum. Ich mache dort ein Praktikum in der Krankenpflege. Auch Krankenpfleger werden oft nicht für Ihre Arbeit entsprechend gewürdigt. Als ich Patientin in einem Krankenhaus war, kam es mir auch so vor, als würden Pfleger selbst kaum etwas tun. Nun, da ich selbst solche Arbeiten erledige, merke ich, dass die Arbeit sehr anspruchsvoll ist, eine Menge Verantwortung erfordert, und die Arbeitszeiten einen extrem fordern. Ich arbeite, selbst als Praktikantin, über zehn Tage am Stück, davon sehr viele Tage ab 5:30 Uhr morgens.
Trotz alledem kann man erkennen, dass, so wenig ich in meiner Rolle als Pflegepraktikantin von den Ärzten beachtet werde, auch die Krankenpflegerinnen die Putzkräfte meistens ignorieren und ihre Arbeit wiederum nicht anerkennen. Soviel also zu dem Versuch, alte Denkweisen und hierarchische Strukturen aufzubrechen. So modern sind wir leider noch nicht.
Für viele ist eine Reinigungskraft auch heute noch die dumme Putze, die den Dreck anderer Leute wegmacht. Dabei wird auch heute noch teilweise angenommen, dass Leute, die einen solchen Beruf ausüben, einfach nichts anderes können. Natürlich ist es nicht so. Für viele ist Putzen eine Ausweichmöglichkeit, wenn sie bei der heutigen Arbeitsamarktlage in ihrem erlernten Beruf nicht mehr unterkommen. Außerdem erfordert selbst die gründliche Reinigung von bestimmten Räumlichkeiten und er richtige Umgang mit Reinigungsmitteln gewisse Kenntnisse, die nicht jeder hat.
Ein gewisser Respekt vor diesem Beruf ist meiner Meinung nach durchaus angebracht. Viele Leute merken gar nicht, was Reinigungskräfte leisten. Man sollte mal allen Reinigungskräften zwei Monate bezahlten Urlaub schenken, damit die Leute sehen, wie es in öffentlichen Gebäuden aussehen würde, wenn dort niemand für die Sauberkeit sorgt. Dieser Vorschlag ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber so würde dem einen oder anderen die Wichtigkeit von Reinigungskräften durchaus bewusst werden.
Stelle dir doch einfach selbst einmal die Frage, ob du es gerne hättest, dass deine Kinder putzen gehen. Falls die Antwort darauf nein lautet, wirst du sehen, dass selbst du gewisse Vorurteile gegen die Tätigkeit einer Putzfrau hegst. Ich denke, dass diese Tätigkeit bei den meisten Leuten nicht besonders angesehen ist, auch wenn manche vordergründig etwas anderes sagen. Fakt ist einfach, dass der Job als Putzfrau nicht unbedingt das ist, was man unter einem Traumjob versteht. Man muss praktisch keine Qualifikationen mitbringen und das Gehalt fällt dementsprechend auch nicht so üppig aus. Das sind schon Faktoren, die dafür sorgen, dass diese Tätigkeit nicht besonders angesehen ist.
Es ist eben ein Job, den man macht, wenn man dringend Geld braucht und auch dann annehmen kann, wenn die eigenen Qualifikationen für keine andere Tätigkeit reichen. Diese Tatsache überträgt sich dann auch auf diejenigen, die eigentlich auch etwas anderes machen könnten. Da viele Leute ein Problem mit Schmutz haben, vor allem mit dem Schmutz anderer, schwingt auch immer ein bisschen Ekel mit. Immerhin reinigt eine Putzfrau auch solche Dinge wie die dreckigen Toiletten anderer Leute.
Dass Kinder sich über ihre Eltern definieren, ist nichts Neues. Eigentlich ist das armselig, weil diese Kinder selbst noch keine Leistungen erbracht haben und nur damit hausieren gehen, was die Eltern beruflich machen. Da schneidet das Kind einer Putzfrau dann natürlich nicht so gut ab wie das Kind einer Ärztin oder einer Ingenieurin. Natürlich ist das nicht richtig, aber Kinder sind einfach so und sie suchen eben immer nach vermeintlichen Schwachstellen bei ihrem Gegenüber.
Ein bisschen lustig ist es, wie du über diejenigen sprichst, die eine Putzfrau haben. Eigentlich sollte man doch froh sein, dass es Leute gibt, die die Dienste von Putzfrauen in Anspruch nehmen. Gäbe es diese nicht, hätte deine Schwester keinen Job.
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