Weltweite Nahrungsmittelkrise
Seit ein paar Tagen sind ja die Politiker in Aktionismus verfallen, weil auch ihnen auf einmal aufgefallen ist, dass die Nahrungsmittelpreise steigen, dass Menschen hungern und dass das auch noch zunimmt, weil statt Lebensmitteln Grundstoffe für Biosprit angebaut werden. Darunter leiden natürlich mal wieder die armen Länder, deren Anbaugebiete durch die Monokultur nun auch noch ruiniert wird. Aber auch in Deutschland lohnt es sich mittlerweile mehr, für Biosprit anzubauen, als Nahrungs- oder Futtermittel.
Das alles ist doch aber nicht neu und konnte jedem auffallen, dafür braucht man weder Agrar- noch Wirtschaftsexperte zu sein. Hat aber keinen interessiert. Jetzt auf einmal ist das Geschrei groß. Ich finde, das ist mal wieder ein Zeichen dafür, dass durchweg alle Politiker aller Parteien immer nur kurzfristig denken (das wage ich jetzt mal zu verallgemeinern). Sonst würde doch schon seit langem viel lauter dagegen geredet werden, dass die Versorgung mit Essen zugunsten der Versorgung mit Brennstoff vernachlässigt wird.
Anscheinend wird nur auf Wahlergebnisse geguckt, jetzt wollen alle was ändern und das ganz kurzfristig-wohl in der Landwirtschaft kaum möglich, man kann ja nun schlecht eine Pflanzung rausreißen um schnell eine andere nachzulegen.
Erst haben wir in der industrialisierten Welt die Bodenschätze der ärmeren Länder ausgebeutet, jetzt beschlagnahmen wir auch noch ihr Ackerland.
Das kann doch nicht ewig so weiter- und schon gar nicht gut gehen. Wo bleibt da mal ein sinnvolles Konzept?
Was meint Ihr, ist eine Welthungerkrise noch abzuwenden?
Ich glaube diese Thematik wurde bereits in einigen Wirtschaftunterforen besprochen. Da es bei steigendem Weltbevölkerungswachstum immer mehr Menschen gibt, die mit Nahrung versorgt werden müssen, sollte man sich die Frage stellen, wie viele Menschen die Erde überhaupt tragen kann.
Sollte das Bevölkerungswachstum weiterhin so drastisch zunehmen, gibt es bald nicht mehr genug zur Verfügung stehende Agrarflächen. Das Ganze kann nur behoben werden, indem man das Wachstum auf der Welt stoppt. Entweder durch die nötigen Bildungmaßnahmen und den nötigen sozialen Aufstieg in den Entwicklungsländern oder durch Politik.
In Entwicklungsländern hat jede Familie überdurchschnittlich viele Kinder, weil diese als Arbeitskräfte genutzt werden können und das finanzielle Einkommen sichern. Würden die Arbeitsplätze besser bezahlt, könnte es sich die Familie leisten auf zusätzliche Arbeitskräfte zu verzichten und es würde dann auch weniger Kinder geboren. Man sieht es ja am Beispiel der Industrienationen. Hier haben wir sogar einen Bevölkerungrückgang zu verzeichnen.
In China ist es so, dass es sogar gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Familien nicht mehr als zwei Kinder haben dürfen, damit die Bevölkerung nicht weiter zunimmt. Auch, wenn dieses künstliche Eingreifen in die Bevölkerungentwicklung hart klingt, anders geht es nunmal nicht.
Und das die Politik jetzt auf einmal so einen großen Trara darum macht, finde ich auch ein wenig übertrieben. Die Nahrungsmittelpreise werden weiter ansteigen, wenn die Bevölkerung auch weiter anwächst.
Also so ein Unsinn - befasst euch doch mal mit den Zahlen statt zu raten!
Es gibt im Grunde keine Weltnahrungskrise, da allein 2007 ausreichend Nahrungsmittel produziert wurden um 7,2 Milliarden Menschen zu ernähren! Nichts mit BioSprit, würde man auch wissen, wenn man mal seine Nase in Bücher stecken würde, denn die Anbauflächen für BioSprit bewegen sich im Vergleich zu den Flächen auf denen Nahrungsmittelangebaut werden im 0,x % Bereich.
Und warum hungern Menschen wenn im Grunde alle ernährt werden können? Weil beispielsweise die USA und die EU Überschüsse vernichten oder anderweitig verarbeiten, damit die Weltmarktpreise stabil bleiben!
Mehr gibt`s dazu nicht zu sagen, alles andere zeugt von mangelndem Wissen.
Einfach nur die Überschüsse in anderen Regionen zu verfrachten hilft aber auch nicht, die Erfahrung hat man inzwischen ja auch zur Genüge gemacht. Das einzige was wirklich etwas bringt ist die Vor-Ort Wirtschaft wieder aufleben zu lassen und in etlichen Regionen den Warlords die Zähne ziehen.
Überall dort wo vor Ort Geld in Kleinstprojekte direkt investiert wurde, ging es nach und nach wirtschaftlich nach oben. Ziemlich bekannt sind in dem Zusammenhang jene Darlehnen geworden, welche bevorzugt Frauen eingeräumt wurden, die damit ihre Kleinstbetriebe hochzogen und ihre Familien wieder auf wirtschaftlich intakte Beine stellten. Auch da wo Raum für mehr als die gigantischen Monokulturen gelassen wurde geht es so nach und nach den Leuten besser. Was natürlich der totale Tod dieser Projekte ist, wenn in den entsprechenden Regionen mal wieder die Warlords anfangen ihre Ansichten durchzudrücken und das Land erneut verwüsten.
Einfach nur Nahrung von A nach B zu karren hilft leider eben nicht.
Ich sehe das auch so, noch gibt es genügend Nahrungsmittel und auch genügend Anbauflächen um alle Menschen auf der Erde zu versorgen.
Ausgelöst wurden die aktuellen Preisanstiege eigentlich nur durch die Politik. Und auch das, was die Politik jetzt vorschlägt bringt eher gar nichts, sondern wird die Preisanstiege sogar noch weiter erhöhen.
Einfachstes Beispiel dafür: Die EU und dabei leider wieder mal an vorderster Front unser verbraucherschutzminister Seehofer haben unlängst beschlossen, dass sie das überproduzierte Schweinefleisch nun Ecuportieren wollen. Und zwar stark subventioniert mit je 30 Cent pro Kilogramm. D.h, wir Verbraucher zahlen erstmal Steuern, damit das Fleisch billiger produziert werden kann, dann wird zu viel hergestellt und wir zahlen nochmal Steuern dafür, dass wir das Fleisch billig in andere Länder exportieren.
Die Folgen sind recht einfach: Schein ist nur noch gewinnbringend zu halten, wenn man Unmengen auf einmal herstellt. Ergebnis: riesige Höfe mit Tausenden Schweinen. Folglich gegen immer mehr Kleinbauern auf und damit wird die lokale Kleininfrakstruktur zerstört. Dann sind die Preise so billig beim Export, dass auch ausländische Kleinbauern aufgeben müssen, weil sie diesen Preis nicht unterbieten können. Folglich werden gerade in den Ländern, in denen einen eigene Lebensmittelindustrie dringend notwendig wäre, viele landwirtschaftliche Betriebe vernichtet.
Fällt nun die Exportsubventionierung der EU weg, dann haben die z.B. afrikanischen Länder keine Lebensmittelproduktion mehr, Importe sind für sie aber zu teuer geworden. Und so dreht sich die Spirale immer weiter.
Aus meiner Sicht würde nur ein einziges Konzept wirklich helfen: Abschaffung aller Subventionen für Lebensmittel. Mit den eingesparten Steuergeldern sollten die lieben Politiker allerdings nicht auf andere dumme Gedanken kommen, sondern das sollte komplett durch geringere Steuersätze an die Bürger zurückgegeben werden.
Ich glaub da sind einige Sachen übersehen wurden.
@ Krashkidd: Auch wenn die momentane Anbaufläche für Biosprit noch vergleichsweise gering ist zeichnet sich weltweit ein sehr starke Trend ab auf die entsprechenden Pflanzen umzusatteln, da sie mehr Gewinn bringen. In Indonesien zum Beispiel werden große Teile der Ackerflächen dafür reserviert, in den Vereinigten Staaten sogar 30% der Maisanbaufläche.
Das Bevölkerungswachstum ist nicht der einzige Grund für die Knappheit und die hohen Preise.
Ein relativ gewichtiger Faktor ist der neue Wohlstand in Schwellenländern und jungen Industrienationen, wie zum Beispiel Indien und China. Man gibt sich nicht mehr nur mit Reis und Soja zufrieden, sondern will auch gern mal etwas Fleisch essen. Da die Tiere allerdings einiges zu futtern brauchen und eine tierische Kalorie zwischen 4 und 20 pflanzliche Kalorien braucht um angesetzt zu werden (Die Zahlen schwanken je nach Quelle), geht hierdurch sehr viel Nahrung verloren.
Dazu kommt noch, dass nachdem der Rohstoffmarkt für Bodenschätze, also Eisen, Nickel, Kupfer und so weiter für Spekulanten nicht mehr genug Gewinn abwarf, beziehungsweise ausgereizt war neue Anlagemöglichkeiten gesucht und in der Lebensmittelindustrie gefunden wurden. Dies wurde auch zum Teil durch die Verunsicherung aus der Subprimekrise verstärkt. Wer also zum Beispiel 2006 günstige Futures auf Weizen im Jahr 2008 gekauft hat konnte mit bis zu 100% Gewinn rechnen. Dieser Profit lockte einen Haufen Investoren, die Nachfrage und somit der Preis fingen an zu steigen (Ähnlich wie beim Benzinpreis, wo ca. 10$ je Barrel nur auf Spekulation zurückzuführen seien).
Es gibt also viele Faktoren für die hohen Preise von Nahrungsmitteln und den Mangel an ihnen. Von Heute auf Morgen wird sich daran auch nicht viel ändern lassen, Forschungsgelder wurden gerade in wichtigen Zentren gekürzt, was die sowieso schon langsame Forschung (Bis eine Pflanze gewachsen ist vergeht nuneinmal eine Weile) noch weiter verzögert.
Ich denke, dass die Krise nicht sehr lange anhalten wird, sie gibt aufgrund der hohen Preise der EU die Möglichkeit die Agrarsubventionen zu kürzen, da die Bauern ihre Preise verlangen können und ihre Ware auch los werden, wenn der Preis wieder sinkt werden die Subventionen sicher nicht zurück kommen, dadurch wird die Gesamtlage auf dem Weltmarkt verbessert, da Anbieter aus der Dritten Welt auch rentabel produzieren können und somit die Versorgungslage direkt vor Ort verbessern.
@Nephele: Naja, die Überschüsse zu verschenken bringt natürlich nichts, das ist mir soweit auch klar und zerstört Strukturen vor Ort, nur soll man das auch gar nicht. Ein Verkauf wäre durchaus möglich nur würde der die Preise purzeln lassen, bisher werden diese mittels Subvention und Quotenregel künstlich "hoch" bzw. niedrig gehalten (je nach Standpunkt).
Eine direkte Förderung vor Ort sehe ich auch als sinnvoll an, ist aber noch weniger im Interesse der Industriestaaten als die Quotenüberschüsse bilig zu verkaufen, denn satte Käufer kaufen nichts. Es klingt menschenverachtend aber wir profitieren vom Hunger der anderen.
@Gottfried: Den Wandel bestreite ich nicht, der wird kommen, nur ist es momentan noch nicht so gelagert. Dazu kommt, dass selbst bei dieser Verknappung des Landbaus mit Agrarprodukten für Konsumenten immernoch genug produziert werden kann / poruduziert wird.
Nun,, was heißt die Nase in Bücher zu stecken? Kann ja nicht jeder Wirtschaft studieren und was sonst an Infos zu bekommen ist, widerspricht sich ja oft völlig. Vor fast dreißig Jahren hab ich mich in meinen Öko-Zeiten schon mit dem Thema befasst und damals wurde schon prophezeit, was jetzt eintritt oder übertroffen wird. Man kann doch wohl nicht bestreiten, dass erhebliche Größen an Anbaugebieten für die Spritproduktion verwendet werden? Ebenso wie für die Fleischproduktion natürlich, das ist sowieso auch so ein Ding.
Schön, wenn die Anbaufläche jetzt theoretisch noch ausreicht und das Problem wirklich nur in der Nutzung und Verteilung liegt. Nur gibt es m.E. auch da nicht ehrliche Bemühungen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Für Qualität der Nahrungsmittel im Übrigen auch nicht.
Khadidja hat geschrieben:Nun,, was heißt die Nase in Bücher zu stecken? Kann ja nicht jeder Wirtschaft studieren und was sonst an Infos zu bekommen ist, widerspricht sich ja oft völlig.
Man muss sich nur 15 Minuten mit objektiven Quellen befassen um zu dieser Erkenntnis zu gelangen - sehe ich nicht als zuviel verlangt an. Die sind auch ohne Wirtschaftsstuium allgemein verständlich gehalten.
Khadidja hat geschrieben:Man kann doch wohl nicht bestreiten, dass erhebliche Größen an Anbaugebieten für die Spritproduktion verwendet werden?
Doch kann man wenn man weiß wie sich die Zahlen aufteilen bzw. die Anbauflächen.
Habe vorgestern auf Arte einen Teil einer Reportage gesehen namens "Darwins Alptraum". Ging um die Hungersnot in Tansania und den Viktoria See. Soweit ich das verstanden habe, haben die Leute dort nichts/ nicht genug zu essen, weil die gesamten Fischereiprodukte nach Europa geschifft werden. Es sei nicht einmal - nur - das Problem, dass die Leute kein Geld hätten, vielmehr seien die , Märkte dort so leer gekauft, dass es schlicht weg nichts zu essen gibt.
Die Reste einer Fischfiletierfabrik wurden dann auf einem Pickup geladen, unverpackt, einfach auf die Ladefläche und zu einem Gelände (weiß nicht, wie man das nennen soll) gefahren. Dort "abgeladen", also auf den Boden geworfen und von Arbeitern/ Arbeiterinnen auf "Holzregale" aufgehängt, natürlich im Feien, dh unter der Sonne. Ich will nicht wissen, wie es da richen muss. Dann haben die die überreste gegrillt. Überall waren Maden etc. Ganz schön hart!
Leider habe ich nicht die ganze Reportage gesehen.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-21149.html
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