Als schüchterner Typ schnell als Außenseiter angesehen?

Mein Neffe ist ein sehr schüchterner, zurückhaltender Mensch. Das war er schon als Kleinkind und hat sich in der Grundschule und nun auch im Gymnasium nicht geändert. Er hat zwar Freunde, aber diese sind auch eher von der zurückhaltenden Art. Meine Schwester macht sich nun ein wenig Sorgen, weil sie meint, dass er durch seine Schüchternheit gleich auch Außenseiter ist. Ich aber meine, dass auch schüchterne Leute nicht unbedingt auch Außenseiter sind.

Denkt ihr, dass man Schüchternheit gleich mit einem Außenseiter vergleichen kann? Sollte man sich Sorgen machen, wenn man ein schüchternes Kind hat oder wenn man selber schüchtern ist? Seid ihr schüchtern und würdet ihr euch als Außenseiter bezeichnen?

Ich war früher sehr schüchtern und das hat mir auch oft im Weg gestanden, wenn ich Leute kennenlernen wollte oder wenn ich mich in eine Gruppe integrieren wollte. Ein Außenseiter war ich trotzdem nicht. Es hat eben nur länger gedauert Freunde zu finden.

Ich bin heute nicht mehr schüchtern und habe an mir gearbeitet es nicht mehr zu sein. Ich denke, dass man auch mit seinem Kind daran arbeiten sollte, wenn es zusätzlich einen geringen Selbstwert hat, aber nicht, wenn es nur normal schüchtern ist. Manchmal ist es auch nur in der Pubertät so.

Man grenzt sich schon aus, wenn man zu schüchtern ist, auf Leute zuzugehen oder ein Gespräch zu führen, aber eigentlich kenne ich keinen, der schüchtern und ohne Freunde ist und wenn der Sohn nicht über Probleme spricht und Freunde hat, würde ich mir da keine Sorgen machen. Vielleicht ist er in der Schule ja auch nicht so arg schüchtern, wie er zu Hause ist.

Ich bin oder war auch sehr schüchtern. Ich denke ein bisschen ist das bei mir auch nach wie vor geblieben, aber damals war es auch noch extremer. Ich hatte durchaus Probleme damit Freunde zu finden und hatte dadurch meistens nur einen sehr kleinen Kreis an Freunden.

Heutzutage ist das nicht mehr so. Sofern man an sich arbeitet kann man diese Neigung wenig zu reden gut ablegen. Ich sehe es jedoch nicht als großes Problem an. Schüchternheit ist weit verbreitet und legt sich oftmals größtenteils. Es ist auch durchaus gegeben, dass man länger braucht um Freunde zu finden. Ein Außenseiter ist dadurch aber nicht direkt, es kommt immer darauf an was man daraus macht. In der Vergangenheit habe ich es auch so erlebt, dass viele meiner Mitmenschen auch auf mich zugekommen sind und Kontakt aufgebaut haben, dass hat die Sache enorm erleichtert.

Sorgen braucht man sich nicht zu machen, solange dein Neffe nicht direkt bei Gesprächen auf stumm schaltet und nich redet oder reden kann. Die Hemmung auf Menschen zu zugehen ist meiner Ansicht nach völlig normal und lässt sich über Jahre hinweg auch gut ablegen.

Leider Gottes ist es wohl in der Tat so, dass man schnell als Außenseiter abgestempelt wird, wenn man zurückhaltend oder schüchtern ist. Ich war auch ein sehr schüchternes Kind und habe mich nie getraut, mich auch mal anderen gegenüber durchzusetzen. Und eben weil ich auch sehr ruhig war, haben meine Mitschüler vermutlich gedacht, ich wolle nichts mit ihnen zu tun haben. Leider wird man ja dann oft auch als arrogant abgestempelt, so nach dem Motto, man würde sich für etwas Besseres halten, obwohl dem nun gar nicht so ist.

Und bedauerlicherweise zieht sich das wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben. Ich bin heute noch ein zurückhaltender Mensch. Umso mehr Leute ich um mich herum habe, desto ruhiger werde ich, weil ich nicht gerne im Mittelpunkt stehen möchte.

Mein Freund und ich, wir waren mal mit anderen Leuten bowlen. Und im Gegensatz zu einigen anderen, die dann auch vor Freude mal ein wenig herum getanzt oder sich eben über einen Treffer gefreut haben, hatte ich wohl die ganze Zeit die gleiche Mimik. Er hat gemeint, ich hätte gelangweilt gewirkt und es wäre so herüber gekommen, als würde ich mich nicht wohl gefühlt haben. Und das ist genau das Fatale, man ist zurückhaltend und tanzt eben nicht so kindisch aus der Reihe, wie manche und schon wird man gleich als Außenseiter abgestempelt. Und es ist schwer, diesen Ruf wieder los zu werden, leider!

Ich bin selbst auch immer schon schüchtern und zurückhalten gewesen. Das hat sich erst mit der Zeit gelegt, wenn ich die Personen dann besser kannte. Aber Anfangs bin ich sehr schüchtern und auch eher der ruhige Typ. Mir hat damals mal ein Mädchen gesagt, dass sie immer dachte, dass ich eingebildet sei, weil ich nie mit ihr gesprochen habe. Da hat meine Schüchternheit dann wohl getäuscht und einen anderen Eindruck gemacht. Nachher waren wir auch Freundinnen, als sie mir das mal sagte.

Viele Freunde hatte ich aber auch nie. Später habe ich eine kleine Clique kennengelernt, die gleich akzeptiert haben, dass ich eher ruhig bin und ich passte dann irgendwie dazu. Ich weiß, dass Schüchternheit und Zurückhaltung durchaus daran Schuld sein können, wenn man nicht viele Kontakte hat. Es braucht oft einiges an Zeit, bis man da etwas aus sich heraus gehen kann. Bei mir wurde es irgendwann in der Teenager zeit etwas besser. Außenseiter war ich eigentlich nie richtig. Vor allem als ich die Klasse gewechselt habe, wurde es viel besser und ich hatte viel mehr Kontakte.

Nur weil man schüchtern ist, wird man nicht gleich als Außenseiter gelten. Denke ich zumindest, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Um als Außenseiter zu gelten, müssen noch andere Faktoren mit einwirken und wenn man sich mit anderen Leuten umgibt, also wenn man Freunde hat, dann gilt man eigentlich sowieso nicht so schnell als ein Außenseiter.

Schüchterne Leute können dennoch gute Sozialkontakte ausbilden und auch ein schüchterner Mensch kann allgemein hin einen guten Ruf haben und vielleicht sogar "angesagt" sein. Zugegeben, das ist eher selten, es kommt aber dennoch vor. Daher würde ich sagen, dass man sich keine Sorgen machen sollte, so lange es noch keine konkreten Anzeichen dafür gibt, dass man als Außenseiter gelten könnte. Nur weil man schüchtern ist wird man nicht als Außenseiter bezeichnet, wenn man aber schüchtern ist und mit niemanden so wirklich etwas zu tun haben möchte, dann sieht es eben wieder anders aus. Das wäre auch ein Punkt, an dem ich als Elternteil versuchen würde einzuschreiten, und mein Kind vielleicht ein wenig offener werden lassen wollte. Was viel einfacher gesagt ist, als getan.

Ich selber bin immer schon sehr schüchtern gewesen und ich wäre selber auch gerne so etwas wie ein Außenseiter gewesen, weil ich auf viele Menschen um mich herum noch nie Lust gehabt habe, aber ich bin immer relativ beliebt gewesen. Auch, wenn ich einigen Leuten häufig die kalte Schulter gezeigt habe und mich in Situationen mit fremden Menschen sehr zurück gehalten habe und eben deutlich schüchterner gewesen bin als andere Mädchen in meinem Alter.

Ich für meinen Teil bin nicht mehr so schüchtern wie früher. Aber auch früher, als ich schüchtern war, war ich auf keinen Fall ein Außenseiter. Ich denke auch, dass da mehrere Faktoren eine Rolle spielen, damit man zum Außenseiter wird.

Schüchterne Menschen können, wie die meisten hier bereits schrieben, auch sehr gut Sozialkontakte ausbauen und wenn man solche hat, dann ist es eigentlich unmöglich, jemanden als Außenseiter zu bezeichnen. Es sei denn, man bezeichnet die komplette Gruppierung als "Außenseitergruppe", aber das ist eigentlich eher selten, denke ich. Ich denke, deine Schwester muss sich wirklich keine Sorgen machen, da er nichtsdestotrotz Freunde hat. Wäre er schüchtern und ein Einzelgänger würde ich mir wahrscheinlich schon Sorgen machen.