Wird es der Mittelstand bald schwerer haben?
Auf Facebook gibt es immer Mal wieder Bilder, die mich sogar zum nachdenken bringen können. Meistens sehe ich leider nur sinnlose Bilder und denke mir, warum Menschen so etwas posten müssen, aber es gibt zum Glück auch das Gegenteil.
Letztens habe ich zwei Bilder gesehen, die mich zum nachdenken gebracht haben. Auf dem einem war ein 50Euro Schein und ein voller Einkaufswagen. Daneben stand ''Früher''. Darunter nochmal ein 50Euro Schein, allerdings ein kaum gefüllter Einkaufswagen. Daneben stand ''Heute''. Dann habe ich noch ein Bild gesehen, bei dem es um die Allgemein immer steigenden Preise ging und als Text stand so etwas wie ''Der Mittelstand wird es bald sehr schwer haben!''. Ich habe mir beide Bilder etwas länger an geguckt und mir auch überlegt, ob diese Aussagen stimmen.
Mir ist auch schon aufgefallen, dass man heutzutage wirklich weniger für sein Geld bekommt. Wenn ich einkaufen gehe, und ich gucke immer das ich preisgünstige Ware kaufe, dann kommt es mir oft so vor, dass ich früher mehr für mein Geld bekommen habe. Also ich denke schon, dass da etwas Wahres dran ist. Und das der Mittelstand es immer schwerer haben wird, kann ich nicht ganz beurteilen. Ich zähle mich auch zum Mittelstand und natürlich ist es so, dass steigende Benzinpreise oder so sehr nerven, aber hat es der Mittelstand dadurch gleich schwerer? Was sagt ihr zu diesem Thema?
Der Mittelstand hat es sicher schwer, was auch an der Finanzkrise liegt. Die Preise sind in den letzten Jahren gestiegen, das Gehalt ist jedoch gleich geblieben. Sicher haben es so immer mehr im Mittelstand schwer. Ich selber denke, dass es bald gar keinen Mittelstand wie wir ihn kennen, nicht mehr geben wird. Es wird irgendwann so laufen, wie in anderen Ländern, dass man mehrere Jobs haben muss, um zu überleben.
Gerade gestern habe ich auf PHOENIX einen Bericht gesehen, mit einer Familie, die es sehr schwer hat. Der Vater geht Vollzeit arbeiten, da er aber nur einen Mindestlohn bekommt, muss die Familie dennoch vom Staat leben. Sie weigerten sich zur Tafel zu gehen, denn sie denken, dass es noch mehr Menschen geht, denen es noch schlechter geht. Viele Faktoren spielen da eine Rolle. Das wenige Gehalt ist genauso dafür verantwortlich, wie die Arbeitslosigkeit und die hohen Preise. In Spanien gibt es zur Zeit fünf Millionen Arbeitslose, sodass es dort sicher gar keinen Mittelstand mehr gibt.
Ich denke mal, dass es bereits jetzt für viele nicht einfach ist, wenn das Einkommen nicht parallel zu den Preiserhöhungen steigt. Schließlich kann man in der Tat längst nicht mehr so viel kaufen, wie noch vor einigen Jahren für das gleiche Geld. Wenn man in bestimmten Abständen sogar geringfügige Gehaltserhöhungen erhält, so sind während dessen die Preise für Kraftstoff und Nahrung bereits derart in die Höhe geschossen, dass man keinerlei Profit schlagen kann von seinem vermehrten Gehalt. Meist kann man trotz dessen, sogar nur weniger als vorher kaufen, da alles bereits teurer geworden ist.
Und da man nicht so leicht überhaupt Gehaltserhöhungen erkämpfen kann, aber sich teilweise bereits am Rande seiner Lebenshaltungskosten befindet und abgesehen davon bereits auf jeglichen "Luxus" verzichtet, würde ich schon sagen, dass es der Mittelstand nicht einfach hat.
Wieso hat es nur der Mittelstand schwerer? Alle Menschen müssen doch die höheren Preise bezahlen. Ich finde auch gar nicht, dass die normalen Einkäufe teurer geworden sind. Vieles ist sogar billiger als früher, wie beispielsweise Fleisch, Obst, Gemüse und Milch. Teurer geworden sind die Wohnkosten, Gebühren und Abgaben, Benzin und Gas. Das Bild mit dem Einkaufswagen ist völliger Unsinn und sagt gar nichts aus. Man müsste auch Löhne und Gehälter vergleichen.
Der Mittelstand leidet nicht unter den Ausgaben für Nahrungsmittel, sondern an den Abgaben. Als ich noch gearbeitet habe, habe ich mit meinen Steuern zwei Hartz-IV-Empfänger ernährt, die wahrscheinlich auch lieber gearbeitet hätten. Auch die Rentenbeiträge waren ziemlich hoch. Der Mittelstand hat es schwer, weil die Arbeit nicht gerecht aufgeteilt ist und sie alles schultern müssen. Ich hatte keine Vorteile durch irgendwelche Ermäßigungen, ich war genau an einer Grenze, wo ich alles voll zahlen musste, wie beispielsweise Kindergarten, habe aber so viel verdient, dass ich in der Steuerprogression sehr ungünstig lag. Auch auf dem Wohnungsmarkt habe ich keine irgendwie geförderten Wohnungen bekommen. Ich habe geschuftet und Überstunden gemacht und es reichte gerade zum Leben.
Daran geht der Mittelstand zugrunde, nicht an den Brot- und Gemüsepreisen.
anlupa hat geschrieben:Alle Menschen müssen doch die höheren Preise bezahlen. Ich finde auch gar nicht, dass die normalen Einkäufe teurer geworden sind. Vieles ist sogar billiger als früher, wie beispielsweise Fleisch, Obst, Gemüse und Milch. Teurer geworden sind die Wohnkosten, Gebühren und Abgaben, Benzin und Gas. Das Bild mit dem Einkaufswagen ist völliger Unsinn und sagt gar nichts aus.
Also ich denke mal, dass es reichen Leuten weniger schlecht geht, als dem Mittelstand, da es ihnen kaum auffallen dürfte oder nur wenig Schmerzen bereiten sollte, wenn die Preise für Nahrung und Kraftstoff gestiegen sind. Diejenigen aus dem Mittelstand haben an diesen Änderungen aber viel härter zu kauen und jeder Cent, den sie mehr ausgeben müssen, um dasselbe wie vorher zu erhalten, ist für sie deutlich spürbar.
Und ich habe es bei mir in meiner Familie auch gemerkt, dass man vor 10 oder 20 Jahren für 50 € einen randvollen Einkaufswagen hatte, während dieser heutzutage nur spärlich gefüllt ist, wenn die Kassiererin um die 50 € verlangt. Und da noch nicht einmal jeder eine Gehaltserhöhung erhält, während die Preise weiterhin munter steigen, hat man es nicht einfach, selbst, wenn man immer nur die günstigsten Artikel kauft.
Es stimmt ja, dass es dem Mittelstand schlechter geht, aber doch nicht, weil die Preise für den Alltagseinkauf so stark steigen. Das stimmt einfach nicht, siehe zum Beispiels hier , sondern weil die Löhne nicht so stark steigen, wie sie früher gestiegen sind. Die Löhne haben sich der Inflation (die ganz normal ist) nicht angepasst. Das hat aber mit dem Einkaufswagen nichts zu tun. Ich kaufe schon seit 50 Jahren ein und wundere mich manchmal, wie billig Obst, Gemüse, Fleisch und Süßigkeiten sind. Ein Mars hat vor 50 Jahren schon dreißig Pfennig gekostet, mein Taschengeld für eine Woche. Heute bekommt man es oft günstiger. Butter war vor vierzig Jahren so teuer, dass wie uns sie nicht leisten konnten.
Lustig finde ich, wie du dich persönlich zum "Mittelstand" zählen willst, ohne selbst offenbar etwas dazu beizusteuern. Ehrlicher wäre wohl die Einschätzung, aus einer Mittelstandsfamilie zu stammen. Ob du dann persönlich letztlich zur Mittelschicht gehören wirst, zur Oberschicht kommst oder nach untern durchgereichst wird, wird die Zukunft zeigen. Auch ist es interessant, wenn du davon berichtest, dass du "früher" mutmaßlich mehr für dein Geld bekommen hast, ohne festmachen zu wollen, woran du das merkst oder wenigstens was "früher" in dem Fall bedeutet. Ich z.B. würde unter früher z.B. die 80er Jahre sehen und kann mich daran erinnern, dass die "Telefoneinheit" ca. 10 Cent gekostet hat, Zigaretten waren für 1,50 Euro zu haben und das Benin kostete 50 Cent pro Liter - ebenso eine Tafel Schokolade.
Natürlich "steigen" die Preise auf Grund der Inflation. Und dies mal mehr und mal weniger. Dafür gibt es ja auch den Zuwachs bei den Gehältern (wenn es auch in dem Bereich zu einem Missverhältnis in den letzten Jahren gekommen ist). In den 90er Jahren habe ich schon für einen "guten" PC bis zu 2000 Euro ausgeben müssen - und das ist heute nicht signifikant anders.
Wirklich "schwer" wird es der "Mittelstand" letztlich nicht automatisch haben. Aber der Mittelstand tut letztlich viel dafür, dass es schwer wird. Aus nackter Angst, in den Abwärtsstrudel gezogen zu werden, nickt man jede fragwürdige politische Weichenstellung ab, auch wenn dies weitere Verschlechterungen bedeutet. Aber immer in der Überzeugung, dass dies "die anderen" eben noch härter treffen würde.
anlupa hat geschrieben:Es stimmt ja, dass es dem Mittelstand schlechter geht, aber doch nicht, weil die Preise für den Alltagseinkauf so stark steigen. Das stimmt einfach nicht, siehe zum Beispiels hier , sondern weil die Löhne nicht so stark steigen, wie sie früher gestiegen sind. Die Löhne haben sich der Inflation (die ganz normal ist) nicht angepasst. Das hat aber mit dem Einkaufswagen nichts zu tun. Ich kaufe schon seit 50 Jahren ein und wundere mich manchmal, wie billig Obst, Gemüse, Fleisch und Süßigkeiten sind. Ein Mars hat vor 50 Jahren schon dreißig Pfennig gekostet, mein Taschengeld für eine Woche. Heute bekommt man es oft günstiger. Butter war vor vierzig Jahren so teuer, dass wie uns sie nicht leisten konnten.
Soweit ich mich erinnern kann, haben sich die Preise mit der Euroumstellung nahezu verdoppelt, wenn man bedenkt, dass 1 € den Wert von fast 2 DM hatte, so hatte man früher weniger als eine Mark für ein Überraschungsei zahlen müssen, welches heute im Angebot manchmal 0,58€ kostet. Wenn ich nun diesen Preis überschlage, dann kostet das Ü-Ei heute weit über 1 DM. Auch ein Mars, kostet in der 5er Packung umgerechnet mindestens 30 Cent, also knapp 60 Pfennig. Mir scheint es sehr gehäuft, dass die Preise sich zu der Umstellung verdoppelt haben, während die Gehälter (auf den Euro angepasst) halbiert wurden.
Mag sein, dass sich im Laufe der Jahre keine allzu großen Schwankungen ergeben haben - wie es in der Nachkriegszeit und auch in der Umschwungszeit nachvollziehbarer Weise der Fall gewesen war - aber dadurch, dass die Preise bereits zu Beginn recht hoch gehalten wurden und das Gehalt nicht um denselben Anteil gestiegen ist, so hat man nicht dieselben Mittel zur Verfügung, um dasselbe zu erwerben. Allein schon die schwankenden Milch- und Butterpreise der letzten Jahre geben da einem zu denken. Gleichermaßen werden Fahrtkosten stetig teurer - sei es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem privaten Fahrzeug. Unser einer muss sich damit abfinden, dass er mehr zahlen muss, obwohl sein Gehalt gleich bleibt.
Dann erinnerst du dich falsch. Die Preise für Lebensmittel haben sich mit der Euroumstellung nicht verdoppelt. Das ist doch völliger Unsinn. Aldi hat zum Beispiel ganz genau umgerechnet. Die Milch, die vorher ungefähr eine DM gekostet hat, gab es danach für ungefähr 50 Cent. Ich kann mich erinnern, dass mir alles so billig vorkam und ich mir immer wieder sagen musste, dass ich vorsichtig sein müsse, weil das Gehalt ja auch halbiert wurde. Die hauptsächlichen Preissteigerungen betreffen Benzin, Abgaben und Gebühren. Das hat aber mit dem Euro überhaupt nichts zu tun.
Vergleiche einmal ganz konkret die Heizkosten und die Kosten für die Fahrkarten und dann die Preise für Lebensmittel, dann wirst du sehen, was wirklich teurer geworden ist.
Der Mittelstand hat es eigentlich schon seit zig Jahren zunehmend schwerer. Wenn man betrachtet, dass es immer wieder in Statistiken heißt, dass die Schere zwischen arm und reich zunehmend weiter aufklafft, wird doch ganz deutlich, welche Schicht wegbricht: die in der Mitte und die wahrscheinlich vorgegebene Richtung geht da für diese Leute eher nach unten als nach oben. Währenddessen finden Luxusmarken immer noch ihre Abnehmer. Geschäfte, die eher die "Mitte" abgedeckt haben, hatten in den letzten Jahren echte Probleme - man beachte die Karstadtkrise, oder auch Sinn&Leffers hat gewackelt - dafür wiederum wimmelt es in den Innenstädten von Kik und Co.
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