Benötigt man alle Statistiken oder sind viele schwachsinnig?

Statistiken muss es geben. Denn woher sollte der einzelne Bundesbürger wissen, was es mit den Dingen auf sich hat. Schließlich sollte jeder den Wunsch haben, ein Teil der erhobenen Statistik zu sein.

Es ist erstaunlich, was so alles herausgefunden wird. Da werden sich Gedanken gemacht, dass seit 47 Jahren dieser Winter der dunkelste und graueste ist. Noch nie schien von Dezember bis jetzt so wenig die Sonne. Glauben die ernsthaft, dass wir Bundesbürger das nicht selbst merken? Müssen sie über alles und jedes eine Statistik führen? Steigt durch solch ein Wissen unsere Laune, weil wir es nun endlich schriftlich haben?

Dieser Schwachsinn wird mit System betrieben. Das statistische NRW-Landesamt wählte sogar die Zimmerpflanzen. Eine noch nie dagewesene Sensation, nicht wahr? So sollen Alpenveilchen die beliebtesten Topfpflanzen sein. Es folgen die Zwiebelpflanzen, wie Tulpen Hyazinthen und Narzissen. Ob das wohl stimmt?

Das sind nun wirklich Sachen, die niemanden interessieren, jedenfalls mich nicht. Aber das Landesamt ist schlau! Es weiß zum Beispiel, dass in einem jeden dritten Single-Haushalt in Nordrhein-Westfalen im Jahre 2011 ein Flachbildschirm vorhanden war. 2009 waren es nur halb so viele. Ob sie demnächst noch Erhebungen machen, wie viele Reserve-Rollen Klopapier im Single-Haushalt lagern? Oder wie viel Eierbecher für den Notfall vorhanden sind ? Denn es geht auf Ostern zu.

Nun wissen wir endlich, wo das fehlende Geld bleibt. Wofür es ausgegeben wird. Ach ja, vom statistischen Landesamt werden zur Zeit noch Haushalte gesucht, die Auskunft geben können, über die am Tagesende fehlende Zeit, wo sie geblieben ist. Wenn ihr euch bewerben wollt, hier.

Ich bin schon der Meinung, dass Statistiken generell wichtig sind. Das ist aber vielleicht auch für einen Naturwissenschaftler ganz normal, denn um mathematische Modelle bilden zu können, benötigt es gewisse Grundlagen, darunter auch eine Vielzahl deskriptiver Statistiken.

Aber man braucht ganz gewiss nicht alle Statistiken, es gibt eine Menge unnötiger Erhebungen, die niemanden wichtige oder auch nur neue Erkenntnisse liefern. Wie eben die Ermittelung der beliebtesten Topfpflanzen, welche man ja auch ganz schnell durch die Verkaufszahlen der Blumenläden ermitteln kann. Dafür muss eigentlich gar keine Bürgerbefragung mehr durchgeführt werden. Es nützt niemanden etwas, diese beliebteste Pflanze zu kennen.

Wenn es aber um Erkrankungen an gewissen Krankheiten in bestimmten Gebieten der Bundesregion geht, dann sieht es doch schon wieder ganz anders aus, denn wenn eine Statistik aufzeigt, dass in einem bestimmten Gebiet besonders viel Magenkrebserkrankte leben, dann muss herausgefunden werden, warum dies so sein könnte. Erdstrahlung könnte eine mögliche Erklärung sein. Aber um auf diese hin zu untersuchen, muss zunächst der Verdacht erweckt werden, was ja nur dann geschehen kann, wenn es eine repräsentative Feststellung gibt. Und dazu eben muss eine Statistik erstellt werden.

Ich denke, dass es gut ist, wenn man seine Zeit, Energie und auch seine finanziellen Reserven dazu verwendet, sinnvolle Studien durchzuführen. Aber es werden viel zu viele Ressourcen für unwichtige Studien ausgegeben, was meiner Meinung nach vermieden werden sollte.

Viele Einzelergebnisse, die in den Medien erscheinen, sind Abfallprodukte wichtiger statistischer Untersuchungen. Dass der Dezember der graueste seit 47 Jahren ist, wird nicht extra erforscht, sondern diese Aussage kommt automatisch aus den Auswertungen von Wetterstatistiken heraus. Übrigens finde ich das schon interessant und hätte es nicht von selbst gemerkt, weil ich den Dezember von vor dreißig Jahren beispielsweise nicht im Kopf gehabt hätte.

Viele Statistiken werden ja auch im Auftrag von Wirtschaftsunternehmen durchgeführt, die Trends aufspüren, um neue Produkte zu entwickeln. Es ist ja durchaus wichtig, zu wissen, wie groß der Bedarf an bestimmten Dingen ist. Für manche Leute machen Statistiken Sinn, die für andere vielleicht keinen Sinn machen. Jeder soll die Statistiken aufstellen, die ihn interessieren. Es muss ja nicht jeden vom Hocker hauen.