Informationen per Steckbrief von Verbrechern verbreiten?

Was ich eben gesehen habe, fand ich nicht besonders gut. Im Internet bei Facebook wurde ein Steckbrief von einem Baum abfotografiert und ins Netz gestellt. Dort wurden Hasstiraden und ein kompletter Steckbrief eines Kinderschänders abgebildet. Mit Foto und kompletter Adresse.

Im Fernsehen hört man von solchen Aktionen ja oft. Diese Leute haben ihre Strafe abgesessen. Sicher ist es nicht schön einen Verbrecher in der Nähe wohnen zu haben. Aber ist es nötig, dass man ihnen mit derartigen Hasstiraden entgegen kommt? Wie findet ihr es, wenn man per Steckbrief vor Menschen warnt und auf diesen Steckbriefen auch wirklich noch Hasstiraden weiter gibt? Bei Facebook wurden derartig unschöne Dinge noch darunter geschrieben, dass mir der Mann schon leid tut.

Ich denke, dass man so etwas nicht gut im Griff halten kann und deswegen finde ich eine Warnung an sich sinnvoll. Da würde aber auch eine Liste reichen, wie ich finde. Solche Beschimpfungen sind bei der Tat sicherlich auch irgendwo verständlich, weil es eben um sehr wehrlose Personen geht, aber sie gehen auf jeden Fall zu weit. Dieser Mensch muss ja auch irgendwie sein Leben führen dürfen.

Wenn man das Ganze dann noch online stellt, muss man sicherlich auch strafrechtlich mit Konsequenzen rechnen und ich würde solchen Beschimpfungen keine Plattform in der Form geben wollen. Immerhin macht man sich damit selber strafbar und der Mensch wird in seiner Art zu leben eingeschränkt. Denn selbst, wenn er sich nun im Griff hat, wird er bei einer kleinen Stadt keine Möglichkeiten mehr haben normal zu leben, weil er überall beleidigt wird.

Das Thema Kinderschänder ist ja an sich schon sehr strittig. Da gibt es Menschen, die davon ausgehen, dass man nach einer Behandlung normal werden kann und Menschen, die solche Menschen am Liebsten selber richten würden. Die Meinungen gehen da ziemlich auseinander, aber man sollte eine solche Diskussion nicht bei Facebook durch solche Bilder führen. Das schafft nur Hass und Gewalt.

Bei dem Thema gehen die Meinungen ja sehr weit auseinander und ich selbst wüsste nicht, was ich darüber denken soll. Da bin ich irgendwie auch zwiegespalten: einerseits finde ich, dass die Leute in der Gesellschaft gewarnt werden sollten, weil man nicht wirklich sagen kann, ob ein Mensch, der einmal eine Straftat beging, nach der Behandlung "normal" werden kann oder nicht. Andererseits haben die Straftäter, die ihre Strafe absitzen auch ein Recht, wieder einen Weg in das soziale Leben zu finden.

Vielleicht wäre es wirklich ganz gut, die Leute in der Umgebung irgendwie zu warnen, aber unnötige Panikmache ist irgendwie auch nicht zumutbar. Auch, dass man damit dem potentiell Geheilten mögliche Chancen verbaut ist nicht zumutbar.

Also das Thema finde ich wirklich schwer. Aber was ich auf jeden Fall denke ist, dass man so etwas nicht über eine soziale Internetplattform verbreiten sollte, weil das ja wirklich nie aus dem Internet verschwindet. Wenn ein potentieller Arbeitgeber den Namen des Menschen im Internet googelt, kann das dazu führen, dass er echt überhaupt keine Chancen mehr in der Arbeitswelt hat und generell führt Verbreitung im Internet nur dazu, dass man (teilweise sinnlos) "gemobbt" beziehungsweise fertiggemacht wird.

Warum du geschrieben hast, dass dir der Mann leid tut, verstehe ich nicht. Mitleid mit Kinderschändern ist nicht angebracht. Allerdings ist das eine völlig unangebrachte Sache, ihn so zu brandmarken, erstens derjenigen, die diesen Steckbrief an den Baum befestigten und zweitens derjenigen, die so unverschämt waren, diesen Steckbrief ins Netz zu stellen. In diesem Falle muss sich die Polizei darum kümmern. Und irgendetwas muss geschehen, denn trotz seiner Missetat darf man ihn nicht in der ganzen Welt bloßstellen.

Da man als normaler User nicht nachvollziehen kann, ob die Steckbriefe wirklich von der Polizei ins Netz gestellt worden, verbreite ich so was nicht weiter. Immerhin gibt es leider genug Fakes, die immer mal wieder die Runde machen. Und nur weil da irgendwer etwas verbreitet, muss es eben noch nicht echt sein.

Da ich auch Leute kenne, die in einem ersten Verdacht standen, weiß ich auch wie schnell jemand am Pranger stehen kann, obwohl sie nichts gemacht haben. Da sollte man sehr vorsichtig sein. Ich habe zwar selbst im letzten Jahr einen Aufruf zu mehr Aufmerksamkeit bei dem Thema aufgerufen. Aber da habe ich eben nur die Informationen verbreitet, die wirklich wasserdicht waren und alles nur als Text.

Aber stell dir nur mal vor, du teilst so einen Steckbrief und dann ist die abgebildete Person unschuldig. Diese kann natürlich nachverfolgen lassen, wer alles dazu beigetragen hat, dass sein Gesicht zu dieser Anschuldigung verteilt wird. Wegen so was möchte ich nicht vor Gericht landen.

Das finde ich schon ziemlich nachvollziehbar. Wahrscheinlich sind die Initiatoren dieser Steckbriefe einfach geschockte Nachbarn, die gerade einfach rot sehen und ihren Frust voll und ganz nach draußen lassen. Das ist eine ganz natürliche Reaktion und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass man vielleicht in seiner eingeschränkten Sichtweise ein wenig über das Ziel hinaus schießt.

Ich finde nicht, dass es richtig ist, solche Zettel zu erstellen und öffentlich aufzuhängen. Aber wie gesagt - ich kann es nachvollziehen, dass jemand zu einer solchen Aktion greift. Was ich jedoch absolut nicht richtig finde ist, dass man dann auch noch so private Daten wie eben die Adresse des Beschuldigten mit auf diesen Zettel abdruckt. Das geht dann doch schon zu weit, denn das ist schlechte nachrede und so etwas sollte man tunlichst vermeiden.

Mein Mitleid mit einem Verbrecher hält sich allerdings auch in diesem Bereich so ziemlich in Grenzen, ganz egal ob der Beschuldigte seine Strafe bereits abgesessen hat oder nicht. Die Tat ist begangen worden und dagegen hilft auch eine abgesessene Strafe nichts - und Rückfälle sind ja nun einmal auch sehr häufig. Den Hass und auch eine gewisse Angst kann ich also total verstehen.

Ich verstehe diese ganze Geschichte nicht. Wurde der Mann steckbrieflich gesucht und es handelte sich um einen offiziellen Steckbrief? In dem Fall wäre es schon ungewöhnlich, wenn auch die Adresse des Mannes bekannt wäre. Außerdem wäre es dann noch nicht richtig, die Person auch als Kinderschänder zu titulieren, solange kein entsprechendes rechtskräftiges Urteil aussteht. Oder handelte es sich um einen verurteilten Täter, der nach seiner Entlassung in dieser bestimmten Siedlung wohnt?

Mit einem verurteilten Täter hält sich mein Mitleid doch arg in Grenzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Kinderschänder, einen Mörder oder einen Tierquäler handelt. Für mich persönlich spielt es keine Rolle, ob jemand seine Strafe abgesessen hat oder nicht. So jemand bleibt für mein Empfinden immer eine Person mit einem fragwürdigen Charakter und ich kann verstehen, dass man Straftäter ausschließt und meidet. Das würde ich auch tun.

Aber ich finde es dennoch nicht richtig, wenn man dann solche Steckbriefe an den Bäumen aufhängt und vor irgendwelchen entlassenen Straftätern warnt. Es trifft zwar keine Unschuldigen, aber ich finde es einfach nutzlos. Mir wäre das viel zu viel Aufwand. Ich selbst bin kein Kind mehr und habe auch keine Kinder. Ein Kinderschänder in meiner Gegend wäre mir eigentlich ziemlich egal, aber ich würde eben auch keinen Kontakt mit ihm haben wollen.

Ich würde solche Steckbriefe auch nicht abfotografieren und schon gar nicht bei Facebook oder sonst irgendwo verbreiten. Da muss man auch damit rechnen, dass man selbst wegen Rufmordes belangt wird. Mitleid hätte ich mit dem Täter wirklich nicht, aber ich hätte auch einfach keine Lust, mich in Probleme zu bringen wegen so einer Sache.