Habt ihr euch schon einmal völlig hilflos gefühlt?

vom 25.02.2013, 19:33 Uhr

In manchen Situationen weiß man einfach nicht mehr weiter und man fühlt sich hilflos. Aber oft ist man doch stärker als man denkt und meistert diese Situation dann doch für sich. Gab es bei euch schon mal Situationen, wo ihr gedacht habt, dass ihr das nicht meistern könnt und dass ihr völlig hilflos seid und zuschauen muss, wie etwas zu Grunde geht?

Welche Situation war es wo ihr euch so hilflos gefühlt habt? War es eine Situation, aus der ihr wirklich ganz alleine wieder raus kamt und doch alles sich zum Guten gewendet hat? Wie habt ihr reagiert, als ihr euch hilflos fühltet? Habt ihr andere Leute um Hilfe gebeten und konnten die euch dann aus dieser Situation befreien?

Benutzeravatar

» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kenne das Gefühl oft ziemlich gut. Ich kenne es nicht unbedingt so, dass ich ein Problem habe und deshalb nicht weiterkomme, eher so dass ich eine Situation hatte in denen ich anderen einfach nicht helfen konnte egal wie sehr ich das auch wollte.

Ich habe zum Beispiel eine Freundin, mit welcher ich gemeinsam Leistungssport betrieben habe. Vor einiger Zeit hat sie sich bei einer Übung den Kiefer gebrochen und ich war die erste die bei ihr war. Natürlich haben wir den Krankenwagen gerufen und ihr eine Jacke gegeben und so etwas. Aber sie hatte solche Schmerzen und ich hatte einfach nicht Chance das zu ändern.

Ich habe ihr dann einfach nur meine Hand zum drücken gegeben und später sagte sie mir, dass ihr das sehr geholfen hatte, aber ich habe mich wirklich schrecklich hilflos gefühlt und deshalb verstehe ich das Gefühl sehr gut.

So eine Situation hatte ich nun schon einige Male, aber leider musste ich feststellen, dass ich zwar mit der Zeit ein bisschen ruhiger werde, aber es wird einfach nicht besser dieses Gefühl.

» Zockel » Beiträge: 98 » Talkpoints: 7,42 »


Ich habe mich schon mehrmals sehr sehr hilflos gefühlt und ich denke, dass eigentlich jeder Mensch sich in seinem Leben schon einmal hilflos gefühlt haben wird.

Bei mir war es zum Beispiel einmal in einer Situation mit einem Kleinkind so gewesen. Meine Tante hat mir einfach ihren Säugling in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle mal kurz auf sie aufpassen, sie wäre bald wieder da. Ich, die ich nicht gerade eine große Kinderfreundin gewesen bin, hatte also auf einmal dieses seltsame Lebewesen auf meinem Schoß sitzen, welcher selber ziemlich hilflos gewesen ist, und musste mich dann gut darum kümmern. Ich wusste nicht, wie ich es festhalten soll ohne es zu verletzen und ohne mich dabei selber unwohl zu fühlen und ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mich denn nun verhalten sollte. Ich fühlte mich ganz einfach hilflos und ich bin dann auch heilfroh gewesen, als dann endlich meine Tante wieder zurück gekommen ist.

Oder wenn einem auf der Straße mal wieder ein Trupp ausgebrochener Mastbullen entgegen kommt. Man kann dann ja als schmächtiges Mädchen, wie ich es bin, nicht so viel machen. Auto anhalten, quer auf die Straße stellen - aber dann? Sitzenbleiben und Bedenken haben, dass die Bullen das Auto rammen oder aussteigen und selber platt getrampelt werden? Man muss ja den Verkehr sichern, sich selber aber auch. Und da frage ich mich immer wieder, was ich denn nun tun soll. Meistens bin ich dann mehr oder weniger kopflos, stelle mir einfach vor, dass die Bullen Pferde wären und treibe sie irgendwo in die nächste Weide. Wenn gerade eine da ist. Ansonsten bin ich die Hilflosigkeit in Person, halte mich hinter meinem Auto in Sicherheit, versuche die Tiere nicht daran vorbei gehen zu lassen und hoffe, dass mir ganz schnell jemand hilft.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke auch, dass sich fast jeder schon mal hilflos gefühlt hat und das Gefühl hatte, eine Situation nicht meistern zu können. Ich kenne das Gefühl jedenfalls und mir fällt spontan eine Situation mit einer Freundin ein, der man ansah, dass sie an Magersucht litt und langsam immer dünner wurde. Ich habe mit einer anderen Freundin versucht, mit ihr zu reden, aber darauf ist sie nicht eingegangen, sondern hat die Gespräche abgeblockt. In dieser Situation fühlte ich mich schon sehr hilflos, weil ich überhaupt nicht wusste, was ich machen sollte. Zum Glück ist die Situation später doch noch gut ausgegangen, auch wenn sie nicht auf mich gehört hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Vermutlich stößt jeder immer wieder mal auf solche Situationen, wo er überfordert oder am Ende seiner Kräfte ist. Es kann in vielerlei Hinsicht eintreffen im Beruf oder privat. Oft ist man gezwungen trotz allem auf die Zähne zu beißen und weiter zu kämpfen und irgendwann ist die Situation überstanden und es geht wieder bergauf.

Manchmal hat man auch jemanden der einem in solchen Situationen zur Seite steht und einem unterstützt, dann fällt es einem wohl leichter diese zu bewältigen. Aber manchmal scheint man sich gänzlich allein zu fühlen und bekommt den Kopf einfach nicht aus der Schlinge, weil man sich in einer aussichtslosen Lage zu befinden scheint. Wichtig ist, dass man sich da dennoch versucht irgendwie heraus zu retten, da dies einen sonst auffressen kann und an der Psyche nagen, dass man letztendlich schlimme Depressionen erleidet.

Benutzeravatar

» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich war einmal in einem sehr turbulenten Flug mit Luftlöchern. In dem Moment als das Flugzeug anfing zu wackeln und man Angst bekommen hatte, fühlte ich mich wirklich extrem hilflos. Man kann einfach gar nichts machen außer darauf hoffen, dass die Turbulenzen aufhören und der Pilot den Vogel im Griff hat. Gab auch schon Situationen wo ich einer Aufgabe gegenüber stand und völlig hilflos war weil ich nicht wusste wie ich sie am besten löse. Längere Zeit über hilflos war ich nicht wirklich bisher. Gott sei Dank denn ich denke auch das es langfristig zu gröberen Problemen kommen kann wenn man solche Dinge vor sich herschiebt und sie nicht beiseite räumt.

» krisiun » Beiträge: 498 » Talkpoints: 8,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Während meiner Grundausbildung bei der Bundeswehr habe ich mich absolut hilflos und ausgeliefert gefühlt. Man hat uns da nicht allzu gut behandelt und auch die offensichtlichen Grenzübertretungen (Mobbing, Demütigungen, Tritte gegens Schienbein, die Verweigerung des Zugangs zum Sanitätszentrum, etc. etc.) wurden von uns vor lauter Angst vor unseren Ausbildern nie bei den Disziplinarvorgesetzten angezeigt.

Einer unserer Rekruten hat die Situation damals quittiert in dem er sich einfach auf der Schießbahn das Leben nahm. Aber außer ihm haben wir es ja alle ohne bleibende Schäden überlebt, nachdem die drei Monate um wahren. So einfach bin ich da letztenendes raus gekommen.

» Beltin » Beiträge: 9 » Talkpoints: 3,53 »



Hilflosigkeit ist in jedem Fall eine sehr harte und schwierige Erfahrung. Sie kann sich jedoch, wie ich finde, in unterschiedlichen Facetten äußern. Einmal auf körperlicher Ebene und einmal auf psychischer und emotionaler. Ich denke, die meisten Menschen würden mir zustimmen, wenn ich sage, Letzteres ist ein wenig schlimmer anzusehen. Wobei beides natürlich auch miteinander einhergehen kann.

Jeder muss sich, wie ich denke, im Leben öfters kleineren und größeren Situationen stellen, in denen man sich hilflos fühlt. Das können familiäre Krisen sein, persönliche Tiefs, Schwierigkeiten im Beruf, usw. Hilflos fühlt man sich vielleicht auch, wenn man nachts einen Weg entlanggeht, und einen Fremden hinter sich vermutet. Von solchen Begebenheiten spreche ich hier eher nicht.

Persönlich fällt mir da als erstes mein Scheitern im Leistungssport ein. Jahrelang habe ich für meine Erfolge gekämpft, damals war ich eben noch nicht ganz erwachsen und habe mir viel gefallen lassen. Dabei habe ich mich überschätzt, und musste am Ende gesundheitliche Schäden in Kauf nehmen, die mich mein ganzes Leben lang begleiten werden. Für mich war das ein großes Drama, der mein gesamter Lebensinhalt ist plötzlich vor meinen Augen zerbrochen. Ich habe mich hilflos gefühlt, weil ich einerseits selbst nicht wusste, was ich tun kann, bzw. man meine Fehler nicht mehr rückgängig machen konnte. Andererseits auch, weil die Leute, denen ich bisher vertraut hatte (Trainer, andere Sportler, Funktionäre) nichts unternommen hatten, um mir zu helfen.

Es war ein großer Vertrauensbruch für mich, der mich in eine Krise gestürzt hat. Heute kann ich aber sagen, dass mich diese Erfahrung stärker gemacht hat, denn ich habe mich vom Sport entfernt, ein gutes Abi gemacht und habe Erfolg in meinem Medizinstudium. Hilflosigkeit kann als auch gute Seiten haben.

Benutzeravatar

» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja, ich habe mich schon oft hilflos im Leben gefühlt, aber eine Situation werde ich niemals mehr vergessen. Ich denke oft daran zurück und bin immernoch hilflos und erschüttert darüber, wie es im Leben manchmal so zugeht.

Und zwar betrifft meine "kleine Geschichte der Hilflosigkeit" die Zeit, in der ich meinen praktischen Einsatz auf einer onkologischen Station im Krankenhaus hatte, also einer Krebsstation. Es waren alles gastro-enterologische Tumorerkrankungen, also ziemlich schwere Krankheitsbilder mit schweren Verläufen und meistens tödlichem Ausgang.

Ich kam dahin und sah das ganze Elend und war schon erstmal ganz verblüfft davon, wie Chemotherapien ablaufen und dass ich gar keine Patienten ohne Haare gesehen habe, alles war eben neu. Ich war noch nie auf einer internistischen Krebsstation.

Durch Zufall kam ich mit einer Patientin, die mir sehr lebensfroh und mutig und tapfer erschien ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie aus meiner Gegend kam und wir knüpften so ein bisschen eine Verbindung. Ich dachte noch: Gott sei Dank, geht es nicht allen Patienten so schlecht, zum Glück scheinen es manche auch ganz gut zu vertragen so wie eben diese Patientin.

Ich ging dann nochmal drei Wochen in die Schule und kehrte dann zum zweiten Mal auf die Station zurück. Zur Übergabe hieß es dann plötzlich, dass wir uns schnellstmöglich um einen Platz auf der Palliativstation für die Patientin kümmern müssen. Ich dachte ich hätte mich verhört oder ich verwechselte die Nachnamen, ich dachte, das kann ja gar nicht sein, dass sie bald stirbt, DIESE Patientin doch nicht, der es so gut ging drei Wochen vorher. Ich habe das nicht für möglich gehalten, das war ganz ausgeschlossen für mich.

Und dann kam ich in das Zimmer, wo sie nun neu drin lag und ich dachte, mich trifft der Schlag. Binnen drei Wochen, in denen ich nicht da war, war diese ganze, kleine Frau mit Wasser vollgesaugt, sie hatte eine mords Aszites, also Wasser im Bauch, sie sah aus wie im neunten Monat schwanger, sie war grau, aschfale Gesichtsfarbe, ihre Frisur war ruiniert, sie sah furchtbar aus. Sie brauchte nun auch Hilfe bei allem durch den dicken Bauch, durch die Erschöpfung, die sie auf einmal heimgesucht hatte.

Ich war echt fertig, ich war wie gegen die Wand gelaufen, als hätte mir jemand ein Brett vor den Kopf gehauen. In den folgenden Tagen wurde alles sehr schnell noch schlimmer. Sie litt zunehmend unter Übelkeit, aß nun nichts mehr, bekam künstliche Ernährung über die Venen, sie sah Stunde um Stunde schlimmer aus und ich konnte zusehen, wie sie verfiel oder wie der Volksmund sagen würde, wie sie verreckte.

Nach zwei Tagen erbrach sie dann auch immer wieder Stuhl, sie roch übel, sie roch nach Stuhlgang aus dem Mund, ihr Verstand setzte aus, sie war mürrisch, sie war böse, sie war gereizt, sie war zornig, sie war verwirrt am Ende dann auch, sie lief noch einige wenige Schritte, aber sie erkannte mich nicht mehr, sie faselte zusammenhangslose Sätze, spulte offensichtlich vergangene Situationen ab und redete Sätze daraus und sie war so sehr verzweifelt, tieftraurig und unfassbar hilflos. Sie hätte genau wie ich im Traum nicht daran gedacht, dass der Krebs sie so schnell auffrisst und sie nicht einmal nochmal nach Hause konnte.

Es war der blanke Horror. Zum ersten Mal habe ich miterlebt in meinem Leben, wie der Krebs aussieht, was Krebs aus Menschen macht, wie tückisch leise er Jahre lang sein kann, denn die Frau lebte bereits ein paar Jahre sehr gut mit ihrer Krankheit, und wie schnell dieser Krebs dann auf einmal zuschlagen kann, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet. Es war entsetzlich und sie hat gelitten und ich habe mitgelitten. Wir waren beide hilflos, unendlich hilflos und da gab es nichts mehr, es gab kein Halten mehr, es ging im freien Fall abwärts.

Ich muss auch ehrlich sagen, da es meine erste Patientin war, die ich so begleitet habe, wusste ich auch nicht, was ich tun oder sagen sollte. Ich wusste es einfach nicht, denn welches Wort hätte da helfen sollen! Einem Gläubigen kann ich etwas vom Himmel erzählen und ihn trösten und sagen, dass alles gut wird, aber was ist mit den Leuten, die an nichts glauben. Das habe ich an dieser Patientin gesehen. Da gibt es wirklich keinen Halt mehr, keinen Trost, keine Hoffnung, es ist ein sinnloses Sterben ohne Mut, ohne Zeit und Gelegenheit zu haben, den Tod als solches anzunehmen, es ging dafür auch viel zu schnell.

Ja, da habe ich mich schrecklich gefühlt. Gegen diesen grauenvollen Tod gab es keine Lösung und keine Hilfe. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und habe einfach versucht, wenigstens das Geringste für sie zu tun und das Meiste, was ich hätte tun können. Ich habe jede halbe Stunde nach ihr gesehen, habe ihr zu trinken gebracht, habe ihre Sachen mit zusammengepackt, habe Möbelrücken gespielt, weil sie sich so uneins war mit dem Aufbau des Zimmers, habe ihr Kissen dauernd aufgeschüttelt, sie zugedeckt, bei ihr gestanden, ihr versprochen, die Blumen mit auf die neue Station zu bringen, habe ihre Mürrischkeit ausgehalten und versucht, Ruhe zu vermitteln und letztendlich habe ich sie dann angezogen und sie auf die neue Station mit begleitet und natürlich ihre Blumen mitgenommen. Ich habe sie dort bis ins Zimmer gefahren, sie ins Bett gebracht, ihre Blumen aufgestellt und habe mich von ihr verabschiedet.

Sie hat mich dann auf einmal angelächelt, ich gab ihr die Hand und ja, was wünscht man im wirklich letzten Augenblick? Auf wiedersehen eher nicht, ich wünschte ihr alles Gute und sie lächelte und sagte danke und dann ging ich. Keine sechs Stunden danach ist sie gestorben ohne weitere Verschlechterung.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Jeder hat früher später Situationen, in denen er sich hilflos und vielleicht sogar überfordert fühlt. Ich wäre zum Beispiel hilflos und überfordert, wenn ich in eine Situation verwickelt werden würde, in der ich jemanden reanimieren müsste. Dem würde ich mich spontan gar nicht gewachsen fühlen und wenn es dann noch um Menschenleben geht, fühlt man sich erst recht unter Druck.

Dann habe ich mich schon hilflos gefühlt als ich mit der Bahn irgendwo in der Pampa gestrandet bin und es keine weitere Infrastruktur gegeben hat, um da wegzukommen. Solche Situationen kommen zwar selten vor, aber sie kommen eben vor. Wenn ich in der Großstadt oder in Ballungsgebieten mit der Bahn eine Panne habe, kann ich schnell umsatteln, aber mitten in der Pampa ist das schon schwieriger da wegzukommen und Alternativen zu finden.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^