Haben Gefangene ein Anspruch auf Bedürfnisse?
Ich habe mir vor ein paar Tagen endlich Mal wieder Galileo an geguckt und es ging darum, dass Gefangene einmal in zwei Wochen sogar einkaufen können, sofern sie das nötige Geld dafür haben. Also wenn man im Gefängnis arbeitet und Geld verdient, dann hat man sogar die Möglichkeit einzukaufen.
Ich habe mir die Sendung interessiert angeschaut und finde es faszinierend, wie so etwas organisiert wird und so weiter. Allerdings meinte dann der Sprecher, dass man so am Besten auf die Bedürfnisse der Gefangenen eingehen kann. Und da wurde ich ein bisschen stutzig. Die Gefangenen können sich Kaffee und sogar Tabak kaufen und diese beiden Sachen sind auch die meistverkauften Sachen. Ich denke mir, dass alle Gefangene einen Grund haben, warum sie im Gefängnis sind und die meisten wissen das ja auch. Sie haben etwas Verbotenes getan und müssen deswegen ihre Strafe absitzen. Hat man in dieser Situation noch ein Anspruch auf Bedürfnisse? Mir ist klar, dass es auch Menschen sind, aber ich bin nicht der Meinung, dass sie dann noch einkaufen dürfen und so weiter, schließlich haben sie etwas Schlimmes getan und sitzen deswegen im Gefängnis.
Was sagt ihr zu dieser Sache? Denkt ihr, dass die Gefangenen ein Recht auf Bedürfnisse haben oder findet ihr das auch falsch geregelt?
Diese Leute, die im Gefängnis sitzen, werden irgendwann wieder entlassen. Nun stelle Dir einmal vor, wenn diese Menschen komplett kein "normales" Leben haben, wie das Einkaufen, wie sie dann in der Gesellschaft zurecht kommen. Ein Gefängnis dient nicht nur zur Strafe, sondern auch als Sozialisierung. Jeder der im Gefängnis sitzt, hat eine Strafe verdient, aber warum sollte dieser alltägliche Dinge nicht erledigen dürfen?
Sie gehen im Gefängnis auch teilweise arbeiten, damit sie nach der Zeit wieder Fuß fassen können. Wenn Du ihnen alles nimmst, und wenn es solche Kleinigkeiten wie Einkaufen ist, werden diese Menschen später nicht zurecht kommen. Sie werden wieder im Gefängnis landen, weil sie mit der "Welt da draußen" gar nicht mehr klar kommen würden. Jeder hat eine zweite Chance verdient und diese sollte so gut es geht vorbereitet werden.
Wenn Du in Amerika ins Gefängnis gehst, wo solche Möglichkeiten nicht möglich sind, siehst du eine Rückfallquote von über 60 Prozent. Hier ist sie viel weniger, weil für die gefangenen auch etwas getan wird. Sie müssen am Leben teilnehmen und wenn es erst einmal nur im Gefängnis ist.
Klar haben Gefangene Bedürfnisse. Es ist unmöglich, Bedürfnisse zu verbieten. Wenn ich auf Toilette muss oder Appetit auf Schokolade habe, dann ist das ein Bedürfnis, das mir wohl keiner verbieten kann. Die Frage ist nur, ob der Gefangene das Recht hat, dass sein Bedürfnis befriedigt wird. Beim Toilettengang kann man das wohl nicht verhindern, das Bedürfnis, Computerspiele zu spielen, wird aber im Gefängnis nicht befriedigt.
Dein Thread klingt so, als ob die Gefangenen mal kurz zum Supermarkt gehen können, um dort groß zu shoppen. Das ist natürlich nicht so. Sie müssen Kaffee und Zigaretten im Anstaltsverkauf kaufen. Da hätte ich jetzt nichts dagegen einzuwenden. Im Knast ist man so stark eingeschränkt (zu Recht), dass ich persönlich die Zigaretten und den extra guten Kaffee erlauben würde. Die Leute haben eh nicht viel Geld. Von den ungefähr zehn Euro, die sie am Tag verdienen, dürfen sie, soweit ich weiß, ungefähr drei Euro pro Tag im Anstaltsverkauf ausgeben. Außerdem dürfen sie zu gewissen Festtagen Päckchen empfangen, deren Inhalt aber auch festgelegt ist.
Also würde ich deine Frage so beantworten: Ein Recht auf Bedürfnisse gibt es nicht, denn Bedürfnisse hat man. Die Befriedigung der Bedürfnisse ist im Knast stark eingeschränkt und ich würde Zigaretten und Kaffee erlauben.
Erst einmal muss ich dich ein wenig bremsen. Wer in einem Gefängnis sitzt der muss nicht unbedingt etwas "schlimmes" getan haben. Hier kann es viele Gründe für geben. Der Bereich zum Beispiel der Ersatzfreiheitsstrafe ist ein großer Bereich der oftmals eingefordert wird. Hierbei kann es zum Beispiel um nicht bezahlte Bußgeldbescheide gehen, Unterhaltsrückstände wegen Zahlungsunfähigkeit, oder ähnliches. Da gibt es viele Möglichkeiten für. Ich weiß zum Beispiel aus eigener Erfahrung das ein Strafzettel wegen Falschparken, durch einen Umzug bei dem die Post nicht ankommt schnell 5-6 mal so teuer werden kann. So werden aus 25 Euro schnell 150 oder 200 Euro inkl. Ermittlungsgebühren und sowas. Bei einem Arbeitslosen sind das schnell mal 2 Wochen Haft wenn er/sie diese Summe nicht zahlen kann.
Das gefangene "Anspruch" auf Bedürfnisse, vielleicht etwas holprig formuliert, haben ist falsch. Das Recht einkaufen zu dürfen wird zum Beispiel von der Anstaltsleitung freiwillig eingeräumt, genauso wie das Recht auf Freigang, Hafturlaub und Haftbesuch. Das hat nichts mit Menschenfreundlichkeit zu tun!
Zum einen dient das bedienen von Bedürfnissen wie Rauchen, Kaffee, das zur Verfügung stellen eines Fernsehers, eines Fitnessraumes, in manchen Gefängnissen, vor allem der Tatsache den Insassen die Möglichkeit zu geben ein Stück Freiheit zu genießen, und ein bisschen Individualität zu haben. Das ganze sind Privilegien die man nicht einfach so bekommt, sondern sich verdienen muss. So werden zum Beispiel sämtliche Briefe die man schreibt von der Anstaltsleitung kopiert, und mitgelesen. Post darf nicht zugeklebt werden. Erst wenn man durch sehr gute Führung, und bei minderschweren vergehen, in den offenen Vollzug verlegt wird hat man wieder ein Stück Privatssphäre.
Ich kenne mich mit dieser Sache so gut aus, weil ich selbst mal gesessen habe. 2 Monate Ersatzfreiheitsstrafe wegen Pech. Meine damalige Ex-Freundin nutze meinen E-Bay Account und versteigerte dort etwas. Das ist allerdings nie beim Käufer angekommen. Ob sie es jemals verschickt hat, wie sie sagt, oder nicht, kann ich heute nicht nachvollziehen. Fakt war aber das ich zu diesem Zeitpunkt sehr gut verdient habe, und Maddam aus Angst sie würde Ärger mit mir bekommen, die Post abgefangen hat, die diese Sachen betroffen hat. dadurch kam es natürlich irgendwann zu einer Betrugsanzeige, aufgrund derer ich zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen, damals rund 3000 Euro verurteilt wurde, weil der E-Bay Account ja auf mich lief, und somit alles in meinem Namen lief. Zwischenzeitlich hatte sich diese Beziehung aufgelöst, und ich war umgezogen und Arbeitslos geworden. Durch die Tatsache das ich unter anderem das Bundesland gewechselt habe hat die Post so lange gebraucht das alle Fristen längst abgelaufen waren bis ich von der Sache Wind bekommen habe. Die 75 Euro habe ich dem Käufer sofort zurück überwiesen, aber das Urteil stand halt schon. Da ich arbeitslos war konnte ich die 3000 Euro natürlich nicht mehr aufbringen, also hieß es irgendwann ab nach Koblenz in den Knast und Geldstrafe absitzen, Pech gehabt sozusagen, dumm gelaufen!
Deshalb kann ich dir garantieren das diese Privilegien wie einkaufen und sowas hauptsächlich als Druckmittel genutzt werden können, und dazu das starke Raucher zum Beispiel nicht komplett durchdrehen. Bei einer 4 Mann Zelle mit gerade einmal 8-9 Quadratmetern, und Plastik vor den Fenstern so das man nicht mal nach draußen gucken kann, ist das schon eine ganz schöne Belastung. Dabei noch Kaffee und Tabakentzug ist unmenschlich, kann aber wunderbar als Druckmittel benutzt werden sollte ein Insasse mal nicht spuren!
Und das jeder der im Knast gesessen hat gleich ein schlechter Mensch ist, möchte ich mir verbitten. Ich habe in meinem Leben, ich bin jetzt 33, vielleicht 5 Knöllchen wegen zu schnellem Fahren bekommen, und 3-5 mal falsch geparkt, davon 2 mal bewusst und absichtlich, weil ich "nur 5 Minuten" gebraucht habe. Ansonsten habe ich mir nie was zu schulden kommen lassen. Ich arbeite nicht schwarz, ich betrüge niemanden, zahle meine Steuern, helfe Frauen mit Kinderwagen in den Bus, oder Treppen rauf, oder runter, spende für gute Zwecke, zahle meine Steuern und so weiter. Ich bin also ein ganz normaler Bürger wie jeder andere auch, der einzige Fehler den ich gemacht habe war mein E-Bay Passwort weiterzugeben, das hat mich 60 Tage hinter Gitter gebracht....
Ich denke auch, dass man nicht über alle Gefängnisinsassen pauschal urteilen sollte. Wie Frank The Tank ausgeführt hat, können auch unglückliche Gegebenheiten zu einer Gefängnisstrafe führen. Hinzu kommen noch Justizirrtümer und Menschen, die in Beugehaft genommen werden. Klar, viele Insassen haben die Strafe nicht zu unrecht bekommen. Trotzdem sollte die Gesellschaft diesen Menschen zumindest etwas Respekt entgegen bringen.
Man kann natürlich darüber streiten, wie weit die individuelle Freiheit im Gefängnis gehen darf. Allerdings sollte man beachten, dass der gesamte Tagesablauf durchgeplant ist und von einer freien Bewegung innerhalb des Gefängnisses keine Rede sein kann. Deshalb finde ich es in Ordnung, dass Gefangene einen Teil ihres Einkommens für Dinge wie Kaffee und Zigaretten ausgeben dürfen. Der Gefängnisladen ist kein Shopping-Tempel, sondern gleicht eher einem schlecht sortierten Tante-Emma-Laden. Von Luxus kann hier nicht geredet werden.
Ich bin der Meinung, daß Gefangene durchaus ihren Bedürfnissen nachgehen dürfen. Wenn sie Zigaretten oder Süßigkeiten wollen, warum denn nicht? Ich vergönne es diesen Menschen nicht. Immerhin leben sie hinter Gittern, man hat ihnen vorerst das wichtigste genommen, und zwar die Freiheit. Da sind Zigaretten und andere Dinge nur ein kleiner "Trost".
Ich glaube, diese Dinge ersetzen nicht das Gefühl von Freiheit, außerdem sollten Menschen auch nicht ganz "verlernen", wie es ist, einigermaßen normal zu leben. Es ist oft genug der Fall, daß ehemalige Häftlinge gar nicht mehr klar kommen mit dem Leben "da draußen". Sie haben es einfach verlernt, wie es ist, einkaufen zu können, Dinge zu managen etc. Das kommt natürlich auch immer darauf an, wie lange jemand eingesessen hat.
Hast du eigentlich mal an die Menschen gedacht, die jeden Tag im Gefängnis verbringen, weil das ihr Arbeitsplatz ist? Und hast du dir mal überlegt, wie schwer diese Arbeit unter Umständen ist? Und wie viel schwerer sie werden würde, wenn man den Gefangenen Zigaretten, Kaffee und so weiter verweigern würde? Und hast du dir mal überlegt, wie viel schwieriger die Resozialisieren für einen Menschen ist, der jahrelang nicht mal etwas einkaufen konnte? Die Zahl der Menschen, die bei uns bis ans Ende ihres Lebens im Gefängnis bleiben ist sehr gering, die meisten müssen irgendwann mal wieder im Leben klar kommen.
Dein Argument ist jedenfalls genauso undurchdacht wie das Gejammere, das man hier vor einiger Zeit lesen konnte, wo sich jemand beschwert hatte, wie unfair es doch sei, dass es in Gefängniszellen Fernseher gibt.
In meinen Augen hat natürlich jeder Gefängnisinsasse ein Recht auf Bedürfnisse beziehungsweise diese auszuleben, wenn möglich. Ich finde es auch nicht richtig, dass du alle Gefängnisinsassen über einen Kamm scherst, weil es - wie hier erwähnt - auch zu Justizirrtümer gekommen sein könnte und Leute zu Unrecht im Gefängnis sitzen oder einfach nur kleinere Straftaten begangen haben, die mit den großen Straftaten, die du vermutlich meinst, nicht verglichen werden können. Das vorerst wichtigste wurde ihnen ja genommen - eben ihre Freiheit und ihr normales Leben. Sie sollten auch noch wissen, wie es ist, einigermaßen "normal" zu leben und sollten es nicht "verlernen".
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