Würdet ihr euch aus der Kirche werfen lassen?

vom 01.03.2013, 22:36 Uhr

Ich habe schon viel zu viele Kinder bei religiösen Ritualen erduldet, die verständlicherweise gelangweilt waren von dem ganzen Zinnober und deswegen hin und her rennen und quengeln und spielen wollen und Durst haben und so weiter. Mal ganz ehrlich: Natürlich nervt das die anderen Gottesdienstbesucher, die sich vielleicht auf die Inhalte konzentrieren oder auch nur die "Show" genießen wollen, bei allem Verständnis für die Kleinen.

Und eine kirchliche Hochzeit ist nun mal steif und feierlich. Wenn das Brautpaar lockere Kindergartenfest-Atmosphäre gewollt hätte, hätte es wohl eine andere Umgebung gewählt oder sonstwie vorher klar gemacht, dass herumrennende Kinder ihren großen Tag noch viel toller und schöner machen. Dem Geistlichen würde ich jetzt auch keinen Strick daraus drehen: Er muss sich ja schließlich auch auf seine Aufgabe konzentrieren, und das kann keiner, wenn es ständig Unruhe gibt. Und unhöflich im Sinne von "Klappe halten oder raus hier"! war er ja wohl nicht.

Und das Jesus-Argument halte ich auch verfehlt, weil ich mir durchaus vorstellen kann, dass selbst Er gesagt haben könnte: "Entschuldigung, ich halte hier gerade die Bergpredigt, würden sie sich bitte ein wenig zurückziehen, weil ich mich sonst heiser brüllen muss? Ich segne ihr Kind dann hinterher!" ;)

Meiner Meinung nach gebietet es die Höflichkeit, störendes Verhalten von Kindern zu minimieren, und wenn das nicht klappt, sich auch mal diskret zu entfernen. In der Straßenbahn sehe ich das auch nicht so eng, auf dem Spielplatz kann gerne Action herrschen, aber während einer Trauungszeremonie?

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob man hier überhaupt von einem klassischen Rausschmiss sprechen kann, immerhin wurde dir rein wortwörtlich gesehen nur angeboten, die Kirche zu verlassen und die Zeremonie dennoch weiterhin zu verfolgen. Was nun passiert wäre, wenn du gesagt hättest, dass du die Situation im Griff hast und gerne bleiben würdest, vermag ich nicht zu sagen, ich könnte mir aber vorstellen, dass das auch geduldet worden wäre und man dir mit dieser Aufforderung vielleicht nur eine Brücke bauen bzw. auch einen dezenten Hinweis geben wollte, dass es vielleicht besser für den Jungen und alle anderen Gäste wäre, würdest du die Kirche eben kurzzeitig verlassen.

Ganz ehrlich, ich bin keine regelmäßige Kirchenbesucherin und würde somit auch keinen Wert auf die Zeremonie legen, weswegen mich so ein bisschen Gequengel auch nicht großartig stören würde, allgemein mag ich aber bei Veranstaltungen, an denen mein Herz hängt und auf die ich mich konzentrieren möchte, keinen Lärm - und da ist es mir egal, ob wir von lauter Musik, von sich unterhaltenden Erwachsenen oder von quengelnden Kleinkindern reden. Klar sind die ersteren Dinge leichter abzustellen und das Kleinkind kann und sollte nicht ruhig gestellt werden, aber deswegen stört es mich eben leider trotzdem. Vielleicht ging es auch dem Brautpaar und einigen engen verwandten ähnlich, das solltest du bedenken; da ist es dem Priester wohl kaum vorzuwerfen, dass er auch versuchte, deren eventuelle Interessen zu vertreten.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich sehe hier auch keinen Rausschmiss, sondern eine angebotene Möglichkeit. Anders wäre ein Hinweis wie "Würden Sie mit Ihrem Kind bitte draußen warten?" zu werten. Vielleicht hatte der Pastor (Priester gibt es soweit ich weiß nur in katholischen Kirche) auch Bedenken, dass das Kind später bei der Predigt oder so noch lauter wird.

Ich kenne das aus meiner Kindheit. Der Pastor der Gemeinde mochte Kinder sehr und hatte auch mehrere eigene, die aber im Kleinkindalter nie in der Kirche dabei waren, außer zu ihrer eigenen Taufe. Ansonsten waren und sind Kinder gerne gesehen, es gibt auch extra Kindergottesdienste und bei Festen waren später im Gemeindehaus oft auch sehr viele Kinder dabei. Er hatte auch viele afrikanische Gläubiger, die oft ebenfalls sehr viele Kinder dabei hatte, aber eben nicht bei Hochzeiten.

Rausgeschmeißen wollte man mich einmal beinahe aus einem Dom. Ich stand noch im Eingangsbereich und begrüßte dort jemanden, bzw. es gab eine kleine Wiedersehensfreude. An der Tür gab es eine Art geistlichen Wachmann, der direkt herbeigeeilt kam (als wir schon wieder ruhig waren) und andeutete, dass wir entweder ruhig sein sollen oder raus gehen müssen. Wir waren zu dem Zeitpunkt sowieso schon wieder ruhig, entschuldigten und und blieben. Dabei wurden wir jedoch weiterhin genau beobachtet.

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» Trisa » Beiträge: 3216 » Talkpoints: 76,90 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Für mich bedeuten die höflich ausgesprochenen Worte des Pastors doch einen Rausschmiss. Hätte er es härter ausgedrückt, könnte sein, dass er dann Probleme bekommen hätte. Es war für alle Anwesenden eine Störung, aber vor allem für das Brautpaar und den Pastor. Denn dieser musste sich auf seine Tätigkeit besinnen und wurde durch das Quengeln von Jan abgelenkt. Sicherlich wird er die Rede schon oft gehalten haben und auswendig können, aber wie schnell verspricht man sich, wenn die Ablenkung durch das Kind erfolgte. Ich kann völlig verstehen, dass er sich an dich wandte.

Ehrlich gesagt, hätte ich als Mutter aber schon früher die Kirche verlassen. Als Mutter sieht man das Gebrabbel seines Kindes und das unruhige Verhalten als überhaupt nicht schlimm an. Aber in diesem Falle war es das für die anderen Menschen in der Kirche und den Pastor jedoch störend. Umgekehrt könnte man auch fragen, warum du so lange gewartet hast mit deinem Kind die Kirche zu verlassen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Als böse gemeinten Rauswurf würde ich diese Situation ebenfalls nicht bezeichnen. Natürlich hat der Pfarrer dir auf freundliche Weise signalisiert, dass es besser wäre, wenn dein Kind die Trauung nicht weiterhin stören würde, aber scheinbar blieb er dabei freundlich und da er im Recht war, sehe ich hier auch keinen bösen Vorgang. Verübeln kann man ihm das Vorgehen doch nun wirklich nicht. Ich denke auch, dass Eltern nicht immer davon ausgehen sollten, dass man ihrem Kind alles durchgehen lässt. Ich finde es sogar sehr rücksichtslos, wenn man zulässt, dass das eigene Kind die Trauung so massiv stört und dann sogar vom Pfarrer auf diesen Umstand hingewiesen werden muss. Eigentlich müssten Eltern so etwas selbst merken und die Kirche von alleine verlassen.

Kinder können nicht so lange still sitzen, das wird jeder wissen. Aber man sollte dann auch zusehen, dass man abwägt, ob man eine bestimmte Veranstaltung zusammen mit einem kleinen Kind besuchen kann oder nicht. Eine Heirat ist für das Brautpaar etwas ganz Besonderes, da sollte dann auch alles so schön wie möglich ablaufen. Ein nörgelndes Kind, das in der Kirche herumläuft, gehört sicher nicht dazu. Ich habe mit der Kirche nichts am Hut, aber dennoch würde ich nicht auf die Idee kommen, in einer Kirche zu trinken. Auch finde ich es nicht richtig, wenn man dem Kind dort etwas zu trinken oder zu essen gibt. Das finde ich schon ein wenig respektlos.

Ziemlich seltsam finde ich deine Aussage, dass du es dem Brautpaar nicht übel nimmst, dass sie nichts gesagt haben. Das ist schon eine etwas seltsame Sichtweise, weil du nicht in der Position bist, diesen Leuten etwas übel zu nehmen oder auf sie böse zu sein. Vielmehr ist es so, dass sie auf dich hätten böse sein können, weil dein Kind die Zeremonie gestört hat. Vermutlich waren sie einfach froh, dass der Priester endlich etwas gesagt hat. Mir wäre das garantiert so gegangen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also in erster Linie muss ich erst einmal klar stellen, dass es sicherlich kein Rausschmiss mit den Worten: "So jetzt ist aber Ende hier, Sie gehen jetzt" war. Dennoch war es nicht so, dass man mir eine Option wirklich freundlich angeboten hat, sondern es war schon sehr deutlich, dass da vorne eine Tür ist und ich mit meinem Sohn dort besser aufgehoben wäre.

Nun muss ich sagen, dass mein Sohn eben wie gesagt zwar nicht leise war, aber es selbst mich und meinen Mann nicht gestört hat. Er hat sich eben bewegt, was in dem Alter sicherlich auch ganz normal ist. Da wir ganz hinten saßen, und selbst wir mit Kind alles gut und deutlich verstanden haben, bin ich nicht auf die Idee gekommen zu gehen.

Mein Satz, dass ich dem Paar nicht böse bin, dass sie nichts gesagt haben, meinte ich so, dass sie uns explizit mit Jan eingeladen haben. Zur Zeremonie! Ganz ehrlich? Wenn ich meine Freundin bitte ihren Sohn mitzubringen und der dann da vom Priester nicht "erwünscht" ist, dann würde ich mich zumindest schon darüber aufregen. Wen ich auf meiner Hochzeit haben möchte oder nicht, ist ja immer noch meine Sache.

» Kleinnightwish85 » Beiträge: 684 » Talkpoints: 33,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in diesem Beispiel rein gar nichts von einem Rausschmiss lesen kann. Ich finde absolut nicht, dass der Pfarrer dich rausgeschmissen hat und ich finde, dass du völlig übertrieben reagierst, indem du dich so über sein Verhalten aufregst. Ich kann darin absolut nichts Schlimmes erkenne und ich finde, dass der Pfarrer sogar richtig nett reagiert hat. Immerhin hat er sich vielleicht gedacht, dass du es dich nicht traust, mit deinem Kind einfach raus zu gehen, um die Zeremonie nicht zu stören, weshalb er dir sagen wollte, dass das in Ordnung ist.

Einen Rausschmiss würde ich nur dann sehen, wenn der Pfarrer dir klipp und klar gesagt hätte, dass du doch bitte mit deinem Kind die Kirche verlassen sollst. Das hat er jedoch absolut nicht getan und stattdessen hat er dir nur eine Option gegeben, die du wahrnehmen konntest oder auch nicht. Als Rausschmiss würde ich das daher niemals deuten.

Eine Hochzeit ist außerdem der schönste Tag im Leben vieler Paare und ehrlich gesagt würde es mich da auch sehr stören, wenn da ständig ein Kind herum laufen oder reden würde. Wenn es sich um meine Hochzeit handeln würde, dann würde ich das auch nicht wollen. Immerhin ist man dann einfach abgelenkt und kann sich nicht richtig auf die Zeremonie konzentrieren, wenn ein Kind dauernd die Aufmerksamkeit aller Gäste fordert. Da kann ich es gut verstehen, wenn man als Pfarrer den Vorschlag macht, dass das Kind auch hinaus gehen kann. Immerhin möchte er ja auch, dass das Paar eine tolle Hochzeit genießen kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Das selbe ist mir mit meiner Tochter durchaus schon passiert. Sie war damals auch etwa 2 oder 3 Jahre alt und wir waren auf einer Taufe, der Taufe von der Tochter einer Freundin von mir und für meine Tochter war es auch recht langweilig und mein Kind ist ja nun auch nicht „normal“ und da wurde ich dann auch gebeten, mit meiner Tochter doch bitte die Kirche zu verlassen. Ich habe mich in dem Augenblick auch schrecklich gefühlt und bin mit meiner Tochter aus der Kirche gegangen. Ich war auch ziemlich verletzt und traurig darüber.

» freedomsfly » Beiträge: 120 » Talkpoints: 46,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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